KSB Göttingen: Roter Kurs, Jg. 3, Nr. 37, 14.12.1972

14.12.1972:
In Göttingen gibt der Kommunistische Studentenbund (KSB) seinen 'Roten Kurs' Nr. 37 (vgl. 29.11.1972, 11.1.1973) heraus mit dem Leitartikel "Senat gesprengt. Wiwi-Berufungsliste vertagt" zur gestrigen Sprengung der Sitzung des Akademischen Senats.

Der Artikel "Das Vertrauen der Arbeiterklasse in ihre eigene Kraft wächst" erscheint zu den Streiks bei Krupp Bochum (vgl. 24.7.1972), Teves Frankfurt (vgl. 27.7.1972), Mannesmann Duisburg (vgl. 9.8.1972, 26.8.1972), Schalker Verein Gelsenkirchen (vgl. 28.8.1972), Burbacher Hütte Saarbrücken (vgl. 14.8.1972), MF Bäuerle Oberkochen (vgl. 30.8.1972), Buckau-Wolf Grevenbroich (vgl. 14.8.1972), Hanomag Hannover (vgl. 12.6.1972), Klöckner Bremen (vgl. 18.8.1972, 25.8.1972), aus der Schleifmittelindustrie in Hannoversch Münden (vgl. 26.10.1972), aus dem Bremer Hafen (vgl. 23.10.1972), von Klöckner Hagen-Haspe (vgl. 1.8.1972) und Klöckner Georgsmarienhütte (vgl. 23.8.1972), von BMW München (vgl. 29.5.1972), Opel Bochum (vgl. 11.10.1972), HDW Kiel (vgl. 2.11.1972), KHD Köln, Mainz und Ulm (vgl. 3.11.1972) und zu den linearen Forderungen zur Metalltarifrunde (MTR) in der IGM Verwaltungsstelle und bei Siemens Braunschweig, in Bremen beim Vulkan, bei Krupp-Atlas-Elektronik und VFW Mitte sowie auf der Jugendversammlung von Klöckner und in Mannheim bei John Deere. Berichtet wird auch:"
In Göttingen war die Bewegung für lineare Erhöhungen allgemein und breit. So hat die IG Metall-Vertreterversammlung ausdrücklich die richtige Forderung nach linearer Lohnerhöhung bestätigt. Auch auf der Versammlung des Jugend- und Erwachsenenarbeitskreises der ÖTV in den Göttinger Kliniken und am Landeskrankenhaus sprachen sich die Kollegen einstimmig für lineare Lohnerhöhungen aus. (vgl. 'der Schrittmacher' Nr. 2, Zeitung der Betriebszelle Universitätskliniken des KB Göttingen, S. 4). Wie in allen anderen Städten versuchten auch in Göttingen die sozialdemokratischen Gewerkschaftsführer den Kampf um lineare Lohnerhöhungen zu sabotieren. So verabschiedete der IG Metall-Vorstand nicht die Forderungen der Kollegen und der Vertreterversammlung, sondern beschloß über die Köpfe der Arbeiter hinweg eine modifizierte Spalterforderung:
30 Pfennig für Arbeiter und 5 %
70 DM für Angestellte und 5 %
60 DM für Auszubildende.
Diese Forderungen - Sockelbetrag und Prozente - vertieft weiterhin die Spaltung der Belegschaften in Arbeiter, Angestellte und Auszubildende. Auf diese Weise versuchen sie den Anschein zu erwecken, den berechtigten Forderungen der Kollegen nach linearer Lohnerhöhung für alle nachzukommen, während sie in Wirklichkeit ihre alte Spalterpolitik fortsetzen." Verwiesen wird auf den 'Metallarbeiter', der von der IGM-Vertreterversammlung am 18.10.1972 berichtete.

Es erscheinen folgende "Fachbereichskorrespondenzen", jeweils unter Verweis auf die entsprechenden Zellenzeitungen des KSB:
- "Kampf gegen Anfängerklausuren und NC in Physik, aus dem Bereich Math/Phys ('Roter Vektor');
- "Angriffe auf die Diskussionsfreiheit in den Seminaren" aus der Geschichte ('Rote Historikerpresse');
- "Für die Berufung demokratischer Hochschullehrer!" aus der Romanistik ('Ca Ira!');
- "Kampf der Verschlechterung der medizinischen Versorgung des Volkes!" aus der Medizin ('Rote Diagnose'); sowie
- "Kampf der politischen Disziplinierung am Deutschen Seminar!" aus der Germanistik ('Rote Germanistenpresse').

Im Artikel "Wo Unterdrückung ist, da ist auch Widerstand! Die demokratische Bewegung an den Hochschulen erstarkt! Kampf den reaktionären Hochschulgesetzen" wird berichtet aus Kiel, aus Bayern bzw. aus Regensburg und von der TU München, aus Bremen, Heidelberg (vgl. 6.12.1972), Tübingen, Konstanz, von den FHS in NRW (vgl. 5.12.1972), aus Berlin (vgl. 9.12.1972, 12.12.1972) und aus Braunschweig vom Streik in der Architektur. Es wird auch ausgeführt:"
Bayern:
Der reaktionäre bayrische Hochschulgesetzentwurf hat Widerstand an allen bayrischen Hochschulen hervorgerufen. In Regensburg lehnten 95 % aller Studenten, die sich an einer vom ASTA initiierten Abstimmung über dieses Gesetz beteiligten, den Entwurf ab. Dies ist bei einer Wahlbeteiligung von 60 % die Mehrheit der Studenten der Regensburger Uni. Allerdings hat die Mobilisierung noch nicht den Grad erreicht, der eine Mehrheit für einen Streik erreicht hätte. Dennoch haben bereits 40 % der Studenten in der Abstimmung dokumentiert, daß sie bereit sind, ihren Widerstand gegen die Angriffe der Reaktion auch mit weiteren Kampfmaßnahmen (u. a. Streik) organisiert umzusetzen.
An allen bayrischen Fachhochschulen haben die ASTen sich gegen den Hochschulgesetzentwurf gewandt.
In München streikten die Studenten der TU, streiken Mediziner, Tiermediziner, Zahnmediziner, die Hochschule für Politik sowie die PH.

Bremen:
Vereinheitlichung des Selektionsinstrumentes NC, macht auch vor der integrationistischen Variante monopolkapitalistischer Bildungsreform nicht halt. So wird auch die 'Reformuniversität' Bremen in den 'Staatsvertrag über die Vergabe von Studienplätzen' einbezogen. Die fortschrittlichen Bremer Studenten, die schon in der Vergangenheit - z. B. in der Berufungspolitik - die 'sozialliberalen' Versprechungen mit der monopolkapitalistischen Wirklichkeit vergleichen konnten, werden sich nicht auf die Bitbriefe des sozialdemokratischen Unirektors von der Vring verlassen, sondern sich in die nationale Kampffront gegen NC und offene Reaktion einreihen.

Tübingen:
ein weiteres Mal ist die Klassenjustiz von einem studentischen Handlanger der Reaktion bemüht worden, um dem ASTA der Uni Tübingen das allgemein-politische Mandat und die Unterstützung des VDS zu untersagen. Die bürgerlichen Gerichte brachten hier ein besonders originelles Urteil zustande: Sie untersagten dem ASTA, die Wahrnehmung des politischen Mandats genauso lange, wie der oben erwähnte reaktionäre Student an der uni Tübingens studiert.

Konstanz:
Der Stuttgarter erzreaktionäre Kultusminister Hahn (vgl. Artikel zu Heidelberg) hat weitere Schwierigkeiten mit der Konstanzer Uni. Die von ihm verfügte Grundordnung für diese Universität (in etwa vergleichbar mit dem bayrischen Hochschulgesetz) ist so reaktionär, daß sie nicht nur von den Studenten entschieden bekämpft wird, sonder daß auch unter den Professoren niemand den Mut findet, diese Grundordnung als Rektor oder Prorektor zu vertreten. Kultusminister Hahn sucht jetzt nach einem geeigneten Staatsbeauftragten. Auch dieser wird auf den entschiedenen Widerstand der fortschrittlichen Konstanzer Kommilitonen stoßen."

Im Artikel "Den Kampf gegen die Reaktion OFFENSIV führen!" werden die intensivierten Aktivitäten von BFdW und RCDS thematisiert und ein Aufschwung der Massenkämpfe festgestellt. Kritisiert werden die Gruppen, die von einer Defensive der Arbeiterklasse ausgehen, wie der SHB/SF und das IK/KHB, welches ebenso wie die KHG mit der Kommunistischen Arbeitergruppe (KAG) Göttingen befreundet sei, die sich am KB orientiere, der in seinem 'Arbeiterkampf' eine "Ermattung der Arbeiterbewegung" behauptete.
Q: Roter Kurs Nr. 37, Göttingen 14.12.1972

Goettingen_Roter_Kurs228

Goettingen_Roter_Kurs229

Goettingen_Roter_Kurs230

Goettingen_Roter_Kurs231

Goettingen_Roter_Kurs232

Goettingen_Roter_Kurs233

Goettingen_Roter_Kurs234

Goettingen_Roter_Kurs235



[ Zum Seitenanfang ]   [ vorige Ausgabe ]   [ nächste Ausgabe ]   [ Übersicht ]   [ MAO-Hauptseite ]