KSB Göttingen: Roter Kurs, Jg. 4, Nr. 43, 28.11.1973

28.11.1973:
In Göttingen gibt der Kommunistische Studentenbund (KSB) seinen 'Roten Kurs' Nr. 43 (vgl. 8.10.1973, 12.12.1973) heraus mit dem Leitartikel "Bilanz des Semesters nach 6 Wochen: Unruhe an allen Fachbereichen", wozu es heißt:"
Die Unruhe an Göttinger Hochschulen wächst. Am schärfsten kommt sie bei den Studienanfängern zum Ausdruck. Der Unmut der Studenten richtet sich gegen die Abstraktheit und Unverständlichkeit der Wissenschaft, die ihnen dargeboten wird und gegen die reaktionären Formen, die damit verbunden sind: Einführung neuer Scheine und Klausuren, Teilnahmebeschränkungen, überfüllte Lehrveranstaltungen. Er richtet sich gegen die sture Paukerei, die aus all dem folgt.

Statistik für Wiwis oder Sowis, Mathe für Chemiker, Experimentalphysik für Biologen und Landwirte, Physikpraktikum für Mediziner, oder wie sie alle heißen mögen, diese 'Hilfswissenschaften', diese 'methodischen Grundgerüste usw., gegen sie richtet sich zunächst der Widerstand der Studenten." Es wird auch berichtet wird aus der Psychologie sowie aus einem Lehrbuch der Wirtschaftspolitik von der Leugnung der Klasseninteressen des Kapitals und fortgefahren:"
So wird in der Chemie versucht, die Gefahren der Anwendung der Chemie für die Umwelt zu verschweigen oder zu verharmlosen. Die Chemiker befassen sich nur damit, wie irgendetwas funktioniert, aber nicht damit, welche, welche Folgen etwa bestimmte giftige Verbindungen haben, die durch Industrieabgase in die Luft abgegeben werden. Indem sie so tun, als betrieben sie 'wertfreie' Forschung, verfolgen sie in Wirklichkeit das Klasseninteresse der Bourgeoisie, die eben tatsächlich kein großes Interesse am Umweltschutz hat, sondern für die der Profit an erster Stelle steht.

Aber Scheine, Klausuren und Prüfungen aller Art sind nur die Spitze des Eisbergs. Die GESAMTEN Studienbedingungen entsprechen dem Charakter der bürgerlichen Wissenschaft, sind nicht auf Kritik und Diskussion angelegt, sondern auf mühevolles Pauken.

Entsprechend richtet sich der politische Kampf der Studenten, die sich mit der Wissenschaft auseinandersetzen wollen, auch nicht nur gegen den 'Leistungsdruck', sondern gegen alle diese reaktionären Studienbedingungen. Im überfüllten Mollenhauer-Seminar bei den Pädagogen erkämpften sie sich Arbeitsgruppen. Bei den Germanisten setzen sie der chaotischen Anfängerausbildung (Dozent Lang: 'Ich bin ein Chaot.') die Forderung nach Seminarplänen entgegen und konnten sie teilweise durchsetzen. Am Sport-Institut kämpfen sie gegen die Teilnahmebeschränkungen."

Weitere Artikel sind:
- "Was steckt hinter der 'Energiekrise'?" zur Ölkrise;
- "Griechenland: Die Junta wird ausgewechselt";
- "Berufsverbote: Die Landesregierung zeigt ihr wahres Gesicht" zur Ministerpräsidentenkonferenz (vgl. 20.9.1973) bzw. dem Berufsverbot gegen U. Müller;
- "GEW-MV: eine schlappe für die rechten Gewerkschaftsführer" (vgl. 24.10.1973);
- "Prüfungsverschärfung am Sowi-FB erfolgreich abgewehrt!";
- "Katastrophale Studiensituation am Sportinstitut";
- "Medizin: Unsere Forderungen zum Internatsjahr";
- "Italienischer KP-Chef für 'autonomes' Europa" aus der 'Süddeutschen Zeitung' vom 23.11.1973;
- "Gemeinsame Erklärung des ZA der KHG und des ZG des KSB Göttingen" zu ihrer angestrebten Vereinheitlichung;
- "Studenten gegen AStA" an der uni Heidelberg;
- "Politisches Mandat vor 10 Jahren" an der LMU München, aus der 'Kommunistischen Hochschulzeitung' Heidelberg;
- "Breite Solidarität mit Guinea-Bissau";
- einem Bericht von der Chiledemonstration Hamburg (vgl. 17.11.1973);
- einem Aufruf zur Iran-Solidarität in Köln (vgl. 1.2.1973) und in Göttingen (vgl. 30.11.1973, 7.12.1973); sowie
"…und dann hilft nur noch der Staatsanwalt! Wie mit allen Mitteln die Kritik der bürgerlichen Wissenschaft unterdrückt werden soll" zu den ca. 40 Strafverfahren gegen Studenten in Heidelberg und den über 100 in Berlin, wobei auch berichtet wird von der Uni Freiburg, der LMU München (vgl. 6.11.1973), aus Braunschweig aus der Architektur (vgl. 14.11.1973) sowie:"
Politik oder Mittagessen

Vor diese Alternative stellte das Studentenwerk Braunschweig die Studenten, als es kurzerhand zur Hauptverkehrszeit die Essensausgabe einstellte, weil in der Mensa mehrere Büchertische standen sowie Flugblätter verteilt wurden. Drei Tage später wurde die Mensa erst gar nicht geöffnet. Die versuchte Spaltung der Studenten in hungrige und politisch interessierte gelang allerdings nicht. Durch Verhandlungen mit dem Personal ist die freie politische Betätigung in der Mensa auch weiterhin gesichert."
Berichtet wird auch: "In Erlangen rief der Geschäftsführer des Studentenwerks die Polizei, um Büchertische zu entfernen."

Aufgerufen wird zur Veranstaltung des Berufsverbotekomitees (vgl. 29.11.1973).
Q: Roter Kurs Nr. 43, Göttingen 28.11.1973

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