"Antimilitaristischer Kampf"
Zeitung der Kommunistischen Ersatzdienstleistenden Göttingens (1971/72

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Dietmar Kesten, Gelsenkirchen, 15.4.2022

Der "Antimilitaristische Kampf" war das Organ der Gruppe "Antimilitaristischer Kampf - Kommunistische Ersatzdienstleistende Göttingens". Die Gruppe konstituierte sich im Herbst 1970 als "politischer Arbeitskreis in der Ersatzdienstgruppe Göttingen. Ursache dafür war einerseits die zunehmende politische Motivation der Kriegsdienstverweigerung, andererseits die verschärfte Disziplinierung der Ersatzdienstleistenden durch die Novelle zum Ersatzdienstgesetz" (Antimilitaristischer Kampf 1, S. 3).

Von der Zeitung erschienen vermutlich nur die hier vorgestellten vier Nummern. Nummer 5 hieß dann schon "Kommunistische Ersatzdienstkorrespondenz. Organ des Kommunistischen Ersatzdienstbundes (KEB); vormals: Antimilitaristischer Kampf".

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

November 1971:
"Antimilitaristischer Kampf - Zeitung der Kommunistischen Ersatzdienstleistenden Göttingens" (Nr. 1) erscheint.

In einer "Provisorischen Erklärung" der Herausgeber, der Gruppe "Antimilitaristischer Kampf", wird festgehalten: "Die vorliegende Erklärung hat die Aufgabe, die Arbeit der Kommunisten im Ersatzdienst (ED) auf eine vorläufige Ebene zu stellen. Wir entwickeln darin unsere vorläufige Position zur Arbeit im ED aus einer Kritik an den bisherigen Formen der Organisierung der Ersatzdienstleistenden (EDL) in Göttingen, d.h. im Wesentlichen durch eine Abgrenzung gegen bestimmte andere Linien, die wir für nicht vertretbar halten". Dieses Verfahren ist deshalb notwendig, weil es die Erfahrungen in der Praxis des Arbeitskreises (Donnerstagkreises) verdeutlicht, die Positionen innerhalb des Arbeitskreises darstellt, die Gruppe 'Antimilitaristischer Kampf' einordnet und die Begründung liefert, warum die Zeitung zum jetzigen Zeitpunkt erscheint. Darüber hinaus muss - und das kann dieses Verfahren nicht gewährleisten, marxistisch-leninistisch folgender Komplex untersucht werden, um so unsere Positionen bezüglich des ED und der Arbeit im ED vom Grundsätzlichen her zu entwickeln:
1. die Entwicklung des Ersatzdienstes
2. der Aufschwung der Kriegsdienstverweigerung seit Mitte der sechziger Jahre
3. die Beziehung dieser Entwicklung qualitativ wie quantitativ zur krisenhaften Entwicklung des westdeutschen Kapitalismus
4. das Verhältnis der EDL zur Arbeiterklasse
5. die Aufgaben der Kommunisten im Ersatzdienst

Das Ergebnis dieser Untersuchung, die wir allseitig führen müssen, werden wir in der Gestalt einer Programmatischen Erklärung in einer der nächsten Nummern des 'Antimilitaristischen Kampf' veröffentlichen". (S. 2)

Artikel sind:
- "Provisorische Erklärung der Gruppe Antimilitaristischer Kampf"
- "Kritik der Arbeit der KPD/ML in der Ersatzdienstgruppe Göttingen"
- "Das BVA verschärft die Disziplinierung der EDL"
- "Militarismus und Kriegshetze"
- "Wozu das alles?"
- "Vorbereitung der Machtorgane auf verschärfte Klassenauseinandersetzungen"
- "Die psychologische Vorbereitung der Bevölkerung"
- "Nochmals: wozu das alles?"

Berichtet wird über die KPD/ML (Roter Morgen), die sich Anfang 1971 im AK engagierte und die Führung übernahm. Eine klare Perspektive hatte sie nicht und stach durch ihr "besonders 'revolutionäres' Getue" hervor. Schließlich spaltete sich die Gruppe, was auch dem Bundesverwaltungsamt ein willkommener Anlass war, eine "Strafversetzung" vorzunehmen. Die Fehler der ED wurden in folgenden Punkten zusammengefasst:

"1. Der bis zum 21.6.71 wesentlich von der KPD/ML beeinflusste Arbeitskreis war nicht in der Lage, eine allgemeine Einschätzung des ED und der Arbeit von Kommunisten im ED zu entwickeln. Die KPD/ML inszenierte, um ihre Unfähigkeit, diese Aufgabe anzugehen, zu überdecken, bei genügender Zuhörerschaft wortradikales Geschrei und erhob illusionäre und putschistische Forderungen zu einer Art "Not-Programm".

2. Der fehlenden Perspektive entsprechend konnte die KPD/ML weder die Richtung des Kampfes der EDL erkennen noch die Aufgaben von Kommunisten, diese zunächst kleinbürgerliche Richtung in eine historisch fortschrittliche nach Möglichkeit umzuwandeln. Infolgedessen konnte sie weder eine effektive Massenagitation leisten, geschweige denn die Aufgaben und das Verhältnis von Schulung, Arbeitskreis und Vollversammlung erkennen. Das führte zur unabwendbaren Isolation der fortschrittlichen EDL von der Gruppe und bot damit dem BVA eine ausgezeichnete Möglichkeit, diese Spaltung zu vertiefen und für sich auszunutzen.

3. Mit dem Aufstellen der Parole 'Kampf dem Sozialpazifismus', die bewusst gegen einen Teil der EDL gerichtet war, als eine Hauptparole wurde der Kampf um die Einheit der Gruppe ständig sabotiert.

4. In ihrer theorielosen Praxis entfaltete die KPD/ML eine mit dem Marxismus-Leninismus unvereinbare 'Massenagitation', die ihre Hauptquelle in der kleinbürgerlich-illusionären Auffassung hatte, sich selbst als revolutionäres Subjekt zu empfinden".

Berichtet wird weiter von der nun stattfinden Reorganisierung der ED mit dem Schwerpunkt der "Eröffnung einer breiten antimilitaristischen Front". Parolen sind:
- "Gegen den Abbau der demokratischen Rechte des Volkes!"
- "Gegen den Abbau der demokratischen Rechte der EDL!"
- "Für den antimilitaristischen Kampf der EDL an der Seite der Arbeiterklasse!"

Beilage: "Kommunistische Arbeiterzeitung. Organ des Kommunistischen Bundes Göttingen (Extra-Ausgabe, November 1971). Geworben wird für den Politischen Buchladen Göttingen.
Quelle: Antimilitaristischer Kampf. Zeitung der Kommunistischen Ersatzdienstleistenden Göttingens, 1. Jg., Nr. 1, Göttingen, November 1971.

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Januar 1972:
"Antimilitaristischer Kampf - Zeitung der Kommunistischen Ersatzdienstleistenden Göttingens" (Nr. 2) erscheint.
Artikel sind:
- "Auf zur Aktionswoche!"
- "Strafanzeige gegen" 17 EDL"
- "Delmenhorster Kollege soll in den Schwarzwald deportiert werden"
- "KDV und Armee"
- "Solidaritätsresolution Göttinger Ersatzdienstleistender für Kollegen Pfeiffer (Delmenhorst)"
- "Der Streik als Kampfmittel der EDL"

Berichtet wird u. a. von einer Aktionswoche gegen die "staatliche Unterdrückungsmaschinerie" und die "Verschlechterung des Lebensniveaus der Arbeiterklasse". Aufgerufen wird daher zu einem Teach-in am 25.1. und einer Demo am 27.1. Parolen sollen u. a. sein:
- "Kampf dem Abbau der demokratischen Rechte"
- "Gegen den Ausbau des staatlichen Unterdrückungsapparates"
- "Gegen den Abbau der demokratischen Rechte der EDL"
- "Für das Recht auf unbehinderte politische Betätigung der EDL"

Weiter wird berichtet über Strafanzeigen gegen EDLer. Berichtet wird noch von einer "Strafversetzung" eines EDLers in den Schwarzwald. Der Kollege kommt aus der ED-Gruppe Wichernstift (Delmenhorst). Dazu wird eine Solidaritätsresolution veröffentlicht. Parolen sind u. a.
- "Gegen den Abbau der demokratischen Rechte der EDL!"
- "Gegen die Aufrüstung der Polizei!"
- "Gegen ein Berufsverbot für entschiedene Demokraten und Sozialisten!"
- "Für das Recht auf ungehinderte politische Betätigung, auch der EDL!"
Q: Antimilitaristischer Kampf. Zeitung der Kommunistischen Ersatzdienstleistenden Göttingens, 2. Jg., Nr. 2, Göttingen, Januar 1972.

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März 1972:
"Antimilitaristischer Kampf - Zeitung der Kommunistischen Ersatzdienstleistenden Göttingens" (Nr. 3) erscheint.
Artikel sind:
- "Bundestreffen der EDL. Ein wichtiger Schritt voran"
- "Aktionsprogramm der Selbstorganisation der EDL"
- "Kriegsdienstverweigerung und Wettbewerb"
- "Erläuterung zum Aktionsprogramm des Donnerstagskreises"
- "Hausfrauen helfen am Krankenbett (aus GT)"
- "Zur Situation im Gesundheitswesen"
- "Kritik an der SDAJ: Soldat 70"
- "Anhang: 'Soldat 70'"

Berichtet wird u. a. über das Bundestreffen der Selbstorganisation der Ersatzdienstleistenden am 26./27.2. in Frankfurt/M. "Zielsetzung dieses Bundestreffens war, Resümee zu ziehen über die bisher geleistete Arbeit der SO und eine Strategie zu entwickeln für den Kampf der EDL. Kampf der EDL meint, demokratischen und antimilitaristischen Kampf an der Seite der Arbeiterklasse und mit allen fortschrittlichen Kräften. Kampf der EDL meint aber auch, Kampf an der jeweiligen Einsatzstelle für eine bessere Gesundheitsversorgung der Werktätigen Bevölkerung und für erträgliche Arbeitsbedingungen der Kollegen und der EDL am Arbeitsplatz".

Berichtet wird weiter über einen "Donnerstagskreis" der EDL, der "ein politischer Arbeitskreis in der Ersatzdienstgruppe Göttingen ist". Dazu wird ein "Aktionsprogramm" veröffentlicht, wozu es unter 1.) heißt: "Der Donnerstagskreis versteht sich als Organisation für alle demokratischen Ersatzdienstleistenden. 2.) Der Donnerstagskreis sieht seine Aufgabe darin, den Ersatzdienst und den Militarismus in ihren gesamtgesellschaftlichen Rahmen zu stellen, die Zusammenhänge zwischen Ersatzdienst, Militarismus und Gesellschaft zu erarbeiten und diese Ergebnisse in seiner Arbeit zu berücksichtigen".

Berichtet wird vom Gesundheitswesen. Eine Kritik an der SDAJ ist aus der "Kommunistischen Arbeiterjugend Korrespondenz" entnommen. Geworben wird für die "Wahrheit" des KBB, für die "Kommunistische Arbeiterzeitung", für die "Leitlinien des Kommunistischen Bundes Göttingen zur Generallinie, die von der Kommunistischen Partei Chinas für die Kommunistische Weltbewegung vertreten wird".
Q: Antimilitaristischer Kampf. Zeitung der Kommunistischen Ersatzdienstleistenden Göttingens, 2. Jg., Nr. 3, Göttingen, März 1972.

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April 1972:
"Antimilitaristischer Kampf - Zeitung der Kommunistischen Ersatzdienstleistenden Göttingens" (Nr. 4) erscheint.
Artikel sind:
- "Auf zum 1. Mai"
- "Resolution an den KJA"
- "Kritik der Frühjahrskampagne '72"
- "Die Ostverträge - Friedenspolitik im Imperialismus?"
- "Antimilitaristischer Kampf - Abrüstungs- und Entspannungspolitik der DKP"
- "Vom Ersatzdienst zur Allgemeinen Dienstpflicht"
- "Dokumentation 1: Stellungnahme der Deutschen Postgewerkschaft"
- "Dokumentation 2: Entschließungsantrag der CDU/CSU zur Wehrgerechtigkeit anlässlich der Erörterung der 3. Novelle zum Ersatzdienstgesetz"
- "Dokument 3: Landschaftsschutz und Landschaftspflege.
- "Dokument 4: Zentralmaterial zur Kriegsdienstverweigerung"
- "Terrorurteil gegen EDL"
- "Kirchliche Mitarbeiter organisieren sich"

Berichtet wird u. a. über den 1. Mai, über eine Resolution an den KJA mit den Parolen: "Gegen die militaristische Verseuchung der Arbeiterjugend!", "Weg mit dem Wehrkundeerlass und der Werbung für die Bundeswehr in den Schulen!", "Für das Streikrecht der EDL!", "Gegen den verstärkten Ersatz der EDL als Lohndrücker und Streikbrecher!".

Berichtet wird weiter über die "Frühjahrskampagne" der EDL, über die Ostverträge und die Dienstpflicht. Dazu werden Dokumente über den Zivil- und Ersatzdienst veröffentlicht. Im Artikel "Terrorurteil gegen EDL" wird über EDL aus Delmenhorst berichtet. Danach seien EDL-Mitglieder zu Haftstrafen auf Bewährung verurteilt worden, da sie "in einen unbefristeten Streik getreten, um die Rücknahme der politisch motivierten Versetzungsverfügung der BVA gegen ihren Kollegen H. Pfeifer zu erzwingen".

Geworben wird für die "Wahrheit" des KBB. Aufgerufen wird zu einem Teach-in zu den Ostverträgen am 27.4.
Q: Antimilitaristischer Kampf. Zeitung der Kommunistischen Ersatzdienstleistenden Göttingens, 2. Jg., Nr. 4, Göttingen, April 1972.

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18.07.1972:
Es erscheint ein "Extra" des "Antimilitaristischen Kampf - Zeitung der Kommunistischen Ersatzdienstleistenden Göttingen" mit der Schlagzeile: "Schluss mit der Abwiegelei". Kritik wird u. a. am "arbeiterfeindlichen und reaktionären Ersatzdienst" geübt, der den Einsatz der EDL als Lohndrücker und Streikbrecher legalisiere. Agitiert wird gegen Strafanzeigen gegen EDLer. Aufgabe müsse es nun sein, "die Mehrheit der Kollegen für gemeinsame Kampfmaßnahmen zu gewinnen, in die Kampffront für einen Warnstreik mit Protestversammlung auf dem Klinikgelände einzureihen. Mit dieser Perspektive treten die Kommunisten dafür ein, einen Aktionsrat aus der VV heraus zu bilden". Aufgerufen wird zu einer Vollversammlung am 19.7. Parolen sind:
- "Gegen das arbeiterfeindliche und reaktionäre Ersatzdienstgesetz!"
- "Kampf den Terrormaßnahmen des Staatsapparates!"
- "Gegen Oppoortunismus und Abwiegelei!"
- "Für den organisierten Warnstreik mit Protestversammlung auf dem Klinikgelände!"
Quelle: Antimilitaristischer Kampf. Zeitung der Kommunistischen Ersatzdienstleistenden Göttingens, 2. Jg., Extra, Göttingen, 18. Juli 1972.

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Letzte Änderung: 15.04.2022