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Von der Gruppe der KJO Spartacus bzw. später des Spartacusbundes in Delmenhorst lagen uns nur wenige Dokumente vor. Wir bitten um Ergänzungen.
Die KJO Spartacus hat schon früh Kontakte nach Delmenhorst (vgl. 8.7.1970, 25.12.1970), der Übertritt einiger Mitglieder des Kommunistischen Bundes Bremen (KBB) zur KJO Spartacus (vgl. Dez. 1971) bietet nun den Anlass zu einer Kritik der Spartacus-Politik durch den KBB, der diese der Kleinbürgerlichkeit zeiht, sich selbst in Selbstkritik stählt (vgl. Nov. 1971), aber offenbar nicht eifrig genug für die Austretenden, denen er nicht zuletzt vorwirft, die Debatte im KBB nicht geführt zu haben (vgl. Jan. 1972). Wenig später konstituiert sich die Spartacusgruppe für Delmenhorst und Bremen offiziell (vgl. 4.3.1972), wobei der Schwerpunkt der Mitgliedschaft offenbar in Delmenhorst liegt, die meisten Aktivitäten aber vermutlich in Bremen durchgeführt werden, was in einem separaten Beitrag dargestellt wird.
Von der KJO Spartacus wird die damalige, recht übersichtliche, linke Szene Delmenhorsts detailliert beschrieben (vgl. Jan. 1973).
Auch die örtliche KJO Spartacus von den bundesweiten Fraktionskämpfen erschüttert wird (vgl. 15.10.1973), sich erst wieder zum Spartacusbund (SpB) vereinigen muss (vgl. 15.12.1973).
Aktiv sind die Delmenhorster Spartacisten sowohl in der Ersatzdienstgruppe am Wichernstift (vgl. Mai 1973) als auch in der Antimilitaristischen Gruppe Delmenhorst (AMG).
Die Veröffentlichungen der Spartacisten erfolgen oft regional für ganz Norddeutschland oder Bremen und Weser-Ems, wobei in diesen Beitrag nur jene aufgenommen wurden, die entweder einen direkten Bezug zu Delmenhorst haben oder in denen Kontaktadressen für Delmenhorst angegeben werden.
08.07.1970:
Innerhalb der Vorläufergruppen der KJO Spartacus erscheint erstmals ein Nationales Internes Bulletin. Die Spartacus-Gruppe Oldenburg berichtet, daß Kontakte bestünden u.a. nach Delmenhorst.
Quelle: Nationales Internes Bulletin, o.O. 8.7.1970
25.12.1970:
Es beginnt die zweitägige 2.Bundes DK der Vorläufer der KJO Spartacus, der Spartacus-Gruppen. In der Region Weser-Ems habe man nach der Nationalen Vorkonferenz Rückschläge erlitten. Der Regionalausschuß wird nicht anerkannt, die Gruppen werden suspendiert. Die regionalen Kontakte nach Delmenhorst und Bremen werden durch das ZB (?,d.Vf.) übernommen.
Q: KJO Spartacus: Protokoll 2. DK 25./26.12.70; in: Bulletin Nr. 6, o.O. März 1971
10.10.1971:
In Bremen und Delmenhorst gibt Spartacus KJO nach einer handschriftlichen Datierung heute das Flugblatt "Kampf dem arbeiterfeindlichen Betriebsverfassungsgesetz" zum BVG heraus. Kritisiert werden DKP / SDAJ und KBB, gefordert wird eine Demonstration gegen das BVG.
Q: KJO Spartacus: Kampf dem arbeiterfeindlichen Betriebsverfassungsgesetz, Delmenhorst o. J. (1971)
November 1971:
Die KJO Spartacus gibt die Nr. 24 ihres 'Spartacus' (vgl. 4.10.1971, Jan. 1972) heraus. Der Kommunistische Bund Bremen (KBB - vgl. 3.4.1972) berichtet im Zusammenhang mit dem Übertritt von vier seiner Genossen zur KJO in Delmenhorst (vgl. Dez. 1971, Jan. 1972):"
Trotzkismus, das ist die Position der Mäkelei, des außerhalb der Bewegung stehenden Räsonnierens über die Bewegung. Unfruchtbarkeit ist das Hauptcharakteristikum, kleinbürgerlich die Gesamthaltung. Heute in Westdeutschland ist das Ganze ein Sektenkuriosum, in einer anderen, schwierigeren und verantwortungsvolleren Situation kann diese Strömung in der kommunistischen Bewegung direkt zu einer konterrevolutionären Gefahr werden."
Man schaue sich ein Argument wie das folgende an, das der Spartacus-Zeitschrift Nr. 24 entnommen ist und die Unfruchtbarkeit dieser Strömung schlagend belegt. Dort heißt es über die marxistisch-leninistischen Zirkel in Westdeutschland, daß sie 'mittelfristig gegenüber dem revolutionären Marxismus eine konkurrierende Strömung darstellen, aus der für die weitere Entfaltung unserer Organisation (des Spartacus) und somit für die Ausbreitung revolutionär-proletarischer Politik ernste Gefahren entstehen können' (S.19). Jeder unbefangene Leser würde erwarten, daß nun eine scharfe Abrechnung mit - nach Ansicht des Spartacus - falschen Positionen folgt. Aber weit gefehlt. Die 'Gefahr' besteht nicht darin, daß eine falsche Linie vertreten wird, sie besteht darin, daß die falschen Leute die richtige Linie vertreten. Es heißt nämlich weiter: 'Denn diese Leute verstehen es, ihre Probleme in ein Vokabular zu kleiden, das dem unsrigen, dem revolutionär-marxistischen sehr ähnlich klingt; in der Charakterisierung des Standes der Arbeiterbewegung und in der Bestimmung der strategischen Orientierung unterlaufen ihnen Formulierungen, die auch von uns stammen könnten…' Wenn das keine Perle ist, wenn das kein Beispiel für 'lebendigen Trotzkismus' ist!
So geht das durch den ganzen Artikel. Die Autoren werfen den Zirkeln vor, ohne Verbindung zur revolutionären Tradition der deutschen Arbeiterklasse zu sein und in lokaler Beschränktheit zu arbeiten und deshalb ständig Fehler zu machen. Sehr tiefschürfende Vorwürfe sind das! So etwa klingen die strategischen Ratschläge pensionierter Unteroffiziere am Biertisch, wenn sie hören, daß eine Armee zerschlagen und zersprengt ist und ihre Führer zum Feind übergelaufen sind. Während diese Armee sich wieder zu sammeln und aufzustellen versucht, während sie darangeht, sich eine neue Leitung zu schaffen, die sich stützen kann auf klare strategische und taktische Grundsätze, in denen die Erfahrungen der erlittenen Niederlagen verarbeitet sind, während die zersplitterten Truppenteile gleichzeitig in dauernden kleinen Gefechten mit dem Feind stehen, währenddessen schallt es aus dem Wirtshaus: Große Schlachten muß man schlagen, Beschränktheit und Zersplitterung sind von Übel. Euer 'eigenes beschränktes Dasein' (S.21) – ihr versprengten Truppenkörper -, es hemmt unsere große strategische Biertischinitiative!
Das aufschlußreichste Merkmal dieses räsonierenden Unteroffizierstums aber besteht in einer besonderen Form der Arroganz, die aus jeder Zeile der Spartacus-Zeitschrift blitzt. Der schlimmste Vorwurf, den diese Anhänger Trotzkis glauben erheben zu können, ist - der Vorwurf der Dummheit. Ihn halten sie für tödlich und schleudern ihn deshalb auf die marxistisch-leninistischen Zirkel. Als Oberlehrer von Welt wissen die Genossen allerdings zu unterscheiden: Der Heidelberger 'Kommunistischen Gruppe' (KG(NRF) Mannheim-Heidelberg,d.Vf.) z.B. machen sie das Kompliment 'die wohl intellektuell potentesten Genossen' in ihren Reihen zu haben (S.20).
In solchen Charakterisierungen und 'Komplimenten' wird das klassenmäßige Wesen dieser trotzkistischen Strömungen offenbar. Die politisch-theoretischen Auseinandersetzungen in der Arbeiterbewegung, sie gehen immer um die Frage, ob eine Politik richtig oder falsch ist, ob sie der Arbeiterklasse nützt oder der Bourgeoisie. Die Genossen vom Spartacus aber versuchen, sich ÜBER diese Auseinandersetzungen zu stellen, indem sie zu verstehen geben, im Grunde sei das alles nicht intelligent genug gemacht. Dabei verteilen sie dann Zensuren: 'intellektuell potent', bzw. weniger potent oder ganz unter dem Strich. Diese Position aber, im Kampf um die verschiedenen Linien in der kommunistischen Bewegung in die Rolle des zensurengebenden Schiedsrichters zu schlüpfen, sie ist Ausdruck eines kleinbürgerlichen Elements in der kommunistischen Bewegung selbst.
Die Existenz dieses Elements ist nicht verwunderlich. Die kommunistische Bewegung in Westdeutschland ist zu einem beträchtlichen Teil hervorgegangen aus der antiautoritären Studenten- und Schülerrevolte. Der Gedankenkreis dieser Revolte aber ließ sich letztlich immer wieder darauf reduzieren, daß großes Mißtrauen gegen alle Führungen und Leitungen geboten sei. Mit der allmählichen Hinwendung zum Kommunismus fand die kleinbürgerliche Furcht vor der Autorität als solcher in der kommunistischen Tradition ihren fruchtbarsten Nährboden im Trotzkismus und seiner panischen Bürokratenangst.
Die Genossen, die heute über Trotzki den Weg zum Kommunismus suchen, müssen lernen, daß die Demokratie in der Organisation nicht dadurch lebt, daß immer wieder leere Debatten über das Wesen der innerorganisatorischen Demokratie an sich geführt werden, sondern einzig und allein dadurch, daß konkrete Kritik an konkreten Fehlern geübt und an der Entwicklung der Gesamtlinie mitgearbeitet wird. Und sie müssen gleichzeitig lernen, daß die Massenarbeit die Voraussetzung aller Ernsthaftigkeit in der Politik ist. 'Ohne diese Arbeit würde die politische Tätigkeit unweigerlich in eine Spielerei ausarten, denn ernsthafte Bedeutung gewinnt diese Tätigkeit für das Proletariat nur dann und nur in dem Maße, in dem sie die Masse einer bestimmten Klasse aufrüttelt, ihr Intresse weckt und sie zur aktiven, führenden Teilnahme an den Ereignissen mobilisiert.' (Lenin, Werke Bd.8, S. 451
Wir halten es für falsch, junge Genossen, die sich auf ihrem Weg zum Kommunismus an Trotzki orientieren, im Geschimpfe untergehen zu lassen. Dazu erinnern wir uns zu genau, wie viele von den jüngeren westdeutschen Revolutionären ihren Weg über Wilhelm Reich, Bakunin und Herbert Marcuse zum wissenschaftlichen Sozialismus gefunden haben. Lernen können diese Genossen allerdings nur, wenn sie die Auseinandersetzung um die aktuellen Fragen unserer Bewegung führen und nicht beständig auf ein historisches Schattenboxen ausweichen."
Q: Spartacus Nr. 24, Berlin Nov. 1971; Wahrheit Nr. 3, Bremen Apr. 1972, S. 7
November 1971:
Die KJO Spartacus baut, laut eigenen Angaben, eine Gruppe in Bremen und Delmenhorst, wo der Schwerpunkt liegt, auf.
Q: KJO Spartacus: Internes Bulletin Nr. 10, o.O. Feb. 1972
Dezember 1971:
Der Kommunistische Bund Bremen (KBB - vgl. 3.4.1972) berichtet vermutlich aus dem Dezember vom Übertritt von vier Genossen seiner Stadtteilzelle Delmenhorst zur KJO Spartacus (vgl. Jan. 1972).
Q: Wahrheit Nr. 3, Bremen Apr. 1972, S. 7
Januar 1972:
Der Kommunistische Bund Bremen (KBB - vgl. 3.4.1972) berichtet vermutlich von Anfang des Jahres aus Delmenhorst über die KJO Spartacus (vgl. Dez. 1971):"
LEBENDIGER TROTZKISMUS
Vor einigen Monaten haben vier Genossen der Stadtteilzelle Delmenhorst des KBB unsere Organisation verlassen und sich dem Spartacus angeschlossen, einer kommunistischen Jugendorganisation, die sich auf Trotzki beruft und den Ideen des Meisters nur eine eigene hinzugefügt hat, die Idee nämlich, die nationale Partei über eine Jugendorganisation aufzubauen. Ein solcher Übergang einzelner Genossen von einer Organisation zur anderen ist heute in der kommunistischen Bewegung Westdeutschlands ein häufiger und alltäglicher Vorgang, der als solcher nicht weiter berichtenswert ist. Solange eine klare Linie unserer Bewegung noch nicht entwickelt und durchgesetzt ist, finden der Kampf und die Arbeit um diese Linie immer wieder ihren Ausdruck im individuellen Suchen und Herumirren einzelner Genossen oder auch ganzer Gruppen zwischen den verschiedenen kommunistischen Organisationen in Westdeutschland. Nun haben aber diese Genossen, die zum Spartacus gegangen sind, eine 'Stellungnahme zur Politik des KBB' verfaßt, an der einige Grundzüge der heutigen trotzkistischen Strömungen aufgezeigt werden können.
Die Genossen beziehen sich in ihrer Stellungnahme vornehmlich auf unsere Selbstkritik zum Verhalten des KBB in der Aktionseinheit zur Metalltarifrunde (MTR-AE,d.Vf.), die in der KAK Nr.9 (vgl. Nov. 1971,d.Vf.) abgedruckt war. Sie werfen uns vor:
1. Falsches Verständnis des demokratischen Zentralismus
2. Falsches Verständnis des Verhältnisses von Demokratie und Praxis.
DEMOKRATISCHER ZENTRALISMUS GLEICH FRAKTIONSMACHEREI?
Wir geben zunächst die Argumentation der Genossen zum ersten Punkt gekürzt wieder:
'Der demokratische Zentralismus ist… nicht irgendein technisches Mittel um der Effektivität willen; er bedeutet für die Mitglieder der proletarischen Kaderorganisation das Recht von Minderheitstendenzen auf freie Information und Diskussion auf der Grundlage des Programms, das sich die Organisation gegeben hat, wie die Pflicht zu gemeinsamer Disziplin nach außen nach einmal gefaßten Mehrheitsbeschlüssen, ohne daß dadurch das Recht, weiterhin auf Veränderung der gefaßten Beschlüsse hinzuwirken, ausgeschlossen ist. Die Minderheit hat also das Recht, um die Mehrheit zu kämpfen…
Die Auffassung des KBB, wie sie in der KAK (Nr.9, S.31) geäußert wird, steht dieser leninistischen Auffassung entgegen: 'Die Entfaltung von Kritik und Selbstkritik in der kommunistischen Organisation und vor den Massen kann nun jedoch nicht bedeuten, daß jeder Genosse jeden anderen wild zu kritisieren beginnt, unentwegt kleinbürgerliche Linien oder Charakterzüge entdeckt und hemmungslos bereit ist, 'Selbstkritik' zu üben. Ihre Bedeutung für die Klärung der politischen Linie bekommt die Kritik - Selbstkritik nur, wenn sie in organisierter Form geschieht, als Entfaltung der Beziehungen des demokratischen Zentralismus. Das bedeutet: Wir müssen lernen, schwere von leichten Fehlern, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden, d.h. wir müssen auch hier von der Einschätzung der politischen Bedeutung und des Ausmaßes des gemachten Fehlers ausgehen. Wir müssen daraus den Schluß ziehen, daß auch der Prozeß von Kritik und Selbstkritik der POLITIISCHEN Anleitung bedarf und nicht willkürlich vonstatten gehen kann. Dabei hat die Leitung die Pflicht, die Kritik jeder Grundeinheit und jedes einzelnen Genossen gewissenhaft zu prüfen und sie in allen Fällen von einiger Bedeutung zu veröffentlichen, so daß die gesamte Organisation und alle diejenigen, welche die Agitation und Propaganda verfolgen, sich mit ihr auseinandersetzen können.'
Wir wollen hier nicht in Frage stellen, daß jeder Kommunist selbstverständlich die Aufgabe hat, die eigene Tätigkeit sowie die der Organisation kritisch zu prüfen - im Gegenteil. Wir wenden uns aber entschieden gegen die Institutionalisierung eines Systems von Kritik - Selbstkritik, die wir für unvereinbar mit dem demokratischen Zentralismus halten. - Gemäß dem KAK-Artikel ist das Wesentliche an der Kritik und an der Selbstkritik, daß sie unter der Anleitung des Politbüros, also unter Anleitung von 'oben' erfolgt. Eine solcherart bürokratisch geführte Kritik-Selbstkritik-Kampagne läßt keine innerorganisatorische Demokratie zu, da sie sich stets zwangsläufig an den subjektiven und momentanen Meinungen der Führung orientiert, nicht aber an den politischen Notwendigkeiten. Die politische Leitung - als hätte sie den Stein der Weisen auf ewig gepachtet - kann die Kritik der Grundeinheiten zurückweisen, wenn sie sich nicht in ihre Linie einfügt. Sie kann darüber entscheiden, ob eine Kritik konstruktiv oder als liquidatorisch zu betrachten ist. Daran zeigt sich deutlich die Schwäche und Falschheit dieser Konzeption.
Wie kann sich eine richtige Linie demnach nur durchsetzen? Die Antwort kann nur lauten: nur durch eine fraktionelle Auseinandersetzung auf dem Boden der vorliegenden Programmatik… Und gerade bei der Einschätzung von Fraktionskämpfen zeigt sich das Unverständnis der KBB-Führung gegenüber dem Bolschewismus. Vielmehr wird im KBB versucht, mögliche Kritik der Grundeinheiten zu ersticken… Damit wird die Organisation zum Anhängsel der Führung, ohne entscheidenden Einfluß auf deren Politik ausüben zu können…
Nun ist diese Politik in der Geschichte der Arbeiterbewegung nicht ganz unbekannt. In der KAK Nr.9, S.37 meint man, die Notwendigkeit von Selbstkritik mit einem Zitat Stalins belegen zu müssen. Vielleicht sollte man Stalin noch einmal zu dem gleichen Thema sprechen lassen (in: Über die Arbeit des vereinigten Aprilplenums des ZK und ZKK (vgl. 13.4.1928,d.Vf.)): 'Und eben, um vorwärtszuschreiten und die BEZIEHUNGEN ZWISCHEN DEN MASSEN UND DEN FÜHRERN ZU VERBESSERN, muß man das Ventil der Selbstkritik ständig offenhalten, muß man den Sowjetmenschen die Möglichkeit geben, ihren Führern 'den Kopf zu waschen', sie wegen ihrer Fehler zu kritisieren. DAMIT die Führung nicht überheblich wird und DIE MASSEN SICH NICHT VON DEN FÜHRERN ENTFERNEN.' Indem Stalin sich selbst an die Spitze der Unzufriedenen setzt, wird es ihm möglich, nicht die Politik zu korrigieren, sondern die Kritik zu kontrollieren.
Bei Stalin ist die Selbstkritik zu einem Instrument der Sicherung bürokratischer Macht geworden, d.h. die Sicherung seiner eigenen Machtposition. Die Ausgabe der Losung der Selbstkritik wird dazu benutzt, erst die linke und dann die rechte Opposition auszuschalten…
Die Auswüchse dieser Politik Stalins zeigten die Säuberungen von 1936 bis 1939. Sämtliche alten Bolschewiken von Rang und Namen, welcher politischen Richtung sie auch anhingen, wie Sinowjew, Kamenew, Bucharin, Rykow, Radek, und viele andere wurden in Schauprozessen verurteilt und hingerichtet. Eine ganze Reihe von ihnen wurde durch die Folter zu Selbstkritiken gezwungen, um eine Legitimation für das bereits feststehende Todesurteil zu bekommen (z.B. 'Bündnis mit Nazideutschland zur Versklavung der Sowjetunion')!
Dieser historische Blickwinkel zeigt negative Entwicklungsmöglichkeiten im KBB auf, die den Verfassern des KAK-Artikels möglicherweise nicht bewußt sind. Diesem entgegenzuwirken kann aber nicht dadurch geleistet werden, daß man allgemein politische Fehler meistenteils auf subjektive Fehler reduziert, sondern allein durch eine materialistische Analyse.'
Zunächst ist den Genossen zuzugeben, daß in einer kommunistischen Organisation eine Minderheit das Recht hat, im Rahmen des gemeinsamen Programms darum zu kämpfen, daß ihre Anschauungen zu denen der Mehrheit werden. Aber, Genossen, wo ist das jemals von uns bestritten worden? Die Frage ist nur, WIE dieser Kampf geführt werden soll. Ihr empfehlt 'fraktionelle Auseinandersetzungen', ohne deutlich auszudrücken, was ihr damit meint. Wahrscheinlich werdet ihr der Auffassung zustimmen, daß die Mehrheit der Organisation auch die zentralen Leitungsgremien dominieren sollte. Schön, aber wie wird die Minderheit zur Fraktion? Wenn das in der Weise vor sich gehen soll, daß die Minderheit sich eine eigene Zentrale bildet, worin sich der Wille einzelner Minderheitsanhänger in den Grundeinheiten und möglicherweise auch der ganzer Zellen zusammenfaßt, so sind wir der Meinung, daß diese Fraktionsmacherei zerschlagen werden muß. Unter solchen Bedingungen muß der demokratische Zentralismus zu einer Farce werden, denn gibt die Mehrheitszentrale die Parole 'hü' aus, so muß sie ständig gewärtig sein, daß die Minderheitszentrale 'hott' ruft und damit jedes Handeln sabotiert.
Wie kann die Minderheit ihre Meinung zur Geltung bringen und um die Mehrheit kämpfen? Dadurch, daß sie ihre Meinung begründet und niederschreibt und diese ihre begründete Meinung an die Zentrale weiterleitet. Die Leitung aber hat 'die Pflicht, die Kritik jeder Grundeinheit und jedes einzelnen Genossen gewissenhaft zu prüfen und sie in allen Fällen von einiger Bedeutung zu veröffentlichen' (KAK Nr.9). Eine Leitung, die eine solche Veröffentlichung systematisch verhindert und die Entfaltung der Diskussion in der Organisation verhindert, eine solche Leitung macht sich in der Tat der schwersten Verletzung ihrer Organisationspflichten schuldig und gehört abgesetzt.
Aber kommen wir zum praktischen Teil der Frage. Ihr werft uns vor, daß im KBB versucht würde, 'mögliche Kritik der Grundeinheiten zu ersticken'. Nun, ihr armen Erstickten, wo blieb denn eure Kritik? Womit sollten wir uns denn auseinandersetzen? Etwa damit, daß wir wußten, in Delmenhorst gibt es einen Genossen, der eine heimliche Liebe zu Trotzki gefaßt hat? Zu keinem Zeitpunkt und in keiner Entscheidung habt ihr wirklich versucht, einen Kampf um die Mehrheit zu führen. Selbst eure Stellungnahme gabt ihr ab, nachdem der erste von euch aus der Organisation ausgetreten war. Und noch in eurer Erklärung kämpft ihr nicht um die richtige Linie, sondern schreibt blutleeres Zeug über die Notwendigkeit von Fraktionen, ohne entschieden zu sagen, für welches politische Ziel ihr glaubt, eine Fraktion zu benötigen. Genau das aber ist 'kleinbürgerliche Fraktionsmacherei': Ihr wollt nichts, habt keine bestimmte Kritik vorzutragen, sondern mäkelt und räsonniert im luftleeren Raum herum.
In einem Punkt haben die heutigen Spartacus-Genossen allerdings recht mit ihrer Stellungnahme. Sie kritisieren die mißverständliche Formulierung aus KAK Nr.9, daß der Prozeß von Kritik und Selbstkritik der politischen Anleitung bedarf. Wir halten es zwar aufgrund unserer Erfahrungen weiterhin für richtig, daß der kontinuierliche und alltägliche Prozeß von Kritik und Selbstkritik immer erneut von der Leitung in Gang gebracht, gefördert und angeleitet wird. Denn entgegen der Vorstellungswelt der Spartacus-Genossen halten wir es für den Normalfall, daß die ja nicht zufällig in die Leitung gewählten Genossen am ehesten in der Lage sind, die Organisation 'an den politischen Notwendigkeiten zu orientieren'. Aber ihr Bürokratenjäger, ihr habt in dem Punkte recht, daß das auch anders sein kann. Und in diesem Fall muß gewährleistet sein, daß die Kritik aus den Grundeinheiten eine falsche Linie korrigieren und eine schlechte Leitung notfalls absetzen kann. Darum die Betonung der Veröffentlichungspflicht, darum werden wir, solange es die Klassenjustiz und Polizei erlauben, unsere Leitung wählen.
THEORIE UND PRAXIS
Nun zum zweiten Punkt, zur Frage, zur Frage des falschen Verständnisses der Beziehungen zwischen Theorie und Praxis. Hier können wir uns kurz fassen, da die Genossen sich einen Popanz aufgebaut haben. Sie werfen uns vor, die Strategie der westdeutschen Revolution durch Zusammenfassung der subjektiven Erfahrungen und Meinungen von Arbeitern erarbeiten zu wollen, statt durch die wissenschaftliche Untersuchung der westdeutschen Wirklichkeit. Just das Gegenteil haben wir ständig betont. Die Ausarbeitung der konkreten TAKTIK des Klassenkampfes auf Grundlage der im Programm dargestellten Strategie muß allerdings mit den Massen geschehen, durch Konzentrierung ihrer richtigen Meinungen und durch das immer erneute Hineintragen dieser richtigen Meinungen in die Massen, um ihre richtigen Anschauungen zu bestärken, ihre falschen aber zu kritisieren. Über richtig und falsch zu entscheiden ist dabei selbstverständlich nur möglich vom Boden eines wissenschaftlich erarbeiteten Programms aus, das die Grundzüge unserer gesellschaftlichen Wirklichkeit erfaßt. Richtig sind nämlich solche Meinungen, die den wirklichen gesellschaftlichen Verhältnissen entsprechen, falsch diejenigen, die ihnen widersprechen.
Das Bild vom Konzentrieren und erneutem Hineintragen der Meinungen in die Massen als Wesenszug kommunistischer Taktik und als Leitlinie für Agitation haben wir von Mao Tse-tung übernommen. Wir halten es für zutreffender als das in den zwanziger Jahren in der kommunistischen Bewegung gebräuchliche, daß die Kommunisten den Massen immer nur um eine Nasenlänge voraus sein dürften. Dieses ältere Bild, das uns die Spartacus-Genossen auch wieder vorhalten, hat den Nachteil, daß es Mißverständnisse wie die von Lenin bekämpfte Stadientheorie zuläßt, wonach zunächst nur ökonomische Propaganda, dann erst darauf aufbauend politische, eventuell noch einmal aufgeteilt in demokratische und sozialistische betrieben werden dürfe. Auf diesem Mißverständnis baut heute die DKP mit einem Taschenspielertrick ihre ganze Strategie auf: Unter dem Vorwand, bei den Massen anknüpfen zu müssen, fällt dort die Propaganda für den Sozialismus praktisch unter den Tisch. Das von Mao ausgearbeitete Bild hat den Vorteil darzulegen, daß in JEDER Phase der Klassenkämpfe die Gesamtheit der kommunistischen Ziele in Anknüpfung an die richtigen Meinungen der Massen propagiert werden muß, daß im Laufe der Kämpfe allerdings die richtigen Anschauungen der Massen reichhaltiger und beständiger, nicht mehr so stark verquickt mit allen möglichen falschen Anschauungen sich durchsetzen werden. Entsprechend weitergehen können die direkten Kampflosungen für die unmittelbar anstehende Klassenauseinandersetzung, entsprechend reichhaltiger werden die Kenntnisse der Kommunisten, wen sie aus den Erfahrungen der Massen zu lernen bereit sind.
Soweit unser Standpunkt zu dieser Frage. Wie kommen aber nun die Spartacus-Genossen dazu, uns den Unsinn zu unterstellen, wir wollten durch Zusammenfassung von Meinungen die Klassenanalyse und die Erarbeitung des Programms ersetzen? Nun, die Erklärung ist verhältnismäßig einfach: Sie sind erregt über zwei Zitate, die in der KAK abgedruckt waren, eines von Stalin und eines von Mao Tse-tung. Zu den Theoretikern der Arbeiterbewegung aber verhalten sich die Jünger Trotzkis bekanntlich wie ein gläubiger Mohammedaner zu den reinen und unreinen Speisen: Die einen darf man zitieren, die anderen nicht. Wir haben Stalin zitiert, wo er recht hatte (in KAK 9); die Genossen halten uns ein Stalin-Zitat unter die Nase, worin eine falsche Meinung vertreten wird. Wir haben Mao Tse-tung zitiert, wo er unseres Wissens nach am deutlichsten von den marxistischen Theoretikern das Charakteristikum kommunistischer Taktik zusammenfaßt. Die Genossen nehmen das zum Anlaß einer sechsseitigen langweiligen Wiedergabe der von Lenin in 'Was tun?' entwickelten These, daß der wissenschaftliche Sozialismus in der Arbeiterklasse nicht spontan entsteht, um daraus dann noch den Vorwurf der 'Theoriefeindlichkeit' des KBB 'abzuleiten'.
Von all ihren Vorwürfen bleibt am Ende nichts mehr übrig als leeres Gerede, falsche Behauptungen und das lebhafte Gefühl, daß dort einige Genossen ihrem Mißvergnügen Luft gemacht haben, ohne so recht sagen zu können, woher es denn kommt. Nun wandert dieses Mißvergnügen ja einher in den Spuren des Trotzkismus, und wir müssen uns fragen, ob da eine Wahlverwandtschaft vorliegt.
RÄSONNIERENDE UNTEROFFIZIERE
Wir geben zu, daß wir die Auseinandersetzung zwischen Stalin und Trotzki in ihrem Inhalt noch nicht genau verfolgt haben und darum noch nicht in der Lage sind, aus diesen Erfahrungen der Arbeiterbewegung die richtigen Schlüße zu ziehen. Aber einen Eindruck haben wir gewonnen und dieser Eindruck wird durch all das heute sich als 'trotzkistisch' sich benennende Geschreibsel - einschließlich eurer Stellungnahme - verstärkt. Und dieser Eindruck läßt sich dahin zusammenfassen: Trotzkismus, das ist die Position der Mäkelei, des außerhalb der Bewegung stehenden Räsonierens über die Bewegung. Unfruchtbarkeit ist das Hauptcharakteristikum, kleinbürgerlich die Gesamthaltung. Heute in Westdeutschland ist das Ganze ein Sektenkuriosum, in einer anderen, schwierigeren und verantwortungsvolleren Situation kann diese Strömung in der kommunistischen Bewegung direkt zu einer konterrevolutionären Gefahr werden."
Näher erläutert wird die KBB-Haltung anhand des 'Spartacus' Nr.24 (vgl. Nov. 1971).
Q: Wahrheit Nr. 3, Bremen Apr. 1972, S. 7
27.01.1972:
In Bremen findet, laut KBB, eine zweite Berufsverbotedemonstration (vgl. 26.1.1972) mit ca. 2 000 Teilnehmern statt. Die Kundgebungsredner kommen vom Personalrat des Schulpraktischen Instituts, der GEW Hochschulgruppe, dem DGB KJA und dem KB Bremen.
Aufgerufen wurde in Bremen und Delmenhorst auch durch die KJO Spartacus.
Q: Wahrheit Nr. 2, Bremen März 1972; KJO Spartacus: Das Berufsverbot und die Politik der SPD/FDP-Regierung, Delmenhorst o. J. (1972)
04.03.1972:
Es beginnt die zweitägige 3. Bundeskonferenz der KJO Spartacus.
Von der Gruppe Delmenhorst/Bremen in Niedersachsen und Bremen werden 10 als Mitglieder, aber nicht die ganze Gruppe aufgenommen. In der Region Nord (u.a. Niedersachsen und Schleswig-Holstein), seien Aurich ganz und Kiel fast ganz ausgetreten. Oldenburg stagniere, während Hamburg ein bestehendes und Bremen/Delmenhorst ein aufstrebendes Zentrum sei.
Q: KJO Spartacus: Internes Bulletin Nr. 11, o.O. Mai 1972; KJO Spartacus: Protokoll der 3. Bundeskonferenz der KJO-Spartacus am 4./5.3.1972, o.O. 5.3.1972;KJO Spartacus: Rechenschaftsbericht der ZL Teil I und II, o.O. o.J. (1972)
10.04.1972:
In Bremen und Delmenhorst gibt Spartacus KJO vermutlich in dieser Woche das Flugblatt "Metalltarifrunde für Auszubildende" zur MTR heraus. Eingeladen wird zur eigenen Maiveranstaltung in Bremen (vgl. 17.4.1972).
Q: KJO Spartacus: Metalltarifrunde für Auszubildende, Delmenhorst o. J. (1972)
17.04.1972:
In Bremen und Delmenhorst rief die Spartacus KJO auf zu ihrer Maiveranstaltung in Bremen um 19 Uhr 30 im Konsul-Hackfeld-Haus, Contrescarpe 101.
Q: KJO Spartacus: Aufruf, Delmenhorst o. J. (1972); KJO Spartacus: Metalltarifrunde für Auszubildende, Delmenhorst o. J. (1972), S. 2
Mai 1972:
In Bremen und Delmenhorst gibt Spartacus KJO vermutlich im Mai das Flugblatt "Bundeswehr und antimilitaristischer Kampf" heraus.
Q: KJO Spartacus: Bundeswehr und antimilitaristischer Kampf, Delmenhorst o. J. (1972)
01.05.1972:
In Norddeutschland gibt Spartacus KJO vermutlich am 1. Mai das Flugblatt "Weder Brandt noch Barzel! Für die Unabhängigkeit der Arbeiterklasse und ihrer Organisationen von Staat und SPD!" heraus mit Kontaktadressen für Delmenhorst und Hamburg. Berichtet wird vom 1. Mai in Hamburg.
Q: KJO Spartacus: Weder Brandt noch Barzel! Für die Unabhängigkeit der Arbeiterklasse und ihrer Organisationen von Staat und SPD!, Hamburg / Delmenhorst o. J. (1972)
11.05.1972:
In Norddeutschland gibt Spartacus KJO laut einer handschriftlichen Datierung heute das Flugblatt "Weder Brandt noch Barzel! Keine Illusionen über die Ostverträge!" heraus mit Kontaktadressen für Delmenhorst und Hamburg. Berichtet wird vom 1. Mai in Hamburg.
Q: KJO Spartacus: Weder Brandt noch Barzel! Keine Illusionen über die Ostverträge!, Hamburg / Delmenhorst o. J. (1972)
22.09.1972:
Innerhalb der KJO Spartacus erscheint der Rundbrief Nr. 15 der Zentralen Leitung, u.a. mit einem Bericht aus Delmenhorst.
Q: KJO Spartacus-ZL: Rundbrief Nr. 15, o.O. 22.9.1972
22.10.1972:
Zu den heutigen Kommunalwahlen (KW) in Delmenhorst rief Spartacus KJO auf: "Keine Stimme den bürgerlichen Parteien CDU, FDP, NPD, UWG und SPD".
Q: KJO Spartacus: Am 22. Oktober sind Kommunalwahlen!, Hamburg o. J. (1972)
Januar 1973:
Vermutlich im Januar wird ein Dreimonatsbericht Sept./Okt./Nov. der Ortsgruppe Bremen/Delmenhorst der KJO Spartacus verfaßt (vgl. Bremen). Darin heißt es allgemein und über Delmenhorst u.a.: Man habe 8 Mitglieder und 3 Kandidaten, von denen 4 Studenten, 1 arbeitsloser Ex-Student, 1 Kindergartenpraktikant und 2 Schüler einer FOS für Technik seien. Von den 3 Kandidaten, die man am 1.3.1972 gehabt habe, seien der Soldat und der Angestellte im ÖD nicht Mitglied geworden, sondern nur ein Zahnarzthelferlehrling. Seit der 3. Bundeskonferenz am 4./5.3.1972 habe man zwei Genossen an die Bundeswehr verloren und einen Austritt gehabt. Die dreiköpfige Ortsleitung leite die Arbeit in Bremen (ÖTV-Jugend, HBV-Jugend, DPG JG, DPG OJA, CPK JG, DGB KJA) und Delmenhorst (DGB-Jugend). Im Dachverband Bremer Berufsbildender Schulen (DBBS) sei man bis zu dessen Zerfall über die Berufsaufbauschule Delmenhorst vertreten gewesen. In Delmenhorst nehme die KJO Spartacus in der DGB-Jugend eine tragende Rolle ein, wobei man u.a. in der ÖTV JG bis zu deren Auflösung aktiv gewesen sei. In der DGB JG habe man 3 Genossen. Zukünftig wolle man auch in die HBV JG einsteigen, in der bisher Jusos der SPD und SDAJ der DKP vertreten seien. Eine IGM JG wolle man aufbauen.
Im DGB KJA Delmenhorst/Wesermarsch habe man 2 Mitglieder und mehrere Sympathisanten. Sympathisanten gebe es auch noch in der ÖTV und der HBV, arbeiten würde man aber auch an der Gewerblichen Berufsschule, wo man mit einer Person über die FOS für Technik in die SV gekommen sei, und im Arbeitskreis Demokratischer Soldaten (ADS). In einem Initiativkomitee zur Erhaltung der Releaseteestube arbeite man mit einem Mitglied und zwei Sympathisanten. Ein 'Spartacus' Leserkreis Delmenhorst habe 15, ein Paragraph 218 Arbeitskreis Delmenhorst 5 und ein Vorbereitungsarbeitskreis Bremen/Delmenhorst 5 Teilnehmer.
Der KBB habe neuerdings eine Ortsgruppe Delmenhorst, die im wesentlichen der Gruppe der Ersatzdienstleistenden im Wichernstift entspräche. Außerdem verfüge der KBB noch über je eine Person in der DGB-Jugend und im Initiativkomitee für ein Jugendzentrum. Der KBB habe bereits eine Veranstaltung zur Metalltarifrunde in Delmenhorst durchgeführt. Im Dezember 1972 habe man, gemeinsam mit dem KBB, eine Vietnamveranstaltung im Jugendfreizeitheim durchgeführt. Die SDAJ sei in Delmenhorst nicht richtig existent. Kontakte habe man nach Wildeshausen, Nordenham und zu einem Juso in Bremerhaven.
Q: KJO Spartacus-OG Bremen/Delmenhorst: Drei-Monatsbericht Sept-Oct.-Nov.72, o.O. o.J.
Mai 1973:
Vermutlich im Mai gibt in Delmenhorst die EDL-Gruppe Wichernstift ein Flugblatt "Soldaten und EDLer - Gemeinsam in die ÖTV" heraus, welches u.a. Anzeigen für die Nummern 37 und 38 von 'Spartacus' (von der KJO Spartacus) enthält.
Q: EDL-Gruppe Wichernstift Delmenhorst: Soldaten und EDLer - Gemeinsam in die ÖTV, Delmenhorst o.J. (Mai 1973)
15.10.1973:
Innerhalb der KJO Spartacus verkünden 8 Berliner Mitglieder der KJO, die der Fraktion der Revolutionären Realisten (RR) angehören, in einem Papier "Vorwärts zur Komplettierung der Minipartei oder der konsequente Weg in die Sackgasse, Erklärung der Revolutionären Realisten" ihren Austritt. Weitere Austritte werden erwartet, da das Papier nicht mit den RR in Nord, Südwest und Rhein/Main abgestimmt werden konnte, diese aber wohl auch austreten werden. Die Restmehrheitsfraktion (RMF) habe nun eine neue Perspektive entwickelt, und zwar die der Vereinigung mit dem 'politischen Leichnam' Spartacus B/L. Die RMF sei in Baden-Württemberg in Stuttgart und in Niedersachsen in Delmenhorst aktiv, man selber ebenfalls in Delmenhorst und, wohl ehemals, in der Zentralen Leitung.
Q: KJO Spartacus-RR: Vorwärts zur Komplettierung der Minipartei oder der konsequente Weg in die Sackgasse, Erklärung der Revolutionären Realisten, Berlin 15.10.1973
15.12.1973:
Innerhalb von Spartacus (KO) und Spartacus-BL, die bald gemeinsam den Spartacusbund (SpB) bilden, findet eine gemeinsame ZK/ZL-Sitzung (vgl. 8.12.1973, 12.1.1974) statt. Zur Fusionskonferenz heißt es u.a.:"
Die OG Delmenhorst II kann wahrscheinlich bereits auf der BK kandidieren."
Q: Spartacusbund: Internes Bulletin Nr. 2, Essen 16.1.1974
06.05.1974:
In Delmenhorst gibt der Spartacusbund (SpB) vermutlich in dieser Woche das Flugblatt "Die Probleme blieben draußen… …bei der Maiveranstaltung des DGB" heraus. Zu den Landtagswahlen (LTW - vgl. 9.6.1974) wird aufgerufen:"
Erteilen wir den bürgerlichen Parteien SPD, CDU, FDP und NPD am 9. Juni eine Abfuhr!".
Q: SpB: Die Probleme blieben draußen… …bei der Maiveranstaltung des DGB, Delmenhorst o. J. (1974)
07.07.1974:
In Delmenhorst rief der Spartacusbund (SpB) für heute auf zur Demonstration um 17 Uhr ab Hauptbahnhof gegen die Fahrpreiserhöhungen bei Sager.
Q: SpB: Kampf den Fahrpreiserhöhungen bei Sager!, Delmenhorst o. J. (1974)
Dezember 1974:
Der Spartacusbund (SpB) gibt sein 'Spartacus' Nr. 11 (vgl. 1.6.1974, Jan. 1975) heraus. U.a. wurde gespendet in Delmenhorst.
Q: Spartacus Nr. 11, Essen Dez. 1974
19.05.1975:
In Nordwestdeutschland gibt der Spartacusbund (SpB) vermutlich in dieser Woche das Flugblatt "Die neuen Männer" zum neuen Bundeskanzler Helmut Schmidt und dem 25. Jahrestag des Grundgesetzes (GG) heraus. Kontaktadressen gibt es für Bremen, Delmenhorst und Oldenburg.
Q: SpB: Die neuen Männer, Berlin o. J. (1975)
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