Niedersachsen:
Ölkrise und Notstandsmaßnahmen Ende 1973 / Anfang 1974
Materialien zur Analyse von Opposition
Von Jürgen Schröder, Berlin, 2.5.2020
Vom Protest gegen die Ölkrise und die Notstandsmaßnahmen in Niedersachsen können hier einige Dokumente vorgestellt werden, die fast alle vom KBW und seinen Massenorganisationen stammen. Wir bitten um Ergänzungen.
Separate Darstellungen gibt es für Braunschweig, Göttingen und Osnabrück.
Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)
22.11.1973:
Der KBW verbreitet im Januar 1974 folgende Korrespondenz aus Eschershausen (Kreis Holzminden):"
4 X 10 STUNDEN - ÜBERSTUNDEN UND KURZARBEIT BEI NATURASPHALT
Ich will Euch heute eine Korrespondenz schreiben über die Ereignisse in unserem Betrieb, der Deutschen Naturasphalt GmbH, der Limmer und Vorwohler Grubenfelder, Werk Eschershausen, zu 99% Eigentum der Braunschweig AG. … Wir waren alle gegen diese lange Arbeitszeit, da 95% der Arbeiter schon über 50 sind und die Arbeitsleistung (Fußbodenplatten von der Maschine abnehmen) bei 4 x 10 größer ist als bei 5 x 8. Es ist eine regelrechte Schinderei. Manche Kollegen sind jetzt bis zu 14 Stunden auf den Beinen. Der Betriebsratsvorsitzende stellte sich dann so: 'Leute, ich bin ja auch gegen diese Regelung, aber wir müssen auch unseren Beitrag zur Ölkrise leisten, und außerdem machen die Kollegen von den Treppenstufen das auch.' …"
Quelle: Kommunistische Volkszeitung Nr. 1, Mannheim 9.1.1974, S. 4
05.12.1973:
Das Sozialistische Aktionskollektiv (SAK CZ) Clausthal-Zellerfeld (vgl. Jan. 1974) berichtet, dass drei Tage vorher, also heute, die örtliche Demonstration in Clausthal-Zellerfeld (vgl. 8.12.1973) gegen die bundesweiten Notstandsmassnahmen beschlossen worden sei.
Q: Clausthaler Schülerpresse Nr. 14, Clausthal-Zellerfeld o. J. (1974)
05.12.1973:
Von der heutigen 'KVZ' Nr. 8 verkauft die OG Wolfsburg des KBW bis zum 15.12.1973 insgesamt 406 Exemplare. Dazu macht die OG folgende:"
Bemerkungen:
Die erhebliche Steigerung unseres Stadtverkaufs in Wolfsburg beruht darauf, daß wir während der Kampagne (gegen die Notstandsmaßnahmen, d.Vf.) unseren Einsatz verstärkt haben. So war es möglich, daß wir an vier Tagen hintereinander in der Stadt verkauft haben, was bisher noch nicht der Fall war. Entscheidend war dabei, daß sich Flugblätter und KVZ sehr gut ergänzten und nicht in Konkurrenz zueinander traten. Es kommt jetzt natürlich darauf an, diese Zahlen zu halten und nach Möglichkeit weiter zu steigern, denn es hat sich gezeigt, daß das Verkaufsergebnis in erster Linie von unserem Einsatz abhängt, und wir noch längst keine 'Sättigungsgrenze' erreicht haben."
Q: KBW-OG Wolfsburg: Verkaufsbericht der KVZ Nr. 8, Wolfsburg 16.12.1973
05.12.1973:
Von der heutigen 'KVZ' Nr. 8 verkauft die OG Hildesheim des KBW vom 4.12. bis 18.12.1973 insgesamt 650 Exemplare, davon 114 in der Stadt, 50 im Buchladen, 15 auf der Demonstration gegen die Notstandsmaßnahmen (vgl. 8.12.1973), 54 in Betrieben des IGM-Bereiches in Bad Salzdetfurth und Hildesheim, weitere an Schulen, Berufs- und Hochschulen sowie in der Nordstadt (vgl. 15.12.1973) und Bad Salzdetfurth und 190 sonstwo.
In einem Bericht wird heißt es u.a.:"
Zum Verkauf:
Die KVZ Nummer 8 wurde nicht regelmäßig in allen Bereichen der Stadt verkauft. Durch eine mangelhafte Vorbereitung des Verkäuferapparates konnte es uns nicht gelingen, die KVZ in einer Vertriebshöhe von 700 zu halten. Die Verkaufszahl ging zurück.
Der Aufruhr in der Welt verstärkt sich, die Klassenkämpfe in Westdeutschland verschärfen sich und die westdeutsche Bourgeoisie trifft Kriegsvorbereitungen für einen imperialistischen Raubkrieg zur Neuaufteilung der Welt. In dieser Situation haben die Kommunisten die Aufgabe den imperialistischen Machtgelüsten der westdeutschen Bourgeoisie entgegenzuwirken und das Gewäsch des Kapitalistenstaates von Notgemeinschaft zu entlarven.
'Die gegenwärtige Hetze gegen die Araber ist ein erneuter Versuch der Imperialisten, die Arbeiterklasse und das Volk zu verwirren, um es wehrlos gegen die verschärfte Ausbeutung und Unterdrückung zu machen und einen Sündenbock für die unvermeidlichen Krisen des Kapitalismus und die gegenwärtige politische Krise des Imperialismus zu finden.' (Aus KVZ Nr.8)
Die westdeutschen Imperialisten beteiligen sich an der Unterdrückung der Völker. Sie kommen in der gegenwärtigen Situation mit anderen imperialistischen Staaten in eine Auseinandersetzung um die Einflußgebiete für ihre Absatzmärkte und Rohstofflieferanten.
'Die Kommunisten müssen in dieser Situation alles daran setzen, ideologische Klarheit in der Arbeiterklasse zu schaffen, um die Arbeiterklasse möglichst geschlossen nach links zu führen. Nach jahrelanger Versumpfung des Klassenkampfes und der Vernichtung der Kommunistischen Partei, was bedeutet, daß es jahrelang keine organisierte kommunistische Agitation und Propaganda gab, sind bei der Verschärfung der internationalen Konkurrenz und der Widersprüche zwischen den verschiedenen imperialistischen Staaten Sozialchauvinismus und Sozialimperialismus besonders wirksame und gefährliche Waffen der Bourgeoisie, um die Arbeiterklasse an sich zu ketten.' (Prog. S. 45)
Für uns heißt das, daß wir unser zentrales Organ, die Kommunistische Volkszeitung, breit in der Öffentlichkeit vertreiben und so der bürgerlichen Hetze wirksam entgegentreten. Wir müssen die KVZ als kollektiven Agitator, Propagandist und Organisator begreifen und nur so können wir sie für uns als Waffe gegen die Unterdrücker und für den Sieg des Sozialismus handhaben.
Für uns am Ort heißt das konkret, die KVZ zu vertreiben und die Vertriebshöhe ständig zu erhöhen.
Wie kann es dann geschehen, daß die Vertriebshöhe am Ort nicht mehr steigt sondern stagniert und bei Nummer 8 sogar sinkt?
Zunächst einmal ist es den Verkäufern und Verantwortlichen und allen Genossen am Ort nicht klar, was es heißt 'den Kampf um eine öffentliche Meinung für den Sturz der Bourgeoisherrschaft und für die Notwendigkeit des Sozialismus führen und die führende Rolle der Arbeiterklasse in allen Fragen herauszustellen.' (Takt. 44) Durch die falsche Einschätzung der Klassenkampf-Situation kommt es zur falschen Einschätzung und Einstellung gegenüber der Agit/Prop. Dann kommt es dazu, daß die Genossen den Verkauf nicht als unsere politische Waffe im Kampf zur Zerschlagung der Bourgeoisieherrschaft sehen, sondern mehr als Pflichtübung und moralisch an die Sache herangehen. Dieses äußert sich bei den Verkäufern dann, daß sie sagen: 'Ich verkaufe fünfmal und andere nur dreimal' und daher nicht ein sechstes Mal verkaufen.
Genossen, die so argumentieren, sehen nicht, daß wir uns in einer Zeit, wo wir uns aus der relativen Ruhe zur raschen Veränderung (entwickeln,d.Vf.), befinden. Ohne politische Anleitung und die richtige Einschätzung der Klassenkampfsituation wird auch ein Organisationsapparat nicht funktionieren.
Die Vertriebsleitung beauftragte Genossen mit der Durchführung eines Kollektivs, obwohl sie wußte, daß der Beauftragte schon vorher seine Arbeit nicht geschafft und zur Genüge erledigt hatte. Die Genossen hatten eine falsche Einschätzung der gegenwärtigen Klassenkampfsituation und daher wurde zum Beispiel die Durchführung des Verkaufs des eines Stadtkollektivs nicht durchgeführt. Ferner wurden kaum noch Berichte abgegeben und die Gelder wurden auch erst viel später und nicht zum angegebenen Termin bezahlt.
Der wichtigste und grundlegendste Fehler bei der Organisierung lag beim Vertriebsleiter, der sich nicht auf die Verantwortlichen gestützt hatte und die verantwortlichen Kollektivleiter nicht von der Notwendigkeit des Verkaufs überzeugt hatte. Durch die fehlende richtige politische Anleitung der verantwortlichen Genossen kam es zu Erscheinungen, daß der beauftragte Vertriebsleiter anfing zu 'wirbeln' und für die nicht zum Verkauf erschienenen Genossen einsprang und so unökonomisch arbeitete. Dies hatte zur Folge, daß der Beauftragte spontaneistisch an die Sache heranging und im Ort herum fuhr, um entweder Ersatz zu besorgen oder diesen und jenen für mal eben für den nächsten Tag zu besorgen, da andere ausfielen. Es wurde sich also nicht auf die Verantwortlichen gestützt und man arbeitete auch nicht mit ihnen. Dieser Zustand hatte zur Folge, daß andere Bereiche des Beauftragten vernachlässigt wurden. Dieser Zustand wurde an dem Punkt unhaltbar, als es galt, drei Demos in vier Wochen vorzubereiten. An dieser Stelle zeigte sich, wie schwach der Vertriebsapparat eigentlich war und wie unorganisiert der Verkauf eigenlich von statten ging. Der Genosse kam ins 'wirbeln' und konnte seine Aufgaben nicht mehr korrekt ausführen. Es waren nicht mehr ausreichend Kräfte vorhanden, um die Demos vorzubereiten und den Vertrieb zu gewährleisten, obwohl objektiv am Ort genug Genossen sind, um in jedem Fall den Verkauf aufrecht zu halten, nur konnten sie nicht eingesetzt werden, weil ihnen die Bedeutung des Verkaufs nicht klar gemacht worden war. In dieser Situation konnte der Verkaufsapparat nicht mehr aufrecht erhalten werden."
Q: KBW-OG Hildesheim: KVZ-Verkaufsstatistik Nr. 8, O. O. (Hildesheim) o. J. (Dez. 1973); KBW-OG Hildesheim: Bericht vom KVZ Verkauf der Nr.8 vom 4.12. - 18.12.1973, O. O. (Hildesheim) o. J. (Dez. 1973)
07.12.1973:
Bei Teves Gifhorn gibt die Betriebszelle des KBW Ortsgruppe Wolfsburg/Gifhorn die Nr. 14 der 'Roten Bremse' (vgl. Nov. 1973) heraus. Berichtet wird zur Ölkrise u.a. von BASF Ludwigshafen, aufgerufen zur Demonstration Wolfsburg.
Q: Rote Bremse Nr. 14, Gifhorn 7.12.1973, S. 1 und 3f
07.12.1973:
In Clausthal-Zellerfeld gibt die Zelle zum Aufbau einer Kommunistischen Jugendorganisation (JAZ) vermutlich Ende dieser Woche das Flugblatt "Wir frieren! Weg mit den staatlichen Sparmaßnahmen auf unserem Rücken!" heraus mit dem Aufruf zur Demonstration gegen die Notstandsmaßnahmen am 8.12.1973.
Q: JAZ: Wir frieren! Weg mit den staatlichen Sparmaßnahmen auf unserem Rücken!, Clausthal-Zellerfeld o. J. (1973)
08.12.1973:
Von der 'KVZ' Nr. 8 (vgl. 5.12.1973) verkauft die OG Wolfsburg des KBW heute in der Gifhorner Hauptgeschäftsstraße von 10 Uhr bis 14 Uhr 15 mit 5 Verkäufern 40 Exemplare.
Q: KBW-OG Wolfsburg: Verkaufsbericht der KVZ Nr. 8, Wolfsburg 16.12.1973
08.12.1973:
In Clausthal-Zellerfeld demonstrieren, laut und mit Aufbaukollektiv / Kommunistischer Bund Harz (AK/KBH) des KBW, heute ca. 150 Menschen gegen die Notstandsmaßnahmen.
Das Sozialistische Aktionskollektiv (SAK CZ) Clausthal-Zellerfeld (vgl. Jan. 1974) berichtet, dass sich an der nur drei Tage vorher beschlossenen heutigen örtlichen Demonstration in Clausthal-Zellerfeld gegen die bundesweiten Notstandsmassnahmen, die auch von der Evangelischen Studentengemeinde (ESG) Clausthal-Zellerfeld unterstützt wurde 150 Menschen beteiligt hätten. Das Aufbaukomitee für einen Kommunistischen Bund Harz (AKKB) führte einen Infostand auf dem Kronenplatz durch.
Der KBW (vgl. 19.12.1973) berichtet:"
Trotz der kurzen Vorbereitungszeit und vieler technischer Schwierigkeiten konnte das Aufbaukollektiv - Kommunistischer Bund Harz eine erfolgreiche Demonstration durchführen, an der sich 150 Menschen beteiligten. Zum Schluß der Demonstration wurde eine Kundgebung auf dem Kronenplatz durchgeführt, die viel Aufmerksamkeit bei der Bevölkerung fand. Die Genossen schreiben: 'Das Wichtigste ist es jedoch, jetzt weiter in der Initiative zu bleiben. Neben den vom Ständigen Ausschuß vorgeschlagenen Aktivitäten werden jetzt weitere Diskussionsveranstaltungen von uns organisiert.'"
Q: Clausthaler Schülerpresse Nr. 14, Clausthal-Zellerfeld o.J. (1974); Kommunistische Volkszeitung Nr. 9, Mannheim 19.12.1973, S. 9f;Rote Presse Extra, Hamburg 10.12.1973, S. 4
08.12.1973:
Ab Rathaus Wolfsburg will die Ortsgruppe Wolfsburg/Gifhorn des KBW heute eine Demonstration "Kampf den Notstandsmaßnahmen" durchführen, beläßt es aber bei einer Flugblattaktion.
Der KBW (vgl. 19.12.1973) berichtet:"
Der Ortsgruppe ist es nicht gelungen, eine Demonstration durchzuführen. Sie bildete stattdessen Agitationstrupps, die Flugblätter verteilten und die KVZ verkauften."
Q: Rote Bremse Nr. 12, Gifhorn 7.12.1973; Kommunistische Volkszeitung Nr. 9, Mannheim 19.12.1973, S. 9
08.12.1973:
Von der 'KVZ' Nr. 8 (vgl. 5.12.1973) verkauft die OG Wolfsburg des KBW heute in der Wolfsburger Hauptgeschäftsstraße (vgl. 7.12.1973) von 10 Uhr bis 13 Uhr mit 4 Verkäufern 20 Exemplare und von 15 Uhr 45 bis 16 Uhr 45 mit 25 Verkäufern 30 Exemplare.
Q: KBW-OG Wolfsburg: Verkaufsbericht der KVZ Nr. 8, Wolfsburg 16.12.1973
08.12.1973:
In Hannover wird, laut und mit KBW, heute eine Flugblattaktion gegen die Notstandsmaßnahmen durchgeführt. Der KBW (vgl. 19.12.1973) berichtet:"
Es gelang der Ortsgruppe nicht, eine Demonstration vorzubereiten und durchzuführen. Stattdessen bildete sie Agitationstrupps in der Stadt. bei der Agitation sammelten die beteiligten Genossen viele Erfahrungen."
Laut SSG Hamburg (vgl. 10.12.1973) führen 30 Leute eine Kundgebung durch, der viele Menschen zuhören.
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 9, Mannheim 19.12.1973, S. 9; Rote Presse Extra, Hamburg 10.12.1973, S. 4
08.12.1973:
Auf ihrer heutigen Demonstration gegen die Notstandsmaßnahmen, an der sich laut KBW ca. 60 Personen beteiligen, verkauft die OG Hildesheim des KBW ca. 15 Exemplare der 'KVZ' Nr. 8 (vgl. 5.12.1973).
Der KBW (vgl. 19.12.1973) berichtet:"
Trotz geringer Vorbereitungszeit und geringer Kräfte führte die Ortsgruppe eine Demonstration durch. An der Demonstration nahmen rund 60 Menschen teil. Die Genossen schreiben:
'Die Teilnehmerzahl ging also nicht über die organisierten Kommunisten am Ort hinaus. Dem Demonstrationszug, der mit Transparenten und Parolen die gegenwärtige Situation zum Ausdruck brachte, wurde rege Aufmerksamkeit unter der Bevölkerung geschenkt. Auf der Abschlußkundgebung vor dem Hauptbahnhof wurde von zwei Genossen hervorgehoben, daß es nicht um die Zahl der Demonstranten ginge, sondern daß die Demonstration eine gute und wichtige Sache war, die die richtigen Parolen in die Bevölkerung tragen mußte. Von den Demonstranten wurde dies auch weitgehend unterstützt. In anschließenden Diskussionen zeigte sich jedoch deutlich, daß, wenn die Kommunisten es jetzt nicht verstehen, die ideologische offensive zu führen und dem Sozialchauvinismus und Sozialimperialismus der bürgerlichen Parteien und der Bundesregierung mutig entgegenzutreten, dann werden die Imperialisten leichtes Spiel haben, die Masse des Volkes in den imperialistischen Krieg zu hetzen. Die Stimmung der Massen, die weitgehend die Araberhetze aus Funk und Fernsehen widerspiegeln, ist jedoch nicht Zeichen des Rückgangs des Aufschwungs, sondern Zeichen unserer Schwäche. (…) Die Durchführung der Demonstration war ein richtiger Entschluß und ein erster schritt, den Weg zum Kampfverband zu beschreiten.
Es wurde versucht, Aktionseinheiten herzustellen. Die DKP wollte aus 'Zeitnot' nicht; die Jusos wollten - durften aber nicht!'"
Q: KBW-OG Hildesheim: Bericht vom KVZ Verkauf der Nr. 8 vom 4.12. - 18.12.1973, O. O. (Hildesheim) o. J. (Dez. 1973); KBW-OG Hildesheim: KVZ-Verkaufsstatistik Nr. 8, O. O. (Hildesheim) o. J. (Dez. 1973);Kommunistische Volkszeitung Nr. 9, Mannheim 19.12.1973, S. 10
08.12.1973:
In Oldenburg verteilt der KBW, der auch einen Stand aufbaute, heute Flugblätter gegen die Notstandsmaßnahmen und verkauft die 'KVZ'.
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 9, Mannheim 19.12.1973, S. 9
08.12.1973:
In Wilhelmshaven verteilt der KBW heute Flugblätter in der Stadt gegen die Notstandsmaßnahmen.
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 9, Mannheim 19.12.1973, S. 9
12.12.1973:
Die KBW OG Hildesheim berichtet vermutlich von heute über ihre Verkäufersammlung zur 'KVZ' Nr.8 (vgl. 5.12.1973):"
Die Verkäuferversammlung Nummer 8 war bisher die erfolgreichste qualitativ gesehen. Es wurde über die Notstandsmaßnahmen der Bourgeoisie und über die Hintergründe diskutiert. Es kamen viele Wortbeiträge zum Thema. Ferner fand eine Auseinandersetzung mit einem Vertreter der KPD/ML ROMO statt, der schon bei der letzten Versammlung dabei war. Ferner fand eine Auseinandersetzung mit einem KPDler (Rote Fahne) statt, über das Verbot des KSV in Westberlin. An den Diskussionen nahmen viele der Anwesenden teil (35) und davon etwa 11, die nicht beim KBW oder der KSG und KHG organisiert waren. Von allen Anwesenden gab es eine positive Resonanz zur 8. Verkäuferversammlung."
Q: KBW-OG Hildesheim: Bericht vom KVZ Verkauf der Nr. 8 vom 4.12. - 18.12.1973, O. O. (Hildesheim) o. J. (Dez. 1973)
17.12.1973:
Die Zelle VW des KBW Ortsgruppe Wolfsburg/Gifhorn berichtet:"
'ÖLKRISE': VORWAND FÜR LOHNDRÜCKEREI - VW-WERK WOLFSBURG: BETRIEBSVERSAMMLUNG
Das dürfte fast allen Kolleginnen und Kollegen des VW-Werkes Wolfsburg auf der Betriebsversammlung (BV) am 17.12.1973 klargeworden sein. Der Betriebsrat (BR, d.Vf.) und der Vorstand des VW-Werkes ergänzten sich gegenseitig in ihren Berichten zur Situation des Werkes und für die Zukunft.
Es wurde ihnen ein zweistimmiger Gesang über die miserable Lage des Werkes und die sorgenvolle Zukunft, verursacht durch die 'Ölkrise' vorgetragen. Die Interpreten waren der Betriebsratsvorsitzende Ehlers und der Vorstandvorsitzende der VW AG, Leiding.
Das der Betriebsratsvorsitzende dabei nicht ganz offen auf die Seite der Kapitalisten treten konnte, lag an seinem Posten als Gewerkschafter; er durfte sein Gesicht nicht ganz verlieren. Aber auch so war es deutlich genug. Ein Kollege stellte in der Aussprache ganz richtig fest: Bei den Berichten von Betriebsrat und Vorstand waren großteils vertauschte Rollen. Der Betriebsrat hat teilweise einen Bericht des Vorstandes gegeben und umgekehrt.
DIE 'ÖLKRISE' DIENT ZUR LOHNDRÜCKEREI
Gerade diese Betriebsversammlung, ganz kurz vor den Tarifverhandlungen (VWTR, d. Vf.), diente der Gewerkschaftsführung am Orte und der VW AG dazu, noch einmal darzulegen, wie gut unser Wirtschaftssystem sei, und daß es mit vereinten Kräften auch über die 'Ölkrise' hinwegkommen werde. Zwar gab der Betriebsrat zu, daß durch die 'Ölkrise' einige wenige große Geschäfte machten, aber das wären Schönheitsfehler.
Die sogenannte Energiekrise und die Araber wurden dazu benutzt, schwarze Wolken über das Werk zu ziehen. Dabei ergänzten sich der Betriebsrat und Leiding ganz deutlich. Er gab große Sorgen seinerseits über das Wohl und Wehe zu hören, und ließ sich dann dazu 'hinreißen' ins Mikrofon zu brüllen: 'Ich bin es leid, immer nur Forderungen zu hören, das geht nicht.' Eine gute schauspielerische Leistung, die seine Sorgen noch deutlicher darstellen sollte. Etwas später ließ er dann die Katze aus dem Sack, er forderte die Belegschaft auf, keine übermäßigen Forderungen zu stellen, da sonst die Beschäftigungslage nicht mehr gesichert sei. Auf dieser Betriebsversammlung wurde wieder das Geschäft mit der Angst versucht. Außerdem sollte hier schon wieder die Zusammenarbeit von Arbeiterklasse und Kapitalisten in der Belegschaft manifestiert werden.
DIE AUSSPRACHE ENTLARVTE DIE MANÖVER VON BETRIEBSRAT UND LEIDING
Viele Kollegen kritisierten in der Aussprache das Gerede von Lohnverzicht, Zusammenarbeit mit dem Kapital und der Unterdrucksetzung mit der Krise. Das kam besonders in den Diskussionsbeiträgen zur Tarifrunde zum Ausdruck.
Obwohl die Betriebsratsfürsten alles taten, um eine Diskussion darüber zu verhindern, fand gerade dieses Thema starke Resonanz bei den Kolleginnen und Kollegen. Es wurde die Forderung nach linearer Lohnerhöhung von 250 DM im Monat bzw. 1,50 DM pro Stunde, sowie nach Vorweganhebung von 60 DM bzw. 33 Pfennig gestellt. Während der Aussprache wurde dargelegt, was es für die Arbeiterklasse heißt: Zusammenarbeit mit dem Kapital; wurde gesagt, was es mit der sogenannten Ölkrise auf sich hat.
ZWANGSURLAUB DIENT ZUR KNEBELUNG UND SPALTUNG DER BELEGSCHAFT
Der Betriebsratsvorsitzende begründete in seinem Rechenschaftsbericht die drei Tage Zwangsurlaub 2., 3. und 4. Januar mit vorbeugenden Maßnahmen gegen die Ölkrise und damit, daß noch ein großer Teil der Kollegen genügend Urlaub des Jahres 1973 aufgespart habe. Das Ziel ist klar: Die Belegschaft soll so an Maßnahmen zur 'Rettung' des Unternehmens gewöhnt werden.
Während aber die Produktion steht, können fast alle Facharbeiter auf angeblich freiwilliger Basis arbeiten (wenn sich nicht genügend Kollegen finden, wird vom Abteilungsleiter verfügt, wer arbeiten muß). So werden wieder die Facharbeiter von den Produktionsabteilungen gespalten.
Gerade vor den Tarifverhandlungen - ein geschickter Schachzug von Leiding, Ehlers und Co. So bereiten sich die Kapitalisten auf die heraufziehende Krise vor."
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 1, Mannheim 9.1.1974, S. 7
17.12.1973:
Für die Blaupunkt-Zelle der KBW Ortsgruppe Hildesheim berichtet J.H. aus dieser Woche:"
SPD ORGANISIERT SCHREITRUPPS - BETRIEBSVERSAMMLUNG BEI BLAUPUNKT, HILDESHEIM
Hildesheim. Die Betriebsversammlungen waren von ellenlangen Ausführungen der sozialdemokratischen Betriebsräte (BR,d.Vf.) und der Geschäftsleitung (GL,d.Vf.) über die sogenannte Ölkrise, Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit geprägt. Die sogenannte Ölkrise wurde als Vorwand benutzt, um die Krise des Kapitalismus, die Krise im eigenen Land, die durch Überproduktion entstanden ist, zu überspielen und der sogenannten Ölkrise die Schuld an Kurzarbeit und Massenentlassungen zu geben. Darin gaben sich Betriebsrat und Geschäftsleitung redlich Mühe. Von der 2 Stunden langen Versammlung wurde mindestens eine Dreiviertelstunde von 'Ölkrise' und deren Auswirkung auf den Betrieb gesprochen. Der sozialdemokratische Betriebsrat ging in der Planung der Versammlung sehr genau vor. Erstens setzte er den Zeitpunkt eine Woche vor Weihnachten fest, um sicher zu sein, daß eine friedliche Stimmung herrscht. Zweitens redeten die Betriebsräte so lange, daß der größte Teil der Kollegen kurz vorm Einschlafen war. Drittens waren organisierte Schreitrupps da, die einen bekannten fortschrittlichen Kollegen einschüchtern sollten und von vornherein Stimmung gegen den Kollegen machen, indem sie, noch bevor er zu Wort kam, 'aufhören' und Buhrufe ertönen ließen. Letzteres hatte auch den Zweck, andere Kollegen einzuschüchtern und von einer Meinungsäußerung abzuhalten.
Der Kollege nahm sich aber doch das Wort und deckte die Hintergründe der sogenannten Ölkrise und der Krise im eigenen Land auf. Er wurde in seiner Rede mehrmals vom Betriebsratsvorsitzenden unterbrochen unter Androhung ihm das Wort zu entziehen; mit der Begründung, das alles sei außerbetrieblich und habe auf einer Betriebsversammlung nichts zu suchen. Außerdem wurde das Mikrofon mehrmals leiser gestellt.
Der Kollege wies jedoch darauf hin, daß die gesamte Krisenentwicklung letztenendes doch im Betrieb, z.B. durch Kurzarbeit und Massenentlassungen, zu spüren sei. Die Lage spitzte sich dann so, daß der Kollege auf Probleme in der Abteilung, in der er arbeitet, ausweichen mußte, um das Wort nicht entzogen zu bekommen, wie es einem anderen Kollegen ging, der auf solche Angriffe der Sozialdemokraten nicht vorbereitet war.
Hieraus läßt sich deutlich schlußfolgern, wie die Sozialdemokraten in Krisenzeiten offen auf die Seite des Kapitals treten, denn die Geschäftsleitung brauchte nicht einzugreifen - ihre Interessen zu wahren, besorgten die Sozialdemokraten."
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 1, Mannheim 9.1.1974, S. 7
Januar 1974:
Es erscheint die 'Hannoversche Fresse' Nr. 6 (vgl. Nov. 1973, März 1974) mit dem Artikel "Zur 'Oel'krise: Flugblatt der Münchner Genossen: aus WWA 10".
Q: Hannoversche Fresse Nr. 6, Hannover Jan. 1974, S. 3ff
08.01.1974:
Am Gymnasium Seesen und am Roswitha-Gymnasium Bad Gandersheim gibt die Kommunistische Schülergruppe (KSG) Seesen / Gandersheim die Nr. 2 ihrer 'Kommunistischen Schülerzeitung' (KSZ - vgl. 5.2.1973, Apr. 1974) heraus. Eingegangen wird auch auf die Energiekrise.
Q: Kommunistische Schülerzeitung Nr. 2, Kreiensen 8.1.1974, S. 4ff
Letzte Änderung: 13.10.2021