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In Gelsenkirchen erschien im Oktober 1978 die Schrift „Auf dem Kampfboden des Marxismus-Leninismus. Zur Diskussion der ML-Bewegung anhand einer Kritik des Programms des Arbeiterbundes zum Wiederaufbau der KPD” von Theodor Phillipi. Sie setzt sich mit dem Programm des „Arbeiterbundes zum Wiederaufbau der KPD“ auseinander.
Oktober 1978:
In Gelsenkirchen erscheint im Oktober 1978 die Schrift von Theodor Phillipi: „Auf dem Kampfboden des Marxismus-Leninismus. Zur Diskussion der ML-Bewegung anhand einer Kritik des Programms des Arbeiterbundes zum Wiederaufbau der KPD” (Eigendruck im Selbstverlag). Die Bestelldaresse lautet auf: C. Sperandio, Gelsenkirchen–Horst.
Im Vorwort wird ausgeführt: „Programme gelten in der kommunistischen Bewegung als der konzentrierte Ausdruck der theoretischen Arbeit und des theoretischen Standes der einzelnen Organisationen. Will man also den Anspruch messen Vertreter des wissenschaftlichen Sozialismus zu sein, so wird man sich erst einmal an das Programm oder die programmatischen Vorstellungen halten, die die einzelnen Vertreter dieses Anspruchs kundtun. So liegt auch der Sinn dieser Schrift nicht in der Stellungnahme zu der Politik einer dieser Organisationen, die den Anspruch, marxistisch-leninistisch zu sein aufrechterhalten, sondern in der kritischen Bewertung dieses Anspruchs.
Die Kritik des Arbeiterbundes zum Wiederaufbau der KPD soll nun aber nicht eine exemplarische Kritik der programmatischen Vorstellungen der gesamten Bewegung sein, wenn auch der eine oder andere Punkt dies zu belegen scheint. Die Kritik dieses Programms bildet eine besondere Aufgabe innerhalb der kritischen Bewertung der gesamten programmatischen Vorstellungen der heutigen ML-Bewegung. Allerdings beweist sie, neben anderen bereits geleisteten Kritiken z. B. am KPD/ML-Programm wie ‚Deus ex Machina‘ und ‚Deutschland, ein Spießermärchen‘, die erschreckende Unkenntnis des Marxismus-Leninismus, die diesen programmatischen Vorstellungen zugrundeliegt, Ein direktes Folgeprodukt solcher Unkenntnis ist, dass diese Programme auf keinerlei erkennbaren konkreten Untersuchungen der Wirklichkeit fußen, die ihre Aussagen rechtfertigen und begründen würden, sondern dass sie aus einem Gemisch von fragmentarischen Übernahmen einzelner, mehr oder weniger allgemeiner, Erkenntnisse der Arbeiterbewegung zusammengesetzt sind. Auch wird die Aufarbeitung der Geschichte der Arbeiterbewegung nicht dazu benutzt, aus ihr den Schlüssel zur Zukunft zu erlangen, sondern bestenfalls zur Bestätigung der heutigen Ansichten hinzugezogen.
Die Kritik des Arbeiterbundes zum Wiederaufbau der KPD zeigt, dass es nicht der subjektive Wille zur Revision des Marxismus-Leninismus ist, der seinen Entstellungen zugrundeliegt, sondern dass ihr Ursprung die schlichte Unwissenheit ist, die eine bewusste Revision gar nicht zulässt …
Ganz im Gegensatz dazu der Arbeiterbund, der - unterstellen wir ihm einen solchen Willen - dazu gar nicht in der Lage wäre. Umgekehrt wiederum kann man den Anspruch, marxistisch-leninistische Politik zu betreiben, nicht dadurch aufrechterhalten, indem man den subjektiven Willen dazu hat oder sich mit Herz und Seele dem Volk und der Arbeiterklasse zuwendet, sondern eben nur durch die Beherrschung des Marxismus-Leninismus in Theorie und Praxis. Die Unwissenheit des Arbeiterbundes ist deshalb kein Freispruch für seine opportunistischen Ideen, sondern bildet lediglich die Erklärung dafür, auf welcher Grundlage er zu solchen kommt. Sie zeigt, dass die Nicht-Beherrschung des Marxismus-Leninismus unter den Bedingungen des Kapitalismus und der Herrschaft der bürgerliche Ideologie spontan zum Opportunismus, zum Breitmachen bürgerlicher und kleinbürgerlicher Vorstellungen führt …
Das ganze Programm des Arbeiterbundes durchzieht der Hang zum Ausstellen von religiösen Glaubensartikeln, statt nachprüfbarer, werden moralische Kategorien gesetzt; man geht aus von einer Art ewiger Gerechtigkeit, anstatt das jeweilige Hecht als Ausdruck der Klassenverhältnisse zu erkennen. Das besonders ausgeprägte Gefühlsleben ist ein besonderes Merkmal beim Arbeiterbund und so finden sich im Programm immer wieder die Argumente des Straßenagitators wie ‚Wir brauchen auch dich, Kollege!‘ ‘anstatt der wissenschaftlichen Auskunft, wen und was man braucht, um unsere kommunistischen Ziele zu erreichen. Der ganze Kommunismus stellt für den Arbeiterbund ein Ideal vor, das kommen muss und alle Probleme löst. Dagegen verblassen die Probleme der Wirklichkeit bzw. wird die Wirklichkeit auf das Ideal hin zurechtgestutzt. Man vergisst ganz den Marxismus, dessen Kraft darin liegt, aus der Analyse der vollzogenen und sich vollziehenden Wirklichkeit die inneren Gesetze, Bewegungskräfte der Geschichte zu erkennen so dass er in der Lage ist, gewisse Voraussagen machen zu können …
Das sind alles Erscheinungen, die beim Arbeiterbund besonders anschaulich anzutreffen sind, die aber die gesamte ML-Bewegung durchziehen. Sie sind Resultat jenes Zustandes, dass man einige Schlussfolgerungen, bestimmte Konsequenzen des Marxismus-Leninismus formelhaft übernommen hat, ohne sich jedoch die Weltanschauung des Marxismus-Leninismus in ihrer ganzen Breite angeeignet zu haben.
Dies zeigt sich beim Arbeiterbund notwendigerweise in besonderem Maße denn er entstammt den Arbeiterbasisgruppen München, einem der ersten Zirkel, die sich der praktischen Arbeit in der Arbeiterklasse zuwandten und die die intellektuelle Diskussion über Art und Weise der Transformation der Jugend- und Studentenbewegung, die Organisationsdebatte, die Kämpfe um die neuen Grundpositionen abbrachen. Weiterhin hat der Arbeiterbund in den Kommuniquezirkeln mitgearbeitet, aus denen er ausschied, als er zusammen mit dem KB (-Nord) zur Wahl der SPD aufrief und sich damit in scharfen Widerspruch zu solchen, ebenfalls in den Kommuniquezirkeln vertretenen Gruppen, wie dem Neuen Roten Forum und dem KB-Göttingen, also auch den restlichen Teilen der ML-Bewegung setzte. Deshalb führt der Arbeiterbund noch bis heute ein Randdasein in der ML-Bewegung, der anzugehören er den Anspruch stellt …
Anders als die meisten anderen ML-Organisationen, die in der Abgrenzung, ja Bekämpfung der DKP als dem organisatorischen Ausdruck des modernen Revisionismus eine zentrale Aufgabe sehen, vermag der Arbeiterbund im modernen Revisionismus keine Besonderheit zu erkennen, was ihn dazu bringt, die DKP als linke Speerspitze der Sozialdemokratie zu sehen. Die Sozialdemokratie betrachtet er als den ‚Hauptfeind in der Arbeiterklasse‘, ohne auf so wesentliche Veränderungen wie das Godesberger Programm überhaupt einzugehen. Damit kommt der Arbeiterbund dann auch zum letzten notwendigen Glied, nämlich der Reaktion, des Rechtskartells um CSU-Strauß, das den neuen Faschismus vorbereitet. Hat man diese Elemente erst einmal zusammengestellt (die entsprechende Beweisführung ist mir unbekannt), so ist klar, dass man dann - ganz als Erbe der Weimarer Zeit - Volksfrontpolitik zur Verhinderung des unmittelbar drohenden Faschismus spielen kann …
Dies soll hier nur in kurzer Form dargestellt werden, da es den konkreten Ausgangspunkt der Politik des Arbeiterbundes illustriert, und in der Programmkritik auf solche, konkreten politischen Streitfragen nicht eingegangen wird. Der Streit über diese Fragen wurde von den Ml-Zirkeln schon des Öfteren geführt, so dass die Argumente bekannt sind, wenn sich auch der Zustand kaum ändern kann, so lange keiner in der Lage ist, Beweise und Fakten aufgrund einer wissenschaftlichen Untersuchung der konkreten Situation vorzulegen… Die Programmkritik setzt sich zur Aufgabe den Nachweis zu führen, dass die Unkenntnis des Marxismus-Leninismus, seiner Theorie und Methode, die wesentliche Ursache dafür darstellt, dass der Marxismus-Leninismus in einer von den Programmverfassern nicht beabsichtigten, unbewussten Form auf den Gebieten der Weltanschauung, der politischen Ökonomie sowie der Strategie und Taktik des Proletariats opportunistisch entstellt herauskommt. Die Kritik soll die Diskrepanz zwischen Anspruch und Ergebnis darstellen.“
Inhalt der Broschüre ist:
- Zum Zustand der ML-Bewegung anhand einer Kritik des Programms des Arbeiterbundes zum Wiederaufbau der KPD
- Zur Weltanschauung des Marxismus-Leninismus (Zitatensammlung)
- Geleitwort an die Erfinder der verschiedenen Programme unserer westdeutschen ML-Bewegung
- Wer aus dem falschen Brunnen schöpft, trinkt faules Wasser
- Eine spießbürgerliche Geschichtsauffassung
- Fehlende Grundlagen der marxistischen politischen Ökonomie
- Bocksprünge auf dem Weg zur Macht
- Schwierigkeiten beim Umgang mit der Wirklichkeit
- Wiederaufbau der KPD oder Wiederbelebung der Vergangenheit
- Folgerungen.
Geworben wird in der Schrift für:
- „Parteimythos und Wirklichkeit„ (KPD/ML-Kritik von zwei ausgeschlossenen Mitgliedern des 3. ZK der KPD/ML)
- „Anmerkungen zum dialektischen Materialismus“ (von Heiner Karuscheit)
- „Unsere nächsten Aufgaben“ (von Heiner Karuscheit/Alfred Schröder)
- „Beiträge zur Programmdiskussion“ (von Heiner Karuscheit)
- „Eine Donquichottheorie“ (von Franz Kaminski)
- „Zur Geschichte der ML-Bewegung (von Heiner Karuscheit)
- „Deutschland, ein Spießermärchen“ (von der Liebknecht-Vereinigung)
- „Sozialchauvinismus im Gewand des Marxismus-Leninismus (von der Liebknechtvereinigung)
- „KPD/ML - Eine Gemeinschaft auf Treu und Glauben (von der Kieler „Herausforderung“)
- „Vorhut oder Nachtrab. Eine Kritik der politischen Dekadenz in der ML-Bewegung am Beispiel des KABD“ (von Robert Kurz).
Zudem für Schriften der KGB/E, IKG/B und der MLPÖ.
Quelle: Theodor Phillipi: Auf dem Kampfboden des Marxismus-Leninismus. Zur Diskussion der ML-Bewegung anhand einer Kritik des Programms des Arbeiterbundes zum Wiederaufbau der KPD, Gelsenkirchen, Oktober 1978.
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