Initiative Freie Arbeiter-Union:
"100 Jahre DGB tun dem Kapital nicht weh!" (1981)

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Dietmar Kesten, Gelsenkirchen, 13.2.2019


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Von der Dortmunder "Initiative Freie Arbeiter-Union" erscheint 1981 die Broschüre "100 Jahre DGB tun dem Kapital nicht weh!" Dazu heißt es: "Die einzelnen Kapitel dieser Broschüre wurden auf dem 5. Kongress der 'Initiative Freie Arbeiter-Union' vorgelegt und diskutiert. Nach einer dort beschlossenen Überarbeitung wurden sie erstmals als Serie in unserer Zeitung 'Direkte Aktion' Nr. 20-26 abgedruckt".

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

März 1981:
Von der "Initiative Freie Arbeiter-Union" erscheint die Broschüre: "100 Jahre DGB tun dem Kapital nicht weh!"

Im Vorwort heißt es: "Die Bedeutung der Gewerkschaften für aktuelle und zukünftige Kämpfe wird noch von zu vielen Leuten-auch Linken-unterschätzt. Das zeigt sich besonders deutlich dort, wo es eine starke oder ausschließliche Fixierung auf die sogenannte Randgruppenpolitik oder auf die Parlamente, auf Grüne und Bunte gibt. Das resultiert z.T. aus der Enttäuschung über die Gewerkschaftsbewegung, die auf die politisierte Jugend den Eindruck macht, auf der Stelle zu treten. Dieses 'Auf-der-Stelle-treten' hat aber seine Ursachen. Und es hat Folgen.

Gewerkschaften sind nicht nur Organisationen zur Vertretung der Arbeiterinteressen, sondern sie mischen auch mit in dem großen Bereich, wo es darum geht, die ganze Breite von sozialen Regelungen mitzugestalten. Also: Löhne, Arbeitszeiten und-Arbeitsbedingungen, Renten usw. werden unter Einbeziehung der Gewerkschaften geregelt. Diese sozialen Bedingungen haben zentrale Bedeutung in einer kapitalistischen Gesellschaftsordnung. Bleiben sie nämlich stabil, so ist es möglich, die abhängig Beschäftigten in diese Gesellschaftsform zu integrieren und Klassenkonflikte erst gar nicht aufkommen zu lassen.

Es gibt in der BRD gegenwärtig mehr als 7,5 Millionen gewerkschaftlich organisierte Arbeiter, Angestellte und Beamte. Das ist zwar nicht die Mehrheit, aber das Bild ändert sich beim Betrachten der Bereiche, aus denen die Organisierten herkommen, die Masse der Mitglieder ist in der Industrie zu finden, wo der Organisationsgrad zwischen 70 und 80% liegt. Obwohl nur ca.35% organisiert sind, meinen doch Dreiviertel aller Beschäftigten, dass Gewerkschaften notwendige Organe zur Durchsetzung der eigenen Interessen sind. Gewerkschaften sind also weit über den Kreis ihrer Mitglieder hinaus im Bewußtsein der Bevölkerung positiv verankert. Es stellt sich also die Frage, was leisten die Gewerkschaften, das dieses Ansehen rechtfertigt?

Ganz allgemein wird heute praktisch alles, was irgendwo vereinbart wird, zwischen Verbänden oder Organisationen geregelt; d. h. die Gewerkschaften haben
das Verhandlungsmonopol mit den Kapitalistenverbänden. Das, was diese Tarifverbände untereinander abmachen, berührt aber nicht nur die eigenen Mitglieder, sondern wird auch auf alle anderen Beschäftigten übertragen. Die Gewerkschaftspolitik ist somit-auch wenn sie nur die 'normalen' Aufgaben wahrnimmt -ein prägender Faktor für unsere Lebens- und Arbeitsbedingungen.

Noch deutlicher wird der Einfluss, wenn man sich in Erinnerung ruft, wie die Gewerkschaften hier in Dortmund 40.000 Mitglieder 'Für Kohle und Kernkraft' mobilisierten. Eine Veranstaltung, auf die sich der darauffolgende SPD-Parteitag berief, um die SPD auch weiterhin auf Atomkurs zu steuern. Sicher, 100.000, die in Hannover oder Bonn gegen AKWs und für Umweltschutz demonstrierten, sind eine gewaltige Kraft; aber 100.000 streikende Metaller treffen das kapitalistische Nervensystem viel stärker.

Will man dies erreichen, muss man sich die Frage stellen, wie klassenkämpferische Gewerkschaften aufgebaut sein müssten, nach welchen Prinzipien Entscheidungen gefällt werden dürften und wie es heute in den DGB-Gewerkschaften aussieht".

Die Broschüre sei "das Ergebnis von persönlichen Erfahrungen, gemeinsamen Einschätzungen, Diskussionen mit Kolleg(inn)en und Veranstaltungen in und um unsere Initiative. Wir wollen damit zusammengefaßt unsere Positionen gegenüber den DGB-Gewerkschaften und alternative Vorstellungen zur Diskussion stellen.

Wir möchten diese Broschüre verstanden wissen als Materialsammlung, die ergänzungsbedürftig ist. Verschiedene Aspekte sind in ihr noch nicht enthalten, so z. B. die Tarifpolitik, Erfahrungen linker Betriebsgruppen u.a. Alle interessierten Kolleg(inn)en bitten wir nun um Ergänzungen, kritische Stellungnahmen und Verbesserungsvorschläge." (S. 32)

Artikel der Broschüre sind:
- "Die Verräter (Tucholsky)"
- "Vorwort"
- "Der organisatorische Aufbau"
- "Der DGB im Modell Deutschland
- "… und die Chancen einer Wandlung"
- "Zu den Mitbestimmungsgesetzen"
- "Der DGB zur Aussperrung"
- "'Einheitsgewerkschaft' und Ausschlüsse"
- "Für eine autonome Gewerkschaftspolitik"
- "Das syndikalistische Organisationsprinzip"

Geworben wird für die "direkte aktion", Organ der Initiative Freie Arbeiter-Union" und für die "Arbeitsgrundlage der I.F.A.U.".
Quelle: Initiative Freie Arbeiter-Union: 100 Jahre DGB tun dem Kapital nicht weh!, Dortmund, März 1981.

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Letzte Änderung: 13.02.2019