Rote Fahne, Zentralorgan der KPD, 4. Jg., Nr. 16, 18.4.1973

18.04.1973:
Die KPD gibt die Nr. 16 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 11.4.1973, 25.4.1973) heraus, in der sie sich u.a. mit den Verfolgungsmaßnahmen gegen sich selbst und dem Protest dagegen (vgl. 17.4.1973), im Regierungsbezirk Köln (vgl. 16.4.1973), in Bonn (vgl. 17.4.1973, 18.4.1973), Köln (vgl. 17.4.1973), NRW (vgl. 19.4.1973) und Berlin (vgl. 17.4.1973) befaßt. Wegen der Bonner Rathausbesetzung (vgl. 10.4.1973) gab es auch ein Interview in der Fernsehsendung 'Monitor' (vgl. 16.4.1973).

Von der DKP wird berichtet über die zentrale Demonstration gegen Berufsverbote (BV) und Entlassungen in Dortmund (vgl. 14.4.1973), von der SPD über den Parteitag (vgl. 10.4.1973), von sich selbst über den RGO-Kongreß (vgl. 14.4.1973), aus dem DruPa-Bereich über die Drucktarifrunde (DTR - vgl. 10.4.1973),

Aus dem Ausland wird berichtet aus Kambodscha (vgl. 9.4.1973) und aus Frankreich (vgl. 21.3.1973, 2.4.1973), u.a. über die Lehrlinge (vgl. 27.3.1973, 4.4.1973).

Aus Bayern wird berichtet von der DKP in Nürnberg (vgl. 9.3.1973).

Aus Berlin wird berichtet von der Antirepressionsarbeit (vgl. 17.4.1973) sowie von der Drucktarifrunde (DTR) der DruPa (vgl. 9.4.1973).

Aus Hamburg wird berichtet von der Drucktarifrunde (DTR) der DruPa (vgl. 11.4.1973), u.a. von Springer (vgl. 11.4.1973) und aus der IGM (vgl. 9.4.1973).

Aus Niedersachsen wird berichtet aus Lüneburg von der DKP (vgl. 9.3.1973) und der Solidarität mit Uli Kranzusch (vgl. 18.4.1973) sowie aus dem DruPa-OV Hannover (vgl. März 1973).

Aus NRW wird berichtet von den Oberhausener Filmtagen (vgl. 10.4.1973),

Aufgerufen wird:"
Vorwärts zum 1. Mai 1973
Unterstützt die Propagandaarbeit der Partei zum 1.Mai!
Spendet auf das Konto …"

Im Zusammenhang mit zwei Korrespondenzen aus Lüneburg (vgl. 9.3.1973) und Nürnberg (vgl. 9.3.1973) erscheint der folgende Artikel:"
DAS KOMMUNISTISCHE MANIFEST
- UND DIE MASKERADE DER MODERNEN REVISIONISTEN -

Der ideologische Kampf unserer Genossen gegen die DKP-Revisionisten ist Bestandteil unserer täglichen Massenarbeit. Unser Ziel ist es, so vielen einfachen DKP- und SEW-Mitgliedern wie möglich die reaktionäre, auf bedingungslose Unterstützung der SPD-Regierung abzielende Linie ihrer Parteiführung zu erklären, deren Lügen entgegenzutreten und die klassenbewußten Arbeiter in der DKP zum gemeinsamen Kampf aufzurufen.

Daß wir bei diesen Auseinandersetzungen vor dem Saalschutz der DKP nicht zurückweichen, beweisen die beiden Korrespondenzen, die wir aus Nürnberg und Solingen (?, d.Vf.) erhielten. Daß beide Korrespondenzen von Veranstaltungen der DKP zum 125. Jahrestag des Kommunistischen Manifests stammen, weist auf folgendes Dilemma der modernen Revisionisten hin:

Um ihren Anspruch als 'Kommunisten' vor den fortschrittlichen Arbeitern aufrechtzuerhalten, müssen sie sich auf die großen Lehrer der proletarischen Revolution und deren Werke berufen, andererseits steht ihr Wunschtraum von der antimonopolistischen Demokratie und der schrittweisen Zurückdrängung der Monopole in schlagendem Gegensatz zu Allem, was die Klassiker des Marxismus-Leninismus zur proletarischen Revolution gedacht und geschrieben haben. Hier gibt es für die modernen Revisionisten nur einen Ausweg - die Fälschung.

Dies kommt besonders anschaulich in den Aufsätzen zum Ausdruck, mit denen die SED den 125jährigen Geburtstag des Kommunistischen Manifestes ehrte.

So schreibt H. Gernkow in einer Abhandlung der revisionistischen 'Einheit' Nr. 3/1973 (vgl. März 1973, d.Vf.), daß für den Aufbau des Sozialismus in der DDR an 'erster Stelle der Gedanke (des Kommunistischen Manifests, d. R.) stehe', daß 'der erste Schritt der Arbeiterrevolution die Erhebung des Proletariats zur herrschenden Klasse, die Erkämpfung der Demokratie ist. Das Proletariat wird seine politische Herrschaft dazu benutzen, der Bourgeoisie nach und nach alles Kapital zu entreißen, alle Produktionsinstrumente in den Händen des Staats, d.h. des als herrschende Klasse organisierten Proletariats, zu zentralisieren, und die Masse der Produktionskräfte möglichst rasch zu vermehren.' (Kommunistisches Manifest)

Nach dieser Grundlinie sei verfahren worden und nach ihr soll - das beweisen die Programm von SEW und DKP auch in der Etappe der 'antimonopolistischen Demokratie' verfahren werden. Die Revisionisten als Vollstrecker des Kommunistischen Manifests?

Marx und Engels schreiben in ihrer Vorrede zum Kommunistischen Manifest von 1872, daß das Manifest gegenüber den praktischen Erfahrungen der Februarrevolution (von 1848) und der Pariser Kommune 'stellenweise veraltet sei'.

'Namentlich hat die Kommune den Beweis geliefert, daß die Arbeiterklasse nicht die fertige Staatsmaschine einfach in Besitz nehmen und sie für ihre eigenen Zwecke in Bewegung setzen kann.'

Damit ist die im Kommunistischen Manifest entwickelte Linie entscheidend weiterentwickelt. In welcher Richtung? In Richtung des Zerschlagens, Zerbrechens der fertigen Staatsmaschine.

Es wird den modernen Revisionisten sicher nicht in den Kram passen, aber Lenin bezeichnet in 'Staat und Revolution' das Konzept des 'Erkämpfens der Demokratie' als 'eine noch völlig abstrakte Antwort', die eben durch die Erfahrung der Pariser Kommune, den gewaltsamen Sturz der Bourgeoisherrschaft und die Zerschlagung ihres Staatsapparates konkretisiert worden ist. Was sagt Lenin zu den Leuten, die das Zitat aus dem Kommunistischen Manifest kommentarlos zur Leitlinie des sozialistischen Aufbaus machen, in deren endlosen Feiertagstiraden anläßlich des Geburtstags des Kommunistischen Manifests kein einziges Mal die Notwendigkeit des gewaltsamen Sturzes der Bourgeoisie erwähnt wird (siehe Einheit 3/1973): 'Es ist überaus kennzeichnend, daß gerade diese wesentliche Korrektur (am Kommunistischen Manifest, d. R.) von den Opportunisten entstellt worden ist…' (Lenin, Werke, Bd. 25, S. 427)

Die Revisionisten fälschen nicht nur Marx und Engels, sie fälschen die Geschichte ihrer eigenen Partei, sie fälschen die Geschichte der DDR.

Es darf eben nicht mehr wahr sein, daß in der damaligen sowjetischen Besatzungszone tatsächlich revolutionäre Maßnahmen zur Zerschlagung des nazistischen Staates durchgeführt wurden, daß diese revolutionäre Bewegung zur Einrichtung der Volksgerichte, zur Beseitigung der Staatsbürokratie, zum Aufbau einer Volksarmee aber steckenblieben, daß die Errungenschaften der 40er Jahre rückgängig gemacht worden sind, daß der reaktionäre Staatsapparat der neuen Bourgeoisie jetzt als Parasit auf den Massen der DDR lastet. Der Festschreiber H. Gernkow stellt in der 'Einheit' fest, bei der Gründung der SED 1946 habe das Kommunistische Manifest Pate gestanden. Pate gestanden beim 'friedlichen deutschen Weg zum Sozialismus', wie er 1946 ausgerufen wurde, Pate gestanden beim prinzipienlosen Zusammenschluß mit der Sozialdemokratie in einer Partei, die ausdrücklich kommunistische Organisationsprinzipien zurückwies? Wohl kaum.

Natürlich muß der Proletarische Internationalismus des Kommunistischen Manifests, der in dem Schlachtruf 'Proletarier aller Länder vereinigt Euch' großartig zusammengefaßt ist, für die 'Vereinigung' a la Breschnew herhalten. In der Einheit 3/1973 heißt es:
'Im gemeinsamen Ringen um die politische und ökonomische, um die kulturell-ideologische und militärische Stärkung der sozialistischen Staatengemeinschaft und um die zügige Durchsetzung der sozialistischen Integration verwirklicht sich heute der proletarische Internationalismus ebenso wie in der gemeinsamen Verteidigung des realen Sozialismus gegen alle Anschläge des Imperialismus. Dabei ist und bleibt die Stellung zur KPdSU und zur Sowjetunion das entscheidende Kriterium für den Internationalismus der Arbeiterbewegung.'

Der 'reale Sozialismus' der Sowjetrevisionisten muß sich also mit Dutzenden sowjetischen Divisionen, die seit Kriegsende in Osteuropa stationiert sind, 'verteidigen'. Der reale Sozialismus massiert seine Truppen an den Grenzen der VR China, er päppelt die indischen Großmachtchauvinisten hoch, er unterstützt alle möglichen reaktionären Regierungen bis hin zur Lon Nol-, Sirik Matak-Clique (in Kambodscha, d.Vf.), die jetzt auf dem letzten Loch pfeift. Was von der weiteren zügigen Durchsetzung der sozialistischen Integration zu halten ist, das sprechen heute schon die national-revisionistischen Führer in Osteuropa aus, deren Völker durch die sozialistische Integration ausgeplündert werden. Angesichts dieser unbestreitbaren Tatsachen hilft es auch nichts, wenn der 'linke' Revisionist Albert Norden in 'Probleme des Friedens und Sozialismus' vom Januar 1973 gegen die 'Maoisten' lospoltert. 'Diese Verleumder (die chinesischen Genossen sind gemeint) wollen offensichtlich vergessen machen, daß die eine 'Supermacht', die USA, Bomben auf Vietnam wirft, täglich und stündlich unzählige Frauen und Kinder ermordet, während die Sowjetunion, die sie auch als 'Supermacht' bezeichnen, den um ihre Freiheit kämpfenden Völkern allseitige und umfangreiche Hilfe leistet.'

Der Demagoge Norden entlarvt sich selbst. Denn er wird seine Leser nicht davon abhalten können, zu fragen, welcher nationalen Befreiungsbewegung in der Welt die Sowjetunion 'allseitig' hilft und welche Bedingungen sie an die 'allseitige' Hilfe knüpft. Z.B. Vietnam, Laos und Kambodscha, zum Beispiel den arabischen Völkern. Was bleibt ist hohles Gewäsch. Norden schreibt, das Kommunistische Manifest sei 'das Hohelied der Weltarbeiterbewegung'. Das Kommunistische Manifest ist keine Bibel. Es ist eine revolutionäre Anweisung zum Handeln. Das werden die Revisionisten noch oft zu spüren bekommen."
Q: Rote Fahne Nr. 16, Dortmund 18.4.1973

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