DKP: "Einschätzung linksopportunistischer Gruppierungen in der Bundesrepublik" (1970)

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Dietmar Kesten, Gelsenkirchen, 11.7.2018


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Im Sommer 1970 stellte der Parteivorstand der DKP das interne Papier "Einschätzung linksopportunistischer Gruppierungen in der Bundesrepublik" zusammen. Es war nur für führende Funktionäre der Partei bestimmt, nicht für die Mitglieder der Organisation.

Veröffentlicht wurde das Papier im April 1971 "nur für den persönlichen Gebrauch" vom "JW-Dienst", einem in Wiebaden erscheinenden Jugendinformationsdienst, herausgegeben von Armin H. Neliba. Einleitend heißt es darin: "Der DKP-Vorstand kommt in seinem Papier zu dem Schluss, die maoistischen und trotzkistischen Gruppierungen hätten bisher kaum spürbaren Einfluss auf die Arbeiterbewegung erzielen können. Es sei jedoch zu erkennen, dass sich diese Gruppen - um größeren Einfluss zu gewinnen - stärker auf betriebliche und soziale Fragen orientierten … Die Linie der DKP … müßte sein, … sie von Bündnissen auszuschalten …"

Wir dokumentieren hier die Nr. 3/71 des JWV vom 15. April 1971 und danken Frau Liane Wolmuth-Neliba für Ihre freundliche Unterstützung.

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

15.04.1971:
Es erscheint der JW-Dienst vertraulich, Nr. 3/71, herausgegeben von Armin H. Neliba (Wiesbaden), unter dem Titel: "Die DKP und die Linke". Der Jugendinformationsdienst veröffentlicht darin das interne Papier des PV der DKP "Einschätzung linksopportunistischer Gruppierungen in der Bundesrepublik" aus dem Sommer 1970. Das Papier war einst nur "für führende Funktionäre der Partei bestimmt" und war der allgemeinen Mitgliedschaft der DKP unbekannt.
Abschnitte des Papiers sind:
- "Einleitung"
- "Zustand und Aktivitäten der maoistischen Gruppierungen"
- "Mit welchen maoistischen Gruppierungen haben wir es zu tun?"
- "Zur Politik der KPD/ML"
- "Zustand der KPD/ML"
- "Rote Garde"
- "Agitations- und Propagandamaterial der KPD/ML und der Roten Garde bzw. des KJVD"
- "Aktionsmethoden"
- "Einschätzung der KPD/ML und der Roten Garde"
- "Kommunistischer Arbeiterbund/ML (KAB/ML)"
- "Revolutionäre Jugend /ML (RJ/ML)"
- "Kommunistische Partei Deutschlands/Aufbau-Organisation (KPD/AO)"
- "Basisgruppen und ihnen ähnliche Gruppen"
- "Republikanische Clubs"
- "Über den Zustand und die Aktivitäten der trotzkistischen Gruppierungen in der Bundesrepublik (Franckisten)"
- "Lambertisten, Posadisten"
- "Einige einschätzende Bemerkungen"
- "Gruppe Arbeiterpolitik"
- "Schlussfolgerungen und Vorschläge"

Unter "Schlussfolgerungen und Vorschläge" heißt es u. a.:
"1. Die maoistischen und trotzkistischen Gruppierungen sind trotz ihrer Anstrengungen, sich feste organisatorische Formen zu geben, nicht nennenswert gewachsen. Vor allem haben sie bisher kaum spürbaren Einfluss auf die Arbeiterklasse erzielen können. Ihre Versuche, bekannte Kommunisten aus der DKP für ihre spalterische Tätigkeit zu gewinnen, sind bisher fehlgeschlagen.

In der letzten Zeit ist jedoch zu erkennen, dass sie sich stärker auf soziale und betriebliche Fragen orientieren, um sich einen größeren Einfluss zu verschaffen.

Ihr Wirken dient offensichtlich und objektiv:
a) Der Spaltung und Zersplitterung der demokratischen und sozialistischen Kräfte. Es trägt Verwirrung und Unverständnis in die Reihen der Arbeiterklasse

b) Die DKP-feindliche Politik der Gruppierungen erschwert den sich auf den Sozialismus orientierenden Kräften, den Studenten, Schülern, jungen Arbeitern und Angestellten, den Weg in unsere Reihen zu finden.

c) Durch die Schürung des Antisowjetismus und Antikommunismus, ganz gleich ob unter dem Deckmantel des Kampfes gegen den Revisionismus oder den Stalinismus, diskreditieren und missbrauchen diese Gruppierungen den Namen und das Ansehen der Kommunisten und dienen den Interessen des Klassengegners.

d) Die abenteuerlichen, sektiererischen und provokatorischen Methoden und Praktiken der Gruppierungen engen die Bündnismöglichkeiten ein, stoßen die Bevölkerung ab und geben durch militante Aktionsformen dem Gegner Vorwände zum verschärften Vorgehen gegen demokratische Kräfte.

Trotzdem gilt es, im Auftreten gegen sie und bei der Entlarvung der Schändlichkeit ihrer Politik zu differenzieren … Wo es gelingt, junge Menschen zu uns herüberzuziehen, sollten wir sie individuell oder als Gruppe veranlassen, öffentliche Erklärungen abzugeben, in denen die Gründe ihres Übertritts dargelegt werden. Die bestehenden Gegensätze und Differenzen unter ihnen selbst sollten weiterhin durch uns ausgenutzt werden.

2. Das wirksamste Mittel, den linksopportunistischen Gruppierungen ihr Tätigkeitsfeld einzudämmen, ist die Aktivität unserer Partei, schnelles Reagieren auf politische Ereignisse. Dort, wo die DKP Initiator für politische Initiativen und Aktivitäten ist, wird der Spielraum für die Gruppierungen eingeengt. Diese Gruppierungen unternehmen große Anstrengungen, um sich bündnisfähig zu machen. Dort wo es ihnen gelingt, versuchen sie dann, die DKP durch Diffamierungen auszuschalten.

Unsere Linie, die auf die Einheit aller Kräfte gerichtet ist, müsste die sein, dort wo unsere Kraft und der Einfluss reicht, sie von Bündnissen auszuschalten, mit dem Nachweis der Schädlichkeit ihrer Politik".
Quelle: JW-vertraulich, Nr. 3/1971 (Die DKP und die Linke), hrsg. von Armin H. Neliba, Wiesbaden, 15. April 1971.

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Letzte Änderung: 02.12.2020