Roter Morgen, 6. Jg., 24. April 1972, Nr. 9

24.04.1972:
Der 'Rote Morgen' Nr. 9 (vgl. 10.4.1972, 1.5.1972) enthält u.a. ein gemeinsames Kommunique der KPD/ML-ZB und der KPD/ML-ZK (vgl. 6.4.1973), in dem festgestellt wird, daß eine Einheit der Marxisten-Leninisten nur durch einen scharfen und sachlichen ideologischen Kampf in erster Linie gegen den modernen Revisionismus und aber auch gegen den Trotzkismus hergestellt werden kann.

Ausgeführt wird dazu auf den Seiten 6 und 7:
"Kommunique
Hamburg/Bochum, 6. April 1972.
Bevollmächtigte Vertreter des Zentralkomitees der KPD/ML (Zentralorgan Roter Morgen) und des Zentralbüros der KPD/ML (Zentralorgan Rote Fahne) führten am 28. März, am 1. und 6 April gemeinsame Gespräche mit dem Ziel einer Aktionseinheit zum 1. Mai. Sie kamen dabei zu folgenden Ergebnissen:
1. Es ist unbedingt notwendig einen entschiedenen Kampf um die Einheit der Marxisten-Leninisten zu führen, da ohne die Einheit der Marxisten-Leninisten keine revolutionäre Einheitsfront der Arbeiterklasse gebildet werden kann. Diese Einheit der Marxisten-Leninisten kann nur durch einen scharfen und sachlichen ideologischen Kampf gegen den modernen Revisionismus in erster Linie und gegen den Trotzkismus hergestellt werden. Diese Einheit kann nur geschmiedet werden im revolutionären Tageskampf an der Spitze der Volksmassen. Beide Organisationen gehen davon aus, daß es nur eine Kommunistische Partei (Marxisten-Leninisten in einem Lande geben kann. Diese Kommunistische Partei (Marxisten-Leninisten) ist in Westdeutschland am 31. Dezember 1968 gegründet worden. Jede der beiden Organisationen geht davon aus, daß sie die richtige politische Linie vertritt und auf dieser Grundlage im Kampf die Einheit hergestellt wird.

2. Der 1. Mai 1972 kann ein Schritt auf dem Weg zur Einheit der Marxisten-Leninisten werden, wenn hier eine konkrete Aktionseinheit der Marxisten-Leninisten hergestellt wird.

3. Die internationale Lage und die Lage in Westdeutschland zum 1. Mai 1972 wird gekennzeichnet durch die glänzende Analyse Mao Tsetung:"Die Haupttendenz in der Welt ist Revolution!" Die neuen Siege im Befreiungskampf der Völker der Welt, besonders der indochinesischen Völker, die weitere Festigung des blühenden sozialistischen Lagers und der Aufschwung der Klassenkämpfe in den Herzzonen des Imperialismus, bestimmen Lage.
Die beiden imperialistischen Supermächte treten jedoch nicht kampflos von der Bühne ab, sondern nehmen Zuflucht zu immer neuen wahnwitzigen Abenteuern im Kampf gegen die Völker und in der Vorbereitung eines neuen Interventionskrieges gegen die Volksrepublik China. Gleichzeitig werden von ihnen unterstützt und aufgepäppelt der westdeutsche Militarismus und Revanchismus und der japanische Militarismus. Diese beiden Mächte drängen ebenfalls zum Platz an der Sonne und verschärfen so die Auseinandersetzungen und Balgereien im imperialistischen Lager. Der Kampf in Westdeutschland kann nur in einer klaren Frontstellung gegen den USA-Imperialismus, den sowjetischen Sozialimperialismus und den westdeutschen Imperialismus geführt werden. Auch in Westdeutschland hat ein neuer Aufschwung des revolutionären Klassenkampfes begonnen. Das ist unvermeidlich angesichts der zunehmenden Verfaulung des westdeutschen Imperialismus. Ein deutliches Zeichen dafür sind die anschwellenden Kämpfe der Arbeiterklasse und der übrigen Werktätigen in Stadt und Land. Die westdeutsche Monopolbourgeoisie, durch die Zunahme des Kampfes in Unruhe versetzt, verstärkt die Maßnahmen zur Unterdrückung des Volkes und die Faschisierung. Sie treibt im Komplott mit den Neuen Zaren im Kreml und der revisionistischen Honecher-Stoph-Clique den Kurs der Kriegsvorbereitung voran. Gegenwärtig ist die SPD das Hauptwerkzeug des Monopolkapitals, um diese Politik der Faschisierung und der Militarisierung, der Ausplünderung und Knebelung des Werktätigen Volkes durchzusetzen. Besonders dringlich ist der Kampf gegen die Verbotsvorbereitungen gegen die Marxisten-Leninisten und gegen die Verfolgung aller fortschrittlichen Kräfte durch die Klassenjustiz. Eine besonders wichtige Aufgabe der westdeutschen Arbeiterklasse ist der Kampf gegen den Kriegspakt Bonn-Moskau. Er ist gleichzeitig ein wesentlicher Bestandteil unseres Kampfes zur Verteidigung Volkschinas und zur Unterstützung der revolutionären Befreiungsbewegungen in Südostasien, die durch die Politik der Neuen Zaren 'Frieden in Europa - Krieg in Asien' Bedroht werden.

4. Zum 1. Mai, dem revolutionären Kampftag der Arbeiterklasse, ist es besonders dringlich, den Kampf für die proletarische Einheitsfront zu verstärken. Dazu sollten Maokomitees in den Betrieben und auf Ortsebene gebildet werden, die zur Mobilisierung der Arbeiter und anderer Werktätiger zum 1. Mai und zur Vorbereitung und Durchführung der Demonstration dienen sollen. Die Marxisten-Leninisten haben die Aufgabe, sich aktiv um die Schaffung und Konsolidierung solcher Maikomitees zu bemühen und in sie den Geist der proletarischen Revolution hineinzutragen. Die Maikomitees sollten unter folgenden Losungen als Mindestplattform gebildet werden:
Einheitsfront gegen Notstand, Aufrüstung und Revanchepolitik!
Gegen das Kapital und seine SPD-Regierung die geschlossene Kampffront der Arbeiterklasse!
Kampf der Notstandspolitik der SPD-Regierung!
Weg mit dem reaktionären Ausländergesetz!
Weg mit dem KPD-Verbot!
Freiheit für die Marxisten-Leninisten und ihre Presse!
Kampf der Aufrüstungspolitik der SPD-Regierung!
Weg mlt dem Maulkorberlaß In der Bundeswehr!
Freiheit der politischen und gewerkschaftlichen Betätigung der Soldaten!
Voran mit dem antimilitaristischen Kampf in der Bundeswehr!
Weg mit dem Wehrkundeerlaß (WKE, d.Vf.)!
Nieder mit dem Kriegspakt Bonn-Moskau!
Kampf der Friedensheuchelei der SPD- und D"K"P Führer!
Für die sofortige und bedingungslose Anerkennung der DDR und aller Grenzen in Europa!
Hände weg von China!
Für den sofortigen, bedingungslosen und vollständigen Abzug der US-Aggressionstruppen aus Indochina!
Für den Sieg der indochinesischen Völker!
Abzug aller ausländischen Truppen, Auflösung aller ausländischen Militärstützpunkte auf fremden Territorien!
Für ein einiges, freies, sozialistisches Irland!
Raus mit den britischen Besatzern!
Kampf dem arbeiterfeindlichen Betriebsverfassungsgesetz!
Kampf dem Lohnraub!
Gegen Mietwucher, Wohnungselend und kapitalistische Städtesanierung!
Kampf dem Lohndiktat der SPD-Regierung und der DGB-Führung!
Gegen Massenentlassungen, Kurzarbeit und verschärfte Arbeitshetze!
Deutsche und ausländische Arbeiter - Eine Kampffront!
Siebenstundentag bei vollem Lohnausgleich!
Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!
Streikrecht für Lehrlinge!

Nicht geduldet werden können Losungen, die der sozialistischen Revolution und der Diktatur des Proletariats entgegengestellt werden. Es muß die Freiheit aller beteiligten Organisationen gewährleistet sein, ihre Propaganda für den Marxismus-Leninismus, die sozialistische Revolution und die Diktatur des Proletariats, gegen den US-Imperialismus, den sowjetischen Sozialimperialismus und des westdeutschen Imperialismus ungehindert entfalten zu können. Beide Organisationen halten es für ihre Pflicht, eine aktive Propaganda in die Einheitsfront hineinzutragen für die sozialistische Revolution in Westdeutschland, in Westberlin und für die Unterstützung des Kampfes zur Wiederherstellung der Diktatur des Proletariats in der DDR. Dr Sieg der sozialistischen Revolution in allen Teilen Deutschlands ist die Voraussetzung für die Schaffung eines vereinten, unabhängigen sozialistischen Deutschland.

5. Die gemeinsamen Aktionen am 1. Mai sollten eigene, von den DGB-Kundgebungen unabhängige Demonstrationen sein. Keine Einheit kann es mit dem modernen Revisionisten und dem Trotzkismus geben. Es ist die Aufgabe, diese Feinde der Arbeiterklasse zu entlarven und einen entschiedenen Kampf zu führen, um alle fortschrittlichen Kräfte von ihnen loszulösen. Demonstrationen sollten auf einige Orte konzentriert werden. Vorläufig einigten sich die beiden Organisationen auf folgende Orte, an denen auf jeden Fall Demonstrationen durchgeführt werden sollen: Dortmund, Mannheim, Hamburg, München, Stuttgart, Hannover, Westberlin, Nürnberg.

6. Beide Seiten stellen fest, daß es trotz dieser Aktionseinheit eine Reihe wichtiger politischer und ideologischer Differenzen zwischen ihnen gibt. Diese Differenzen sollen durch die Aktionseinheit zum 1. Mai nicht verschleiert werden, machen sie aber auch nicht unmöglich. Es soll im Gegenteil durch einen scharfen und sachlichen ideologischen Kampf eine Klärung dieser Fragen nach Kräften angestrebt werden. Beide Seiten garantieren die freie Agitation und Propaganda der anderen Organisationen, solange sie nicht gegen die Aktionseinheit selbst gerichtet ist.

7. Beide Organisationen werden alle Anstrengungen unternehmen, um mit anderen marxistisch-leninistischen revolutionären und fortschrittlichen Organisationen auf der oben dargelegten politischen Grundlage als Mindestplattform eine feste Aktionseinheit zum 1. Mai zu schmieden.

ZK der KPD/ML (Zentralorgan Roter Morgen), ZB der KPD/ML (Zentralorgan Rote Fahne)."

Die KPD/ML-ZK allerdings beruft sich darauf, daß allein die durch sie verkörperte am 31.12.1968 gegründete KPD/ML rechtmäßig gebildet worden sei und alle später entstandenen ML-Gruppen 'Spalterorganisationen' seien.

Andere Artikel beschäftigen sich mit den USA, Spanien (vgl. 9.3.1972) und der Spaniendemonstration in Dortmund (vgl. 25.3.1973), und dem 'Roter Morgen' Verkauf in Hamburg-Harburg. Eine Arbeiterkorrespondenz kommt aus Niedersachsen aus Lüneburg, Leserbriefe schreiben u.a. aus Baden-Württemberg die Mannheimer Genossen.

Kritisiert wird diese Ausgabe u.a. von den Marxisten-Leninisten (ML) Bochum (vgl. März 1973).
Q: ML Bochum: Schlag zu und schon geht es los. Die KPD/ML und der Klassenkampf in der BRD, Bochum o.J. (1973), S. 19 und 38; Roter Morgen Nr. 9, Hamburg 24.4.1972


Roter Morgen, 6. Jg., 24. April 1972, Nr. 9, Seite 1a
Roter Morgen, 6. Jg., 24. April 1972, Nr. 9, Seite 1b

Roter Morgen, 6. Jg., 24. April 1972, Nr. 9, Seite 2a
Roter Morgen, 6. Jg., 24. April 1972, Nr. 9, Seite 2b

Roter Morgen, 6. Jg., 24. April 1972, Nr. 9, Seite 3a
Roter Morgen, 6. Jg., 24. April 1972, Nr. 9, Seite 3b

Roter Morgen, 6. Jg., 24. April 1972, Nr. 9, Seite 4a
Roter Morgen, 6. Jg., 24. April 1972, Nr. 9, Seite 4b

Roter Morgen, 6. Jg., 24. April 1972, Nr. 9, Seite 5a
Roter Morgen, 6. Jg., 24. April 1972, Nr. 9, Seite 5b

Roter Morgen, 6. Jg., 24. April 1972, Nr. 9, Seite 6a
Roter Morgen, 6. Jg., 24. April 1972, Nr. 9, Seite 6b

Roter Morgen, 6. Jg., 24. April 1972, Nr. 9, Seite 7a
Roter Morgen, 6. Jg., 24. April 1972, Nr. 9, Seite 7b

Roter Morgen, 6. Jg., 24. April 1972, Nr. 9, Seite 8a
Roter Morgen, 6. Jg., 24. April 1972, Nr. 9, Seite 8b