Vermutlich im Sommer 1975 erscheinen die "Dokumente des 2. Zentralen Delegiertentages der Kommunistischen Studentengruppen" (KSG), der Studentenorganisation des Kommunistischen Arbeiterbundes Deutschlands (KABD). Laut Vorbemerkung wurden sie von der "neu gewählten Leitung zusammengestellt".
29.05.1975:
Eröffnung des 2. Zentralen Delegiertentages (ZDT) der Kommunistischen Studentengruppen (KSG bzw. KSG/ML) des KABD.
Anwesend sind ca. 60 Delegierte der Ortsgruppen, die laut den Dokumenten des ZDT u. a. in:
- Baden-Württemberg in Ludwigsburg, Stuttgart und Tübingen,
- Bayern in Würzburg,
- Hessen in Frankfurt,
und im Saarland in Saarbrücken existieren.
Die Zahl der Ortsgruppen sei von 14 auf 23 gestiegen, man habe neue Stützpunkte gebildet und die Mitgliederzahl fast verdoppelt.
Im Referat des KABD wird u. a. ausgeführt:
"Wenn wir heute zusammengekommen sind, um mit der alten Linie des 'offensiven Kampfes' an der Hochschule abzurechnen, gilt es für alle Mitglieder klar zu erkennen, warum sich diese Linie in der Organisation durchsetzen konnte. Wir können insgesamt sagen, es waren die fünf Prinzipien, gegen die verstoßen wurde, besonders aber war es das Prinzip von Kritik und Selbstkritik. Dies hat dazu geführt, dass die Entwicklung der Organisation verhindert wurde, dass sie stagnierte und drohte, auseinanderzubrechen. Das Beispiel der KSG ist Beweis dafür, dass der ständige Kampf um diese Prinzipien höchstes Gebot der kommunistischen Organisation ist… In der KSG ist im Augenblick kein einheitliches Vorgehen gewährleistet. Teilweise wird Demokratismus einseitig betrieben. Die einheitliche Ausrichtung der KSG ist aber absolut notwendig… Dieser ZDT muss den Organisationszustand der KSG wiederherstellen. … Dieser Delegiertentag muss weiterhin durch eine allseitige politische Auseinandersetzung die Klärung der entscheidenden Fragen in der KSG vorantreiben. Diese Auseinandersetzung ernsthaft, aber auch mit aller Nachdringlichkeit zu führen, umfassende Kritik, aber auch Selbstkritik zu üben, rufen die ZKK und die ZL des KABD euch auf."
Ein anschließend vorgetragener Rechenschaftsbericht (RB) der Zentralen Leitung (ZL) der KSG wird von den Delegierten verworfen, da in ihm "eine konkrete Darlegung der Ursachen und der Entwicklung der Fehler" fehle. Des weiteren wird kritisiert, dass
- der Kampf zweier Linien in der Organisation nicht dargestellt würde,
- der RB nur auf die Tätigkeit der ZL eingehe, nicht aber auf die politische Arbeit der gesamten Organisation,
- die persönliche Verantwortung der ZL Mitglieder nicht herausgestellt würde.
In der "Schlussresolution des 2. ZDT der KSG" wird u. a. auch auf die zukünftige Aufgabenstellung der KSG eingegangen:
"Die KSG muss ihre praktische Tätigkeit auf der Grundlage der politisch-ideologischen Linie des KABD verstärkt entfalten und dabei die Klärung noch offener Fragen vorantreiben … Der 2. ZDT stellt fest, dass der kleinbürgerliche Arbeitsstil in der gesamten Organisation vorherrschend ist, der sich in ständigen Verletzungen der Organisationsprinzipien, der Prinzipien des Demokratischen Zentralismus, von Kritik und Selbstkritik und in einer Zirkelarbeitsweise ausdrückt. Gegen diesen kleinbürgerlichen Arbeitsstil muss der proletarische Arbeitsstil erkämpft werden … Der 2. ZDT beantragt bei der ZL des KABD, die KSG dafür anzuleiten und seine Broschüre über den marxistischen Arbeitsstil für die KSG umzuschreiben und in der Organisation zu publizieren … Die neue ZL wird beauftragt, in Zusammenarbeit mit dem KABD eine Selbstkritik der KSG auszuarbeiten und zu veröffentlichen. Diese Selbstkritik muss sowohl die ideologisch-politischen Fehler, wie die Verletzung der Prinzipien des Marxismus-Leninismus umfassen."
Laut dem Sekretariat der ZL des KABD heißt es in der Schlussresolution u. a. auch:
"Der II. ZDT der KSG verurteilt einheitlich die Linie des 'offensiven Kampfes der Studenten gegen die Monopoloffensive', da wir dadurch nicht mehr vom Klassenstandpunkt des Proletariats ausgegangen sind, um kleinbürgerliche Studenten für den Sozialismus zu gewinnen, sondern uns vielmehr zu Nur- Interessenvertretern kleinbürgerlicher Studenten gemacht haben. Daher begrüßt der 2. ZDT die grundsätzliche Kritik des KABD an dieser opportunistischen Linie, wie sie in seiner 'Stellungnahme zur ideologisch-politischen Linie der KSG' zum Ausdruck gebracht wird."
Die weitere Kritik-Selbstkritik-Bewegung innerhalb der KSG soll ergeben, dass die KSG:
- die kommunistische Jugendmassenorganisation an den Hochschulen ist,
- die Interessen der Arbeiterklasse an den Hochschulen vertritt,
- an den Hochschulen die fortschrittlichen Studenten für den Marxismus- Leninismus gewinnen muss
Laut MLPD (2) wird der "Rechenschaftsbericht der Zentralen Leitung der KSG" abgelehnt.
Als Hauptfehler werden herausgearbeitet:
- Keine konkrete Darlegung der Ursachen und der Entwicklung der Fehler,
- Der Kampf zweier Linien in der Organisation werde nicht dargestellt,
- Der Rechenschaftsbericht gehe fast nur auf die Tätigkeit der Zentralen Leitung, nicht aber auf die politische Arbeit der Organisation ein,
- Die persönliche Verantwortlichkeit der Mitglieder der Zentralen Leitung werde nicht offengelegt.
"Schließlich wirkte die Selbstkritik der Vertreter der Zentralen Leitung des KABD erlösend."
Quellen: MLPD-ZK: Geschichte der MLPD, II.Teil,1.Halbband,Düsseldorf 1986,S.168; KSG-ZL: Dokumente des 2. Zentralen Delegiertentages der Kommunistischen Studentengruppen, o. O., 1975; KABD-ZL-Sekretariat: Rundschreiben, o. O., 1.Juni 1975.
Juni 1975:
Von der der neu gewählten Zentralen Leitung der Kommunistische Studentengruppen (KSG) herausgegeben, erscheinen die "Dokumente des 2. Zentralen Delegiertentages der Kommunistischen Studentengruppen". "Die ZL erarbeitete die Zusammenfassung der Diskussion über und der Anträge zum Entwurf des Rechenschaftsberichtes de ZL an den 2. ZDT sowie die Einschätzung des 2. ZDT für die weitere Entwicklung unserer Organisation. Der vorliegende Bericht wurde von der ZL einstimmig verabschiedet."
Die Dokumente sind:
- "Referat des KABD für den 2. ZDT der KSG"
- "Entwurf des Rechenschaftsberichtes der ZL an den 2. ZDT"
- "Stellungnahme des 2. ZDT zum Entwurf des Rechenschaftsberichts der ZL"
- "Verfahren mit dem Rechenschaftsbericht"
- "Begründung für die Ablehnung"
- "Beiträge aus Stuttgart und Tübingen zum Rechenschaftsbericht"
- "Stellungnahme der Redaktion des Roten Pfeil auf dem 2. ZDT"
- "Verfahren mit den Anträgen an den 2. ZDT"
- "Beschlüsse des 2. ZDT"
- "Schlussresolution"
- "Weitere verabschiedete Anträge und Entschließungen"
- "Einschätzung des 2. ZDT für die weitere Entwicklung der KSG"
Q: Zentrale Leitung der KSG: Dokumente des 2. Zentralen Delegiertentages der Kommunistischen Studentengruppen, o. O., o. J. (Juni 1975).
Letzte Änderung: 22.03.2019