"Revolutionärer Weg - Probleme des Marxismus-Leninismus", Nr. 15/1976: Kampf dem Liquidatorentum

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Dietmar Kesten, Gelsenkirchen, 2.3.2022

Der "Revolutionärer Weg" 15 kann als letzte große Abrechnung des KABD (vormals KPD/ML-RW und KAB/ML) mit dem "Liquidatorentum" bezeichnet werden.

Im Vorwort heißt es dazu: "Der REVOLUTIONÄRE WEG 15/76 behandelt die Bedeutung des Einflusses der kleinbürgerlichen Denkweise in der Arbeiterbewegung. Erstmalig werden die verschiedenen Merkmale, Züge, Erscheinungsformen der kleinbürgerlichen Denkweise, die in der Arbeiterbewegung Einfluss ausüben, in zusammenfassender Form dargelegt. Es wurden nur die wichtigsten Erscheinungsformen analysiert und kurz skizziert. (…)

Unmittelbare Ursache zur Untersuchung der kleinbürgerlichen Denkweise innerhalb der drei Organisationen KOMMUNISTISCHER ARBEITERBUND DEUTSCHLANDS, REVOLUTIONÄRER JUGENDVERBAND DEUTSCHLANDS und KOMMUNISTISCHE STUDENTENGRUPPEN war das liquidatorische Vorgehen der Jacob-Gruppe. Günther Jacob, ein junger ehrgeiziger Genosse im KABD und RJVD wurde mehr und mehr von der kleinbürgerlichen Denkweise erfasst. Durchdrungen von einem maßlosen Führungsanspruch versuchte er, den drei Organisationen eine linksopportunistische Linie mit rechten Fehlern aufzupfropfen. Dabei traten alle die nachfolgend aufgezeigten Merkmale der kleinbürgerlichen Denkweise in Erscheinung. Als sein Plan missglückte, schreckte er nicht vor Spaltung der drei Organisationen durch Austritt seiner Anhänger zurück".

Dass im Wesentlichen gegen eine einzige Person im RW gewettert wird, zeigt die Hilflosigkeit des KABD, die zudem mit einem ganzen Paket von sog. "Erscheinungsformen" der "kleinbürgerlichen Denkweise" geschnürt wird. Die Kriterien, um die es hier geht, lassen eher erahnen, dass es hierbei nur um reine Erfindungen handelt (Stichworte: Massenlinie, revolutionäre Wachsamkeit, Massenfeindlichkeit, Liberalismus, Praxisferne). Hinter diesem Gebilde verbirgt sich der überholte Anspruch, alles aus den Klassikern herauszulesen, was man gerade gebrauchen kann, um die eigenen Pfründe zu verteidigen.

Weiter heißt es im Vorwort: "Nicht die quantitative Absplitterung der Jacob-Gruppe ist wesentlich, sondern die in diesem Prozess zutage getretene kleinbürgerliche Denkweise. Während der Untersuchung dieses Vorganges durch die ZENTRALE KONTROLLKOMMISSION (ZKK) zeigte sich, welche Bedeutung die kleinbürgerliche Denkweise in der Arbeiterbewegung spielt. Diese Bloßlegung der kleinbürgerlichen Denkweise deckt die Hauptursache des Liquidatorentums auf. Die proletarische Denkweise ist unvereinbar mit Liquidatorentum. Wo Liquidatorentum auftritt, da herrscht die kleinbürgerliche Denkweise vor, die in verschiedenen Erscheinungsformen sich bemerkbar macht. Die Erscheinungsformen rechtzeitig zu erkennen, ob sie nun einzeln auftreten oder in mehreren Zügen gleichzeitig, sie durch Kritik und Selbstkritik entschieden zu bekämpfen - das ist für die Entwicklung der marxistisch-leninistischen Bewegung von großer Bedeutung".

Nicht von ungefähr will man nicht auf die "quantitative Absplitterung" vom KABD eingehen, die die Organisation ab 1976 um mehr als 1/3 dezimierte. Hinter dem steht nämlich das Konzept vom parasitären Geschwür der Liquidatoren, die alle möglichen formalen Äußerlichkeiten anwenden, abstrakte Vergleiche benutzen und in der Debatte gerne marxistisches Vokabular benutzen, das die "Empörung" der Mitglieder gegen die Verschwörer schüren und anheizen soll. Dass der KABD "ideologisch-politisch geschlossen und gestählt aus dem Kampf mit den modernen Liquidatoren hervorgegangen" ist, gehört dann auch zu jenen Ammenmärchen, die gerne verbreitet werden. Die Gescholtenen mussten dann in zig Veranstaltungen, die der KABD seinerzeit durchführte, Häme und Schmach über sich ergehen lassen. So konnte es auch nicht verwundern, dass dieselbe Machart später auf ein weiteres verdientes Mitglied der Organisation angewandt wurde: Gerd Flatow.

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

September 1976:
Es erscheint der "Revolutionäre Weg" 15 mit dem Titel: "Kampf dem Liquidatorentum".
Im Vorwort heißt es dazu: "Der REVOLUTIONÄRE WEG 15/76 behandelt die Bedeutung des Einflusses der kleinbürgerlichen Denkweise in der Arbeiterbewegung. Erstmalig werden die verschiedenen Merkmale, Züge, Erscheinungsformen der kleinbürgerlichen Denkweise, die in der Arbeiterbewegung Einfluss ausüben, in zusammenfassender Form dargelegt. Es wurden nur die wichtigsten Erscheinungsformen analysiert und kurz skizziert. (…)

Unmittelbare Ursache zur Untersuchung der kleinbürgerlichen Denkweise innerhalb der drei Organisationen KOMMUNISTISCHER ARBEITERBUND DEUTSCHLANDS, REVOLUTIONÄRER JUGENDVERBAND DEUTSCHLANDS und KOMMUNISTISCHE STUDENTENGRUPPEN war das liquidatorische Vorgehen der Jacob-Gruppe. Günther Jacob, ein junger ehrgeiziger Genosse im KABD und RJVD wurde mehr und mehr von der kleinbürgerlichen Denkweise erfasst. Durchdrungen von einem maßlosen Führungsanspruch versuchte er, den drei Organisationen eine linksopportunistische Linie mit rechten Fehlern aufzupfropfen. Dabei traten alle die nachfolgend aufgezeigten Merkmale der kleinbürgerlichen Denkweise in Erscheinung. Als sein Plan missglückte, schreckte er nicht vor Spaltung der drei Organisationen durch Austritt seiner Anhänger zurück.

Nicht die quantitative Absplitterung der Jacob-Gruppe ist wesentlich, sondern die in diesem Prozess zutage getretene kleinbürgerliche Denkweise. Während der Untersuchung dieses Vorganges durch die ZENTRALE KONTROLLKOMMISSION (ZKK) zeigte sich, welche Bedeutung die kleinbürgerliche Denkweise in der Arbeiterbewegung spielt. Diese Bloßlegung der kleinbürgerlichen Denkweise deckt die Hauptursache des Liquidatorentums auf. Die proletarische Denkweise ist unvereinbar mit Liquidatorentum. Wo Liquidatorentum auftritt, da herrscht die kleinbürgerliche Denkweise vor, die in verschiedenen Erscheinungsformen sich bemerkbar macht. Die Erscheinungsformen rechtzeitig zu erkennen, ob sie nun einzeln auftreten oder in mehreren Zügen gleichzeitig, sie durch Kritik und Selbstkritik entschieden zu bekämpfen - das ist für die Entwicklung der marxistisch-leninistischen Bewegung von großer Bedeutung".

Inhalt ist:
I. URSACHE UND BEDEUTUNG DES LIQUIDATORENTUMS
1. Die materielle Grundlage des Liquidatorentums
2. Die kleinbürgerliche Denkweise als Hauptursache des Liquidatorentums
a) Überheblichkeit und Arroganz
b) Individualistischer Führungsanspruch und Karrierismus
c) Disziplinlosigkeit und 'Unabhängigkeit'
d) ,Ultra'-Demokratismus und "Freiheit der Kritik"
e) Massenfeindlichkeit und Sektierertum
f) Dogmatismus und Empirismus
g) Liberalismus und Revisionismus

II. DIE METHODEN DER LIQUIDATOREN
1. Die Liquidatoren in der russischen Arbeiterbewegung
2. Die Liquidatoren in der KPD/ML (RM) und KPD/ML (RF)
3. Die Liquidatoren im KABD und seinen Jugendmassenorganisationen

III. DIE IDEOLOGISCHE GRUNDLAGE DER MODERNE LIQUIDATOREN
1. Die Liquidierung der revolutionären Praxis
2. Die Liquidierung der Massenlinie
3. Die Liquidierung des revolutionären Klassenkampfes
4. Die Konzentrierung auf die 'Fortgeschrittensten'
6. Die Liquidierung der führenden Rolle des Proletariats

IV. DER KAMPF GEGEN DAS MODERNE LIQUIDATORENTUM
1. Entfachung der revolutionären Wachsamkeit
2. Die Aneignung der Grundsätze des Marxismus- Leninismus und der ideologisch-politischen Linie des KABD
3. Die Umsetzung der Linie des KABD in die Praxis in Verbindung mit der Massenlinie
4. Die Entfaltung der Kämpfe der Arbeiterklasse
5. Die Entlarvung der modernen Liquidatoren

Geworben wird für die Reihe "Revolutionärer Weg", für die "Rote Fahne" des KABD und die "Grundsatzerklärung des KABD: Vorwärts zum Sozialismus".
Quelle: Revolutionärer Weg - Probleme des Marxismus-Leninismus - Theoretisches Organ des KABD, Stuttgart, 1. Auflage, September 1976.

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Letzte Änderung: 02.03.2022