Arbeiterkampf, Jg. 10, Nr. 176, Hamburg, 5.5.1980
05.05.1980:
Der KB gibt seinen 'Arbeiterkampf' (AK) Nr. 176 (vgl. 21.4.1980, 19.5.1980) heraus. Berichtet vom Palaver des SB (vgl. 24.4.1980).
Aus Baden-Württemberg wird berichtet vom 1. Mai in Esslingen, Freiburg, Heidelberg und Stuttgart.
Aus Bayern wird berichtet vom 1. Mai in Bamberg und Nürnberg.
Aus Berlin wird berichtet vom 1. Mai.
Aus Bremen wird berichtet vom 1. Mai in Bremen und Bremerhaven.
Aus Hamburg wird berichtet vom Anti-FJS Treffen (vgl. 9.4.1980, 24.4.1980), dem 1. Mai, einer Türkeiveranstaltung (vgl. 2.5.1980) und auf S.12 auch über die sich Sprecherrat der Bunten Liste nennende Gruppe, die der Z nahestehe.
Aus Hessen wird berichtet vom 1. Mai aus Darmstadt, Frankfurt, Kassel und Marburg sowie aus Frankfurt von einer Türkeiveranstaltung (vgl. 25.4.1980).
Aus Niedersachsen wird berichtet vom 1. Mai in Braunschweig, Delmenhorst, Emden, Hannover, Lüneburg und Rotenburg.
Aus NRW wird berichtet vom 1. Mai in Bielefeld, Bochum, Dortmund, Essen, Köln und Münster. Aus Münster wird berichtet vom Strauß-Besuch (FJS, CSU - vgl. 23.4.1980).
Aus Rheinland-Pfalz wird berichtet vom 1. Mai in Trier.
Aus Schleswig-Holstein wird berichtet vom 1. Mai in Flensburg, Kiel, Lübeck und Neumünster.
Laut S.54 werden seit einigen Monaten auf Initiative der aus dem KBW hervorgegangenen Gruppe Komitees für Demokratie und Sozialismus (KDS):"
Gespräche zwischen verschiedenen linken Gruppierungen über eine engere Zusammenarbeit und einen intensiveren Diskussionsprozeß geführt. Beteiligt sind an diesen Gesprächen bisher außer den Komitees … auch der KB, die aus dem KB ausgestiegene Gruppe Z, die Hauptfraktionen der aufgelösten KPD (Gruppe der 41 und Gruppe der 99) sowie einige örtliche Zirkel. Im Mittelpunkt steht das von den Komitees … vorgeschlagene Projekt einer gemeinsamen theoretischen Zeitung. Als konkreter Vorgriff auf dieses Projekt ist eine Broschüre - zur Problematik der Grünen Partei und zum Ökologismus - in Vorbereitung. Diese Broschüre soll gemeinsam herausgegeben werden von Komitees …, KB und Gruppe Z."
Auf S.55f erscheint ein Interview mit Uwe Carstensen "zur Auflösung der KPD".
Uwe Carstensen war ehemaliger Vorsitzender der für die KPD bedeutenden OG Köln und ist wohl Mitinitiator des Auflösungsprozess der KPD gewesen. Bekannt wurde die u.a. aus seiner Hand stammende Resolution 'Antrag der 41', die auf dem III. Parteitag der KPD (vgl. 7.3.1980), deren Auflösung beschleunigen sollte. Zu den Gründen der Auflösung der KPD äußert sich Carstensen wiefolgt:
"Wir haben seit 1972 versucht, eine Identität als kommunistische Organisation zu finden, indem wir uns auf den ML berufen haben und versucht haben, von dieser revolutionären Theorie her die gesellschaftlichen Verhältnisse heute zu erklären, und wir haben dabei geglaubt, daß der ML mehr oder weniger ein Rezept ist, mit dem man seine Strategie entwickeln kann … In der Auseinandersetzung innerhalb der KPD ging es hauptsächlich darum, ob es möglich ist, ausgehend von der Theorie des ML eine Identität zu finden und eine Strategie zu entwickeln, statt - und das ist die Gegenseite davon - die konkreten Verhältnisse zu analysieren und aus den konkreten Verhältnissen heraus strategische Vorstellungen zu entwickeln. Beispielsweise haben wir einfach solche Theorien, wie die der Diktatur des Proletariats, übernommen und haben geglaubt, daß das so richtig ist, ohne uns genügend radikal vor Augen zu führen, daß im Namen der Diktatur des Proletariats ja grundlegende unterdrückerische Verhältnisse geschaffen worden sind, wie beispielsweise in der Sowjetunion und in anderen osteuropäischen Ländern …
Wir haben z.B. mehr oder weniger unwidersprochen die Revolutions-Strategien und Vorstellungen der III. Internationale übernommen, was die Revolutionierung der Teilkämpfe betrifft: So z.B. in der Gewerkschaftsfrage, wo wir die RGO-Politik der Thälmann-KPD übernommen haben, ohne ernsthaft zu hinterfragen, ob diese Politik nicht eine Niederlage erlitten hat. Weiter haben wir unwidersprochen fast alle zu Lenins Zeiten wohl zutreffenden Analysen über den Imperialismus übernommen, uns aber nicht genügend vor Augen geführt, daß nicht nur die gesellschaftlichen Verhältnisse - oder genauer: Machtverhältnisse - eine Rolle spielen, sondern ebenso die Entwicklung der Produktivkräfte selbst eine wichtige Rolle spielen und grundlegend unter den heutigen Verhältnissen neu überdacht werden müssen. Unsere Politik war mit einem gwissen Objektivismus verbunden, der in der Geschichte des ML ja eine große Rolle spielt. Bei uns beruhte dies auf dem Glauben, daß durch die Analyse der objektiven Verhältnisse, wie z.B. der Krisenentwicklung des Imperialismus oder der objektiven Entwicklung derSU zur Supermacht, eine antihegemonistisch-demokratische Linie aufgrund dieses objektiven geschichtlichen Verlaufs die Massen schon ergreifen wird. Wir haben nicht untersucht und sind nicht ausgegangen von den real stattfindenden Bedingungen und den sich real vollziehenden Gedanken in den Köpfen der Menschen."
Zu den Fraktionen 99er und 41er führt Carstensen aus:
"Die 99er Gruppe hat für sich schon erklärt, daß sie sich als kommunistische Fraktion konstituieren will und für die Entwicklung einer revolutionären Partei eintritt. Sie sagen jetzt nicht der Arbeiterklasse, sondern des linken Flügels der Arbeiterklasse und sie sagen gleichzeitig, daß sie an wesentlichen Positionen des Parteitages von 1975 festhalten wollen … Sie haben auch erklärt, daß die wesentlichen Elemente der antihegemonistischen-demokratischen Linie nach wie vor richtig sind, und sie haben erklärt, daß sie es für falsch halten, wenn sich Kommunisten nur mit sich als Sozialisten definierenden Linken gemeinsam zusammenschließen und sich nicht mehr auch eigenständig organisieren. Sie haben gesagt, daß sie an einer eigenständigen kommunistischen Organisierung festhalten … Im übrigen glaube ich, daß die Gruppe der 99er, die hauptsächlich aus Funktionären oberer, mittlerer und unterer Ebenen der ehemaligen KPD stammt, noch viel weniger mit der sozialen Bewegung verbunden ist, als die KPD es als Ganzes gewesen ist. Was die Gruppe der 41er angeht, muß man sagen, daß sie als sogenannte 'Negativ-Koalition' auf dem Parteitag denunziiert worden ist. Sie hat aber mehrheitlich durchsetzen können, daß die KPD aufgelöst wird … Ich persönlich glaube, daß es notwendig wird, eine Art sozialisäische Sammelbewegung zu forcieren, wo sich linke, sozialistische und kommunistische Kräfte zusammenfinden und ihre unterschiedlichen Positionen austragen. Längerfristig kann darüber eine neue kommunistische oder sozialistische Identität hergestellt werden."
Laut S.60 wird die Zeitung 'Arbeiterkampf' "künftig in einem neuen Verlag, der 'Hamburger Satz- und Verlags-Kooperative GmbH' erscheinen. Dieser Verlag ist Rechtsnachfolger des J. Reents Verlages und wird, mit Ausnahme des Sektors Buchverlag, die bisherigen Aktivitäten weiterführen".
Quelle: Arbeiterkampf, Jg. 10, Nr. 176, Hamburg, 5.5.1980