Kommunistische Volkszeitung - Ausgabe Nord, Jg. 4, Nr. 51, 23. Dez. 1976

23.12.1976:
Der KBW gibt seine 'KVZ' Nr. 51 (vgl. 16.12.1976, 6.1.1977) in einer Ausgabe Nord heraus mit den Artikeln:
- "Weihnachtsfeiern in der Armee. Kein 'Geist der Kameradschaft mit den Offizieren'" zum Pionierbataillon 12 in der Kurpfalzkaserne Speyer;
- "Ab 15 Uhr 'Feiern befohlen'" im Fernmeldebataillon 310 in Koblenz;
- "Zweierlei Biertrinken" zur 2./Panzergrenadierbataillon 292 in Immendingen;
- "Ein sportlich sympathischer Kriegsvorbereiter" zum neuen Generalinspekteur der Bundeswehr.

Berichtet wird:"
Zweierlei Biertrinken

Offiziere - nicht einmal trinkfest. Vor ein paar Tagen wurde der Kompaniechef der 2. Kompanie des Panzergrenadierbataillons 292 in Immendingen, Hauptmann Büttner, der als großer Soldatenschinder bekannt ist, vom Spieß und einem Schreibstubensoldaten nachmittags um 14.10 Uhr in total betrunkenem Zustand zu seiner nur 100 Meter vom Kompaniegebäude entfernten Wohnung getragen. Der GVD und andere Soldaten, die den Vorgang beobachtet hatten, wurden vom Spieß mit den Worten bedroht: 'Ihr kommt nie mehr aus dem Druck heraus, wenn ihr auch nur die Schnauze öffnet.' Solche Vorkommnisse wiederholen sich häufig. Wenn Mannschaften während des Dienstes beim Biertrinken erwischt werden, bekommen sie dagegen im Normalfall 50 DM Disziplinarstrafe, und das bei einem Wehrsold von 165 oder 210 DM!

Bremen. Verhaftung wegen Biertrinken. Während eines Übungsaufenthaltes des Instandsetzungszuges der 1./Pz.Art Btl. 525 im Lager Trauen/Munster wurden zwei Soldaten verhaftet, die sich dem Zapfenstreich widersetzt hatten, weil sie zusammen mit 20 anderen Soldaten nach Feierabend noch ein paar Bier trinken wollten. Der UvD schleppte beide zur Wache, um sie nach Munster in den Arrest bringen zu lassen. Da alle Zellen besetzt waren, setzte sie der Batteriechef vorübergehend auf freien Fuß. Er wollte sieben Tage Arrest und Geldbuße verhängen und die Sache an die Staatsanwaltschaft geben.
Aufgrund des Widerstands konnte er das beabsichtigte Strafmaß nicht durchsetzen. Die Soldaten bekamen 12 Tage verschärfte Ausgangssperre."

Berichtet wird:"
Klingholz / Würzburg. Lettow-Vorbeck-Bild abgehängt! In der Sanitätsschule der Luftwaffe in Klingholz, in der Rekruten, die ihre Grundausbildung in Hamburg (Lettow-Vorbeck-Kaserne) oder in Roth (Bayern) gemacht haben, zu Sanitätern ausgebildet werden, hing ein Bild des Imperialisten Lettow-Vorbeck. Nachdem die Soldaten in der KVZ von dessen Schandtaten gelesen hatten, hängten sie dieses Bild ab. Stattdessen hing dort dann ein Plakat des KBW, auf dem steht: 'Die Kapitalistenklasse herrscht mit Waffengewalt. Mit Waffengewalt wird sie durch die Arbeiterklasse gestürzt werden!'"

Berichtet wird:"
Hamburg. In der letzten Woche wurde in der Donaumont-Kaserne eine Spendensammlung zur Unterstützung des bewaffneten Befreiungskampfes des Volkes von Zimbabwe durchgeführt. Die Stammsoldaten und die Soldaten der Sanitäts-Bereitschaft I spendeten zusammen über DM 20,- Die Sanitäts-Soldaten unterstützten, bis auf eine Ausnahme, geschlossen den Befreiungskampf. Auf einer Festveranstaltung, auf der Genosse Mutumbuka, Mitglied im Europäischen Büro der ZANU, die Fortschritte im Kampf schilderte, waren auch Soldaten aus dieser Kaserne anwesend."

Berichtet wird:"
Schwanewede / Bremen. Kürzung des Wehrsolds durch Zwangsspenden. In der Kompanie 2./322 müssen die Soldaten pro Urlaubsantrag 10 Pfennig bezahlen. Bei einem Urlaubsantrag pro Soldat im Monat kassiert die Kompanieführung im Monat ca. 8.- DM und im Jahr 100 DM vom Sold der Soldaten.
In der 3./325 fragte der Rechnungsführer bei der Ausgabe des 'Buschgeldes' (Manöverausgleich), ob die Soldaten nicht 2,- DM fürs Soldatenhilfswerk (SHW) spenden wollten. Weigerten sie sich, so wurde mit Wache gedroht. Das SHW steht unter Kontrolle der Offiziere und soll in Härtesituationen und bei Todesfällen Geld geben. Die Bundeswehrführung zahlt nur Pfennige für die Folgen der Unterdrückung und Menschenverachtung in der Armee. Den Fehlbetrag will sie von den Soldaten erpressen. Die Mehrheit der Kompanie weigerte sich, fürs SHW zu spenden."

Berichtet wird durch das SRK Hamburg:"
Hamburg. Nord November hatte unser Kompaniechef, Hauptmann Hillers, damit gedroht, der 'Disziplinlosigkeit und Faulheit' der Soldaten mit möglichst vielen Geldstrafen entgegenzutreten. Einen Tag später haben wir eine Mannschaftsversammlung dazu durchgeführt. Es wurde festgestellt, daß Geldstrafen bei einem Wehrsold von 165 DM ein sehr wirksames Nordl der Unterdrückung sind. Wir haben daher einstimmig beschlossen, eine Kasse zu gründen, aus der solche Disziplinarstrafen bezahlt werden sollen. Jeder Soldat zahlt im Monat 4 DM in diese Kasse ein. Wenn er eine Disziplinarstrafe bekommt, erhält er das Geld aus der Gemeinschaftskasse. Ein großer Teil der Soldaten hat sich daran beteiligt. Dann haben wir überlegt, was wir mit dem Geld anfangen, das nach dem Ende unserer Grundausbildung noch übrigbleibt. Die Idee, für den gesamten Betrag Bier zu kaufen, fand keine Zustimmung. Dagegen machte ein Soldat den Vorschlag, für die Hälfte Bier zu kaufen, die andere Hälfte der ZANU zu spenden, und er berichtet kurz über den Kampf des Volkes von Zimbabwe. Der Vorschlag wurde auf den Stuben weiter diskutiert und ist von den meisten Soldaten angenommen.
Unsere Grundausbildung ist jetzt, Nord Dezember beendet. Wie verabredet, haben wir das Bier gekauft und getrunken und 40 DM dem Afrika-Komitee Hamburg übergeben."

Berichtet wird:"
Celle. Vier Wochen Wache hintereinander. Seit einiger Zeit müssen die Soldaten in der Immelmann-Kaserne Celle / Wietzenbruch vier Wochen hintereinander Wache schieben. Dazu werden immer zwei Gruppen zu je neun Soldaten zusammengestellt. Die beiden Gruppen wechseln sich täglich ab. Ein Tag wache, einen halben Tag Dienst, einen halben Tag frei. Die Soldaten kommen auf höchstens fünf Stunden Schlaf pro Tag. Dieser Schlaf muß vollbracht werden auf knarrenden Holzpritschen, die mit einer plastiküberzogenen Schaumstoffmatratze belegt ist. Beim Umdrehen machen diese 'Betten' Höllenlärm, daß nicht richtig schlafen kann.
Vier Wochen lang müssen die Soldaten diesen zermürbenden Dienst aushalten und kommen nicht nach Hause. Der Zweck, den die Bundeswehrführung damit verfolgt, liegt auf der Hand: Trennung der Soldaten vom Volk."

Berichtet wird:"
Munster. An der Kantine in der Kaserne und am Rathaus ist die Forderung nach Aufhebung des Dienstverbots für die Panzerschützen Kerl und Eidens aus der Einheit 4./93 zu lesen. Gegen sie hatte Kompaniechef Hauptmann Abels Dienstverbot nach § 22 Soldatengesetz verhängt, weil sie unter dem Verdacht stünden, Informationen aus der Bundeswehr in der Zeitung des Soldaten- und Reservistenkomitees veröffentlicht zu haben.
In der Kompanie hatten die Mannschaften immer mehr Widerstand gegen drill und Schikane geleistet. Sie hatten den Befreiungskampf des Volkes von Zimbabwe unterstützt und sich mit dem Kampf gegen das Kernkraftwerk Brokdorf solidarisiert. Überall in der Kaserne haben die Soldaten jetzt Aufkleber gegen das Dienstverbot angebracht."

Beilagen wurden uns bekannt vom Bodensee, für den Bezirk Mittlerer Oberrhein / Nordschwarzwald, für den Bezirk Rhein-Neckar I, für den Bezirk Rhein-Neckar II, aus Oberbayern / Schwaben, für Bremen-Unterweser, für Hamburg-Unterelbe und für den Bezirk Frankfurt.
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 51, Mannheim 23.12.1976

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