Kommunistische Volkszeitung - Ausgabe Nord Jg. 5, Nr. 9, 3. März 1977

03.03.1977:
Der KBW gibt die Nr. 9 seiner 'Kommunistischen Volkszeitung' (KVZ - vgl. 24.2.1977, 10.3.1977) in einer Ausgabe Nord heraus mit dem Leitartikel "'Totalitärer Atomstaat'? Maihofers Wanzen und der Kursverfall der Siemens-Aktien" zur Abhöraffäre Traube und der Aussage von Robert Jungk über den Atomstaat auf der Kundgebung in Itzehoe gegen das AKW Brokdorf am 19.2.1977. In "'Handlungsfähig'" geht es um den Polizeieinsatz in Brokdorf. In "Brokdorf: Der Bauplatz hätte besetzt werden können" wird berichtet von Protesten gegen die Demonstrationsleitung in Elmshorn und Itzehoe sowie durch die Fachschaftsgruppen Agrar und Medizin an der Uni Kiel. Ein Artikel widmet sich dem Thema "Brokdorf und die Linke. Der 'riesige Erfolg' der Opportunisten ist äußerst kurzlebig". Enthalten sind zu diesem Thema auch die Artikel "Zwei Bemerkungen zu zwei unfreiwilligen Enthüllungen" und "Dem KB Nord zur Kenntnis: Der Glasschaden muß bezahlt werden!" zu dessen Angriff auf das KBW-Büro. Dokumentiert wird vom Arbeitskreis für Politische Ökologie Hamburg die "Einschätzung der Kundgebung vom 19.2.1977 in Brokdorf".

Angekündigt wird die Demonstration in Grohnde am 19.3.1977.

Aus Niedersachsen berichtet von der Bundeswehr aus Holzminden.

Weitere Artikel sind:
- "Britische Rheinarmee in der BRD. Sie befinden sich in Feindesland" aus Osnabrück, wo insgesamt 12 000 Briten (Soldaten und ihre Familienmitglieder) leben;
- "Herumschicken und absondern. Isolierung in Soldatensiedlungen gelingt schwerlich", ein Interview mit einer ehemaligen Frau eines Oberbootsmannes, der u.a. in Jagel Dienst tat.

Berichtet wird:"
Weltweite Waffenlieferungen der BRD-Imperialisten. An Kanada werden jetzt 32 Kampfpanzer Leopard ausgeliefert. Sie sollen nach Lieferung der 182 von Kanada bestellten Leopard an die Bundeswehr zurückgegeben werden. Australien hat ebenfalls die ersten Leopard erhalten. Die imperialistische Bourgeoisie versucht über Waffenlieferungen ihren politischen Einfluß in Ländern der Dritten Welt zu stärken. An die Türkei werden mit einer 1,2 Milliarden-Bürgschaft der Bundesregierung 182 Leopard, 11 Spezialpanzer und 483 Abschußanlagen sowie 6 520 Milan-Raketen verkauft. Eine Ausfuhrbürgschaft wurde ebenfalls für die Lieferung zweier Unterseeboote an Indonesien übernommen. Die U-Boote werden für 250 Millionen DM auf der bundeseigenen Kieler Howaldtwerft gebaut."

Berichtet wird über die ÜSTRA:"
Wunstorf. Anläßlich der geplanten Fahrpreiserhöhungen im Großraum Hannover hat die Mannschaftsversammlung der Unteroffiziers-Lehr- und Sicherungsstaffel / Fliegerhorst Wunstorf einstimmig den Beschluß gefaßt, das folgende Schreiben an die Geschäftsstelle des Großraumverbandes Hannover zu schicken. Weiterhin soll der Beschluß an die Vertrauensleute der anderen Staffeln weitergeleitet und am Schwarzen Brett im Mannschaftsspeisesaal veröffentlicht werden:
'Im Frühjahr 1977 sind Fahrpreiserhöhungen für den Großraumverkehr Hannover geplant. Alle wehrpflichtigen Soldaten sind von diesen Erhöhungen besonders stark betroffen. Der Wehrsold darf durch erhöhte Fahrtkosten für die Soldaten für die Soldaten, die im Großraum Hannover wohnen oder dort stationiert sind, bzw. deren Familie nicht noch mehr beansprucht werden. Wir sprechen uns deshalb gegen diese Fahrpreiserhöhungen aus.'"

Berichtet wird:"
Munster. Bei der Formalausbildung haben die Mannschaften der 4./93 das Singen von Söldnerliedern wie 'Zu Junkers Kneipe', 'Märkische Heide' und 'Barette' verweigert, weil diese ihre Erfahrungen mit der verhaßten Armee direkt verhöhnen, die imperialistische Expansion preisen und eine Söldnerschaft einimpfen sollen. In einem der Lieder heißt es: '… wir wollen Panzermänner sein.' oder '… kämpfen wir, so weit die Erde, bald für dies und bald für das' und '… Ruhm und Beute zu gewinnen, ziehen wir mutig in die Schlacht.' Weil die Mannschaften das Singen sabotierten, gab es eine Stunde Zusatzdienst, wo sie in Kampfuniform im geschlossenen Raum auf der Stelle marschieren und singen sollten. Aus dem Singen wurde nichts, auch nicht durch eine nochmalige Wiederholung des Zusatzdienstes. Die Reaktion des Hauptmanns Abels darauf: Al erzieherische Maßnahmen müssen die Lieder auswendig gelernt werden und sollen in einer Erfolgskontrolle ausgeschrieben werden. Bei Nichtkönnen Streichung des freien Wochenendes. Die Erfolgskontrolle fand aber bisher nicht statt."

Berichtet wird:"
Im 53. Panzergrenadierbataillon in Fritzlar / Hessen wird die Forderung nach 40-Stunden-Woche und Dienstausgleich für alle Zusatzdienste erhoben. Die unerträgliche Ausdehnung der Dienstzeit verstärkt die Kasernierung, die Absonderung der Soldaten vom Volk und ruiniert die Gesundheit der Soldaten. Die vorgeschriebene Dienstzeit beträgt neun Stunden täglich. Vom 14. bis 28. Januar war für das gesamte Bataillon Truppenübungsplatzaufenthalt in Grafenwöhr. Dienstzeit betrug durchschnittlich 12 bis 14 Stunden am tag. Folgende Zusatzdienste mußten über den normalen Dienst hinaus geleistet werden:

Kompanien Wachen Bereitschaft GvD/UvD
12/53. 4 2 66
3/53. 4 2 95
4/53. 7 2 109
5/53. 4 81

In der 4/53. mußte von einem einfachen Soldaten im Januar durchschnittlich 16.,2 Stunden pro Tag an 25 Diensttagen Dienst geleistet werden. In der Woche sind das 90 bis 100 Stunden, im Monat 405. Das ist keine Ausnahme. Im letzten Quartal 76 wurden die Soldaten ebenfalls zu 400 bis 500 Überstunden gezwungen."

Berichtet wird:"
Hamburg / Scharnhorstkaserne. 'Weil die Demonstration in Brokdorf ansteht und nicht so glimpflich abgehen wird,' sind Blutspenden in Hamburg in der Scharnhorstkaserne durchgeführt worden. In dieser Kaserne werden zahlreiche Rekruten aus dem Bergischen Land ausgebildet.
Einige Tage später wurde während der 'Aktuellen Truppeninformation' über das Kernenergieprogramm der Bourgeoisie debattiert. Ein 'Vorabmeinungsbild' ergab 16 Stimmen für den Bau von Kernkraftwerken und 22 Gegenstimmen. Die Debatte war heftig, es wurde offengelegt, daß dieses Programm auf Kosten der Massen durchgesetzt werden soll und allein den Profiten der Kapitalisten nützt. In der Schlußabstimmung waren 10 Soldaten für den bau von Kernkraftwerken und 28 dagegen. Der Leutnant kochte. 'In Brokdorf demonstrieren aber nur die Chaoten!' pries er die Spalterdemonstration in Itzehoe, um zu retten, was zu retten war. Die Rekruten waren empört. Ein Soldat sagte: Wenn es mich am Hintern juckt, dann kratz ich mich doch nicht am Kopf!' Das saß. der Leutnant brach die Debatte ab. Mehrere Rekruten aus der Scharnhorstkaserne sind zur Demonstration nach Brokdorf gefahren."

Beilagen wurden uns bekannt aus:
- Baden-Württemberg für Franken und vom Unteren Neckar.
- Bayern für Nordlfranken und Oberbayern / Schwaben.
- Bremen-Unterweser und Hamburg-Unterelbe.
Q: Kommunistische Volkszeitung Ausgabe Nord Nr. 9, Mannheim 3.3.1977

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