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Der „Initiativausschuss zur Gründung einer Sozialistischen Partei“

Materialien zur Analyse von Opposition in den 60er Jahren

Von D. Berger, Berlin

Der „Initiativausschuss zur Gründung einer Sozialistischen Partei“ (IA) bestand aus einer kleinen Schar von ehemaligen Sozialdemokraten, Gewerkschaftern und Unorganisierten, die von der Politik der SPD und ihrem „Godesberger Programm“ (Nov. 1959) enttäuscht waren und sich die Bildung einer neuen sozialistischen Arbeiterpartei zum Ziel setzten.

Offiziell existierte der IA seit Februar 1962; inoffiziell wurde er innerhalb der „Vereinigung Unabhängiger Sozialisten“ (VUS) gegründet, geboren wurde er in den WISO-Arbeitskreisen des sozialistischen Wirtschaftswissenschaftlers und Gewerkschafters Viktor Agartz (vgl. Informationsbrief 53/54, S. 4ff., Ryschkowsky, S. 40). Treibende Kraft innerhalb des IA war der gelernte Exportkaufmann und Ex-SPDler Siegfried Markowski (1928-1969) aus Bergisch-Gladbach, weshalb der IA auch oft einfach „Markowski-Kreis“ genannt wurde.

Im Folgenden dokumentiert das MAO-Projekt den vom Vorstand des IA herausgegebenen „Informationsbrief“ (IB), in dem der IA unermüdlich die Ausarbeitung sozialistischer Theorie voran trieb. Die erste Nummer des IB erschien 1962, die letzte, die Nummer 69, erschien 1969. Da hatte sich der IA faktisch schon aufgelöst. Von den frühen „Informationsbriefen“ standen uns bisher leider nur die Nummern 4, 5, 6 und 8 (alle 1963) zur Verfügung, von den späteren die Nummern 23 (1965) bis 68 (1968).

Zudem dokumentieren wir das im September 1963 von einer Mitgliederversammlung des IA gebilligte, hauptsächlich von Siegfried Markowski verfasste, „Manifest einer neuen Sozialistischen Partei“. Programmatisch wurde darin in ausdrücklicher Abgrenzung zu kommunistischen und sozialdemokratischen Organisationen, die seit der Beendigung des Ersten Weltkrieges „in der Erfüllung der historischen Aufgabe der Arbeiterschaft versagt und die Eigeninteressen ihrer Apparate höher gestellt haben als die Interessen der Arbeiterbewegung“, festgeschrieben: „Unser Nahziel ist der sofortige Aufbau einer sozialistischen Kraft, die die erstarrten Fronten der deutschen Innen- und Außenpolitik in Bewegung bringt und in dynamischer Weise konsequent und unbestechlich die Interessen der Arbeiterschaft vertritt. Unsere Antwort an die Herausforderung dieser Zeit lautet …: Schaffung einer echten, nach allen Seiten hin unabhängigen und kritikfähigen Sozialistischen Alternative!“ (Manifest, S. 3f.)

Zu einer schriftlichen Polemik zwischen dem linkssozialistischen IA und den Marxisten-Leninisten bzw. Maoisten der Gruppe „Roter Morgen“ (GRM) kam es 1968. Die GRM warf den Herausgebern des IB u. a. vor, die „endlose Diskutiererei“ lediglich zur „Selbstbefriedigung“ zu betreiben, den „Aufbau einer neuen Sozialistischen Partei“ seit Jahren immer nur anzukündigen, aber nie zu wagen.

Weitere Literatur:



Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

Initiativausschuss zur Gründung einer Sozialistischen Partei 1962/63

Initiativausschuss zur Gründung einer Sozialistischen Partei 1965

Initiativausschuss zur Gründung einer Sozialistischen Partei 1966

Initiativausschuss zur Gründung einer Sozialistischen Partei 1967

Initiativausschuss zur Gründung einer Sozialistischen Partei 1968/69

Letzte Änderungen: 25.8.2010

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