SDS-Korrespondenz, Jg. 3, Bericht vom Bundesseminar zur Hochschulpolitik Heidelberg, 26.-27.10.68, O. J. (1968)

26.10.1968:
Heute beginnt in Heidelberg ein zweitägiges Bundesseminar des SDS zur Hochschulpolitik, über das in einer Ausgabe der 'SDS-Korrespondenz' (vgl. 27.9.1968) berichtet wird, die sich gliedert in die Abschnitte:
- "Zur Diskussion auf dem SDS-Hochschulseminar";
- "I. Zum Bundesseminar";
- - "1. Hochschulpolitik - Politik an der Hochschule (Joscha Schmierer)";
- - "2. Entwicklung einer Konfliktstrategie an der Hochschule (Rüdiger Stiebitz)" aus dem SDS Münster;
- - "3. Thesen zur Hochschulpolitik (Diskussionsbeitrag der Berliner Genossen)";
- - "4. Kurze Zusammenfassung der Diskussion auf dem Bundesseminar";
- - "5. Schwierigkeiten des Basisgruppenkonzepts und der politischen Arbeit in den Instituten (Joscha Schmierer)", wozu es u.a. heißt: "An den meisten Hochschulen entstand aus den Erfahrungen der Notstandsaktionen, das Basisgruppenkonzept als eine Möglichkeit, wenigstens verbal, eine praktische Perspektive zur Weiterführung der Hochschulrevolte aufzuzeigen. Das Basisgruppenkonzept wurde jedoch sehr schnell dogmatisiert und zu einem Allheilmittel der organisatorischen Misere der Studentenbewegung stilisiert. Schon in seiner Genese an den einzelnen Hochschulen war ein ahistorisches und dogmatisches Element: vielfach wurde es unter Abstraktion seiner konkreten Herausbildung in Berlin unreflektiert als Aufgabe und Ausweg postuliert statt seinen jeweiligen Zusammenhang mit der bisherigen Studentenbewegung an den einzelnen Hochschulen zu analysieren und die verschiedenen Motivationen zu berücksichtigen … Auf dem Heidelberger Seminar zeigte sich, daß das Basisgruppenkonzept von einem Scheitern der bisherigen SDS-Politik ausgeht und als Ansatz einer qualitativ neuen Hochschulpolitik verstanden wird … Die bisherige Politik des SDS ist aber nicht gescheitert, sondern an ihre Grenzen gelangt. Das Basisgruppenkonzept ist Produkt und Antwort auf diese Krise. Es konkretisiert die bisherige SDS-Politik und negiert sie keineswegs. Die Basisgruppen sind zunächst die Organisation der mobilisierten Studenten … Die Form der Massen teach-ins und Massenaktionen, die den Konflikt mit der bestehenden Gesellschaft auf einer allgemeinen Ebene austrugen, und die jetzt an ihre vorläufige Grenze gestoßen ist, brachte innerhalb des SDS eine bestimmte Art von Sprechern hervor, deren Lebensform als Quasiberufsrevolutionäre die subjektive Widerspiegelung der Herausentwicklung der Studentenbewegung aus der Universität ist. Diese Avantgarde kann jedoch das Bedürfnis der Studentenbewegung, sich innerhalb der Universität zu stabilisieren, im allgemeinen nur noch theoretisch postulieren, aber nicht praktisch initiieren … Der SDS steht vor der Notwendigkeit, eine neue Avantgarde herauszubilden, die sich sofort, da auch die Institutspolitik nicht auf ihre provokative Phase wird verzichten können, sehr starken Pressionen ausgesetzt sehen wird. Denn durch die Konkretisierung des politischen Konflikts innerhalb der Hochschule, gerät die Studentenbewegung zunehmend unter Bedingungen, die mit denen in den Betrieben vergleichbar sind, wo ein strenges Kontrollsystem und die Individualisierung am Arbeitsplatz jede politische Aktivität behindert … Die Basisgruppen dürfen sich außerdem nicht verselbständigen, um im Konfliktfall von der ganzen politischen Studentenbewegung geschützt werden zu können, d.h. daß gerade für das Basisgruppenkonzept eine Besetzung des AStA, der partielle Konflikte auf die allgemeine Universitätsebene heben und damit verallgemeinern kann, eminent wichtig ist … Nur wenn die Basisgruppen an die allgemeine Problematik der Studentenbewegung anschließen und eine inhaltlich bestimmte Funktion in dieser erfüllen, werden sie auch Möglichkeiten der Kooperation untereinander finden, die ihnen durch die Fachstruktur der Universität ja zunächst verweigert sind. Das aber heißt, daß es nicht darum gehen kann, die Basisgruppen als die Organisationsform zu behaupten, sondern daß sie als organisatorische Teillösung von Teilproblemen der Protestbewegung begriffen werden müssen.";
- "II. Materialien";
- - "1. SDS-Hochschulstrategie (SDS Erlangen)" vom Bayrischen Regionalseminar in Erlangen am 19./20.10.1968;
- - "2. Die radikaldemokratische Hochschulpolitik in Hamburg. Kritik und Möglichkeiten einer Politik innerhalb der studentischen Institutionen (SDS Hamburg)" von der SDS-Regionalkonferenz Hamburg vom 11.-13.10.1968;
- - "3. SDS und 'Studentengewerkschaft' (Frankfurter Genossen, Rainer Haase u.a.)"; sowie
- - "4. Empirische Kritik des Aktionismus" und "Funktionsbestimmung der Fachbasisgruppen an der Hochschule" von einer Gruppe Frankfurter Genossen.
Q: SDS Korrespondenz Bericht vom Bundesseminar zur Hochschulpolitik Heidelberg, 26.-27.10.68, Frankfurt o. J. (1968)

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