Wir dokumentieren das "Aktionsprogramm des Sozialistischen Zentrums" aus dem Februar 1968. Die Bildung eines sozialistischen Zentrums wurde schon 1967 auf einer Konferenz von Sozialisten beschlossen, "um damit die demokratische und sozialistische Opposition, die oppositionellen Ansätze innerhalb der SPD sowie die vorhandenen Ein-Punktbewegungen zu stärken. Hierzu wurde ein Arbeitsausschuss der sozialistischen Opposition (nicht mit Marburger ASO zu verwechseln) konstituiert und ein ständiges Sozialistisches Büro in Frankfurt eingerichtet. Außerdem wurde ein eigener Informationsdienst aufgelegt und die Formulierung eines Aktionsprogramms der sozialistischen Opposition (Sozialistische Alternativen zur Politik der Großen Koalition) in Angriff genommen" (so Richard Heigl in seiner Dissertation (2006), hier zitiert nach: Gottfried Oy: Spurensuche Neue Linke. Das Beispiel des Sozialistischen Büros und seiner Zeitschrift links. Sozialistische Zeitung (1969 bis 1997), Reihe rls papers, Mai 2007).
03.02.1968:
Es erscheint die Nr. 5 des "Informationsdienst des Arbeitsausschusses des Sozialistischen Zentrums. Informationen des Sozialistischen Zentrums. Sozialistische Alternativen", hrsg. vom Büro des Sozialistischen Zentrums. Sie enthält das "Aktionsprogramm des Sozialistischen Zentrums".
In der Vorbemerkung der Redaktion heißt es dazu: "Die Sozialistische Konferenz am 3. Februar 1968 in Offenbach/Main - auf der dieses Aktionsprogramm diskutiert und beschlossen wurde - war eine Manifestation künftiger Zusammenarbeit sozialistischer Kräfte in der Bundesrepublik. Nunmehr koordiniert, werden sie fortan gezielter und damit wirkungsvoller in den gesellschaftlichen Prozess eingreifen können.
Zugleich wurde mit dieser Konferenz aber auch deutlich, dass in einem hohen Maß an Aktivität, Disziplin und ständiger theoretischer und kritischer Überlegung erforderlich sind, um die Positionen, die wir bisher erreicht haben, auszuweiten. Dabei ist es notwendig, in enger Verbindung mit der Arbeiterschaft und der Jugend, örtliche sozialistische Zentren zu bilden-nicht als sterile Mitgliederansammlungen oder nach innen gekehrte Zirkel, sondern als lebendige Aktions-und Projektgruppen, die die sozialistische Alternative in der täglichen sozialen und politischen Auseinandersetzung dem arbeitenden Menschen bekannt und anwendbar machen.
So ist auch die Diskussion über die in diesem Aktionsprogramm dargelegte Politik nicht abgeschlossen. Sie muss weitergeführt werden. In diese Diskussion sollen die Erfahrungen der Praxis einfließen. Neue politische und wirtschaftliche Entwicklungen werden eintreten, denen wir uns zu stellen haben, und an denen wir die Gebrauchsfähigkeit des Aktionsprogramms messen müssen. Deshalb ist dieser programmatische Arbeitsansatz keine statische oder dogmatische Leitlinie, sondern ein lebendiger Orientierungspunkt im politischen Kampf. In der praktischen Arbeit der sozialistischen Gruppen und Zentren gilt es, die Forderungen des Programms in konkrete Aktionen umzusetzen".
Das "Aktionsprogramm" gliedert sich in:
"I. Die gesellschaftlichen Bedingungen für ein Aktionsprogramm des Sozialistischen Zentrums.
II.
1. Für die Verteidigung und Verbesserung des Lebensstandards der arbeitenden Bevölkerung
2. Für demokratische Kontrolle und Mitbestimmung am Arbeitsplatz, im Betrieb und in der Gesamtwirtschaft
3. Für Fortschritt in der Landwirtschaft
4. Für die Sicherung menschenwürdiger Lebensbedingungen
5. Für ein fortschrittliches Bildungs- und Erziehungswesen
6. Für die Verteidigung und Erweiterung der demokratischen Grundrechte
7. Für eine Politik internationaler Entspannung. Kampf dem Imperialismus
III. Vom Tageskampf und antikapitalistischen Protest zur sozialistischen Politik".
Geworben wird für die "Sozialistischen Hefte", Monatszeitschrift für sozialistische Theorie und Politik mit Dokumentationsteil", zu beziehen in Hamburg.
Quelle: Büro des Sozialistischen Zentrums (Hrsg.): Informationsdienst des Arbeitsausschusses des Sozialistischen Zentrums. Informationen des Sozialistischen Zentrums. Sozialistische Alternativen, Nr. 5, Frankfurt/Main, 3. Februar 1968.
Letzte Änderung: 04.11.2019