Gruppe IV. Internationale:
"Beilagen-Kreis im Radius der SPD. Zur Vereinigungsdebatte von BWK, GIM, KPD …" (1986)
Materialien zur Analyse von Opposition
Von Dietmar Kesten, Gelsenkirchen, 30.12.2021
Im März 1986 erschien von der Gruppe IV. Internationale die Broschüre: "Beilagen-Kreis im Radius der SPD. Zur Vereinigungsdebatte von BWK, GIM, KPD".
Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)
März 1986:
Von der Gruppe IV. Internationale erscheint die Broschüre: "Beilagen-Kreis im Radius der SPD. Zur Vereinigungsdebatte von BWK, GIM, KPD …".
In der Einleitung heißt es dazu: u. a.: "Die in die Jahre gekommene linke Szene der BRD ist seit einiger Zeit Zeuge eines widersprüchlichen Neuformierungsprozesses im Spektrum der Organisationen jenseits der bürgerlichen Arbeiterparteien SPD und DKP.
Eines der greifbaren Resultate dieses Prozesses ist die anstehende Fusion von GIM und KPD. Man rieb sich die Augen: Die KPD, die 1975 noch als KPD/ML mit ihrem Namensvetter KPD ihren 'Argumenten' gegen den Trotzkismus mit Eisenstangen und Ketten Nachdruck verliehen hatte, sucht heute den organisatorischen Zusammenschluss mit Sachwaltern 'des Blocks der Rechten und Trotzkisten gegen die Diktatur des Proletariats'.
Ein 'undogmatisches Parteiverständnis' ist auch im 'Beilagen-Kreis' angesagt, der im Wesentlichen vom Bund Westdeutscher Kommunisten (BWK) als nicht mehr so neues rotes Forum zur Vereinheitlichung der 'revolutionären Sozialisten' initiiert wurde. Neben den bereits teilnehmenden Gruppierungen anarcho-syndikalistischer und ex-maoistischer Couleur - einschließlich der KPD und der sich auf den Trotzkismus berufenden GIM - versucht man hier auch MLPD und KB an den Beilagen-Tisch zu bekommen. (…)
Da zudem die theoretischen Diskussionen als solche ins Leere laufen, erweist sich der BWK als Motor, den Vereinheitlichungsprozess über gemeinsame Praxis voranzutreiben. Seine zentrale Orientierung (und die der GIM) auf eine gemeinsame Kandidatur in Gestalt eines Wahlbündnisses zu den Bundestagswahlen 1987 wurde jedoch durch die wahlmüde KPD-Mitgliedschaft abgelehnt. Was bleibt, ist der Versuch, auf der Basis des kleinsten gemeinsamen Nenners eine 'revolutionär-sozialistische', links-sozialdemokratische Wahlpropaganda zu organisieren. Auslöser des Neuformierungsprozesses sind die ehemals maoistischen Organisationen BWK und KPD, die noch immer am Offenbarungseid stalinistischer Politik chinesischer Variante zu knabbern haben.
Ende der 70er Jahre hatten nach 'Drei-Welten-Theorie' und Politik der Vaterlandsverteidigung KPD, KPD/ML und KBW ihren Zenit überschritten. Der noch keiner stalinistischen Organisation bekommene Verlust des sozialistischen Vaterlandes läutete mit Kaderreduzierung und Spaltungen schließlich den Aschermittwoch des westdeutschen Maoismus ein; es kriselte in allen sich auf den 'Marxismus-Leninismus' berufenden Organisationen. Einige Vereine schafften sich gleich, andere etwas später selbst ab. Konsequenz bewies die KPD, die ihre Partei in die sich konstituierenden GRÜNEN auflöste und deren Ehemalige heute vorwiegend auf dem deutsch-nationalen Flügel der GRÜNEN ihr Unwesen treiben.
KPD/ML und die KBW-Abspaltung BWK wollten den Schritt der Selbstauflösung nicht nachvollziehen und sind jetzt- nach fünfjähriger links-reformistischer Praxis- als zweites Aufgebot beim Infragestellen der eigenen Politik angekommen. Wenn auch einige Kostüme der ML-Zeit inzwischen abgetragen worden sind, so hat die reformistische Substanz des Maoismus den Maskenball der ML- Bewegung überdauert und findet heute die willkommene Ergänzung in einer GIM, die ihre eigene Orientierung auf die Sozialdemokratie am konsequentesten theoretisiert und am schamlosesten in die Praxis umgesetzt hat.
Der gesellschaftliche Hintergrund dieser Bewegung und der damit verbundenen partiellen Offenheit innerhalb der Linken ist die wachsende Stärke des BRD- Imperialismus mit seiner immer offenkundigeren Aggressivität nach innen wie außen. Der mißlungene Parteiaufbau zum Kampf gegen diesen Imperialismus sowie der gescheiterte Versuch, kleinbürgerliche Bewegungen und die GRÜNEN für die eigenen Ziele zu instrumentalisieren, enden heute in einer Flucht nach vorn. Teile der auf die eigenen schmalen Reserven zurückgeworfenen Linken versuchen sich über eine Sammlungsbewegung in einer "linken" Gesamtpartei auf der Minimalbasis Klassenkampf contra Wenderegierung zu einigen. (…)
Der stattfindende Differenzierungsprozess- und Vereinigungsprozess ist nämlich an der Notwendigkeit zu messen, auf ausgewiesenen programmatischen Grundlagen die Verschmelzung linker Militanter in einer revolutionären Arbeiterpartei voranzutreiben, welche gegen den sozialdemokratischen Einfluss in der Arbeiterklasse aufgebaut werden muss".
Inhalt:
Einleitung
"Zum Klassencharakter der Sowjetunion
- Die marxistische Sozialismus-Konzeption
- Zur Diktatur des Proletariats
- Die russische Oktoberrevolution und ihre Degeneration
- Die Theorien von KPD und BWK zur Einschätzung der Sowjetunion
-- A. Die marxistische politökonomische Analyse und ihre Anwendung auf die deformierten Arbeiterstaaten
-- B. Die Entwicklung der Staatskapitalismus-Konzeption bei Schneider und Bettelheim
Klasse oder Kaste?
- Schlussfolgerungen der trotzkistischen Analyse der bürokratisch deformierten Arbeiterstaaten
Der Hauptfeind steht im eigenen Land
- Die bürgerliche Arbeiterpartei SPD
- Volksfront contra Einheitsfrontpolitik
- Revolutionäre Arbeit in den Gewerkschaften
- Frauenbefreiung durch sozialistische Revolution
- Zur leninistischen Parteikonzeption
Denn sie wissen, was sie nicht tun. Zur Geschichte und Politik der GIM Anmerkungen
James P. Cannon: Rede über die russische Frage".
Geworben wird für die Schriften der Gruppe IV. Internationale: "Wohin geht die IST? Kritik der internationalen Spartacist Tendenz", für "Zuckerbäcker James: Vom trotzkistischen Feinschmecker zum pabloistischen Vielfraß. Eine Antwort auf die internationale Spartacist-Tendenz", für: "Die Falken. Lahme Enten des Sozialismus", für: "Zuerst das Programm! Beiträge zur Wiederschaffung der IV. Internationale".
Quellen: Gruppe IV. Internationale: Beilagen-Kreis im Radius der SPD. Zur Vereinigungsdebatte von BWK, GIM, KPD …, West-Berlin, März 1986.
Letzte Änderung: 30.12.2021