Horst Domdey - Beiträge zur Biographie 1968 - 1977

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 6.5.2020

Es können hier nur wenige Dokumente und Hinweise zu Prof. Dr. Horst Domdey, einem der Kader der KPD am Germanistischen Institut der FU Berlin, Präsidiumsmitglied des Nationalen Vietnamkomitees (NVK) und später sowohl Angeklagter in einem der zahlreichen Routhier-Prozesse als auch Wahlaufrufunterzeichner für die KPD, vorgestellt werden. Wir bitten um Ergänzungen.

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

02.02.1968:
An der FU Berlin erscheint, laut einem Eingangsstempel heute, das Flugblatt "Stellungnahme" von Karin Bauer, Christian Brete, Horst Domdey, Manfred Lefèvre und Veronika Ullmer zu den Vorfällen vom 31.1.1968.
Quelle: Bauer, K. et al.: Stellungnahme, O. O. (Berlin) O. J. (1968)

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Januar 1972:
Die Nummer 4 der Zeitschrift 'Dem Volke dienen' (Zeitung des KSV für die Hoch- und Fachhochschulen in Westberlin - vgl. Dez. 1971, Feb. 1972) erscheint mit dem Artikel "Senatsbürokratie verweigert fortschrittlichem Dozenten das Prüfungsrecht" zu Dr. Domdey am Germanistischen Institut der FU.
Q: Dem Volke dienen Nr. 4, Berlin Jan. 1972, S. 2

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03.04.1972:
An der FU Berlin gibt die Zelle Germanistik des KSV vermutlich in dieser Woche ihre 'Kommunistische Studentenpresse' (KSP) heraus mit dem "Programm der Agitationskollektive des Kommunistischen Studentenverbandes - Zelle Germanistik SS 1972" mit den Abschnitten:
- "Der KSV empfiehlt folgende Seminare";
- - "Die Literatur des Kampfes gegen den Faschismus (Domdey, Lethen)";
- - "Der Bund Proletarisch revolutionärer Schriftsteller 1928-1935 (Domdey)".
Q: Kommunistische Studentenpresse - Germanistik FU Programm der Agitationskollektive des Kommunistischen Studentenverbandes - Zelle Germanistik SS 1972, Berlin o. J. (1972), S. 8f und 16f

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14.04.1972:
Der KSV der KPD gibt vermutlich Ende dieser Woche seine Berliner 'Dem Volke dienen' (DVD - vgl. Apr. 1972, 24.4.1972) Nr. 6 heraus mit dem Artikel "Gegen die politische Disziplinierung - Streik!" zu Domdey, Lefevre und Mandel.
Q: Dem Volke dienen Nr. 6, Berlin Apr. 1972, S. 1 und 3

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05.06.1972:
Die KPD (vgl. 14.6.1972) berichtet vermutlich aus dieser Woche:"
Kommunistischer Studentenverband:
PRÜFUNGSRECHT ERKÄMPFT
PROF. DOMDEY DARF WIEDER PRÜFUNGEN ABNEHMEN

Imperialismus heißt immer: Reaktion auf der ganzen Linie!

Dies erfahren auch die fortschrittlichen Studenten an den Hochschulen durch Maßnahmen der Bourgeoisie wie das Verbot des Vertriebs sozialistischer und kommunistischer Literatur, das Verbot, Flugblätter fortschrittlicher Organisationen zu verteilen, die Vielzahl von Ordnungs- und Strafverfahren, überhaupt durch das Instrument des Ordnungsrechts, das eine Bestrafung und Disziplinierung der fortschrittlichen Studenten im Vorfeld des allgemeinen Strafrechts ermöglicht. Mit dem Hamburger Erlaß (BV - vgl. 27.1.1972, d. Vf.) hat sich die Monopolbourgeoisie das Mittel geschaffen, alle Berufe des öffentlichen Dienstes von sozialistischen und kommunistischen Angehörigen der Intelligenz freizuhalten. Wir wissen, daß wir gegenwärtig noch zu schwach sind, von der Bourgeoisie beispielsweise die Zurücknahme des Hamburger Erlasses zu erzwingen. Eine breite Front der Solidarität an den Hochschulen kann jedoch auch heute schon in einzelnen Fällen die Anwendung der verschiedenen Erlasse und Verbote verhindern.

Im Zusammenhang der Einschüchterungs-, Verbots- und Disziplinierungsmaßnahmen steht auch der Versuch, die Einstellung fortschrittlicher Dozenten zu verhindern, ihnen Loyalitätserklärungen abzuverlangen, oder ihnen elementare berufliche Rechte zu verweigern. So versuchte der Berliner Senat im letzten Jahr, drei fortschrittliche Seminare zu verbieten, indem er die materialistische Analyse der Literatur und der Literaturwissenschaft, die in diesen Seminaren betrieben wurde, schlichtweg für verfassungsfeindlich erklären wollte. Die Kampfentschlossenheit aller fortschrittlichen Studenten, in vorderster Front die kommunistischen Studenten, die Empörung vieler fortschrittlicher Dozenten und Universitätsangestellten über dieses Verbot zwangen Senat und Justiz, das Verbot zunächst zurückzunehmen.

Doch Schulsenator Löffler verweigerte einem der drei Dozenten, Professor Domdey, das Recht, Lehramtskandidaten zu prüfen, da seine Verfassungstreue nicht bewiesen sei. Der Westberliner Wissenschaftssenator Stein legte gegen den Beschluß des Gerichts, das Verbot der drei Seminare sei rechtswidrig gewesen, Berufung ein. In der Abwehr dieser erneuten Übergriffe der Konterrevolution gelang es dem KSV, eine breite Kampffront der fortschrittlichen Studenten herzustellen, gestützt darauf gezielte und klare Kampfmaßnahmen durchzuführen, viele fortschrittliche Dozenten zu Verbündeten der Studenten zu gewinnen und so erneut die Konterrevolution zur Zurücknahme ihrer antidemokratischen Maßnahmen zu zwingen. Auf einer ganzen Reihe von Vollversammlungen, Meetings und Teach-ins legte der KSV die Notwendigkeit des Kampfes für die Erhaltung der demokratischen Rechte des Volkes dar. Gestützt auf diese umfassende Überzeugungsarbeit stimmte die Masse der fortschrittlichen Studenten trotz Abwiegelungs- und Spaltungsversuchen der Revisionisten für die demonstrative Besetzung des Germanischen Seminars am Tage vor der Wiederaufnahme des Prozesses, für einen unbefristeten Streik bis zur Wiedererteilung der Prüfungserlaubnis für Professor Domdey. Mit entschiedener Überzeugungsarbeit unter den Dozenten des Germanischen Seminars gelang es, daß von 90 Dozenten nur 2 ihre Unterschrift unter eine Solidaritätserklärung für Professor Domdey verweigerten. Der Einsatz von Polizei, die Schließung des Germanischen Seminars durch den Universitätspräsidenten, die Verbotsdrohung gegenüber dem KSV, alle diese Maßnahmen der Konterrevolution und zur Einschüchterung und Unterdrückung entschieden demokratischer Kämpfe, blieben in diesem Augenblick vollständig wirkungslos. Ist die Überzeugungsarbeit der Kommunisten erfolgreich gewesen, verfolgen sie eine richtige Bündnislinie und stützt sich ihr Kampfplan auf eine richtige Einschätzung der Kräfte, dann wird der Polizeieinsatz zur stumpfen Waffe in der Hand der Konterrevolution. Brutales und gewaltsames Vorgehen der Bourgeoisie und ihrer Handlanger, wenn reformistische und revisionistische Spaltungsmanöver nichts mehr fruchten, schließt dann die Kampffront nur noch enger zusammen, gewinnt täglich neue Kommilitonen, die bereit sind, gegen diese Maßnahmen Widerstand zu leisten. Das klare und richtige Vorgehen der fortschrittlichen Studenten führte im Falle Professor Domdeys zum Erfolg: Das Gericht bestätigte erneut die Rechtmäßigkeit der drei Seminare, der Schulsenator erteilte Professor Domdey das bisher verweigerte Prüfungsrecht.

WAS LERNEN WIR AUS DIESEM KAMPF GEGEN DIE POLITISCHE DISZIPLINIERUNG?

1. Der Kampf gegen die Versuche der Monopolbourgeoisie und ihres Staates, alle niederzuhalten, die den Kampf der Arbeiterklasse unterstützen wollen, ist in notwendiger und gerechter Kampf, der schon jetzt in einigen Fällen erfolgreich geführt werden kann.

2. Vor allem die von der SPD geführten Regierungen und Hochschulbürokratien sind es, die unter Anwendung aller Mittel der Spaltung, Einschüchterung und Demagogie die politische Disziplinierung der fortschrittlichen Kräfte vorantreiben.

3. Die Empörung unter der Masse der Studenten und den Angehörigen der werktätigen Intelligenz muß von den Kommunisten dazu genutzt werden, immer breiteren Teilen zu erklären, daß der Imperialismus der Mehrheit der Bevölkerung keine wirkliche Demokratie gewähren kann, und daß die Perspektive ihres Kampfes im Bündnis mit der Arbeiterklasse im Kampf für die sozialistische Revolution liegt."
Q: Rote Fahne Nr. 47, Dortmund 14.6.1972, S. 2

05.06.1972:
In Berlin gibt die MLHG vermutlich in dieser Woche ihr "Info zu den Angriffen auf unsere politischen Rechte" heraus. u. a. zu "SSL-Prozess" zum Verbot dreier Seminare des 'Sozialistischen Studiums' mit einer Chronologie und zu "Domdeys Prüfungsverbot" mit einer Chronologie.
Q: MLHG: Info zu den Angriffen auf unsere politischen Rechte, O. O. (Berlin) o. J. (1972), S. 2ff

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13.06.1972:
Die Nummer 9 der Zeitschrift 'Dem Volke dienen' (DVD, Zeitung des KSV für die Hoch- und Fachhochschulen in Westberlin - vgl. 5.6.1972, Juli 1972) erscheint mit dem Artikel "Prüfungsrecht erkämpft!" für Prof. Domdey am Germanischen Seminar der FU, mit einer Reportage aus der 'Kommunistische Studentenpresse' der KSV-Zelle Germanistik.
Q: Dem Volke dienen Nr. 9, Berlin 13.6.1972, S. 1ff

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16.06.1972:
Die Nr. 172 der 'Roten Presse Korrespondenz' (RPK - vgl. 9.6.1972, 23.6.1972) des KSV erscheint mit dem Artikel "Prüfungsrecht für Professor Domdey erkämpft!".
Q: Rote Presse Korrespondenz Nr. 172, Berlin 16.6.1972, S. 1f

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19.06.1972:
Die Oberschülerkommission (OSK) des KSV der KPD gibt ihre 'Kommunistische Schülerpresse' (KSP) Nr. 5 für Juni (vgl. Mai 1972, Sept. 1972) frühestens in dieser Woche heraus. Am Fachbereich Germanistik der FU Berlin wurde das "Prüfungsrecht für Professor Domdey erkämpft!".
Q: Kommunistische Schülerpresse Nr. 5, Berlin Juni 1972, S. 3

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08.07.1972:
Demonstration des Nationalen Vietnamkomitees (NVK) in Bonn. Nach eigenen Angaben ca. 2 000 bis über 2 000 Teilnehmer. Auf einem Meeting spricht u. a. das Präsidiumsmitglied des NVK, Professor Dr. Horst Domdey.
Q: Rote Presse Korrespondenz Nr. 176, Berlin 14.7.1972, S. 4ff

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14.07.1972:
Die Nr. 176 'Roten Presse Korrespondenz' (RPK - vgl. 7.7.1972, 21.7.1972) des KSV erscheint mit dem Artikel "Zur Haltung der Intellektuellen im antiimperialistischen Kampf - Zwei Reden auf dem nationalen Vietnam-Meeting am 8.7 in Bonn", u. a. von Horst Domdey, Präsidiumsmitglied des Nationalen Vietnam-Komitees (NVK).
Q: Rote Presse Korrespondenz Nr. 176, Berlin 14.7.1972, S. 1f und 4ff

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09.04.1973:
Der AStA der PH Dortmund gibt spätestens heute ein Extra bzw. eine Sondernummer seiner 'DOS' - Dortmunder Studentenzeitung (vgl. 12.2.1973, Mai 1973) heraus. Berichtet wird auch über die:"
VERSCHÄRFUNG DER PRÜFUNGSORDNUNG AN DEN PÄDAGOGISCHEN HOCHSCHULEN

2. DIE EINSCHRÄNKUNG DER FREIEN PRÜFER- UND THEMENWAHL.

- Mehr als drei Themenvorschläge sind zur Prüfung anzugeben (in der Regel sechs)
- Inhalt und Form der schriftlichen Hausarbeit werden nach Maßgabe des SELBSTVERSTÄNDNISSES des jeweiligen Prüfers festgelegt, wobei dem Wissenschaftsverständnis dieses Prüfers eine zentrale Bedeutung beizumessen ist.
- Versuche werden verstärkt unternommen, fortschrittlichen Prüfern das Prüfungsrecht zu entziehen oder es ihnen erst gar nicht zu gewähren. Z.B. Prof. Domdey in Berlin."
Q: DOS Sdr.Nr. Einführung in das PH-Studium Ergänzung SS 73, Dortmund o. J. (1973), S. 6

30.04.1973:
Vermutlich in dieser Woche wird der folgende Text verfaßt und verbreitet:"
ERKLÄRUNG DER INITIATIVE FORTSCHRITTLICHER PUBLIZISTEN, KÜNSTLER UND WISSENSCHAFTLER

Wir verurteilen aufs Schärfste die Pressekampagne, die in der BRD und Westberlin unter dem Vorwand der Zerschlagung einer 'Terrororganisation' zur Liquidierung der KPD und anderer fortschrittlicher und kommunistischer Organisationen eingeleitet wurde.

Nicht die Tatsache, daß der Massenmörder Thieu am 10.4. in Bonn empfangen wurde, wird angeprangert, vielmehr die Besetzung des Rathauses, mit der Kommunisten und fortschrittliche Menschen gegen den Besuch protestierten, als 'Terrorakt' einer 'Politrockerbande' kriminalisiert.

Wir verurteilen, daß in Berichterstattung und Kommentaren der Presse die Bereitschaft der politischen Auseinandersetzung mit den Kommunisten aufgekündigt worden und stattdessen ein Klima des Schußwaffeneinsatzes gegen den politischen Gegner geschaffen worden ist.

Wir verurteilen, daß mit Demonstrationsverboten (z.B. dem Verbot der 1. Mai-Demonstration der KPD in Dortmund) das elementare Recht auf freie Meinungsäußerung für Kommunisten außer Kraft gesetzt wurde.

Darin sehen wir ein alarmierendes Indiz des Rückfalls in die Praktiken der Kommunistenverfolgung während der Adenauer-Ära.

… Prof. Horst Domdey, Germanist … ."
Veröffentlicht wird dieser Text u.a. durch die KPD (vgl. 9.5.1973) und durch das Komitee Hände weg von der KPD (vgl. 23.6.1973).
Q: Komitee Hände weg von der KPD: Bulletin Nr. 1, Köln O. J. (1973), S. 12; Rote Fahne Nr. 19, Dortmund 9.5.1973, S. 7

24.10.1975:
Die Ortsleitung (OL) Duisburg der KPD und ihr KSV geben vermutlich Ende dieser Woche das folgende Flugblatt mit zwei Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Th. Luczak, Dortmund, Münsterstr.85 (!) mit einem Aufruf zum Prozeßtermin gegen Horst Domdey (vgl. 29.10.1975) und der eigenen Veranstaltung dazu am selben Tage bzw. zum Prozeß gegen Hanfried Brenner (vgl. 28.10.1975) heraus:"
FREISPRUCH FÜR PROF. H. DOMDEY!
KEIN BERUFSVERBOT (BV, d.Vf.)!
WEG MIT DEN ROUTHIER-PROZESSEN!

WIEDER ein ROUTHIER-PROZESS?! Reißt denn die Prozeßwelle nicht ab? - NEIN! Noch immer werden Menschen vor die Schranken der Klassenjustiz gezerrt, die den Polizeimord an Günther Routhier als das bezeichnen, was er ist und bleibt: MORD!

Daß der Tod des kommunistischen Arbeiters G. Routhier am 18.6.1974, eine Woche nachdem der Genosse in einem Prozeß gegen einen Arbeitskollegen (bei Mannesmann (MM) im IGM-Bereich - vgl. 5.6.1974, d.Vf.) brutal zusammengeschlagen worden war, keine Verkettung unglücklicher Zufälle war, sondern ein direktes Ergebnis dieses geplanten Polizeiüberfalls, - das ist heute nicht nur in Duisburg, sondern weit darüber hinaus vielen Menschen bekannt; daran konnte der 'Mantel des Schweigens', den Duisburgs Polizeipräsident über diesen Fall breiten wollte, nichts ändern, auch nicht der faktische Ausnahmezustand und die Massenverhaftungen auf der Beerdigung (vgl. 24.6.1974, d.Vf.) des Genossen Routhier oder die Beschlagnahmung von ganzen Ausgaben der ROTEN FAHNE (RF, d.Vf.) und anderer revolutionärer Zeitungen und Flugblätter und die Strafverfahren gegen die presserechtlich Verantwortlichen und die Verteiler und Verkäufer.

Seit Jahrzehnten hat es hier in Duisburg keine derartige Prozeßwelle mehr gegeben: in Hunderten von Strafverfahren hat die Klassenjustiz schon über 100 000 DM an Strafbefehlen ausgesprochen. Exemplarisch wendet sie den 'Staatsschutz'paragraphen 90a an, der jeden revolutionären Angriff auf die kapitalistische Gesellschaftsordnung der BRD als 'Verunglimpfung der Bundesrepublik Deutschland' unter Strafe stellt.

Diese Manöver haben nur noch mehr Menschen klargemacht, daß diese Justiz und Polizi nichts anderes sind als Werkzeuge der Kapitalistenklasse, die mit allen Mitteln ihre Macht gegen die wachsende Arbeiterbewegung, vor allem gegen die Kommunisten, verteidigt.

Seit mehreren Wochen läuft der Prozeß gegen den KPD/ML-Genossen Hanfried Brenner (vgl. 19.9.1975, d.Vf.), in dessen Arbeitsgerichtsprozeß G. Routhier brutal zusammengeschlagen wurde. Am Montag und Dienstag soll sein Urteil gefällt werden: Mit den 'Zeugen'aussagen der Polizeischläger will man ihm eine Gefängnisstrafe zurechtzimmern.

GEHT ZUR URTEILSVERKÜNDUNG AM DIENSTAG, DEN 28.10., 14 UHR ins Landgericht Duisburg. TRAGT EUREN PROTEST IN DEN GERICHTSSAAL!

NIEDER MIT DER BÜRGERLICHEN KLASSENJUSTIZ - DIE POLIZEISCHLÄGER UND IHRE HINTERMÄNNER AUF DIE ANKLAGEBANK!!!
FREIHEIT FÜR DIE REVOLUTIONÄRE PRESSE!!
FÜR UNEINGESCHRÄNKTES DEMONSTRATIONSRECHT!

Horst DOMDEY, Professor für Germanistik in Westberlin, ist einer derjenigen, die es nicht zuließen, daß die Polizei ihre Verantwortung für den Mord an dem Genossen Routhier vertuschen konnte - er setzte sich mit einer öffentlichen Erklärung für die Aufklärung des Falles ein und für die Bestrafung der Schuldigen. Daraufhin wurde er in erster Instanz zu 3 000 DM Strafe verurteilt, unter anderem weil er die BRD 'verunglimpft' habe (Paragraph 90a) und die 'Polizei beleidigt' habe, weil er das Vorgehen der Polizei als Mord bezeichnete und die Kapitalistenherrschaft in der BRD klar als Ursache für die zunehmende Brutalisierung des Staatsapparates benannte hatte.

Am MITTWOCH findet die Berufungsverhandlung gegen ihn statt - unter den gleichen Anschuldigungen - aber die Bedingungen, seinen Freispruch zu erkämpfen, sind besser geworden: Denn der 'Mantel des Schweigens' um den 'Fall Routhier' wird immer löchriger; die Zahl der Menschen, die die wahre Rolle von Polizei und Justiz und des ganzen kapitalistischen Staatsapparates erkennen, wächst. Sie kämpfen auf der Straße und im Gerichtssaal:
FÜR DEN FREISPRUCH VON PROF. DOMDEY!
SCHLUSS MIT ALLEN ROUTHIER-PROZESSEN!

Die Bourgeoisie verschärft heute ihren reaktionären Kurs gegenüber den Volksmassen, weil sie sich in einer tiefen Krise befindet. Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit steigen an, die Gewerkschaftsführer verkünden Lohnraubforderungen und die Schmidt/Genscher-Regierung (SPD/FDP, d.Vf.) bläst mit ihrem 'Sparprogramm' zum offenen Raubzug gegen die werktätige Bevölkerung. Angesichts dieser Tatsachen werden die 'linken' Aushängeschilder der SPD (Jusos…) immer kleinlauter; und die Sprüche der DKP und des MSB über die angeblich so sonnigen Verhältnisse in der Sowjetunion (SU, d.Vf.) und der DDR werden immer unglaubwürdiger. Denn auch der russische Sozialimperialismus und die von ihm abhängigen Staaten stecken in einer tiefen Krise, aus der die neuen Kreml-Zaren durch verstärkte Expansion nach außen herauszukommen versuchen. Die Sowjetunion ist von einem ehemals sozialistischen Land zu einer sozialimperialistischen Supermacht geworden. Sie versucht ihrem Gegenspieler, dem USA-Imperialismus, seine Einflußgebiete abzujagen und wird früher oder später auch zum Mittel des Krieges greifen.

Das ist die Lage, in der immer mehr Arbeiter und Werktätige einen Ausweg aus diesem System suchen; und allein die Kommunisten sind in der Lage, ihnen diesen Ausweg zu weisen: im KAMPF GEGEN AUSBEUTUNG, UNTERDRÜCKUNG, KRISE UND IMPERIALISTISCHEN KRIEG, im KAMPF GEGEN DIE BEIDEN SUPERMÄCHTE - FÜR EIN NABHÄNGIGES, VEREINTES UND SOZIALISTISCHES DEUTSCHLAND!!!

Das weiß die Bourgeoisie, und deshalb richtet sie ihre Angriffe heute besonders auf die Kommunisten und alle fortschrittlichen Menschen, die sich nicht davon abschrecken lassen, die Kommunisten zu unterstützen.

Aber die Arbeiterklasse braucht die Kommunisten als entschiedenste Kämpfer für ihre Sache, sie braucht auch Wissenschaftler wie Professor Domdey, der seine Wissenschaft und sein ganzes Wirken in den Dienst des Volkes gestellt hat. Diese Erkenntnis greift immer breiter um sich - ebenso wächst die Solidaritätsfront mit H. Domdey!

Professor H. Domdey ist der Bourgeoisie schon lange ein Dorn im Auge. Seit den Tagen der Studentenbewegung setzt er sich für eine fortschrittliche Wissenschaft ein. Er hat den Weg an die Seite der Arbeiterklasse gefunden und setzt sich auch in seinen Lehrveranstaltungen dafür ein (z.B. durch Beschäftigung mit fortschrittlicher und revolutionärer Literatur), daß auch seine Studenten ihren Klassenauftrag zurückweisen, sich weigern, als Lehrer und Wissenschaftler im Dienste der Bourgeoisie zu wirken, sich in den Dienst des Volkes stellen und sich in den Kampf für den Sozialismus einreihen. Schon einmal wollte der westberliner SPD-Senat ihn deshalb entlassen, ein anderes Mal sollte ihm das Recht entzogen werden, Studenten zu prüfen. Doch der Kampf der fortschrittlichen Studenten konnte diese Angriffe zurückweisen. Heute ist Professor Domdey wieder vom Berufsverbot bedroht: wenn er im Routhier-Prozeß rechtskräftig verurteilt wird kann er sofort und ohne Anhörung aus dem Dienst entlassen werden, wie das Prof. Schneider aus Frankfurt bereits widerfahren ist. Deshalb fordern wir gerade heute, wo die SPD/FDP-Regierung dabei ist, neue Richtlinien für die Säuberung des öffentlichen Dienstes (ÖD, d.Vf.) von 'Radikalen' und 'Verfassungsfeinden' zu erarbeiten:

PROFESSOR DOMDEY MUSS HOCHSCHULLEHRER BLEIBEN!!
WEG MIT DEN BERUFSVERBOTEN GEGEN DEMOKRATEN UND KOMMUNISTEN!!"
Q: KPD-OL Duisburg, KSV: Freispruch für Prof. H. Domdey!, Duisburg o. J. (Okt. 1975)

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27.10.1975:
In Berlin erscheint spätestens Anfang dieser Woche die Broschüre "Wir bleiben dabei und wir bleiben drin! Broschüre der Wahlaufrufunterzeichner für die KPD. Kampf dem Berufsverbot" zu den Professoren Bauer und Domdey an der FU mit den Abschnitten:
- "Aufruf. Die Unterzeichnenden - Wissenschaftler, Ärzte, Anwälte und Künstler - rufen dazu auf, am 2. März die KPD zu wählen" vom Feb. 1975;
- "Söhne der Bourgeoisie an die Seite der Kommunisten - 2 Lebensläufe";
- - "Professor Gerhard Bauer: Von der Studienstiftung zur 'Roten Hilfe'";
- - - "Beginn einer Karriere";
- - - "Politisierung durch die Studentenbewegung";
- - - "Seit 1971 Professor an der FU";
- - - "Berufsperspektive der Lehrerstudenten";
- - - "Organisiert in der Roten Hilfe";
- - - "Arbeit im Komitee 'Sofortige Freilassung von Dieter Kunzelmann'";
- - - "Freiheit für Horst Mahler";
- - - "Erklärung des Komitees 'Freiheit für Horst Mahler'";
- - "Professor Horst Domdey: Schritt für Schritt";
- - - "Erste politische Erfahrungen" in Göttingen;
- - - "DAAD-Lektor in Brasilien";
- - - "Für eine materialistische Wissenschaft";
- - - "Antiimperialistischer Kampf und DDR";
- - "Professor Horst Domdey: Meine Vorermittlungsakte und der Routhier-Prozeß";
- - - "Meine Vorermittlungsakte";
- - - "Der Fall Routhier: die Vorgeschichte";
- - - "Der Polizeieinsatz";
- - - "Der Sohn berichtet";
- - - "Die Festnahme Routhiers: ein Willkürakt";
- - - "Die Verbreitung der Wahrheit über die Todesursache soll verhindert werden";
- - - - "Erster Versuch: Obduktion ohne Zeugen, nur der Staat ist präsent";
- - - - "Zweiter Versuch: Ein Obduktionsbericht ohne Krankengeschichte";
- - - - "Dritter, massiver Versuch: Versammlungsverbot, Demonstrationsverbot, Flugblattverbot. Die Aufhebung des Rechts auf freie Meinungsäußerung";
- - - ein Artikel aus der 'Roten Fahne' zum Polizeiüberfall auf den Trauerzug am 24.6.1974;
- - - "Die inkriminierte Presseerklärung";
- - - "Das Maulkorbgesetz: Paragraph 90a";
- - - "Günther Routhiers Tod war Polizeimord"
- "Der Kampf für die Erhaltung des Paulinen-Krankenhauses. Rede des entlassenen kommunistischen Arztes Hubert Bacia auf der Veranstaltung am 23.10.1975";
- "Unsere Stellung zum Grundgesetz (Auszüge aus einer Erklärung der Wahlaufrufunterzeichner vom 23. April 1975)";
- "Praktische Fragen des Kampfes. Zum Kampf gegen die Berufsverbote";
- "Auszüge: BVG-Urteil";
- "Bisherige Aktivitäten am FB 16" für Germanistik der FU;
- "Grundsätze des Solidaritätsausschusses am FB 16";
- "Vorlage des KSV zur Uni-VV am 5.6.1975";
- "Die nächsten Schritte";
- "FU-Vize Jäckel im SFB";
- "Bericht vom Ostasiatischen Seminar";
- "Bericht vom FB 11";
- "Bericht von der TU";
- "Zu einigen Fragen der politischen Auseinandersetzung. Unsere Kritik am Aktionskomitee" zum AK/FU;
- "Keine Entlassung der SEW-Wahlaufrufunterzeichner an der TU!";
- "Breschnew Doktrin bestimmt DDR-Justiz";
- "Stellungnahme des KSV: Wie ist der Kampf gegen die Berufsverbote zu führen?"; sowie
- "Scheer, Schneider und Hiltmann müssen Hochschullehrer bleiben!" mit Artikeln aus der 'Roten Fahne'.

Eingeladen wird zur Initiative gegen Gewerkschaftsausschluß, politische Entlassung und Berufsverbot!, zum Aktionskomitee gegen Berufsverbote und zur Ringvorlesung der betroffenen Dozenten ab dem 29.10.1975.
Q: Bauer, Gerhard u.a.: Wir bleiben dabei und wir bleiben drin! Broschüre der Wahlaufrufunterzeichner für die KPD. Kampf dem Berufsverbot, Berlin O. J. (1975)

29.10.1975:
In Duisburg soll die Berufungsverhandlung im Günther Routhier-Prozeß gegen Horst Domdey, Professor an der FUB Berlin, um 12 Uhr vor dem Amtsgericht stattfinden. Die KPD/ML (vgl. 8.11.1975) berichtet, daß die KPD gegenüber dem Gericht, vor Karstadt eine Kundgebung mit 150 bis 200 Leuten durchgeführt habe, die von der Polizei überfallen wurde.

Zur Solidarität riefen die Ortsleitung (OL) Duisburg der KPD und ihr KSV (vgl. 24.10.1975) auf.
Q: KPD-OL Duisburg, KSV: Freispruch für Prof. H. Domdey!, Duisburg o. J. (Okt. 1975), S. 2; Roter Morgen Nr. 45, Dortmund 8.11.1975, S. 7

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29.10.1975:
Die Nr. 15 der 'Dem Volke dienen' des KSV (vgl. 15.10.1975, 12.11.1973) erscheint mit dem Artikel "Revisionisten: Hetze gegen politisch Disziplinierte", über Domdey (Germanistik/FU) und ein Strafverfahren gegen ihn.
Q: Dem Volke dienen Nr. 15, Köln 29.10.1975, S. 7

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29.10.1975:
In Duisburg riefen die Ortsleitung (OL) Duisburg der KPD und ihr KSV (vgl. 24.10.1975) zur Solidaritätsveranstaltung gegen den Günther Routhier-Prozeß gegen Horst Domdey (vgl. 29.10.1975) um 19 Uhr in der Gaststätte Akropolis am Dellplatz auf.
Q: KPD-OL Duisburg, KSV: Freispruch für Prof. H. Domdey!, Duisburg O. J. (Okt. 1975), S. 2

Januar 1977:
Die Nr. 1 der 'Dem Volke dienen' des KSV (vgl. Dez. 1976, Feb. 1977) erscheint mit dem Artikel "Prozesslawine gegen KSV- Genossen und fortschrittliche Professoren" u. a. über die Routhier-Berufungsprozesse gegen Domdey, Scheer und Schneider.
Q: Dem Volke dienen Nr. 1, Köln Jan. 1977, S. 7

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Letzte Änderung: 06.05.2020