Saarbrücken: Sympathisantengruppe des Kommunistischen Bundes Westdeutschland (KBW)

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 15.12.2013

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Die Sympathisantengruppe Saarbrücken des Kommunistischen Bundes Westdeutschland (KBW) wird hier anhand ihrer beiden Politischen Berichte bzw. der Entwürfe dazu vorgestellt, wobei außer auf die Arbeit an der Universität sowie gegen die Fahrpreiserhöhungen auch die Chile-Solidarität eine wichtige Rolle spielt.

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

Oktober 1974:
Es erscheint die Broschüre "Politischer Bericht der Sympathisantengruppe des Kommunistischen Bundes Westdeutschland (KBW) Saarbrücken" mit dem Entwurf des Politischen Berichts. Enthalten sind die Abschnitte:
- "Vorbemerkung";
- "Zur politischen Einschätzung der Lage in Saarbrücken", wobei auf die Umweltverschmutzung und die Realschulen eingegangen wird;
- "Wie haben wir in die vorhandenen Widersprüche eingegriffen", was nur zu den Fahrpreiserhöhungen geschehen sei, während sonst nur an der Universität agitiert wurde. Über die Arbeit an der Berufsschule wolle man in die Betriebe vordringen;
- "Der Kampf gegen die Fahrpreiserhöhungen" wo "wir die Politik der Aktionseinheit im wesentlichen richtig angewandt haben (zumindest am Anfang).";
- "Unsere Fehler im Fahrpreiskampf";
- "KVZ-Verkauf";
- "Korrespondenztätigkeit", wozu beschlossen wurde pro KVZ drei Korrespondenzen zu verfassen und eine Ortsbeilage herauszugeben;
- "Falsche Entwicklungen in der Gruppe" zum Austritt von zwei Genossen aber auch der "totalen Unlust vieler Genossen, irgendeine - sei es auch nur eine kleine - Aufgabe anzupacken: Protokolle werden nicht mehr regelmäßig geschrieben, übernommene Aufträge werden nicht ausgeführt, die Arbeit im Chilekomitee wird stark vernachlässigt, um nur einige Beispiele zu nennen.
Welche Ursache sind hiefür maßgebend? Ich denke, es gibt drei wesentliche Gründe für diesen Zustand.
1. Die Genossen, die mit einer bestimmten Arbeit beauftragt waren, wurden bei dieser Arbeit allein gelassen. Es wurden keine politischen Richtlinien für diese Arbeit festgelegt, und die bei der Arbeit auftretenden ideologischen Schwierigkeiten wurden nicht diskutiert. Das eklatanteste Beispiel dafür ist die Arbeit im Chile-Komitee; die dafür verantwortliche Genossin wurde dort mit trotzkistischen und spontaneistischen Auffassungen konfrontiert, sie konnte aber keinen Rückhalt in der Gruppe finden. Dies hat dazu geführt, daß die Genossin mittlerweile einige Zweifel an der Notwendigkeit einer demokratisch-zentralistischen Kaderorganisation hat. Desweiteren wurde die relative Erfolglosigkeit der Chile-Arbeit hier in Saarbrücken nicht diskutiert, die Genossin wurde mit ihrer Frustration allein gelassen, was sicher ein wichtiger Grund dafür ist, daß die Genossin in der folgenden Zeit die Chilearbeit ziemlich vernachlässigt hat."; sowie
- "Welche Aufgaben müssen wir in der nächsten Zeit anpacken?" zur Arbeit in der ÖTV-Betriebsgruppe Universität, an der Berufsschule Saarbrücken, im Jugendzentrum Dillingen, an der Uni und der Stadt sowie: "Auch die Arbeit im Saarbrücker Chile-Komitee muß fortgesetzt werden. Wenn wir diese Arbeit nicht weiterführen, wird das Komitee sehr wahrscheinlich auseinanderfallen; andererseits ist die Solidaritätsarbeit eine sehr wichtige Sache, und mit ihr können Menschen angesprochen werden, die wir anders nur sehr schwer erreichen können. Durch die bisherige Arbeit im Chilekomitee ist es uns gelungen, mindestens zwei oder drei Menschen für unsere Anschauungen zu gewinnen, zumindest was Chile betrifft, und man kann erwarten, daß sich dies fortsetzen wird."
Quelle: Politischer Bericht der Sympathisantengruppe des Kommunistischen Bundes Westdeutschland (KBW) Saarbrücken, Saarbrücken Okt. 1974

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April 1975:
Es erscheint die Broschüre "Politischer Bericht der Sympathisantengruppe Saarbrücken des Kommunistischen Bundes Westdeutschland KBW November 1974 bis März 1975".

Enthalten sind die Abschnitte:
- "Vorwort";
- "Die internationale Lage und die Lage im Saarland";
- "Unser Eingreifen in die bestehenden Widersprüche: einige Punkte und 'Kampagnen' bei unserer politischen Arbeit" mit den Unterpunkten:
- "Die Benutzung der Ortsbeilage zur Enthüllung und Kommentierung";
- "ÖTV-Lohnkampf" zur ÖDTR;
- "Die Verhaftung von Necati Mert", einem Studenten aus der Türkei;
- "Der Prozess wegen des KVZ-Verkaufs" im Januar vor dem Amtsgericht Saarbrücken, wobei zu einer KBW-Veranstaltung ca. 30 meist jüngere Leute erschienen, "die sich daran anschließende Diskussion war nicht gut: die Trotzkisten und ein paar Leute von der 'Rote-Fahne-Organisation' (eine spontaneistische lokale Gruppierung) hingen sich daran fest, daß wir keine Aktionseinheit zur Vereinheitlichung der 'Linken' gebildet hätten.";
- "Der Kampf gegen den § 218", wozu es im Februar auf Initiative der Frauengruppe eine kleine Demonstration gab;
- "Die Arbeit im Chile-Komitee", wozu es heißt: "Die Arbeit im Chile-Komitee haben wir, wenigstens ansatzweise, in unserer Gruppe diskutiert. Gut war, daß praktisch alle Genossen sich an der Sammelaktion des Chilekomitees zur Unterstützung des chilenischen Widerstandes vor Weihnachten beteiligt haben. Diese Sammelaktion war im Übrigen ein großer Erfolg: es kamen 1 200,- DM zusammen. Außerdem haben einzelne Genossen sich aktiv an der Durchführung der Film-Aktion des Chile-Komitees beteiligt (Dabei wurde ein Film über die Entwicklung in Chile in verschiedenen Jugendzentren und Jugendgruppen im Saarland vorgeführt, mit anschließender Diskussion. Diese Veranstaltungsreihe war auf unsere Initiative hin zustande gekommen)";
- "Aktionen zur Unterstützung der Kämpfe in Zimbabwe und Indochina", wobei zur Indochina-Aktionseinheitssitzung für den 27.1.1975 niemand kam und es zu Zimbabwe heißt: "Gemäß dem Beschluß des Ständigen Ausschusses des ZK des KBW hatten wir beschlossen, eine Unterstützungsaktion für die ZANU (Befreiungsbewegung in Zimbabwe ('Rhodesien')) durchzuführen. Daraus ist aber nichts geworden: wir schoben die Sache so lange vor uns her, bis es zu spät war. Schließlich machten wir nur eine kleine Geld- und Kleidersammlung unter unseren Freunden und Sympathisanten.
Wir müssen in Zukunft mehr darauf achten, daß wir die Internationalismusarbeit nicht vernachlässigen; sie bildet einen wichtigen teil der kommunistischen Tätigkeit.";
- "Die Arbeit mit der KVZ" mit den Unterpunkten "Verkauf", der an der Karstadt-Passage erfolgt, "Ortsbeilage", die seit Mitte November 1974 regelmäßig erscheine und "Lesekreis", der "der systematischen und regelmäßigen Begegnung mit am KBW interessierten Menschen" diene;
- "Arbeitsbereiche" mit den Unterpunkten "Um die Berufsschule" zur Berufsschulzelle, "Universität", an der im letzten Semester nur noch zwei Genossen gearbeitet haben, u.a. in der Initiativgruppe der Medizin-Erstsemester und am Mathe-Institut, "Stadt" zur Stadtzelle, die auch für Jugendzentren zuständig ist, "Gewerkschaft", die nur ein Genosse nicht vernachlässigt habe, und "Chile-Komitee", wozu es heißt: "Die Arbeit im Chile-Komitee ist von einem anderen Genossen fortgesetzt worden. Wir haben in der Gruppe ansatzweise über diese Arbeit diskutiert, es darf aber nicht bei einer einmaligen Diskussion dieses Problems bleiben, sondern es müssen regelmäßige Berichte über die Entwicklung der Komiteearbeit angefertigt werden und wo nötig, müssen auftretende Schwierigkeiten diskutiert und Fehler korrigiert werden. Die Einschätzung im letzten Politischen Bericht, daß das Komitee wohl auseinanderfallen wird, wenn wir die Arbeit in ihm nicht fortsetzen, war wahrscheinlich falsch. Das Komitee arbeitet durchaus auch ohne unseren Genossen weiter. Die Frage ist nur, in welche Richtung sich dann diese Arbeit entwickelt. Wir müssen die Arbeit im Chile-Komitee sorgfältig weiterführen; die Ausgangsbedingungen dafür, daß wir eine Reihe von Menschen für unsere Linie in Bezug auf Chile gewinnen, sind günstig.";
- "Die Arbeit mit den Sympathisanten"; sowie
- "Die Entwicklung der Gruppe", aus der drei Genossen ohne Begründung austraten während einer jetzt allein aus Gründen der Lust fortziehen wolle.

Veröffentlicht wird auch das "Statut der Sympathisantengruppe (SG) Saarbrücken des KBW"
Q: Politischer Bericht der Sympathisantengruppe Saarbrücken des Kommunistischen Bundes Westdeutschland KBW November 1974 bis März 1975, Saarbrücken Apr. 1975

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