Oberbaumverlag: "Das rote Heft 1973/74"

Im West-Berliner "Oberbaumverlag" erscheint der Almanach "Das rote Heft" im 4. Jahrgang. In der Vorbemerkung des Verlags heißt es dazu: "Er spiegelt den Ausbau und die Weiterentwicklung des Verlagsprogramms wider". Einige Reihen werden "nicht weitergeführt", andere dagegen "weiter entwickelt". Im buchhändlerischen Bereich sei es die Brandt-Regierung, die "gegen kommunistische und antiimperialistische Organisationen, besonders die KPD, die LIGA GEGEN DEN IMPERIALISMUS und das NATIONALE VIETNAMKOMITEE vorgehe". Zielsetzung des Verlags sei es, mit den veröffentlichten Bänden "politische Unterstützung für den Kampf um den Sozialismus in der Bundesrepublik und Westberlin zu leisten". (Vorbemerkung)

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

November 1973:
Im Berliner "Oberbaumverlag - Verlag für Ökonomie und Politik" erscheint "Das rote Heft 1973/74" in der 2. Auflage.
In der "Vorbemerkung des Verlages" heißt es u. a:
"1. In einem Artikel des letztjährigen Almanachs zu den Übergriffen des Staatsapparats gegen sozialistische Buchhandlungen und Verlage wurden diese Maßnahmen der Jahre 71/72 charakterisiert als Versuche, die Verbreitung kommunistischer und fortschrittlicher Literatur einzuschränken.

Nach dem Wahlsieg Willy Brandts folgte nicht nur eine Maßnahme staatlicher Preistreiberei nach der andern, wurden nicht nur Tarifverträge abgeschlossen, die Lohnraub bedeuteten, sondern ging die Brandt-Regierung auch, von vergleichsweise Nadelstichen im buchhändlerischen Überbau zu Schlägen gegen kommunistische und antiimperialistische Organisationen, besonders die KPD, die LIGA GEGEN DEN IMPERIALISMUS und das NATIONALE VIETNAMKOMITEE über. Dies geschah im Zusammenhang mit dem verstärkten Vordringen des BRD-Imperialismus innerhalb der EG und in den unterentwickelt gehaltenen Ländern- hier schreckte die Brandt-Regierung vor keiner Komplizenschaft mit Unterdrückern und Henkern vom Schlage eines Thieu zurück -, angesichts der Niederlage des USA-Imperialismus in Vietnam, dem immer breiteren Einfluss kommunistischer und antiimperialistischer Organisationen, angesichts der schon im Frühjahr 73 beginnenden Kampfaktionen der Arbeiterklasse und anderer Schichten des Volkes gegen die umfassende Verschlechterung ihrer Lebenslage durch die Regierung der "neuen Lebensqualität", gegen Lohnraub, Arbeitshetze und Teuerung.

Deshalb wird in zwei Beiträgen dieses Almanachs die Frage des Verhältnisses von demokratischem und sozialistischem Kampf, sowie die Frage der politischen Gefangenen behandelt.

2. Dieser im 4. Jahrgang erscheinende Almanach spiegelt den Ausbau und die Weiterentwicklung des Verlagsprogramms wider. (…)

Die Reihe THEORIE UND PRAXIS wird nicht weitergeführt, die hier bisher erschienenen Bände bleiben jedoch im Verlagsprogramm.

An die Stelle dieser Reihe ist seit Mai 73 die Internationale Reihe getreten: hier erscheinen Berichte, Analysen, Dokumentationen, Interviews, Bildbände, die den Kampf der Völker gegen imperialistische Unterdrückung und für den Aufbau des Sozialismus zeigen. Diese Reihe wendet sich an ein breites fortschrittliches Publikum, besonders im Zusammenhang mit der im letzten Jahr erfolgten Vergrößerung und Konsolidierung der antiimperialistischen Bewegung in der BRD und in Westberlin.

Die Reihe MATERIALISTISCHE WISSENSCHAFT hat sich - wie das gesamte Verlagsprogramm - im 2. Halbjahr 1973 stark weiterentwickelt und längst den Anschein einer rein literaturwissenschaftlich orientierten Reihe verloren. Konzeptionell ist die Planung darauf orientiert, in den verschiedensten Bereichen den Kampf gegen die bürgerliche Wissenschaft, für einen streitbaren Materialismus, zu führen. (…)

Die Reihe DAS ROTE KINDERBUCH wurde vorläufig eingestellt, weil es uns kräftemäßig nicht gelang, ein mit der Praxis der Kindererziehung und fortschrittlichen Kollegen dieses Bereichs verbundenes Lektorat aufzubauen.

In der Reihe PROLETARISCH-REVOLUTIONÄRE ROMANE, wo einige Projekte auf den Winter 73/74 verschoben werden mussten, erscheint mit Karl Wiesingers 'Der rosarote Straßenterror' ein Roman, in dem zum ersten Mal in dieser Reihe am Beispiel Österreichs im Jahre 1950 politische Probleme von unmittelbarer Aktualität behandelt werden: Massenstreiks gegen Lohnraub und Inflation, ihre Niederschlagung durch das Bündnis von Kapital, Sozialdemokratie und Gewerkschaftsführung.

3. Als Verlag für Politik und Ökonomie haben wir 1970 unsere Rolle innerhalb der antiimperialistischen und kommunistischen Bewegung in der Bundesrepublik und in Westberlin bestimmt: wir veröffentlichen unsere Bände mit dem Ziel, politische Unterstützung für den Kampf um den Sozialismus in der Bundesrepublik und Westberlin zu leisten. Materialistische Wissenschaft, proletarisch-revolutionäre Romane - beides ist Teil des Klassenkampfes, Produkt des Klassenkampfes und kann nicht getrennt von ihm gesehen werden. (…)

Nun sind unsere Bände unter den fortschrittlichen Menschen in der Bundesrepublik und Westberlin verbreitet, die Romane werden von arbeitenden Gruppen und fortschrittlichen Organisationen bestellt und genutzt, aber wir als Verlag haben bisher nur sehr wenig über die Erfahrungen bei der Arbeit mit unseren Bänden zu hören bekommen, Kritik an unseren Bänden hat uns bisher so gut wie nicht erreicht. Gerade diese Kritik, die aus der politischen Arbeit mit den Bänden kommt und die praktischen Erfahrungen verallgemeinert, ist aber für uns sehr wichtig, um überprüfen zu können, ob unsere Praxis der Veröffentlichung richtig ist und unsere Arbeit zu verbessern. Wir fordern daher alle unsere Leser, arbeitende Gruppen, Organisationen und einzelne fortschrittliche Menschen auf:

Übt Kritik an unseren Veröffentlichungen, Macht Vorschläge zur Verbesserung unseres Programms, schickt Berichte über Eure Erfahrungen der Arbeit mit unseren Bänden!"

Inhalt:
- Vorbemerkung des Verlages
- Gerhard Bauer: Zum Verhältnis von demokratischem und sozialistischem Kampf
- Freiheit für alle politischen Gefangenen! Freiheit für Ulrich Kranzusch!
- Briefwechsel Jenny Schon/Uli Kranzusch
- Reihe MATERIALISTISCHE WISSENSCHAFT
- Reihe PROLETARISCH-REVOLUTIONÄRE ROMANE
- Karl Wiesinger: Wie der Brauereiarbeiter Bulgari ermordet wurde (Kurzgeschichte)
- Warum proletarisch-revolutionäre Romane?
- Bericht eines Vertrauensmannes aus einem Westberliner Metallbetrieb über seine Arbeit mit proletarisch-revolutionären Romanen im Betrieb
- INTERNATIONALE REIHE
- Reihe THEORIE UND PRAXIS

Geworben wird u. a. für die "Materialistische Wissenschaft", u. a. KSV-Zelle Medizin an der FU-Berlin: "Gesundheitswesen im Klassenkampf", für Gerd Röder: "Lohnsystem in der DDR", für Alexander v. Plato: "Zur Einschätzung der Klassenkämpfe in der Weimarer Republik, KPD, Komintern, Sozialdemokratie und
Trotzkismus, für L. Segal: "Lehrbuch der politischen Ökonomie", für "Großbürgerliche Aufklärung als Klassenversöhnung. Voltaire".

In der Reihe "Proletarisch-revolutionäre Romane" wird u. a. geworben für: Karl Wiesinger: "Der rosarote Straßenterror", W. Bredel: "Rosenhofstraße. Roman einer Hamburger Arbeiterstraße". In der "Internationalen Reihe" wird u. a. geworben für: "Die barfüßige Ärztin. Klassenkampf und medizinische Versorgung", für Jenny Schon: "China: Im Vertrauen auf die eigene Kraft. Reisebericht einer Genossin". In der Reihe "Theorie und Praxis" u. a. ist weiter erhältlich: "Polemik über die Generallinie der internationalen kommunistischen Bewegung" (Bd. 1), J. Stalin: "Fragen des Leninismus" (Bd. 2), E. Varga, "Der deutsche Imperialismus" (Bd. 3), "Aufbau des Sozialismus in Albanien" (Bd. 5).
Aufgerufen wird zur Unterstützung der "Vietnam-Hilfe".
Quelle: Oberbaumverlag: Das rote Heft 1973/74, 2. Auflage, West-Berlin, November 1973.

Letzte Änderung: 02.03.2024