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Es werden hier nur Sekundärquellen vorgestellt.
Von tunesischen Migranten in der Bundesrepublik Deutschland konnten keine Organisationen ermittelt werden. Die Tunesierinnen – es wird vorwiegend über Frauen berichtet – verbleiben so in dieser Darstellung weitgehend passiv.
Auffällig ist, dass trotz des allumfassendes Allgemeingültigkeitsanspruchs, den viele der autistisch sich autorisierenden Avantgarden aufstellten, keinerlei direkte Äußerungen über Tunesien bzw. dessen Bevölkerung und Zeitgeschichte aufgefunden werden konnten.
Allein die Präsenz einer, wenn auch vergleichsweise kleinen, Gruppe von tunesischen Migrantinnen in verschiedenen Zielbetrieben der bundesdeutschen radikalen Linken nötigte diese also zur Beschäftigung mit der Bevölkerung dieses einst von den Osmanen zwangsislamisierten Landes.
Erste Berichte über tunesische Migrantinnen stammen von Siemens Regensburg (vgl. Jan. 1971, Feb. 1971).
Die KPD/ML-ZB prangert die Bereicherung der jungen Sozialdemokraten, u.a. in Tunesien, an (vgl. 8.3.1971), wobei indirekt die bereits damals ausgeprägte Touristik nach Tunesien deutlich wird.
Nicht nur in Regensburg, sondern offenbar auch in München (vgl. 15.9.1971) und Bremen (vgl. 28.6.1972) sind tunesische Migranten tätig. Sowohl in München (vgl. 9.10.1972) als auch in Regensburg (vgl. 16.10.1972), sind diese nicht zuletzt bei Siemens beschäftigt.
Um ihre Agitation bemüht sich neben den Arbeiterbasisgruppen München und der befreundeten Sozialistischen Betriebsgruppe Regensburg (vgl. 21.5.1973, Juni 1973) auch die eher operaistische Gruppe Arbeitersache (ASM) München (vgl. 12.3.1973).
Von den offenbar auch in Nürnberg ansässigen TunesierInnen erfahren wir nur indirekt (vgl. 28.5.1973) mit Hilfe der Jusos Dortmund.
Aus Dortmund selbst (vgl. 22.12.1973), aber auch aus Düsseldorf (vgl. 17.11.1973) berichtet die KPD/ML über Tunesier, die KPD über weitere im Norden der Republik (vgl. 29.4.1974) und im Ruhrbergbau (vgl. 4.12.1974).
Januar 1971:
Die SBG Regensburg gibt die Nr.4 ihrer 'Arbeitersache' (vgl. Dez. 1970, Feb. 1971) heraus. Ein französischer Artikel ist für die Tunesierinnen bei Siemens in Prüfening gedacht.
=Arbeitersache Nr.4,Regensburg Jan. 1971
Februar 1971:
Die Nr.5 der Regensburger 'Arbeitersache' (vgl. Jan. 1971, März 1971) der SBG geht u.a. auf den Streik im örtlichen Siemens Wernerwerk gegen die Schließung des Werkes ein.
Im Wernerwerk seien 1970 noch 200 bis 300 Tunesierinnen beschäftigt gewesen, jetzt nur noch 50. Bei den Jugoslawinnen sehe es ähnlich aus.
=Arbeitersache Nr.5 und 6,Regensburg Jan. bzw. Feb. 1971
08.03.1971:
Die KPD/ML-ZB berichtet vermutlich u.a. aus dieser Woche:"
EHEMALIGE JUSO-FÜHRER BEREICHERN SICH AN 'GEMEINNÜTZIGEM JUGENDREISEDIENST'
Die verschiedenen Jugendreisedienste erhalten staatliche Subventionen. Die SPD-Gesellschaft 'Deutsche Gesellschaft für internationalen Jugendaustausch' (DG) erhält von der SPD-Regierung jedoch mehr als alle anderen Jugendreisedienste zusammen: 2,05 Mio DM im Jahr.
Das Unternehmen wird von Alt-Jusos geführt, die hier sehr 'einträgliche' Pöstchen ergattern konnten. Präsident des DG ist Werner Buchstatter, Juso-Chef in Rheinland-Pfalz, MdB. Der Alt-Jusos Karl Grabe, ehemaliger Wahlkampfleiter der SPD und früher Chefredakteur des Juso-Organs 'Klarer Kurs' sowie der einstige Juso-Bonze Hans Hermsdorfer, MdB und stellvertretender Vorsitzender der Haushaltsausschüsse im Bundestag bekleiden hochbezahlte Managerposten.
Mit den Mitteln aus dem Staatshaushalt konnte der DG sich Häuser in westdeutschen Ferienorten, in Spanien, Frankreich, Schweden, auf Teneriffa und Mallorca bauen und sein Angebot um für eine halbe Mio erstandene Reitpferde erweitern.
Das SPD Entwicklungshilfe-Ministerium finanziert einen Teil eines Jugendzentrum-Projektes der DG in Tunesien.
Auf Kosten der Gelder der Steuerzahler hat sich die SPD ein kapitalistisches Großunternehmen aufgebaut (Umsatz 30 Mio DM im Jahr), das alle anderen gemeinnützigen Jugendreisedienste niederkonkurrieren kann und darüberhinaus einzelnen SPD-Führern Unternehmen-Gewinne bringt und die Parteikasse füllt."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.21,Bochum 17.3.1971,S.2f
15.09.1971:
In München gibt die ASM die Nr.12 ihrer BMW-Betriebszeitung 'Arbeitersache' heraus. Es ein Leserbrief aus dem Bereich Magazine und Werkzeugausgabe. Dieser wendet sich gegen Sprüche wie 'Werdet Kommunisten', wie es in einem KPD/ML Flugblatt gestanden habe.
In der Antwort der Redaktion wird neben der Information, daß bei BMW noch zwei KPD/MLs (KPD/ML-ZB und KPD/ML-ZK), DKP und ABG verteilen, über die ASM bekanntgegeben, daß diese bei BMW, MAN, MTU und Siemens arbeite. Bei BMW gebe sie außer der deutschen Ausgabe der 'Arbeitersache' (Auflage 5 000) auch noch kleinere Ausgaben für Türken, Griechen, Italiener, Jugoslawen und Tunesier heraus.
=Arbeitersache Nr.12,München 15.9.1971
28.06.1972:
In Bremen beteiligen sich, laut KBB, 1 200 an einer Demonstration gegen die reaktionären Ausländergesetze, zu der ein Initiativkomitee aus KBB, KPD/ML-ZB, der Organisation spanischer Arbeiter, der Landeszentrale der EDL, dem Kommunistischen Studentenbund (KSB) Bremen, Schülerorganisationen und MSB Spartakus, nicht aber der DKP, aufrief. Zum selben Anlaß wird auch eine Veranstaltung durchgeführt, die sich u.a. mit der Lage der ausländischen Arbeiter (Türken, Jugoslawen, Spanier, Italiener, Griechen, Tunesier und Portugiesen) in Bremen, u.a. bei Vulkan, Klöckner und auf der AG Weser befaßt.
=Wahrheit Nr.5/6,Bremen Juni/Juli 1972;
Unter dem Roten Banner Nr.2,Bremen o.J. (1972)
09.10.1972:
Frühestens in dieser Woche gibt in München die Siemens-Betriebsgruppe der ABG ihre 'Auf Draht' Nr.19 (vgl. Sept. 1972, 20.11.1972) heraus.
Aus dem Werk München-Balanstraße wird u.a. berichtet von tunesischen Frauen.
=Auf Draht Nr.19,München Okt. 1972
16.10.1972:
Die SBG Regensburg gibt vermutlich in dieser Woche die Nr.25 ihrer 'Arbeitersache' (vgl. 25.9.1972, 20.11.1972) heraus. Zum Siemens Wernerwerk erscheinen auch Artikel auf Jugoslawisch, Tunesisch und Türkisch.
=Arbeitersache Nr.25,Regensburg Okt. 1972
12.03.1973:
Die Arbeitersache München (ASM) berichtet spätestens aus dieser Woche über ihre Arbeit im IGM-Bereich von München-Nord unter den Beschäftigten von BMW (20 000 Arbeiter und Angestellte), Hurth, Südbremse und Leichtmetall, vor allem den ausländischen.
Stolz wird vermeldet: "Seit einem halben Jahr haben wir ein Zentrum in der Region." Nachdem es 1972 bereits ein Maifest gab (vgl. 30.4.1972) führe man nun jede Woche ein fest für Italiener, Türken, Griechen, Jugoslawen und Tunesierinnen durch.
=Wir wollen alles Nr.2,Gaiganz 19.3.1973
21.05.1973:
In Regensburg gibt die Siemens-Betriebsgruppe der SBG ihre 'Auf Draht' Nr.5 (vgl. Apr. 1973, Juni 1973) für Siemens Irler Höhe und das Siemens Wernerwerk vermutlich in dieser Woche heraus. Eingegangen wird u.a. vom Werk Irler Höhe auf die kaufmännischen Angestellten, den Werkzeugbau, den Kabelbau sowie die u.a. tunesischen Beschäftigten.
=Auf Draht Nr.6,Regensburg Mai 1973
28.05.1973:
Der UB Dortmund der Jusos der SPD (vgl. 14.6.1973, 23.7.1973) zitiert einen Bericht des 'Spiegel', vermutlich über diese Woche:"
Aus: 'Der Spiegel', 27. Jg. Nr.23 v. 4.6.1973,S.70
GASTARBEITER
Gegen die Leine
Als erste westdeutsche Großstadt räumt Nürnberg ausländischen Arbeitnehmern institutionell Mitsprache ein - über einen 'Beirat', den die Zugereisten selbst wählen dürfen.
...
Was immer das 23-köpfige Gremium (pro 2 000 Gastarbeiter ein Vertreter) aus Griechen, Türken, Italienern, Jugoslawen, Spaniern, Tunesiern und Marokkanern (Schmidbauer: 'Auch Tschechen wollen wir mit reinnehmen, aber keine Österreicher und keine Amerikaner') dann den deutschen Ratskollegen an 'Anregungen, Empfehlungen und Stellungnahmen' unterbreiten wird, ist zwar unverbindlich, muß jedoch laut Satzung zumindest 'innerhalb einer Frist von drei Monaten vom Stadtrat... behandelt werden'."
=SPD-LV NRW-Bezirk Westliches Westfalen-UB Dortmund-Jusos:Juso Information Nr.3,Dortmund 1973,S.3f
Juni 1973:
In Regensburg gibt die Siemens-Betriebsgruppe des AB (ex-SBG) ihre 'Auf Draht' Nr.6 (vgl. 21.5.1973, Juli 1973) für Siemens Irler Höhe und das Siemens Wernerwerk heraus. Aus dem Wernerwerk wird berichtet aus der Abteilung Papierkondensatoren, wo u.a. Jugoslawen und Tunesier arbeiten.
=Auf Draht Nr.6,Regensburg Juni 1973
17.11.1973:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr.45 (vgl. 10.11.1973, 24.11.1973) heraus und berichtet u.a. aus der Düsseldorfer Altstadt über Araber, Afrikaner, Tunesier, Marokkaner, Palästinenser und das Polizeigefängnis.
=Roter Morgen Nr.45,Dortmund 17.11.1973
22.12.1973:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr.50 (vgl. 15.12.1973, 29.12.1973) heraus. Berichtet wird aus Dortmund u.a. von Hoesch über das KWW und die dortigen Ausländer, u.a. Araber, speziell Marokkaner und Tunesier.
=Roter Morgen Nr.50,Dortmund 22.12.1973
29.04.1974:
Die KPD/ML (vgl. 11.5.1974) berichtet vermutlich aus dieser Woche aus Hamburg, vom Erscheinen ihrer 'Kämpfenden Station' (vgl. ***) für die Krankenhäuser. Im Zusammenhang damit wird u.a. eingegangen auf das Untersuchungsgefängnis-Krankenhaus (UG) und Tunesier dort.
=Roter Morgen Nr.19,Dortmund 11.5.1974
04.12.1974:
In der Nr.49 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 27.11.1974, 11.12.1974) veröffentlicht die KPD von ihrer Zelle Zeche Westerholt Polsum (IGBE-Bereich) einen Bericht über Tunesier Untertage.
=Rote Fahne Nr.49,Dortmund 4.12.1974
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