Türkische Gruppen in der BRD:
Flugschriften der Türkischen Studentenföderation in Deutschland (ATÖF), der Patriotischen Einheitsfront für eine demokratische Türkei, der Föderation der Arbeiter aus der Türkei in der BRD (ATIF) und der Konföderation der Studenten aus der Türkei - Ausland (TÖK/YD)

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Dietmar Kesten, Gelsenkirchen, Mai 2015

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Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

Januar 1969:
Die Türkische Studentenföderation in Deutschland (ATÖF) erklärt sich in dem Flugblatt "Liebe Freunde!" zu Sadi Alkilic, der wegen "kommunistischer Propaganda" zu "6 Jahren und 2 Monaten Zuchthaus verurteilt" worden sei. "Wir, ein Teil der türkischen Jugend, sind über die Entwicklung in unserem Lande sehr besorgt!" Man zeigt sich entschlossen, "gegen jegliches undemokratisches Handeln zu kämpfen".
Quelle: Türkische Studentenföderation in Deutschland (ATÖF): Liebe Freunde!, (Flugblatt), o. O., Januar 1969.

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06.06.1969:
Die "Generalunion palästinensischer Studenten e. V." (GUPS) lädt zu einem Vortrag mit Diskussion zum Thema: "Revolution bis zum Sieg! Aspekte und Auswirkungen des Konflikts im Nahen Osten" in der West-Berliner TU am 6.6.1969 auf.

Auf der Rückseite befindet sich eine Erklräung "Kämpft bis zum Sieg.Sie ist unterzeichnet von:
- Türkische Studentenföderation in Deutschland (ATÖF)
- Iranische Studentenvereinigung (ISV)
- Vereinigung Irakischer Studenten (VIS)
- Arabische Studentenvereinigung e. V. (ASV)
- Generalunion palästinensischer Studenten e. V. (GUPS)
Q: Generalunion palästinensischer Studenten u. a.: Kämpft bis zum Sieg!, (Flugblatt und Veranstaltungseinladung), o. O., o. J. (West-Berlin 1969).

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29.06.1971:
Die "Patriotische Einheitsfront für eine demokratische Türkei - Europa gibt die "Presseerklärung Nr. 1" über ihre eigene Gründung heraus. Darin heißt es u. a.: "Gegen den Faschismus in der Türkei" hätten sich alle demokratischen und progressiven Organisationen aus der Türkei in der BRD, West-Berlin, Frankreich, England, Österreich der Schweiz, Holland, Schweden und Norwegen nach einer zweitägigen Sitzung vom 19.20. Juni 1971 in Braunschweig zur " Patriotische Einheitsfront für eine demokratische Türkei - Europa" zusammengeschlossen. Die Einheitsfront bestehe aus folgenden Organisationen:

- Türkische Studentenföderation in Deutschland (ATÖF)
- Aydinlik
- Türkischer Kulturbund in München (MTKB)
- Kulturklub der türkischen Jugend in Köln (TGKK)
- Türkischer Kulturverein in Braunschweig mit Umgebung (BETKO)
- Patriotische Volksfront in München (YHCM)
- Proletarische Revolutionäre
- Türkischer Sozialistenverein in Nürnberg (NTTO)
- Türkischer Sozialistischer Bund in Frankfurt (FTSB)
- Türkische Studentenbund in Frankreich.

Nach neun Forderungen folgt ein kurzer Bericht über die Situation in der Türkei: "Seit Jahren wird die Türkei von einer schweren ökonomischen, sozialen und politischen Krise erschüttert. Demonstrationen, Streiks als Ausdruck von Not und Verbitterung, getragen von dem tiefen Wunsch nach Freiheit und einem menschlichen Leben auf der einen Seite - Verbote, Kriegsrecht, Verfolgungen, Morde, Foltern, Demagogie und ein fettes Leben auf der anderen Seite. Anfang März hat sich diese Entwicklung weiter zugespitzt! Die Generäle hatten der Regierung Demirel das Ultimatum gestellt, entweder als Herr der Lage das reibungslose Funktionieren und den Fortbestand von Ausbeutung und Unterdrückung zu garantieren, oder einer anderen 'überparteilichen' Regierung Platz zu machen. Die Regierung Demirel trat zurück. Dieses Vorgehen kommentierte B. Ecevit, bis dahin Generalsekretär der Republikanischen Volkspartei, 'Eine meisterhafte Kopie der griechischen Staatsstreichmethode'. Seitdem wurde die Türkei in ein großes Konzentrationslager umgewandelt. In elf wichtigen Provinzen der Türkei, die Mitglied der NATO, des CENTO-Paktes, des Europarates und assoziiertes Mitglied der EWG ist, wurde der Belagerungszustand ausgerufen …

Die Versammlungs- und Pressefreiheit wurde aufgehoben. Fast alle fortschrittlichen Zeitungen und Zeitschriften wurden verboten. Außerdem wurden nahezu hundert politische Bücher, die während der letzten zehn Jahre publiziert wurden, aus dem Buchhandel, aus Bibliotheken und sogar aus Privatwohnungen entfernt. Die progressiven Verleger, Übersetzer, Buchhändler wurden, einer nach dem anderen, arrestiert. Die militärischen Autoritäten, noch nicht zufrieden mit solchen primitiven Aktionen, begannen damit auch das Lesen und Besitzen solcher Publikationen unter Strafe zu stellen. Häuser und Büros wurden von Militär und Polizei durchsucht, persönlicher Besitz wie Briefe, Dokumente und Fotos, die in Wohnungen von sogenannten 'Verdächtigen' gefunden wurden, wurden ohne Durchsuchungsbefehl beschlagnahmt …

Die Notstandsgesetze erlauben die Inhaftierung einer Person für die Zeit eines Monats ohne jeden Haftbefehl und das Verurteilen von Zivilpersonen durch Militärgerichte. Die im Ausland politisch aktiven türkischen Studenten sind Repressalien ausgesetzt. Politische Morde an Linken sind in der Türkei an der Tagesordnung. Während der letzten drei Jahre sind über 40 Arbeiter und Studenten der Polizei und anderen 'Unbekannten' zum Opfer gefallen. Die Verfassung der Türkei, die nach dem Staatsstreich vom 27. Mai 1960 durch ein Referendum angenommen worden war, wird von der Regierung Erim in Frage gestellt. Diese gegenwärtige Marionettenregierung hat auch schon damit begonnen, Änderungsanträge zu stellen, die der Einschränkung verfassungsrechtlich garantierter Freiheiten und Rechte des Volkes dienen, und die es ermöglichen sollen, die Türkei mit Dekreten anstatt mit vom Parlament verabschiedeten Gesetzen zu regieren. Auf diese Weise wird jedes Wort aus dem Mund eines Generals oder jede Idee, die aus den Köpfen der Generäle kommt, automatisch zum Gesetz.

Der anti-faschistische Kampf in der Türkei geht weiter. Den Kampf, den das Volk der Türkei für Freiheit, Demokratie und Unabhängigkeit führt, zu unterstützen, ist die Pflicht aller demokratischen und fortschrittlichen Kräfte in Europa."
Q: Patriotische Einheitsfront für eine demokratische Türkei-Europa: Presseerklärung, Nr. 1, 29. Juni 1971.

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28.12.1971:
Von der Türkischen Studentenföderation in Deutschland (ATÖF) erscheint das Flugblatt: "An die Jugend der Welt!" .Hier geht es um "junge Patrioten (die) in der Türkei zum Tode verurteilt" wurden. Sie kämpfen "für eine unabhängige und demokratische Türkei".
Parolen sind u. a.:
- "Kämpen wir gemeinsam gegen die faschistischen Todesurteile!"
- "Retten wir die Patrioten aus den Klauen der faschistischen Henker!"
- "Es lebe die internationale Solidarität!"
Q: Türkische Studentenföderation in Deutschland (ATÖF): An die Jugend der Welt, (Flugblatt), Stuttgart, 28.12.1971.

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Mai 1974:
Von der Türkischen Studentenföderation in Deutschland (ATÖF) und anderen erscheint in deutscher und türkischer Sprache das Flugblatt: "Gegen die politische Unterdrückung der Ausländer und ihrer Organisationen!" Hier geht es um den Tod von Neset Danis, dem tödliche Verletzungen "bei einer Schlägerei auf der Vollversammlung des türkischen Arbeitervereins" (in Hamburg, d. Verf.) "von faschistischen türkischen Konsulatsangehörigen und ihren Schlägerbanden zugefügt" worden waren. Auch gehe es um weitere "verhaftete Patrioten", die während der Ereignisse in Hamburg festgenommen worden waren.

Gefordert wird u. a.:
- "Sofortige Einstellung aller laufenden Ermittlungsverfahren gegen die fortschrittlichen Arbeiter und Studenten aus der Türkei"
- "Schluss mit der politischen Unterdrückung der fortschrittlichen Ausländer und ihrer Organisationen"
- "Schluss mit der Zusammenarbeit der Bundesregierung mit dem reaktionären Regime in der Türkei"
- "Freiheit für alle politischen Gefangenen"
- "Deutsche und ausländische Arbeiter - Eine Kampffront"
Mitunterzeichner sind u. a.: KPD/ML, Rote Garde (KSB/ML), KPD, KJV, CISNU, EKKE.
Aufgerufen wird zu einer Veranstaltung am 7.6. in West-Berlin und am 8.6. zu einer Demonstration, ebenfalls in West-Berlin.
Q: Türkische Studentenföderation in Deutschland (ATÖF) und andere: Gegen die politische Unterdrückung der Ausländer und ihrer Organisationen, Westberlin, o. J. (1974).

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08.03.1975:
Von der Föderation der Arbeiter aus der Türkei in der BRD (ATIF) erscheint zum Internationalen Frauentag in deutscher und türkischer Sprache das Flugblatt: "Es lebe 8. März - Internationaler Frauentag!" Aufgerufen wird zu einer Veranstaltung in Rüsselsheim.
Q: ATIF: Es lebe der 8. März - Internationaler Frauentag, o. J., o. O. (1975).

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08.03.1975:
Von der Föderation der Arbeiter aus der Türkei in der BRD (ATIF) erscheint zum internationalen Frauentag das Flugblatt: "Mit einem revolutionären Geist feiern wir den 8. März, den internationalen Tag der Frauen." Der 8. März sei auch ein Tag, "den das internationale Proletariat als eine revolutionäre Tradition aufrechterhält". Der 8. März solle als "Tag des Kampfes gegen Imperialismus, Sozialimperialismus und jeglicher Reaktion" gefeiert werden.
Q: ATIF: Mit einem revolutionären Geist feiern wir den 8. März, den internationalen Tag der Frauen, Oberhausen, o. J. (1975).

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1976:
Von der Türkischen Studentenföderation in Deutschland (ATÖF) erscheint in deutscher und türkischer Sprache das Flugblatt: "Weg mit dem Hochschulrahmengesetz!". Aufgerufen wird dazu, das Hochschulrahmengesetz zu bekämpfen, da es "ein Angriff gegen den Kampf der Studenten für ihre gerechten Forderungen" sei.
Parolen sind:
- "Nieder mit dem westdeutschen Imperialismus!"
- "Weg mit dem HRG!"
- "Unbegrenztes Recht auf Studium!"
Q: ATÖF: Weg mit dem Hochschulrahmengesetz!, Duisburg, o. J. (1976).

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September 1980:
Von der Föderation der Arbeiter aus der Türkei in der BRD (ATIF) erscheint vermutlich noch im September das Flugblatt: "Unterstützt das Volk der Türkei gegen die faschistische Militärjunta". Es geht um den Putsch am 12. September 1980, den die "USA und die anderen westlichen Imperialisten Hand in Hand mit ihren Lakaien in unserem Land" durchgeführt" hätten.
Gefordert wird u. a.:
- "Fordert den Stopp der 'Türkei Hilfe' für die faschistische Junta!"
- "Kein Verbot von ATIF und ATÖF!"
- "Unterstützt den Kampf des Volkes in der Türkei gegen die faschistische Junta!"
Q: ATIF: Unterstützt das Volk der Türkei gegen die faschistische Militärjunta, Darmstadt, o. J. (1980).

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Januar 1981:
Von ATIF/TÖK-YD (ATÖF/BTÖF/FTÖB) wird im Januar 1981 in türkischer und deutscher Sprache das Flugblatt: "Keine Auslieferung von Semsi Özkan an die faschistische Junta in der Türkei!". Es richtet sich gegen einen "Todesschussbefehl" gegen Semsi Özkan", dem vorgeworfen wird, Mitglied einer "marxistisch-leninistischen bewaffneten Propagandaeinheit" zu sein. Auch Levent Begen sei bedroht. Er soll "an die faschistischen Henker ausgeliefert" worden sein. So heißt es: "Alle demokratischen Kräfte müssen mit aller Macht gegen dieses Verbrechen ankämpfen. Dies liegt in der Verantwortung eines jeden fortschrittlichen Menschen …"
Q: ATIF/TÖK-YD (ATÖF/BTÖF/FTÖB): Keine Auslieferung von Semsi Özkan an die faschistische Junta in der Türkei!, Rüsselsheim, o. J. (1981).

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Letzte Änderung: 08.09.2019

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