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In den hier betrachteten Jahren 1964 bis 1966 erfolgt im Vietnamkrieg eine wichtige Veränderung der Strategie der USA. Hatte Präsident Kennedy noch kleingeistig mit klandestinen Killerkommandos und einer schon bald sich als erfolglos erweisenden Spezialkriegsführung (vgl. 11.4.1964) nebst der Hinzuziehung heimischer Söldner die Interessen der USA an Vietnam zu wahren versucht, wird der Wechsel der amerikanischen Ausrichtung nicht zuletzt durch den Austausch des Botschafters bekundet (vgl. Juni 1964), aber auch durch den neuen Präsidenten Lyndon B. Johnson.
Die Bundesrepublik Deutschland dagegen bleibt derweil eher stiller Investor (vgl. 1964), während die USA mutmaßlich noch kurz die Alternativen zu einer größeren militärischen Invasion erwägen, wobei naturgemäß ein Nuklearschlag sofort angedacht wird (vgl. 2.6.1964). Schließlich waren die USA damals noch im Besitz von Atomwaffen und somit eine stets aktuelle Gefahr für den Weltfrieden.
Zunächst aber will man sich in Washington offenbar doch noch nicht im nuklearen Terrorismus ergehen, sondern sich erst einmal mit konventionellen Bombardements auf Nordvietnam begnügen (vgl. 10.7.1964), wozu es einen hinreichend publikumswirksamen Anlasses bedarf, der dank der zahlreichen Marineeinheiten vor Ort in Vietnam schnell geschaffen wurde (vgl. 2.8.1964, 5.8.1964), so dass daheim bald die US-Invasion parlamentarisch abgesegnet werden konnte (vgl. 10.8.1964).
Während sich in Südvietnam noch Protest von unten regt, ist dessen Niederbombung von oben, zunächst in Nordvietnam, nun offenbar beschlossene Sache (vgl. Sept. 1964), es bedarf nur noch der Konkretisierung der Ziele (vgl. 3.11.1964).
Im Jahr 1965 versucht sich die Führung der Sowjetunion offenbar wiederholt in der Entschärfung des Konflikts (vgl. 1965, Mai 1965, Dez. 1965), in Vietnam selbst aber kommt es schnell zur Eskalation (vgl. 7.2.1965, März 1965) und schon bald zur Ablösung der ausschließlichen US-Bombardierungen durch eine reguläre Invasion (vgl. 7.3.1965), die dann auch offiziell sanktioniert (vgl. 2.4.1965) und sofort auf eine größere Grundlage gestellt wird (vgl. 5.5.1965). Es bietet sich schließlich eine hervorragende Gelegenheit zur Erprobung neuartiger Waffensysteme (vgl. 5.6.1965), bald allerdings muss das militärische US-Menschenmaterial dann doch persönlich die Verantwortung für die Präferenzen seiner Politiker übernehmen (vgl. 7.6.1965).
In den USA kommt es derweil zu den ersten hier dokumentierten Protesten gegen den Vietnamkrieg (vgl. Okt. 1965), ob die von verschiedenen prominenten bundesdeutschen SDSlern aufgestellte Behauptung der intensiven Aufklärung und Agitation des Westberliner und bundesdeutschen SDS über bzw. gegen den Vietnamkrieg bereits ab dem Sommersemester 1964 zutrifft, lässt sich hier nicht belegen, wir sind ja nicht das SDS-Projekt, sondern das MAO-Projekt, wobei nicht einmal frühe Maoisten hier erfasst werden können, sind deren Dokumente doch in entscheidendem Umfange durch H. Müller-Enbergs monopolisiert und deren Inhalte leider noch unpubliziert. In den von uns erfassten frühen Vietnamkriegs-Protesten in den westlichen Ländern sind vor allem Trotzkisten maßgeblich beteiligt, wie in den USA, aber auch in Westeuropa, wo es in Belgien zur fraktionsübergreifenden Aktion kommt (vgl. 15.10.1966), weitere kleinere Fraktionen mögen beteiligt, aber ungenannt geblieben sein. Aus der Bundesrepublik Deutschland liegen uns erste Hinweise auf Proteste erst von Anfang 1966 vor (vgl. Jan. 1966, 4.2.1966).
Für die USA scheint sich Ende des Jahres 1965 noch die Alternative zwischen mehr Bomben oder mehr Bodentruppen zu stellen (vgl. 30.10.1965), die schnell mit der Optimierung beider Parameter beantwortet wird (vgl. Feb. 1966), während es im Verlauf des Jahres 1966 offenbar zum Versuch einer völkermordähnlichen Auslöschung des südvietnamesischen Widerstandes zu kommen scheint (vgl. 1966) und im Norden zur mutmaßlich indiskrimatorischen Bombardierung aller militärischen und zivilen 'Ziele' (vgl. 9.2.1966, Juni 1966, 31.12.1966).
Unterstützung erhalten die USA bei der kostspieligen Angelegenheit offenbar auch von Japan (vgl. Apr. 1966), angekurbelt wird durch das Abenteuer nicht zuletzt die Flugzeugproduktion (vgl. 29.4.1966), nicht allein in den USA, sondern nach den heir dokumentierten Quellen auch in der Bundesrepublik Deutschland (vgl. 22.6.1966), während sich die einheimische Arbeiterschaft des Südens offenbar den Bedingungen ihrer Bedienstung verweigert (vgl. Juni 1966), der Norden dagegen sich, wird auf die linksradikale Propaganda vertraut, aber unerschrocken von den Bombardierungen planvoll weiter aufbaute (vgl. Juli 1966).
Die Sowjetunion bleibt, aus Sicht der Linksradikalen, weiterhin klar konziliant (vgl. Sept. 1966), die UNO dagegen zeigt sich zumindest mit der Wahl der Waffen durch die USA offen unzufrieden (vgl. 5.12.1966), ob auch die Interpretation der US-Invasion in Vietnam als Angriffskrieg wirklich von der UNO-Vollversammlung je verabschiedet wurde, oder dies nur der einleuchtenden Argumentation eines gerichtlich Angeklagten entspricht, muss hier vorerst ungeklärt bleiben (vgl. 31.12.1966), bevor sich in den beiden folgenden Jahren 1967 und 1968 die beiden Seiten Volkskrieg vs. Völkermord bis ins extreme hochschaukeln.
1964:
Laut H. Hansmann, Angeklagter im Kölner Vietnamprozeß (vgl. 9.9.1975), "gewährte die BRD direkte Kriegskredite an Saigon. Die Welt berichtete 1964 von 95 Mio. DM".
=Nachrichtendienst Vietnamprozeß Nr.2,Köln o.J. (Sept. 1975),S.10
11.04.1964:
Aus Vietnam berichtet Horst Szeponik (vgl. 31.12.1963, Juni 1964):"
Bei der Schlacht um Vinh Thuan im Mekong-Delta werden 1 500 Söldner außer Gefecht gesetzt. Angesichts der zahlreichen amerikanischen Debakel schreibt das Nachrichtenmagazin 'Newsweek': 'Der Krieg in Südvietnam ist nicht mehr die Geschichte von einem Katz-und-Maus-Spiel, sie ist zu einer Konfrontation zwischen einem Löwen und einem Tiger geworden.' Der 'Spezialkrieg' ist praktisch gescheitert."
=Horizont Nr.46,Berlin (DDR) 2. Novemberwoche 1972,S.25f
Juni 1964:
Aus Vietnam berichtet Horst Szeponik (vgl. 11.4.1964, 10.7.1964):"
General Taylor wird zum USA-Botschafter in Südvietnam ernannt."
=Horizont Nr.46,Berlin (DDR) 2. Novemberwoche 1972,S.25f
02.06.1964:
Die KPD/ML-ZB berichtet über die USA in Vietnam mit Hilfe der Pentagon-Papiere (vgl. Nov. 1963):"
Auf einer Besprechung am 2.Juni 1964 in Honolulu, die vom damaligen US-Kriegsminister Mc Namara einberufen worden war, besprachen Mitglieder der amerikanischen Regierung und hohe Militärs den EINSATZ VON ATOMBOMBEN IN VIETNAM.
Wer das weiß, der wird alle großen Worte der US-Imperialisten von Frieden, Freiheit, Selbstbestimmungsrecht und Demokratie für das nehmen, was sie sind: Lügen."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.49,Bochum 26.6.1971,S.12
10.07.1964:
Aus Vietnam berichtet Horst Szeponik (vgl. Juni 1964, 2.8.1964):"
Die 'New York Herald Tribune' berichtet:
'In Washington und Saigon sind detaillierte Pläne für Bombenangriffe auf nordvietnamesisches Gebiet vorbereitet.'"
=Horizont Nr.46,Berlin (DDR) 2. Novemberwoche 1972,S.25f
02.08.1964:
Aus Vietnam berichtet Horst Szeponik (vgl. 10.7.1964, 5.8.1964) über heute und die beiden folgenden Tage:"
Der US-Zerstörer 'Maddox' dringt mehrmals in Hoheitsgewässer der DRV ein."
=Horizont Nr.46,Berlin (DDR) 2. Novemberwoche 1972,S.25f
05.08.1964:
Aus Vietnam berichtet Horst Szeponik (vgl. 2.8.1964, 10.8.1964):"
USA-Präsident Johnson behauptet, daß die 'Maddox' in internationalen Gewässern von DRV-Schiffen angegriffen wurde. Als 'Vergeltung' befiehlt er die Bombardierung von Städten der DRV."
Die 'Peking Rundschau' der VR China (PR - vgl. 10.10.1972) berichtet aus Vietnam (vgl. 7.2.1965):"
Am 5.August 1964 provozierte der amerikanische Imperialismus den berüchtigen Zwischenfall im Golf von Bac Bo und begann ganz offen mit der Bombardierung Nordvietnams, um sich vor der Niederlage in Südvietnam zu retten und die Bevölkerung von Nordvietnam an der Unterstützung ihrer Landsleute im Süden zu hindern."
=Peking Rundschau Nr.43,Peking 31.10.1972;zitiert nach: Die Rote Front Nr.4,Dortmund Dez. 1972,S.5;
Horizont Nr.46,Berlin (DDR) 2. Novemberwoche 1972,S.25f;
Arbeitsgruppe des Seminars Marxismus und Psychoanalyse an der PH Dortmund:Die Entstehung des Vietnam-Kriegs,Dortmund o.J. (1973)
10.08.1964:
Aus Vietnam berichtet Horst Szeponik (vgl. 5.8.1964, 7.2.1965):"
Mit der Lüge vom 'Tonking-Zwischenfall' holt sich USA-Präsident Johnson von Senat und Repräsentantenhaus eine Blankovollmacht für die Eskalation des Krieges in Vietnam, in der es heißt:
'Der Kongreß billigt und unterstützt die Entschlossenheit des Präsidenten, als Oberkommandierender alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um jeden bewaffneten Angriff auf die Kräfte der Vereinigten Staaten zurückzuweisen und weitere Aggressionen zu verhindern.'
Am 20.2.1968 gab Kriegsminister Mc Namara zu, daß die 'Maddox' in Hoheitsgewässer der DRV eingedrungen war. Im Juli 1970 mußte die 'Tonking-Resolution' vom USA-Kongreß annulliert werden."
=Horizont Nr.46,Berlin (DDR) 2. Novemberwoche 1972,S.25f
September 1964:
In Südvietnam streiken, laut KPD/ML-ZB, mehr als 200 000 Arbeiter in Saigon und Cholon.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.41,Bochum 29.5.1971,S.10
September 1964:
Die KPD/ML-ZB berichtet anhand der Pentagon-Papiere (vgl. 15.6.1971) über den Krieg der USA in Vietnam (vgl. 3.11.1964):"
Schon im Sept. 1964 hatten Johnson und seine Berater beschlossen, Anfang 1965 mit regelmäßigen Bombenangriffen zu beginnen."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.47,Bochum 19.6.1971,S.8
03.11.1964:
Die KPD/ML-ZB berichtet anhand der Pentagon-Papiere (vgl. 15.6.1971) über den Krieg der USA in Vietnam (vgl. Sept. 1964, 2.4.1965):"
Am 3.Nov. 1964, dem Tag der Wahl Johnsons zum Präsidenten, fing das Kriegsministerium an, genau die Ziele für die Bombardierungen festzulegen.
Während des gesamten Wahlkampfes gegen Barry Goldwater, der forderte, sofort mit der Bombardierung zu beginnen, war Johnson als sogenannter 'Kandidat der Vernunft und Mäßigung' aufgetreten und hatte so getan, als sei er dagegen, die DRV zu bombardieren."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.47,Bochum 19.6.1971,S.8
1965:
Die KPD (vgl. 25.1.1978) sowie vermutlich ihre OL Dortmund (vgl. 26.1.1978) berichtet über die SU:"
Kossygin reiste 1965 nach Hanoi,um die vietnamesische Führung zum Kompromiß mit den amerikanischen Aggressoren zu bewegen. Noch während seines Aufenthalts in Hanoi setzten die ersten amerikanischen Terror-Bombardements gegen Nordvietnam ein und Kossygin mußte wie ein begossener Pudel nach Hause reisen."
=KPD:Sowjetunion schürt den Konflikt zwischen Kampuchea und Vietnam,o.O. (Dortmund) o.J. (1978),S.1;
Rote Fahne Nr.4,Köln 25.1.1978
07.02.1965:
Aus Vietnam berichtet Horst Szeponik (vgl. 10.8.1964, 7.3.1965):"
Befreiungskämpfer zerstören im US-Stützpunkt Holloway bei Pleiku 42 Hubschrauber. Johnson nimmt die Aktion zum Anlaß, um den systematischen Bombenkrieg gegen die DRV zu befehlen."
Die 'Peking Rundschau' der VR China (PR - vgl. 10.10.1972) berichtet aus Vietnam (vgl. 5.8.1964, 1.11.1968):"
Vom 7.Februar 1965 an eskalierte der amerikanische Imperialismus den Krieg weiter, indem er sowohl See- als auch Luftstreitkräfte zum Angriff auf Nordvietnam einsetzte."
=Peking Rundschau Nr.43,Peking 31.10.1972;zitiert nach: Die Rote Front Nr.4,Dortmund Dez. 1972,S.5;
Horizont Nr.46,Berlin (DDR) 2. Novemberwoche 1972,S.25f
März 1965:
Die KPD (vgl. 24.5.1972) berichtet aus Vietnam eventuell aus dem März über einen "Sprung nach vorn" durch die Schlacht von Binh Gia im Winter 1964/Frühjahr 1965.
=Rote Fahne Nr.44,Dortmund 24.5.1972,S.7
07.03.1965:
Aus Vietnam berichtet Horst Szeponik (vgl. 7.2.1965, 5.5.1965):"
Die ersten geschlossenen US-Kampfverbände treffen in Südvietnam ein: In Da Nang gehen 3 500 Marine-Infanteristen an Land."
=Horizont Nr.46,Berlin (DDR) 2. Novemberwoche 1972,S.25f
02.04.1965:
Die KPD/ML-ZB berichtet anhand der Pentagon-Papiere (vgl. 15.6.1971) über den Krieg der USA in Vietnam (vgl. 3.11.1964):"
Den Beschluß über den Einsatz großer amerikanischer Truppenverbände in Indochina (vorher waren nur sogenannte 'Berater' dort gewesen) fällt die Johnson-Regierung am 2. April 1965. Sie verheimlichte den Einsatz dieser Bodentruppen lange Zeit."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.47,Bochum 19.6.1971,S.8
Mai 1965:
Die KPD (vgl. 31.5.1972) berichtet von der Kollaboration zwischen USA und SU in Vietnam (vgl. Dez. 1965):"
Im Mai 1965 erklärten die SU-Führer, sie stimmten Verhandlungen mit den USA zu, da diese ihre Bombenangriffe auf die DRV vorübergehend eingestellt hätten."
=Rote Fahne Nr.45,Dortmund 31.5.1972,S.3
05.05.1965:
Aus Vietnam berichtet Horst Szeponik (vgl. 7.3.1965, 5.6.1965):"
53 000 Angehörige der US-Streitkräfte stehen in Südvietnam unter Waffen. Der Kongreß in Washington bewilligt 700 Mio. Dollar für weitere Verstärkungen."
=Horizont Nr.46,Berlin (DDR) 2. Novemberwoche 1972,S.25f
05.06.1965:
Aus Vietnam berichtet Horst Szeponik (vgl. 5.5.1965, 7.6.1965):"
Der chemische Giftkrieg in Südvietnam wird intensiviert. US-Flugzeuge verseuchen vom 5. bis 20. Juni ein Gebiet von 30 Quadratkilometer, wobei 30 000 Menschen erhebliche gesundheitliche Schäden davontragen."
=Horizont Nr.46,Berlin (DDR) 2. Novemberwoche 1972,S.25f
07.06.1965:
Aus Vietnam berichtet Horst Szeponik (vgl. 5.6.1965, Apr. 1966):"
USA-Präsident Johnson kündigt das direkte Eingreifen der US-Streitkräfte in Südvietnam an."
=Horizont Nr.46,Berlin (DDR) 2. Novemberwoche 1972,S.25f
Oktober 1965:
Auf einer Kundgebung der Studenten der Universität Berkeley (USA) gegen den Vietnamkrieg stellen sich, laut Mehnert, die Trotzkisten der Socialist Workers Party (SWP) und ihre Jugendorganisation Young Socialist Alliance (YSA) mit der Parole "Sofortiger Abzug der USA aus Vietnam" an die Spitze der Bewegung.
=Mehnert, Klaus:Jugend im Zeitbruch,Stuttgart 1976,S.59
30.10.1965:
Die Rote Betriebsgruppe (RBG) Noell-Salzgitter Würzburg der KPD/ML-ZK (IGM-Bereich - vgl. 21.6.1971) berichtet mit Hilfe der Pentagon-Papiere (vgl. 13.6.1971) über den Vietnamkrieg der USA:"
In den Dokumenten steht: Mc Namara zu Präsident Johnson am 30.10.1965: 'Ich glaube, daß es eine drei- oder vierwöchige Pause... bei der Bombardierung Nordvietnams geben sollte, bevor wir entweder unsere Truppenentsendungen nach Vietnam erheblich verstärken oder unsere Luftangriffe gegen den Norden intensivieren... Wir müssen im Bewußtsein der amerikanischen Öffentlichkeit und der Weltmeinung eine Grundlage für eine solche erweiterte Stufe des Krieges legen...'"
=KPD/ML-ZK-OG Würzburg-RBG Noell-Salzgitter:Fünfmal die Wahrheit - Schwarz auf weiß,Würzburg o.J. (1971),S.2
Dezember 1965:
Die KPD (vgl. 31.5.1972) berichtet von der Kollaboration zwischen USA und SU in Vietnam (vgl. Mai 1965, Juni 1966):"
Im Dezember 1965 wiederholte sich dieses Schauspiel: diesmal kündigten die USA ihre 'vorübergehende Bombeneinstellung' den SU-Führern vorher an mit der Absicht, diese könnten die DRV zu Zugeständnissen zwingen. Dieses Ansinnen wurde von der sowjetischen Führung keineswegs zurückgewiesen, es gehört inzwischen zu ihren 'internationalistischen' Gepflogenheiten."
=Rote Fahne Nr.45,Dortmund 31.5.1972,S.3
1966:
H. Hansmann, Angeklagter im Kölner Vietnamprozeß (vgl. 9.9.1975), berichtet über "die Verwendung eines 7,3 Mio. Kredits der BRD an Saigon. Damit sollte ein Erziehungsheim für alleinstehende Jugendliche in Thu Duc in der Nähe Saigons gebaut werden. Die Saigoner Behörden bezeichneten diese Einrichtung schon als Umerziehungsheim für jugendliche Verbrecher. 1966 erhielten Journalisten die ersten Augenzeugenberichte über Massenmorde an Jugendlichen im Lager Thu Duc" (vgl. 1968).
=Nachrichtendienst Vietnamprozeß Nr.2,Köln o.J. (Sept. 1975),S.10
Januar 1966:
Laut 'SDS-Korrespondenz' legt der Bundesvorstand des SDS (1. Vorsitzender Helmut Schauer) seine "Überlegungen für einen Studentenkongreß, Vietnam - Analyse eines Exempels" (vgl. 21.1.1966) vor. Darin heißt es u.a.:"
Die bisherigen kritischen Äußerungen zur amerikanischen Vietnam-Politik beschränken sich weitgehend entweder auf humanitäre oder aber auf unmittelbar politische Argumentation. Ein weitergehender Begriff, eine analytische Erklärung jener Entwicklung ist bislang im breiterem Kreise kaum sichtbar geworden. Das ist nicht nur der Mangel an einer lebendigen, modernen Imperialismustheorie. Die fehlende marxistische Analyse wird sich aber auf die Dauer als praktischer Mangel erweisen, weil die Schwäche der Linken der Bundesrepublik zur Resignation treibt, wenn deren Ursachen nicht reflektiert und die gegenwärtige Aktivität in den Zusammenhang weitgespannter sozialistischer Perspektiven gestellt werden. ... Die besondere Aufgabe des SDS besteht vielmehr darin, denen die unter der Entwicklung in Vietnam und der amerikanischen Politik dort leiden, die Vorgänge dort zu erklären und damit ein sozialistisch-wissenschaftliches Verständnis ihrer eigenen Lage vorzubereiten."
Der Vietnam-Kongreß soll nach erster Einschätzung im Mai stattfinden. Man erwartet ca. 1 000 Teilnehmer aus der ganzen 'BRD'.
=SDS-Korrespondenz Nr.2,Frankfurt Juni 1966,S.3f
Februar 1966:
Die KPD/ML-ZB berichtet aus Japan über die USA-Basis Okinawa (vgl. Apr. 1966, 15.1.1968):"
Schon im Febr. 1966 schrieb die 'Okinawa Times': 'Vom 2 km langen Kai des Militärhafens Naha kann man Frachter mit 15 000 t Fassungsvermögen sehen, die mit Gütern aller Art beladen werden. der Hafen ist der wichtigste Brückenkopf der Nachschubversorgung für die US-Truppen in Vietnam geworden. Seit 1966 wird auch ein Gebiet von 8 000 ha im Norden der Insel von den USA als Übungsgelände für den Krieg in gebirgigen Gegenden benutzt. Nach einer Trainingszeit sind schon viele Einheiten von US-Marinelandungstruppen nach Vietnam geschickt worden.'"
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.49,Bochum 26.6.1971,S.14
04.02.1966:
Laut der 'SDS-Korrespondenz' werden in München und Westberlin illegale Plakate zum Thema Vietnam (vgl. 21.1.1966, 5.2.1966) mit folgendem Text geklebt:"
Erhard und die Bonner Parteien unterstützen Mord. Mord durch Napalmbomben! Mord durch Giftgas! Mord durch Atombomben! Die US-Agression in Vietnam verstößt nicht gegen die Interessen des demokratischen Systems: Wer es wagt, sich aufzulehnen gegen Ausbeutung und Unterdrückung, wird von den Herrschenden mit Brutalität niedergemacht. Die Völker Asiens, Afrikas und Lateinamerikas kämpfen gegen Hunger, Tod und Entmenschlichung. Die ehemaligen Sklaven wollen Menschen werden. Kuba, Kongo, Vietnam - die Antwort der Kapitalisten ist Krieg. Mit Waffengewalt wird die alte Herrschaft aufrecht erhalten. Mit Kriegswirtschaft wird die Konjunktur gesichert. Ost und West arrangieren sich immer wieder auf Kosten der wirtschaftlich unterentwickelten Länder. Jetzt bleibt den Unterdrückern nur noch der Griff zur Waffe. Für sie heißt Zukunft: Revolution! Wir sollen den Herrschenden beim Völkermord helfen. Deshalb beschwören sie das Gespenst der gelben Gefahr. Wie lange noch lassen wir es zu, daß in unserem Namen gemordet wird? Amis raus aus Vietnam - Internationale Befreiungsfront! "
Beim Kleben der Plakate werden SDS-Mitglieder von der Polizei festgenommen.
=SDS-Korrespondenz Nr.2,Frankfurt Juni 1966,S.5
09.02.1966:
Felix Droese, Angeklagter im Kölner Vietnamprozeß (vgl. 9.9.1975), berichtet:"
'Ich will hier nur erwähnen, was mit der Schule von Hading geschehen ist, die mit folgendem Ergebnis am 9.Feb. 1966 um 16 Uhr 30 viermal bombardiert wurde:
Zur angegebenen Stunde hatten die Schüler Geographieunterricht. Ein erster Einflug amerikanischer Flugzeuge... die Kinder stiegen in einen Unterstand, der ziemlich primitiv war, gewiß, aber was hätte man anderes tun können, als Maulwurfslöcher in die feuchte Erde zu graben, wenn das die einzige Möglichkeit zur Verteidigung war? Die Flugzeuge kamen wieder (das ist die übliche Methode). Bomben fielen. Sie fielen genau auf die Unterstände, die zusammenstürzten. ...33 Kinder wurden lebendig begraben und starben. Einige wurden, in die Arme ihrer Schulfreunde verklammert, wiedergefunden. Andere, die noch fliehen konnten, wurden auf dem ungeschützten Land von Bomben getroffen. ... Der Erdboden war mit blutgefleckten Schulbüchern übersät.' (Aussage des Schriftstellers Alejo Carpentier im Vietnam-Tribunal 1967)"
=Nachrichtendienst Vietnamprozeß Nr.2,Köln o.J. (Sept. 1975),S.13
April 1966:
Die KPD/ML-ZB berichtet über die Unterstützung des Vietnamkriegs der USA durch die japanischen Militaristen (vgl. Feb. 1966, 15.1.1968):"
Sie lieferten allein von Mai 1965 bis April 1966 1 500 verschiedene Artikel an die US-Armee, darunter Waffen, Fernmeldeapparate, Öl, Giftgas, Stacheldraht, Jeeps, Lastwagen und Uniformen."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.49,Bochum 26.6.1971,S.14
April 1966:
Aus Vietnam berichtet Horst Szeponik (vgl. 7.6.1965, 29.4.1966):"
Den Vereinigten Staaten (USA,d.Vf.) kostet zu diesem Zeitpunkt die Vietnam-Aggression täglich 33 Mio. Dollar."
=Horizont Nr.46,Berlin (DDR) 2. Novemberwoche 1972,S.25f
29.04.1966:
Aus Vietnam berichtet Horst Szeponik (vgl. Apr. 1966, 31.12.1966):"
Die Luftverteidigung der DRV vernichtet das 1 000. US-Flugzeug."
=Horizont Nr.46,Berlin (DDR) 2. Novemberwoche 1972,S.25f
Juni 1966:
Die KPD (vgl. 31.5.1972) berichtet von der Kollaboration zwischen USA und SU in Vietnam (vgl. Dez. 1965, Sept. 1966):"
In gleicher Weise versuchten die USA-Imperialisten im Juni 1966 in einer neuen Stufe der Erpressung, die Bombardierung der nordvietnamesischen Großstädte, diese Taktik anzuwenden. Sie informierten die SU vor ihrer Aggression."
=Rote Fahne Nr.45,Dortmund 31.5.1972,S.3
Juni 1966:
In Südvietnam beginnt, laut KPD/ML-ZB, ein Streik von 42 000 Arbeitern der Baugesellschaft RMK-BRJ, der bis zum Dezember andauert.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.41,Bochum 29.5.1971,S.10
22.06.1966:
H. Hansmann, Angeklagter im Kölner Vietnamprozeß (vgl. 9.9.1975), berichtet über die Militärhilfe der 'BRD' für Südvietnam:"
Laut 'Zeit' vom 22.6.1966 werden Waffen, Anlagen für Rüstungsbetriebe, Ersatzteile für Waffen sowie Ausrüstungen für die militärische Infrastruktur nach Vietnam geliefert."
=Nachrichtendienst Vietnamprozeß Nr.2,Köln o.J. (Sept. 1975),S.10
Juli 1966:
Die KPD (vgl. 31.5.1972) berichtet aus der DRV Vietnam (vgl. Apr. 1972):"
Die revolutionäre Linie der Regierung der DRV zeigt sich gerade darin, dass sie angesichts der Luftangriffe der Jahre 1966 bis 1968 nicht in der Frage schwankte, ob das Tempo der Ausbildung von Kadern für Industrie und Landwirtschaft zu drosseln oder zu steigern sei, ob angesichts des Bombenterrors die Schulen zu schließen oder der Lehrbetrieb zu verstärken sei. In ihrer Entschließung vom Juli 1966 legte die Regierung der DRV fest, daß in einer kurzen Zeit eine große Anzahl von Wissenschaftlern, Technikern und ökonomischen Spezialisten ausgebildet werden muß, Kadern, die der Partei der Arbeiterklasse und dem Volk treu ergeben sind, die in enger Gemeinschaft mit der Arbeiterklasse und den Bauern leben, die ihre politischen und technischen Fähigkeiten ständig steigern und die die Massen für die Einführung von neuen Produktionsmethoden mobilisieren können."
=Rote Fahne Nr.45,Dortmund 31.5.1972,S.6
September 1966:
Die KPD (vgl. 31.5.1972) berichtet von der Kollaboration zwischen USA und SU in Vietnam (vgl. Juni 1966, 9.5.1972):"
Auf das 'Angebot' der USA-Imperialisten vom September 1966, einen Waffenstillstand unter gleichzeitiger Belassung von 400 000 US-Truppen herbeizuführen, reagierten die SU-Führer zustimmend und boten ihre 'Vermittlerrolle' an, bevor die vietnamesische Seite diesen Plan überhaupt ablehnen konnte."
=Rote Fahne Nr.45,Dortmund 31.5.1972,S.3
15.10.1966:
In Belgien findet in Lüttich eine internationale, trotzkistische Vietnam-Demonstration statt.
Laut 'IAK' (vgl. Nov. 1966) stammen die 3 000 Teilnehmer sowohl von den auf Mandel bzw. sein VS ausgerichteten belgischen Jeune Gardes Socialistes (JGS), der französischen Jeunesse Communiste Revolutionnaire (JCR - 200 Teilnehmer), der italienischen Falcemartello und den in den SJD - Die Falken der SPD versteckten deutschen Mandelisten mit ebenfalls 200 Demonstranten, als auch von den am Internationalen Komitee (IK) ausgerichteten französischen 'Revoltes' für den Aufbau einer revolutionären Organisation der Jugend (400) sowie 500 als britische Labour Party Young Socialists (LPYS) getarnten Healyisten, die nur als Beobachter kamen.
=Internationale Arbeiter Korrespondenz Nr.6,Eschborn Nov. 1966
05.12.1966:
H. Hansmann, Angeklagter im Kölner Vietnamprozeß (vgl. 9.9.1975) berichtet über den einstimmigen Beschluß "UNO Vollversammlung vom 5.12.1966, in dem die völkerrechtliche Ächtung chemischer und bakteriologischer Waffen bekräftigt wurde."
=Nachrichtendienst Vietnamprozeß Nr.2,Köln o.J. (Sept. 1975),S.12
11.12.1966:
H. Hansmann, Angeklagter im Kölner Vietnamprozeß (vgl. 9.9.1975)
berichtet:"
Im Artikel 6a wird auch die Beteiligung an einem Angriffskrieg zum Verbrechen gegen den Frieden erklärt. Dieses Statut des Nürnberger Tribunals wurde am 11.Dez. 1966 von der Vollversammlung der Vereinten Nationen (UNO,d.Vf.) als Bestandteil des Völkerrechts bestätigt."
=Nachrichtendienst Vietnamprozeß Nr.2,Köln o.J. (Sept. 1975),S.12
31.12.1966:
Aus Vietnam berichtet Horst Szeponik (vgl. 29.4.1966, 8.1.1967):"
Im abgelaufenen Jahr wurden in der DRV allein 300 Schulen, 74 Krankenhäuser und andere medizinische Einrichtungen sowie 80 Pagoden und Kirchen zerstört."
=Horizont Nr.46,Berlin (DDR) 2. Novemberwoche 1972,S.25f
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