"Gemeinsam werden wir siegen! Arbeitsbrigaden in Nicaragua" (1984)

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Dietmar Kesten, Gelsenkirchen, 15.10.2018


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Vom Teilnehmern der Brigade "Todos juntos venceremos" und dem Informationsbüro Nicaragua e. V. herausgegeben, erscheint vermutlich im Sommer 1984 eine Broschüre, die sich mit der aktuellen politischen Situation in Nicaragua, mit der Krisenlage, der Befreiungsbewegung FDR/FMLN und einer möglichen militärischen Intervention der USA sowie den "Arbeiterbrigaden", die u. a. "politischer Schutz gegen eine Intervention" seien, beschäftigt.

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

August 1984:
Vom "Informationsbüro Nicaragua e. V." (Wuppertal) und "Teilnehmern der Brigade 'Todos juntos venceremos'" herausgegeben, erscheint vermutlich im Sommer 1984 die Broschüre: "Gemeinsam werden wir siegen! Arbeitsbrigaden in Nicaragua".

Einleitend heißt es vom Informationsbüro Nicaragua u. a.: "In der Nacht des 21. Dezember 1983 hebt von der Startbahn des Internationalen Flughafens in Luxemburg ein Flugzeug ab und nimmt Kurs auf Nicaragua. An Bord: die bundesdeutsche Arbeitsbrigade Todos juntos Venceremos-Gemeinsam werden wir siegen. Damit beginnt ein praktischer Teil einer breiten politischen Kampagne in der Bundesrepublik, die einer hierzulande seit langem nicht mehr praktizierten direkten internationalen Solidarität. Sie drückt den Willen aus, den Kampf des nicaraguanischen Volkes gegen Konterrevolution und drohender direkter militärischer Intervention der USA zu unserer eigenen Sache zu machen. Wir drücken damit unsere Solidarität auch mit dem Kampf des salvadorenischen Volkes um seine Befreiung aus. (…)

In Nicaragua verstärken die konterrevolutionären Banden ihren Terror gegen die Zivilbevölkerung und gegen die sozialen Errungenschaften der Revolution, z. B. Musterkooperativen. Es gelingt ihnen, durch gezielte Angriffe mit modernster Waffentechnologie dem Land schwere Schäden zuzufügen, wobei Art und Ausführung der Überfälle enge Beteiligung der CIA an Vorbereitung und Durchführung deutlich werden lassen. Die Angriffe treffen selbst den Flughafen der Hauptstadt Managua und vernichten bei einem Überfall auf den Hafen Corinto am Pazifik den Großteil der Treibstoffvorräte des Landes. In dieser spannungsgeladenen Situation überfallen die USA im Oktober 1983 mit der Geste der brüderlichen Hilfe die kleine Antilleninsel Grenada, eine Aktion, die für die Reagen-Administration zu einem innenpolitischen Erfolg wird (…)

Die Ereignisse deuten daraufhin, dass die USA in Zentralamerika keinerlei Einschränkung ihrer Kontrolle zulassen werden. El Salvador und Nicaragua werden zu den zentralen Punkten der Auseinandersetzung zwischen dem aggressiven Streben der USA nach weltweiter Vorherrschaft und dem Kampf dieser Völker um ihre wirtschaftliche und politische Unabhängigkeit."

Und zur Idee der Arbeiterbrigadenkampagne wird ausgeführt: "Die Idee der Arbeiterbrigadenkampagne stößt schnell auf ein großes Echo, besonders in der linken alternativen Öffentlichkeit. Die Kampagne bietet eine konkrete Möglichkeit, die kritische Öffentlichkeit in der Bundesrepublik weit über die Solidaritätsbewegung hinausgehend anzusprechen und durch eine gebündelte Argumentation die Legitimität der bundesdeutschen Mittelamerikapolitik anzugreifen. Auf einem Bundestreffen der Nicaragua-Solidaritätsbewegung Ende November 1983 in Berlin, wird nach turbulent verlaufener Diskussion ein Aufruf verabschiedet, auf dessen Grundlage die erste bundesdeutsche Arbeitsbrigade gebildet wird.

Über 1.000 Interessenten, überwiegend Männer, melden sich spontan beim Informationsbüro Nicaragua e.V. Für einige wird der Brigadeneinsatz ihre erste politische Aktion sein. Andere kommen aus Gruppen der linken Szeneund haben bereits Erfahrungen in politischer Arbeit. Die Reise bietet sowohl einen Einstieg in konkrete Dritte-Welt-Arbeit als auch Fortführung eines bereits in der Bundesrepublik bewiesenen solidarischen Engagements. Das Informationsbüro, vom Bundestreffen in Berlin mit der Organisation der Kampagne beauftragt, wird mit Anrufen, Briefen und Besuchen so in Anspruch genommen, daß fast alle anderen Arbeitsbereiche darunter leiden.

Nach vier Wochen Vorbereitungszeit begibt sich die erste Brigade auf den Weg nach Nicaragua. Zu diesem Zeitpunkt lassen die Anzeichen eines direkten militärischen Eingreifens der USA in Nicaragua etwas nach. Die in der BRD Zurückgebliebenen atmen auf, denn obschon jeder einzelne Brigadist in voller Kenntnis des persönlichen Risikos in Nicaragua arbeitet, haben wir im Informationsbüro Nicaragua als Organisatoren der Kampagne gegenüber den Brigadisten, der Öffentlichkeit und auch vor uns selber eine Mitverantwortung. Jedoch können und wollen wir uns diesem Konflikt nicht entziehen, denn es ist auch Ziel der Brigadenkampagne, anhand der Betroffenheit jedes Beteiligten die Grausamkeit des Krieges gegen Nicaragua nachvollziehbar zu machen.

Das Zustandekommen dieser Broschüre ist dem Entschluss und der Arbeit der Brigadengruppe zu verdanken … Die Gruppe entschied noch vor Ort, ihre Eindrücke in einer Veröffentlichung zusammenzufassen, um die dort erfahrene Realität in Form einer wirklichen Betroffenenberichterstattung in die Öffentlichkeit einzubringen.

Nach zwei Monaten kehren die Teilnehmer der ersten Brigade zurück, vollgepackt mit Optimismus und revolutionärem Elan. Was sie erlebt und gesehen haben, welche Aspekte der nicaraguanischen Realität sie wichtig fanden, welche Vor-Einstellung relativ zutreffend waren und welche andererseits als "eurozentrisch" verworfen werden mußten, erzählt diese Broschüre".

Abschnitte der Broschüre sind:
- "Vorwort"
- "Nicaragua: Basisdaten"
- "1855: Die erste US-amerikanische Intervention"
- "Von der Monroe-Doktrin zur Politik des großen Knüppels"
- "Die FSLN"
- "Der 19. Juli 1979"
- "Zwei Seiten der gleichen Münze"
- "Todos juntos Venceremos - Gemeinsam werden wir siegen"
- "Herzliche Verabschiedung"
- "Commandante Jaime Wheelock: Willkommen im Lande Sandinos!"
- "Es lebe die Internationale Solidarität-No pasaran!"
- "Die richtige Politik werden wir weiter verfolgen"
- "Zu den einheimischen Schüler- und Studentenbrigaden …"
- "La Lima"
- "Unser Leben auf La Lima"
- "Gesundheitsvorsorge"
- "Der Kaffee und wir"
- "Wir haben gesehen, dass Nicaragua in Frieden leben will"
- "Die SPD-Das lachende Gesicht des Imperialismus"
- "Gitarren und Gewehre"
- "Die Arbeit liegt allemal bei den Frauen"
- "Landvergabe in Nueva Guinea"
- "Landreform"
- "Zwischen Ökonomie und Ökologie: Zunächst für das Brot der Armen sorgen!"
- "Kooperativen"
- "So ist das mit der Pressefreiheit"
- "Leserbriefe"
- "Lehren für die Zukunft"
- "Mit surrender Kamera hinterm Kaffeestrauch"
- "Wir hatten natürlich auch unsere Probleme"
- "Der 21. Februar"
- "Flüchtlinge"
- "In Managua"
- "CDS-Sandinistische Verteidigungskomitees"
- "Todos juntos Venceremos"
- "Nachwort"
- "Aufruf: Brigaden für das befreite Nicaragua-Unterstützung des Befreiungskampfes in El Salvador"

Geworben wird u. a. für: Bert Strebe: "Fünf Jahre sandinistische Revolution in Nicaragua", weiter u. a. für: "Die Freiheit beginnt", "Die Buchstaben der Revolution", "Mensch sein heißt auch Lesen und Schreiben können" und Marianne Siess und Richard Grüblin (Hg.): "Roger Sanchez. Karikaturen aus Nicaragua" (alle Edition Nahua, Wuppertal).
Quellen: Informationsbüro Nicaragua e. V. / Teilnehmer der Brigade "Todos juntos venceremos": Gemeinsam werden wir siegen! Arbeitsbrigaden in Nicaragua, Wuppertal 1984.

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Letzte Änderung: 04.11.2019