Materialien zur Studentenbewegung und Hochschulpolitik in München 1968

Januar 1968:
Laut 'apo press' München spaltet sich der Gewerkschaftliche Arbeitskreis der Studenten (GAST) München endgültig in zwei Gruppen auf (vgl. Apr. 1968).
Q: apo press Nr. 7, München 25.2.1969, S. 10ff

Februar 1968:
Die Aktion Demokratische Universität (ADU) München stellt sich vermutlich im Februar mit einem Flugblatt "Die Uni München und die ADU" den bundesdeutschen Asten vor, in dem sie ihre Gründung auf die Übernahme des AStA der LMU durch die MSU im Jan. 1968 zurückführt und sich beschreibt als syndikalistische Organisation mit rund 450 Mitgliedern an Uni, TH, PH, Kunsthochschule und HfPW, von denen etwa 100 zugleich Mitglied von DIS, GASt, HSU, LSD, SDS, SHB und STAKK seien. Man betreibe gemeinsam mit den Fachschaften etwa 12 kritische Arbeitskreise und habe monatlich den 'Unireport' in einer Auflage von 15 000 Stück veröffentlicht.
Q: ADU: Die Uni München und die ADU, München o. J. (1968)

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Februar 1968:
Die Aktion Demokratische Universität (ADU) München veröffentlicht, unter Verantwortung von Reiner Jendis und Rolf Pohle, ihre "Dokumente zur Hochschulpolitik" Nr. 1, die vermutlich bundesweit verbreitet werden, zum Thema "Zum politischen Bewusstsein des Professors".

Der Text gliedert sich in die Abschnitte:
- "1. Vorbemerkung";
- "2. Der Professor und sein Verhältnis zum Staat und zum Studenten";
- "3. der Professor als Untertan";
- - "3.1 Historisches";
- - "3.2 Keine grundsätzlichen Wandlungen nach 1945";
- - "3.3 Regierung und Grundgesetz" zum Besuch des Schah von Iran 1967, zu den indonesischen Studenten, mit denen sich der Senat der LMU am 23.2.1967 befasste, zum US-Amerikaner Shuford (DFU), zur Verleihung der Konrad-Adenauer-Preise der Deutschland-Stiftung in der LMU am 28.2.1967, zum 'Sing-Out 66' der Moralischen Aufrüstung und zum Politischen Polizisten auf dem Teach-In über Ausländerfragen am 19.12.1967;
- - "3.4 Professoren und Hochschulpolitik" zur Universität Regensburg, zum Klinikum Großhadern und zum Bayrischen Hochschulgesetz (BHG);
- - "3.5 Folgerungen";
- "4. Der Professor als Patriarch";
- - "4.1 Von der Lehrkanzel verkündete der Professor…" zur Geschichte seit dem 18. Jahrhundert;
- - "4.2 Die gegenwärtige Haltung des Professors den Studenten gegenüber";
- - "4.3 Dokumente aus dem Bereich der Münchener Universität";
- - - "4.31 Auf die Senatssitzung am 23.2.1967…" zur studentischen Mitbestimmung;
- - - "4.32 'Der Papa wird's schon richten'" zur Teilnahme der Studenten an Fakultätssitzungen und anderen Hochschulgremien;
- - - "4.33 Öffentlichkeit = Anarchie?" zur Geheimhaltung der Senatssitzung vom 9.11.1967 über Mitbestimmung;
- - - "4.34 Korporationstag zur 500-Jahrfeier";
- - - "4.35 Universität als Staatsbürokratie";
- "5. Folgerungen" mit der Forderung nach Öffentlichkeit der Sitzungen der akademischen Gremien um die Kritik zu ermöglichen, wobei "wir davon ausgehen, daß jede Aussage zur Hochschule politischen Charakter trägt."
Q: ADU: Dokumente zur Hochschulpolitik Nr. 1, München Feb. 1968

23.02.1968:
Laut MSB Spartakus lassen Studenten aus den Obergeschossen der Ludwig Maximilian Universität (LMU) in München, während einer Festrede zum 25. Jahrestag der Ermordung der Geschwister Scholl, Flugblätter flattern, die nach "den antifaschistischen Taten des versammelten Establishments" fragen. Auf Handzetteln wird zum Protest gegen die Ermordung Benno Ohnesorgs und die Springer-Hetze aufgerufen.
Q: MSB-Spartakus:500 Jahre Klassenuniversität München - 500 Jahre Kampf gegen die Reaktion, München o.J., S. 78

März 1968:
In München veröffentlicht der Verein Club Voltaire sein Programm für den März 1968. Die Clubräume in der Fallmerayerstr. 28 seien ab sofort jeden Abend ab 20 Uhr geöffnet.
Q: Club Voltaire: Programm, März 1968, München O. J. (1968)

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07.03.1968:
In München luden der AStA der TH, die Humanistische Studentenunion (HSU), die Internationale der Kriegsdienstgegner und der Gewerkschaftliche Arbeitskreis der Studenten (GAST) ein zum Vortrag von Monika Warnenska, "Die Wahrheit über den Vietkong" in der TH.
Q: AStA TH, HSU, IdK, GAST: Die Wahrheit über den Vietkong, München O. J. (1968)

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April 1968:
Über die Entwicklung des Münchener Gewerkschaftlichen Arbeitskreises der Studenten (GAST) berichtet die 'apo press' München so:"
Ende April 1968 versuchten die Sozialisten noch einmal, die Aktionseinheit mit dem KP-orientierten Flügel im GAST für den Kampf gegen die Notstandsgesetzgebung (NSG, d.Vf.) herzustellen. Das konnte natürlich nur bis zum 20. Mai klappen" (vgl. Jan. 1968, 18.5.1968).
Q: apo press Nr. 7, München 25.2.1969, S. 10ff

22.04.1968:
Der AStA der Universität Hamburg gibt sein 'Auditorium - Hamburger Studentenzeitung' Nr. 53 (vgl. 29.1.1968, Mai 1968) für April vermutlich in dieser Woche heraus. Von den Osterunruhen wird auch berichtet aus München.
Q: Auditorium Nr. 53, Hamburg Apr. 1968, S. 3

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Mai 1968:
An der LMU München gibt Aktionsgemeinschaft demokratische Universität (ADU) vermutlich im Mai eine "Presseerklärung zum Verhalten des AStA der Universität München auf der 20. o. MV des VDS" vom Mai 1968 heraus, in der betont wird, dass die MSU und der von ihr gestellte AStA "in keine Weise mehr die Münchner Studentenschaft" vertrete.
Q: ADU: Presseerklärung zum Verhalten des AStA der Universität München auf der 20. o. MV des VDS, München O. J. (1968)

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Mai 1968:
An der LMU München erscheint, laut einer handschriftlichen Datierung, im Mai der Antrag von Hans-Wolf Jäger an die Assistentenvollversammlung (AVV) der Philosophischen Fakultät für eine Resolution zur Hochschuldidaktik, der uns als Kopie aus dessen Privatbesitz vorlag.
Q: Jäger, H.-W.: Resolution der AVV der Phil. Fak., O. O. (München) o. J. (1968)

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18.05.1968:
Über die Entwicklung des Münchener Gewerkschaftlichen Arbeitskreises der Studenten (GAST) berichtet die 'apo press' München so:"
Zwei Tage zuvor erklärte Sieglinde Tömmel (Vorstandsmitglied des GAST im Sommersemester 1968) in der Münchener Kunstakademie, der gewerkschaftliche Arbeitskreis unterstützt die für den Nachmittag des 20. Mai vorgesehene Demonstration zum Gewerkschaftshaus. … Die folgenden Wochen waren im GAST vom 'Boxkampf unter der Gürtellinie' zwischen den Sozialisten und den rechtsorientierten KP-Freunden bestimmt. … Auf den Redaktionssitzungen des vom GAST-München herausgegebenen Blattes 'Arbeiter- und Studenten' ging es ebenfalls recht lustig zu. Über die jeweiligen Artikel wurde nur so lange diskutiert, wie es den Kollegen Achenbach, Schmid, Högemann-Ledwohn & Co. paßte. War deren Geduld zu Ende, so wurde einfach abgestimmt" (vgl. Apr. 1968, 1.7.1968).
Q: apo press Nr. 7, München 25.2.1969, S. 10ff

24.05.1968:
Der Landesverband Bayern der Gewerkschaftlichen Studentengruppen (GSG) gibt vermutlich Ende dieser Woche das Flugblatt "Streik" mit dem Aufruf zum Generalstreik gegen die Notstandsgesetze (NSG) und zur Demonstration in München am 28.5.1968 heraus.
Q: GSG-LV Bayern: Streik, München O. J. (1968)

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27.05.1968:
In München ruft die Aktion Demokratische Universität (ADU) mit einem Flugblatt "Sicherstellungsbescheid" zur Kundgebung gegen die Notstandsgesetze (NSG) am 28.5.1968 auf.
Q: ADU: Sicherstellungsbescheid, München 27.5.1968

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22.06.1968:
In München und Dachau soll das zweitägige Europatreffen gegen Neonazismus und Faschismus für Europäische Sicherheit und Völkerverständigung beginnen, zu dem bundesweit aufgerufen wurde von der HU und der HSU, der IdK, dem VK, der Deutschen Liga für Menschenrechte und dem LSD sowie in Bayern von der Demokratischen Aktion aus Aktionsgemeinschaft der Bayerischen Verfolgten-Organisationen, DJU Bayern und GAST Bayern, dem Aktionskreis Liberales München, dem Arbeitskreis Sozialdemokratischer Akademiker (AKA) Starnberg, dem AStA der Akademie der bildenden Künste München, dem AStA der TH München, dem DGB-Kreisausschuß München, der Gruppe der NS-Verfolgten bei der Stadtverwaltung München, der Katholischen Jungen Mannschaft, dem Kuratorium "Notstand der Demokratie" und der Redaktion des 'Kürbiskern'.

Der Münchener Gewerkschaftlicher Arbeitskreises der Studenten (GAST) ruft mit einem Extra "Der Feind steht rechts" seiner 'Arbeiterstudent' auf.
Q: Arbeiterstudent Extra Der Feind steht rechts, München O. J. (1968)

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01.07.1968:
Über die Entwicklung des Münchener Gewerkschaftlichen Arbeitskreises der Studenten (GAST) berichtet die 'apo press' München so:
"Am 1. Juli gab Gerd Nies … bekannt, daß drei Mitglieder des GAST ihre Referentenposten niedergelegt hätten (am 28.6.1968, d.Vf.). … Obwohl die Rechten nach dem 28. Juni unter sich blieben, brachten sie im Monat Juli trotz zweier Anläufe keine beschlußfähige GAST-Mitgliederversammlung mehr zustande" (vgl. 18.5.1968, Okt. 1968).
Q: apo press Nr. 7, München 25.2.1969, S. 10ff

11.07.1968:
Laut 'apo press' München soll in München eine Gesprächsrunde der SDS-Projektgruppe Antiimperialistischer Kampf stattfinden.
Q: apo press Nr. 6, München 7.7.1968, S. 17

12.07.1968:
Laut 'apo press' München soll in München eine Plenumssitzung der SDS-Hochschulprojektgruppe stattfinden.
Q: apo press Nr. 6, München 7.7.1968, S. 17

13.07.1968:
Laut 'apo press' München soll in München ein SDS Jour-Fix zum Thema Koordinierung der Projektgruppenarbeit, Aktions- und Strategie-Diskussion stattfinden.
Q: apo press Nr. 6, München 7.7.1968, S. 17

14.07.1968:
Laut 'apo press' München soll in München eine Zusammenkunft der SDS-Betriebs- und Wohnungsprojektgruppe stattfinden.
Q: apo press Nr. 6, München 7.7.1968, S. 17

21.07.1968:
Die Nr. 8 der 'apo press' München erscheint (vgl. 14.7.1968, 28.7.1968). Der SDS-Projektgruppe Antiimperialistischer Kampf sei es am Vietnamkonflikt gelungen, "durch analytische Arbeit und aufklärerische Praxis diesen Protest in ein antiimperialistisches Engagement umzufunktionieren und damit bei einem Teil der Bevölkerung die Einsicht herzustellen, daß die Ursache dieser amerikanischen Eskalation nicht eine Frage von Gut und Böse ist, sondern auch notwendigerweise sich aus der Immanenz des kapitalistischen Systems ergeben". Der Protest gegen die NATO "kann … zu einer Internationalisierung der linken Aktivitäten führen". Informationen über die SDS-Projektgruppe Antiimperialistischer Kampf sind über Thomas Schmitz-Bender und Hanfried Brenner zu bekommen.
Q: apo press Nr. 8, München 21.7.1968

01.08.1968:
Laut 'apo press' München konstituiert der GAST (Gewerkschaftlicher Arbeitskreis der Studenten) in München wahrscheinlich heute einen Arbeitskreis, "der sich mit der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung beschäftigt".
Q: apo press Nr. 10, München 4.8.1968, S. 6

25.08.1968:
Es erscheint die 'apo press' München Nr. 13 (vgl. 18.8.1968, 1.9.1968).

Die Ausgabe beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Einmarsch der Warschauer Paktstaaten in die CSSR und den Stellungnahmen dazu. In einer Stellungnahme des SDS ist u.a. festgehalten:"
Der SDS fordert den Abzug der Warschauer-Pakt-Truppen aus der CSSR; wir werden uns aber nicht in die bürgerliche Empörungsfront einreihen und werden es auch nicht wie die westeuropäischen KPs dabei bewenden lassen, die Warschauer-Pakt Intervention zu bedauern. Der Verzicht auf die Kritik am Revisionismus der KPdSU und der anderen osteuropäischen KPs würde den Weg zu einer sozialistischen Praxis in den hochindustriellen Ländern versperren. Die Kritik am Revisionismus muß praktisch werden sowohl durch die Unterstützung des antiimperialistischen Befreiungskampfes in der Dritten Welt als auch in einem durch Selbsttätigkeit und Selbstorganisation der Betroffenen bestimmten konsequenten Kampf in den hochindustrialisierten Ländern."

Der SHB erklärt in einer Stellungnahme an das ZK der SED der DDR u.a.:"
Der Einmarsch der Truppen der DDR, UdSSR und der Volksrepubliken Polen, Ungarn und Bulgarien ist ein historischer Fehler … Genossen, die Korrektur dieses Fehlers schadet nicht dem Kommunismus; im Gegenteil, sie wird die politische Stärke und die moralische Kraft des Sozialismus erhöhen. Die westdeutschen Sozialisten und Kommunisten stehen im harten Kampf gegen den Imperialismus. Gegen alle Widerstände sind wir mit aller Kraft für den Sozialismus und für die Anerkennung und Würdigung der DDR eingetreten. Als Freunde und Genossen beschwören wir Euch, das Gebot der Stunde zu erkennen. Rückzug der Truppen aus der CSSR!"
Q: apo press Nr. 13, München 25.8.1968

31.08.1968:
Laut 'apo press' München findet im Klub Eugen Levine in München eine Veranstaltung statt, auf der Mitglieder des SDS über die Weltjugendfestspiele in Sofia berichten:"
Die politischen Kräfte, die bei den 9. Festspielen der Jugend und Studenten in Sofia anwesend waren, wurden von der westdeutschen SDS-Delegation in drei Kategorien eingeteilt:
a.) die prokapitalistischen Kräfte, vor allem aus der BRD, für die die Unterzeichnung des Festivals nur die Fahrkarte nach Sofia bedeutete, aber keine Veränderung ihres reaktionären Selbstverständnis war (z.B. Katholische Jugend, Pfadfinderbünde, Sozialdemokraten u.ä.),
b.) die antiimperialistischen und antimonopolistischen Kräfte, auch vor allem aus der BRD und den anderen westlichen Ländern (z.B. Naturfreundejugend (NFJ, d.Vf.), Jusos (der SPD, d.Vf.), Falken (SJD der SPD, d.Vf.), VDS, LSD u.ä.),
c.) das Spektrum der sozialistischen Kräfte (mit Ausnahme der albanischen, chinesischen und kubanischen Richtung) aus den kapitalistischen Ländern.

Das Festival selbst wurde als Bündnis zur Vorantreibung des internationalen Klassenkampfes gewertet. Ausgehend von der gegenwärtigen politischen Situation in der Welt, d.h. angesichts der organisierten und verschärften Assoziation der imperialistischen Länder und angesichts der Verschärfung der inneren Widersprüche in den kapitalistischen Ländern, die immer offener die faschistischen und neofaschistischen Tendenzen einer fortschrittlichen Öffentlichkeit in den betreffenden Ländern sichtbar werden lassen, kann die Strategie auf nationaler und internationaler Ebene nur sein: Herstellung eines breiten antimonopolistischen Bündnisses in den hochindustrialisierten, kapitalistischen Ländern, Schaffung einer antiimperialistischen Einheitsfront zur Einengung und Zurückdrängung der offenen und versteckten imperialistischen Aggression und Stärkung der sozialistischen Position. Aufgrund dieser Minimalforderung ergaben sich insbesondere für die SDS-Delegation folgende Konkrete Aufgaben in Sofia:
1. Isolierung der reaktionären prokapitalistischen Kräfte durch permanente Aufreißung von politischen Fronten z. B. innerhalb des Deutschen Bundesjugendringes (DBJR) durch entschiedenes kritisches Auftreten auf den Foren und Seminaren.
2. Gewinnung von Bündnispartnern innerhalb des DBJR durch dauernde Diskussion und Aufzeigen von Kriterien, die der SDS politisch akzeptabel für ein Bündnis hält (Stellung zum Vietnam-Krieg, Notstandsgesetze (NSG, d.VF.), Einschätzung der Gefahr des Neofaschismus).
3. Eine wesentliche Aufgabe der SDS-Delegation war die Darlegung der politischen Auseinandersetzung und Diskussion mit den antiimperialistischen, antimonopolistischen, revisionistischen und sozialistischen Kräften auf zahlreichen Foren, die zum Thema u.a. hatten: Neokolonialismus, Gewerkschaften, die Rolle der Jugend in den kapitalistischen Ländern, die Universität als wissenschaftliches Ausbeutungsobjekt der herrschenden Klasse in den kapitalistischen Ländern, Neofaschismus, die Bonner Ostpolitik."
Q: apo press Nr. 14, München 1.9.1968, S. 5

Oktober 1968:
Über die Entwicklung des Münchener Gewerkschaftlichen Arbeitskreises der Studenten (GAST) berichtet die 'apo press' München so:"
Ende Oktober 1968 klappte es dann wieder mit dem Zustandekommen einer GAST-Mitgliederversammlung. Dank der Hilfe von Johanne Hundt (DKP), sowie Peter Strutynski gelang es, einige Soziologiestudenten für die Überreste des GAST zu interessieren" (vgl. 1.7.1968, 25.2.1969).
Q: apo press Nr. 7, München 25.2.1969, S. 10ff

25.10.1968:
Laut 'apo press' München konstituiert sich wohl an der Ludwig-Maximilian Universität in München die Basisgruppe Germanistik. Sie wird von ca. 30 Studenten gegründet:
"Den letzten Anstoß zur Gründung dieser Basisgruppe gab das autoritär- repressive Verhalten der Ordinarien gegenüber der germanistischen Fachschaftsvertretung. Die Ordinarien erblickten nämlich in der Fachschaftsvertretung einen immer lästiger werdenden Faktor im Institutsbetrieb."
Q: apo press Nr. 22, München 28.10.1968, S. 7

28.10.1968:
An der LMU München erscheint das Flugblatt "Weiterpennen und studieren - sonst müsst ihr bald im Kittchen frieren!" zum Urteil von acht Monaten Haft gegen Reinhard Wetter, "zukünftiger ASTA-Chef", wegen dessen Protest vor dem griechischen Konsulat, die er in Ebrach absitzen müsse.
Q: Schattenfröhlich, G.: Weiterpennen und studieren - sonst müsst ihr bald im Kittchen frieren!, München 28.10.1968

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November 1968:
Es erscheint eine 'Münchner Studentenzeitung' (MSZ - vgl. 23.6.1969) für November / Dezember.

Enthalten sind im uns vorliegenden Fragment die Artikel:
- "Stellungnahme und Änderungsvorschläge des AStA zum Huber-Entwurf" zum Bayrischen Hochschulgesetz (BHG);
- "Zweimal Busen und immer noch keine Kunst. Betrachtungen über das neue Programm im Theatron Eroticon und das Musical 'Hair'";
- "Kein politisches Mandat" zum Urteil des VG Kassel gegen den AStA Uni Marburg;
- "Philosophen teilen sich" zur Aufteilung in Philosophische Fakultät I und II;
- "Der SPD-Entwurf";
- "Wie stelle ich mir einen Studenten vor? Zehnjährige zeichnen und schreiben für die MSZ"; sowie
- "Kostenlose 'Aspekte' für Abiturienten".
Q: Münchner Studentenzeitung, München Nov. / Dez. 1968

02.11.1968:
Laut 'apo press' München wird im Klub Eugen Levine in München über "Höhepunkt und vorläufiges Ende der Studentenbewegung" diskutiert. Das Referat hält Peter Strutynski. Danach soll die Gruppe des Münchener SDS "bereits vor mehr als einem halben Jahr auseinandergefallen" sein. Sie soll "theoretisch als auch organisatorisch unfähig" gewesen sein, "dem Anspruch nach fortgeschrittenster Teil der Studentenschaft, Avantgarde zu sein". "Dann ging man zur Frage über, welche Folgen aus der gegenwärtigen Lage an den Hochschulen zu ziehen seien. Insbesondere wurde darüber gesprochen, ob es notwendig und möglich sei, auf einen marxistischen Studentenverband hinzuarbeiten."
Q: apo press Nr. 24, München 11.11.1968, S. 20

12.11.1968:
Laut 'apo press' München konstituiert sich in München die Betriebsgruppe Hochschule der DKP:"
Ziel der DKP-Hochschul-Betriebsgruppe ist es, kommunistische Theorie und Praxis in die Hochschule und die fortschrittliche Hochschulbewegung hineinzutragen." Die Betriebsgruppe wird von ca. 30 Mitgliedern konstituiert.
Q: apo press Nr. 25, München 18.11.1968, S. 14

30.11.1968:
Laut 'apo press' München referiert im Münchener Klub Eugen Levine Genosse Heiseler aus Frankfurt "über die Zukunft der Studentenbewegung".

"Nach einem kurzen Abriß der Geschichte des SDS gab Heiseler einen Überblick über die jetzige Lage der bisher im SDS organisierten Studenten. Neben dem marxistisch-leninistischen Flügel und den Antiautoritären habe sich in letzter Zeit deutlich ein Einfluß von Rechts- und Linkstrotzkisten bemerkbar gemacht (IV. Internationale bzw. Komitee zum Wiederaufbau der IV. Internationale). Die Trotzkisten sind aber mit ihren Plänen, über eine trotzkistische Jugendorganisation zu einer trotzkistischen Partei zu kommen, auf den hartnäckigen Widerstand der Antiautoritären gestoßen, die mit ihrem Zentrum in Hamburg alle Ansätze, neue SDS-Autoritäten zu inthronisieren, vereitelten. Dieser Gegensatz spitzte sich in Hannover bis zu Ausschlußdrohungen gegenüber ganzen (antiautoritären) Gruppen zu. Der Referent ging davon aus, daß die Antiautoritären zahlenmäßig weitaus stärker seien als die Trotzkisten und deren Verbündete. Die bis 1966 im SDS führenden Rechtsopportunisten (Schauer etc.) würden heute nicht mehr offen auftreten, sondern hielten sich unter dem antiautoritären Gemenge verborgen.

Die Spaltungserscheinungen im SDS entwickelten sich nach Heiseler sehr ungleichzeitig, während in München die Spaltung schon seit fast einem Jahr faktisch vollzogen sei, gebe es in gewissen Städten des Rheinlands (z.B. Bonn, Wuppertal) dazu noch kaum Ansätze. Die Tendenz gehe aber auf eine zunehmende Vergrößerung der Spaltung zu. Wenn man also von der Notwendigkeit der Organisierung der marxistisch-leninistischen Studenten ausgehe, so müsse diese in einer Form geschehen, die auf die unterschiedliche Lage der marxistisch-leninistischen Studenten an den verschiedenen Hochschulorten Rücksicht nimmt. Überall dort, wo bisher sinnvolle Zusammenarbeit möglich war, muß auch in Zukunft versucht werden, sie weiterzuführen."
Q: apo press Nr. 28, München 9.12.1968, S. 11f

06.12.1968:
Der AStA der TH München gibt vermutlich Ende dieser Woche das Flugblatt Nr. 6 zum Hochschulgesetz (HG) heraus, in der Stellungnahme der Studentenschaft Bayerns abgelehnt wird, da sie maßgeblich vom MSU-AStA der LMU beeinflusst worden sei, der bald abgewählt werde.
Q: AStA TH: Hochschulgesetz Folge 6, München O. J. (1968)

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09.12.1968:
Laut 'apo press' München beginnen an der Münchener Universität die Konventswahlen, die bis zum 13.12.1968 dauern (vgl. dort).
Q: apo press Nr. 29, München 16.12.1968, S. 5

09.12.1968:
Laut 'Bochumer Studenten Zeitung' bereiten die Sozialwissenschaftler an der Ruhr-Universität Bochum einen Streik für den Januar 1969 vor. Dadurch soll erreicht werden, daß der Studienbetrieb an der Uni selbst übernommen wird (vgl. 16.12.1968).
Q: Bochumer Studenten Zeitung Nr. 34, Bochum 5.12.1968, S. 4

13.12.1968:
Laut 'apo press' München enden an der Münchener Universität die Konventswahlen (vgl. 9.12.1968). Sie "brachten den Kandidaten des sogenannten Fachschaftsrates - einem Zusammenschluß der Linken - einen in seinem Ausmaß völlig unerwarteten Wahlsieg: von den 54 Konventssitzen entfielen 39 (72%) auf die im Fachschaftenrat zusammengeschlossenen Kandidaten, ganze 5 Mandate auf die der CSU nahestehende Münchner-Studenten-Union (MSU), 10 auf meist nach rechts tendierende 'Unabhängige'."

In den einzelnen Fakultäten ergibt sich folgendes Bild:
Fakultät Fachschaftenrat MSU und Unabhängige
Evangelische Theologie 3 -
Katholische Theologie 3 1
Mediz. Fakultät 2 1
Tierärztl. Fakultät - 4
Juristische Fakultät 5 3
Philosophische Fakultät 12 0
Naturwiss. Fakultät 7 0
Staatswirt. Fakultät 7 1
Q: apo press Nr. 29, München 16.12.1968, S. 5