Rote Presse-Korrespondenz, 1. Jg., Nr. 15, 30.5.1969

30.05.1969:
Die Nr. 15/1969 der „RPK“ erscheint. Inhalt der Ausgabe ist:
- Sozialistisches Zentrum in Westberlin
- Erfolgreiche Streikposten
- Betriebs-Aktionen bei Gillette
- Bericht über Vorlo-Aktionen
- Erklärung der Kommunistischen Liga
- Konzept der Gründung einer Massenorganisation an den Universitäten
- Außerparlamentarische Massenaktion und parlamentarische Taktik
- Presseerklärung.

Im Artikel „Sozialistisches Zentrum in Westberlin“ heißt es: „Zu Pfingsten fand im Republikanischen Club eine Tagung statt, an der Genossen der verschiedenen Basisgruppen, des Republikanischen Clubs und des INFIs teilnahmen. Die Tagung war einberufen worden, um die Frage der Schaffung eines sozialistischen Zentrums und die funktionale Neubestimmung des Republikanischen Clubs zu diskutieren … Ausgangspunkt der Debatte war der Zustand der sozialistischen Bewegung im augenblicklichen Zeitpunkt, der noch immer von der Hochschulrevolte bestimmt ist. Es bestand Einigkeit darin, dass auf die Versuche des Senats, AStA und Konvent zu zerschlagen, als Antwort die Schaffung einer studentischen Massenorganisation gefunden werden muss, die alle Hoch- und Fachschulen zu umfassen hat und die über ein eigenes zentrales Entscheidungsgremium zu verfugen hat (siehe die in dieser Ausgabe veröffentlichte umgearbeitete Rede von Peter Neitzke) …

Einigkeit der Teilnehmer bestand auch darin, dass der Klassenkampfcharakter der sozialistischen Bewegung an der Universität nur dann garantiert wird, wenn er durch die bewusstesten Kader an der Universität ständig mit der Arbeit und dem Kampf an der Basis verbunden wird. Einigkeit bestand schließlich darin, dass die langfristig zu schaffende Kaderorganisation aus den proletarischen Grundorganisationen zu bilden sei. Daraus ergab sich als Hauptaufgabe, dass die studentischen Kader mithelfen bei der Schulung und Ausbildung von Arbeiterkadern, die in der Lage sind, den Kampf im Betrieb zu führen und eine vom Betrieb unabhängige Kaderorganisation aufzubauen. Als zentrale Aufgabe des sozialistischen Zentrums wurde daher das Problem der Schulung diskutiert.

Die Grundlagen des politischen Bewusstseins der Arbeiter und ihr Widerstandspotential ist zunächst durch die Aufnahme von Konflikten im Produktionsprozess und durch aufzugreifende Konflikte in Familie, Freizeit und Sexualität zu entwickeln. Dieses ist als erste Phase der Politisierung von den Basis- und Betriebsgruppen zu initiieren. Notwendig ist dann in einer zweiten Phase eine zentral organisierte Kaderschulung, die noch inhaltlich zu diskutieren ist. Die Schulung wurde projektiert als Räteschule oder Arbeiterschule. Nach Auffassung der Basisgruppen sollten nur die studentischen Kader die Schulung von Lehrlingen und Arbeitern übernehmen, die ein Problembewusstsein von den Konflikten der Arbeiter durch ihre Arbeit an der Basis gewonnen haben. Die inhaltliche Konzeption des Projekts einer Räteschule soll in den nächsten Wochen auf einem besonderen Seminar diskutiert werden. Beim Aufbau einer Kaderorganisation kommt daher den Basisgruppen eine zentrale Bedeutung zu. Trotz ihrer augenblicklichen theoretischen, strukturellen und personellen Schwäche fällt es sowohl von ihrem strategischen Konzept wie von dem Grad ihrer Organisation her den Basisgruppen zu, einem solchen Zentrum die politische Funktion zu geben.“

Im Artikel „Konzept zur Gründung einer Massenorganisation an den Universitäten“ heißt es abschließend: „Diese Ankündigung der Massenorganisation will in erster Linie den phantastischen Gespenstergeschichten und Gerüchten entgegentreten und kann kein Organisationsrezept anbieten, sie hofft die revolutionäre Phantasie angeregt zu haben, die in der Kritik und auch der Selbstkritik dieser sozialistischen Organisation das Prädikat sozialistisch und demokratisch verleihen kann, ohne der eigentlichen ‚Wahrheit‘ eines Prinzips zu huldigen. In der nächsten Woche finden zwei Arbeitskonferenzen statt, die von wichtigsten Gruppen an der Universität mit Delegierten beschickt werden und sich die Aufgabe stellen, den Entwurf eines Programms und eines Organisationsstatus zu erarbeiten. Dieser Entwurf wird dann in allen Gruppen diskutiert und verändert werden. Die Kampagne zur Schaffung einer sozialistischen Massenorganisation wird Anfang Juli beendet sein, damit die Studenten, organisatorisch gestärkt, den Ränken und Gewaltmaßnahmen des monopolkapitalistischen Staates gegenübertreten können.“

Der Artikel „Außerparlamentarische Massenaktion und parlamentarische Taktik“ setzt die Artikelserie von Bernd Rabehl fort.
Q: Rote Presse-Korrespondenz, Nr. 15, (West-)Berlin, 30.5.1969.

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