Rote Presse-Korrespondenz, 1. Jg., Nr. 38, 7.11.1969

07.11.1969:
Die Nr. 38 der „RPK” erscheint. Inhalt der Ausgabe ist:
- Der Polizeimord an Carlos Marighella
- Zur Regierungserklärung
- Prozess gegen Horst Mahler
- Streik der Mediziner
- Selbstorganisation an der Abendoberschule
- Der Imperialismus und der Nahost-Konflikt.

Der Artikel „Der Polizeimord an Carlos Marighella“ erklärt zunächst, dass die „brasilianische Polizei unmittelbar ausführendes Organ der pentagonabhängigen Militärkaste ist, die seit 1964 das brasilianische Volk durch ein System lückenlosen Terrors zynisch und brutal unterdrückt“. Der Tod Marighellas bedeute, „ein Schlag, den die bewaffnete Konterrevolution gegen die brasilianische Befreiungsfront landen konnte. In der ganzen Welt würden „echte oder scheinbare sozialistische Führer ermordet, angeschossen oder überfallen: Che Guevara, Malcom X, Lumumba, Rudi Dutschke, Bobby Seal stehen für viele weniger bekannte”. Der Mordanschlag an Marighella „soll denjenigen gegenüber Stärke demonstrieren, denen gegenüber das Regime letzten Endes schwach ist, den Volksmassen und den bewaffneten revolutionären Streitkräften“. Die Herrschenden griffen deshalb zu diesem Mittel, weil „in Brasilien der militante Klassenkampf entfaltet ist“, weil die „brasilianische ALN unter schwierigen Umständen begonnen hat, der Militärdiktatur ernsthaften Widerstand zu leisten“.

Mit den brasilianischen Genossen haben auch die Deutschen „einen gemeinsamen Feind, das BRD-Kapital“ und einen weiteren, „den US-Imperialismus“. Der US-Imperialismus werde in Brasilien, „auf dem lateinamerikanischen Kontinent, die ihre zweite Niederlage nach Vietnam“ einstecken müssen. Das würde helfen, „das Ende ihrer neokolonialistischen Herrschaft in der BRD zu beschleunigen und daher ein echter Schritt zu unserer Befreiung sein“. „Die Ermordung unseres Genossen Carlos Marighella hat der unmittelbaren Anlass zu sein, die internationalen Verflechtungen der Monopole offen zu legen, daraus Resultate für unseren eigenen Kampf zu gewinnen. Solidarität mit unseren brasilianischen Genossen! Es lebe der Sieg im Volkskrieg.“

Im Artikel „Der Imperialismus und der Nahost-Konflikt“ wird ein Referat des „Palästina-Komitees“ veröffentlicht, das sich primär mit der ökonomischen Entwicklung und der imperialistischen Interessen der arabischen Gebiete beschäftigt.

Die ersten Prozesstermine zum Prozess gegen Horst Mahler werden veröffentlicht. Man habe versucht, gegen die Linke und „gegen Horst Mahler, als sogenannten Rädelsführer und Verteidiger“ ein „Berufsverbot zu erwirken“. Die Antwort darauf sei die „Schlacht am Tegeler Weg“ gewesen. Der Prozess gegen Mahler, der in der „ersten Instanz gewonnen“ wurde, werde jetzt fortgesetzt. Die Anklagepunkte lauteten: „Landfriedensbruch und Rädelsführerschaft“. Die Organisation der „Rote Hilfe“ werde sich als „politisch verbindlich organisierte Gruppe“ zu den Prozessterminen äußern.

Dazu wird noch über den „Streik der Mediziner“ referiert, wobei der wichtigste Abschnitt der über die „unterschiedliche Taktik der Linken“ ist. „Im Gegensatz zur ML-Fraktion schlug unsere Gruppe vor, die Aktionseinheit der Professoren zu zerschlagen, indem wir … unmittelbaren Druck auf sie ausübten, um damit den studentischen Forderungen größeren Nachdruck zu verleihen.“ Die ML habe sich „nach der Stimmung der Massen gerichtet und ihr apolitisches Verständnis über die Funktion solcher Gremien indirekt unterstützt. Für uns zeigt das Vorgehen der ML-Fraktion die Gefahr auf, die in diesem Kampf steckt: nämlich das Taktieren mit den Massen und nicht das Vorwärtstreiben des Bewusstseins bei den Massen“. Gefordert wird, „dass ab sofort die Klausuren an der Medizinischen Fakultät abgeschafft werden sollten“.

Der Artikel „Über die Selbstorganisation an der Abendoberschule“ ist von der „ad-hoc-Gruppe Silbermann“. „Der neuerliche Versuch, die verschiedenen Gruppen der linken Opposition in einer Massenorganisation zusammenzufassen, hat die ad-hoc-Gruppe Silbermann veranlasst, ihre mögliche Funktion innerhalb der Massenorganisation zu überdenken.“ Sie geht von den „beiden Schwerpunkten der linken Bewegung (Universität und Betrieb)“ aus und sieht sich „als ein Bindeglied zwischen diesen Bereichen“. Dann wird über die „Funktion der Erwachsenenbildung im Spätkapitalismus am Beispiel der Silbermannschule“ referiert, über die „Entwicklung der Konflikte-Entstehung der ad-hoc Gruppe“ und über die „Ergebnisse“ eines „Wochenseminars“ berichtet.

Eine Anzeige wird für das „Sozialistische Informationszentrum München“ geschaltet. Es hat sich am 18.10.1969 konstituiert, das sog. „SIZ“ im AStA der Ludwig-Maximillian-Universität. Im „SIZ“ sollen „Informationen, Dokumente und Analysen über die Praxis der verschiedenen Bereiche sozialistischer Politik in München gesammelt und weitergeleitet“ werden.

Darauf hingewiesen wird noch, dass vom 8.-18. November in der „Hochschule für bildende Künste Berlin“, die Ausstellung: „Kubanische Plakate“ zu sehen ist. Aufgerufen wird zur Demonstration am 15. November „gegen den amerikanischen Krieg in Vietnam, gegen US-Imperialismus und Kapitalismus“. Im „Rosta“ soll am 12. November der Film: „Hanoi im Dezember“ gezeigt werden.

Reklame wird weiter gemacht für:
- Buchhandlung Gerhard Ludwig (Köln)
- Buchhandlung Niedlich (Stuttgart)
- Jürgens Buchladen (West-Berlin)
- Das politische Buch (West-Berlin)
- Kunst- und Bücherscheue Gustorff-Franksen (Bochum).
Q: Rote Pressekorrespondenz, Nr. 38, West-Berlin, 31.10.1969.

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