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14.11.1969:
Die Nr. 39 der „RPK” erscheint. Inhalt der Ausgabe ist:
- Erklärung der Provisorischen Revolutionären Regierung der Republik Südvietnam
- Vom liberalen Protest zum Klassenkampf
- Aufgaben einer Vietnamkampagne
- Der Imperialismus und der Nahost-Konflikt
- Randgruppenstrategie
- Rotzmat.
In der „Erklärung der Provisorischen Revolutionären Regierung der Republik Südvietnam” wird auf die Rede Nixons verwiesen, die er am 3. November gehalten hat, „in der er schamlos zugunsten der Politik der USA plädiert hat, die sich darauf versteift, ihren Aggressionskrieg in Vietnam fortzusetzen“. Der sog. „Plan der Vietnamesierung des Krieges des USA-Präsidenten Nixons“, sei in „Wirklichkeit eine betrügerische Politik, die sich darauf richtet, Vietnamese gegen Vietnamesen kämpfen zu lasen, um ihren Aggressionskrieg fortzusetzen“. Weiter heißt es: „Die Saigoner Marionettenverwaltung - ein Werkzeug der Aggression der US-Imperialisten - widersetzt sich fieberhaft dem Abzug der amerikanischen Truppen aus Südvietnam und der Bildung der Koalitionsregierung auf der Grundlage der Verwirklichung der nationalen Eintracht zur Erreichung wirklicher freier und demokratischer Wahlen. Sie unterdrückt mitleidlos alle diejenigen, die Frieden, Unabhängigkeit und Neutralität befürworten und ernsthafte Verhandlungen mit der Provisorischen Revolutionären Regierung der Republik Südvietnam vorschlagen. Die Tatsache, dass die Nixon-Regierung sich darauf versteift, die äußerst reaktionäre und kriegslüsterne Marionettenverwaltung von Thieu-Ky-Khiem aufrechtzuerhalten, hat den aggressiven und hartnäckigen Charakter der USA zu Tage treten lassen.
Um sich der dringenden und legitimen Forderung von Millionen Amerikanern zu widersetzen, die von der USA-Regierung die sofortige Repatriierung der US-Truppen verlangen, bringt der amerikanische Präsident Nixon absurde Behauptungen über die Konsequenzen vor, die der Abzug der amerikanischen Truppen aus Südvietnam hervorrufen würde. Die Wirklichkeit ist es, dass mehr als eine halbe Million Soldaten des amerikanischen Expeditionskorps täglich der südvietnamesischen Bevölkerung Tod und Leiden gesät haben, dass sie die grundlegenden nationalen Rechte des vietnamesischen Volkes aufs gröbste mit Füßen getreten und die Sicherheit in Südostasien ernst bedroht haben. Sowie die USA ihre Aggression beendet und sofort alle amerikanischen Truppen repatriiert haben werden, werden so alle diese Übel und Verwüstungen in Südvietnam sofort ein Ende finden.
Der amerikanische Präsident Nixon hat seine Absicht zu Tage treten lassen, den amerikanischen Aggressionskrieg in Südvietnam zu verlängern und weiterhin die Rolle des USA-Imperialismus als Weltgendarm in Südostasien und in der Welt beizubehalten. Die vom amerikanischen Präsidenten Nixon verfolgte Kriegspolitik ist das einzige Hindernis auf dem Wege, der zur friedlichen und korrekten Lösung in Vietnam führt; sie ist der Grund für die Stagnation der Pariser Vietnam-Konferenz. Die Provisorische Revolutionäre Regierung der Republik Südvietnam denunziert und verurteilt aufs schärfste die hartnäckig weitergeführte Aggressionspolitik der Nixon-Regierung. Diese Politik wird ganz sicher scheitern.
Die Provisorische Revolutionäre Regierung der Republik Südvietnam erklärt wiederum feierlich, dass Südvietnam unabhängig und frei sein muss. Um diese edlen Ziele zu erreichen, hat die südvietnamesische Bevölkerung alle Proben bestanden, hat 25 Jahr lang ununterbrochen dafür gekämpft und ist fest entschlossen, bis zum endgültigen Sieg zu kämpfen. Das vietnamesische Volk, das amerikanische Volk und die Völker der ganzen Welt fordern, dass die USA-Imperialisten ihre Aggression beenden, alle amerikanischen Truppen und die der fremden Länder des amerikanischen Lagers aus Südvietnam abziehen, ohne irgendeine Bedingung zu stellen, darauf verzichten, die diktatorische, kriegslüsterne und korrupte Marionettenclique Thieu-Ky-Khiem aufrechtzuerhalten und es der südvietnamesischen Bevölkerung überlassen, selbst und ohne ausländische Einmischung ihre eigenen Angelegenheiten zu regeln.
Dies ist auch der Geist und der grundlegende Inhalt der Zehn-Punkte-Globallösung der Nationalen Front für die Befreiung Südvietnams und der Provisorischen Revolutionären Regierung der Republik Südvietnam… Die Provisorische Revolutionäre Regierung der Republik Südvietnam ruft alle Landsleute, alle Schichten der städtischen Bevölkerung Südvietnams, darunter die patriotischen Soldaten, Offiziere, Angestellten und Funktionäre in der Saigoner Armee und Verwaltung auf, sich für die Unabhängigkeit und Freiheit des Vaterlandes zu vereinen und jegliche Aggressionspolitik der amerikanischer Imperialisten zum Scheitern zu bringen.
Die Bevölkerung und die Provisorische Revolutionäre Regierung der Republik Südvietnam danken aufrichtig ihren Freunden in allen fünf Kontinenten für ihre beträchtliche Hilfe und Unterstützung für den Kampf des vietnamesischen Volkes gegen die USA-Aggression zur Rettung der Nation, und sie begrüßen aufs wärmste das amerikanische Volk, das dem gerechten Kampf gegen die Aggressionspolitik seiner Regierung in Vietnam einen starken Impuls gegeben hat.
Die Bevölkerung und die Provisorische Revolutionäre Regierung der Republik Südvietnam sind fest davon überzeugt, dass die sozialistischen Länder, die den Frieden und die Gerechtigkeit liebenden Länder, die internationalen demokratischen Organisationen, die fortschrittlichen Amerikaner und die Völker der Welt sich noch machtvoller der reaktionären und kriegslüsternen Politik des US-Präsidenten Nixon widersetzen werden, dass sie weiterhin den Kampf des vietnamesischen Volkes gegen die amerikanische Aggression und für die nationale Rettung bis zum endgültigen Sieg unterstützen werden.“ Die „Erklärung“ ist vom 8. November 1969.
Im Artikel „Vom liberalen Protest zum Klassenkampf“ wird ein Beitrag der „Genossen des amerikanischen SDS“ veröffentlicht.
Nicht unwichtig ist der Artikel „Über die Aufgaben einer Vietnamkampagne“, der unterzeichnet ist von: Krummacher/Rabehl/Volkholz. In diesem wird die „schleppend anlaufende Vietnamkampagne“ kritisiert, die „mangelnde Diskussion und Berücksichtigung des internationalen Klassenkampfes in der Strategie der sozialistischen, antirevisionistischen Opposition“. Die Kampagne zu Vietnam muss „die Selbstkritik unserer Internationalismusarbeit verbinden mit einem genauen Studium des nationalen und internationalen Klassenkampfs“. Sodann wird Kritik am „Internationalismus“ der Studentenbewegung geübt, „der im moralischen Protest kleinbürgerlicher Intellektueller gegen das kapitalistische System und in der globalen Identifikation mit den Befreiungsbewegungen bestand“.
Worum gehe es jetzt? „Die Kampagne in den einzelnen Gruppen über die Leitlinien der revolutionären Politik und über die zukünftige Struktur einer revolutionären Organisation im nationalen Maßstab“ muss jetzt beginnen“. „Das zur Zeit zentrale Gremium der revolutionären Gruppierungen, der RPK-Beirat, muss diese Kampagne beginnen. Die ständige Rückführung der zentralen Diskussionen in die Gruppen und deren Ergebnisse in das zentrale Gremium muss dabei gewährleistet sein. Eine Vorkonferenz der Gruppen, die im Beirat vertreten sind, bereitet eine Konferenz vor, in der über ein Bündnisprogramm der revolutionären Gruppen beraten und ein Gremium gewählt wird, das diese politischen Leitlinien propagandistisch in der Roten Presse-Korrespondenz vertritt, die Schulung danach ausrichtet und damit die Bedingungen schafft für die Konsolidierung der sozialistischen Opposition.
Die Vorschläge bedeuten nicht, dass wir abwarten sollen, bis die richtige Analyse erstellt ist, sondern dass in den einzelnen Gruppen und in der Roten Presse-Korrespondenz die nationalen und internationalen Probleme mit dieser Fragestellung diskutiert werden. Das Problem des ‚Nationalismus‘ interessiert nicht nur die FNL oder die amerikanische Progressive Labour Party, sondern auch uns. Die Bündnisfrage ist nicht nur eine Angelegenheit der FNL oder des amerikanischen Moratoriums, sondern berührt auch direkt unsere Strategie. Die Streiks in Turin dürfen für uns keine exotischen Berichte sein, sondern Lehrstücke, die uns Hinweise geben für die kommenden Streiks in Deutschland. Der abstrakte idealistische Internationalismus ist tot, es lebe der proletarische Internationalismus!“
Zur „Randgruppenstrategie“ veröffentlichen die Gruppen „Projektgruppe Jugendkommune“, „TU-Diplomaten Gruppe: Kommunehäuser für Jugendliche“, Sozialpolitischer Arbeitskreis der ESG/KHG“, „PH-Projektgruppe 4 im Märkischen Viertel“, „A-hoc Gruppe Strafvollzug“, „Gruppe Heimerziehung im Arbeitskreis Sozialarbeiter“ ihre Positionen. Auf einem Seminar sollen folgende Fragen näher beleuchtet werden:
- Rolle des Lumpenproletariats
- Verhalten des deklassierten Proletariats im Spätkapitalismus
- Deklassierte Proletarier und Selbstorganisation des Proletariats
- Praktische Konsequenzen.
Die „Rotzmat“ erklärt sich noch einmal zur Frage der „Massenorganisation“, ihrer „Gesamtstrategie“, die darauf hinauslaufen müsse, die „Klassengesellschaft zu zerschlagen“. Daher will sie die Studenten agitieren und rekrutieren, um sie „für den sozialistischen Kampf zu gewinnen“. Dazu: „Erkämpfung von Freiräumen“. Sie sollen der „Vorbereitung auf die spätere sozialistische Berufspraxis“ dienen. So soll ein „organisatorischer Kern“ geschaffen werden, der die politische und theoretische Arbeit einschließt, aber auch die „Zusammenarbeit mit bestimmten Gruppen ermöglicht“.
Aufgerufen wird zur Vietnam-Demonstration am 15. November.
Reklame wird gemacht für das „ROSTA-Kino“. Hier sollen vom 14.-23.11. u. a. folgende Filme gezeigt werden:
- 14.11.: „Das Irrlicht“ von L. Malle
- 15.11.: „Der Krieg ist aus“
- 16.11.: „Herkules, Rächer von Rom“
- 17.11.: „Der Teufelskreis“ - DEFA 1956
- 17.11.: „Der Reichstagsbrandprozess“
- 19.11.: „Die sechste Seite des Pentagon“
- 20.11.: „Chronik eines Mordes“ von J. Haslek
- 21.11.: „Killer Mc Coy“
- 22.11.: „Die Affäre Blum“ - DEFA 1958
- 22.11.: „Affäre Blum“.
Reklame gemacht wird noch für:
- Jürgens Buchladen (West-Berlin)
- Buchhandlung Karin Röhrbein (West-Berlin)
- Kunst und Buchhandlung Michael Siebrasse (Köln)
- Das Politische Buch (West-Berlin)
- Buchhandlung Jürgen Hahn (Bochum).
Q: Rote Pressekorrespondenz, Nr. 39, West-Berlin, 14.11.1969.
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