Was tun - Frankfurter Studentenzeitung, Organ der Gruppe Marxistisch-leninistischer Studenten, Jg. 1, Nr. 2, Apr. 1971

April 1971:
An der Universität Frankfurt gibt die Gruppe Marxistisch-Leninistischer Studenten (MLS) des KAB/ML die Nr. 2 ihrer 'Was tun' (vgl. 18.1.1971, Mai 1971) nun als Frankfurter Studentenzeitung heraus. Der Umfang beträgt 22 Seiten DIN A 4, der Preis 30 Pfg., die Verantwortung übernimmt wieder J. Möcks und den Kontakt H. Schmidt.

Enthalten sind u.a. Artikel:
- Wer nicht frieren will, zahlt in Zukunft mehr,
- 100 Jahre Pariser Kommune,
- Rosa Luxemburg,
- Der US-Imperialismus wird unterliegen!
- Berufsbildungsgesetz (BBuG, d.Vf.) - Spaltung der Arbeiterklasse

In "Ein Schritt vorwärts zur Einheit aller Marxisten-Leninisten" wird berichtet von der gemeinsamen Herausgabe des 'Roten Pfeiles' durch verschiedene Studentengruppen, u.a. die MLS:"
Ein weiterer Schritt auf dem Wege zu diesem Zusammenschluß ist unser gemeinsames Organ, der Rote Pfeil. Er wird in Zukunft statt unseres Frankfurter WAS TUN als Organ der MLS und anderer kommunistischer Hochschulgruppen in der Bundesrepublik erscheinen. Der ROTE PFEIL wird es uns möglich machen, unsere Erfahrungen umfassender und gründlicher als bisher zu verallgemeinern, sie überall zu verbreiten, damit die Kämpfe der einzelnen Hochschulgruppen aus ihrer Isolation herauszuheben und der Front der Bourgeoisie auch an der Hochschule eine einheitliche Front der Kommunisten entgegenzustellen.

VORWÄRTS MIT DEM ROTEN PFEIL ZUR EINHEIT DER KOMMUNISTISCHEN INTELLEKTUELLEN!"
Die 'Was tun' erscheint nun zwar nicht mehr, dafür aber eine 'ML Hochschulpresse' (vgl. Mai 1971).

In "SHB - Ein sozialdemokratischer Studentenbund" heißt es:"
Ende März beschloß der Bundesvorstand der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), sich vom Sozialdemokratischen Hochschulbund zu trennen. Viele Kommillitonen sehen darin eine Bestätigung der richtigen, der linken Politik des SHB. Schauen wir uns die Entwicklung der letzten Jahre an den Hochschulen an:
UNSERE LAGE VERSCHLECHTERT SICH!
Wie in den letzten Nummern des 'Roten Pfeil' und in 'Was tun' Nr. 1 ausführlich dargelegt wurde, verschlechtert sich die Lage der studierenden Intelligenz seit Mitte der sechziger Jahre zusehends:
- der Numerus Clausus trifft in zunehmendem Maße Studienbewerber (allein in Frankfurt fielen ihm laut Uni-Präsident Kantzenbach in diesem Sommersemester 5 000 Studienbewerber zum Opfer);

DIE ABWEHRFRONT DER STUDENTEN WIRD GESPALTEN!
Gegen diese Erscheinungen der Offensive der Bourgeoisie richtete sich an den Hochschulen die Studentenbewegung. Durch diesen Kampf wurde die Bourgeoisie zwar nicht ernsthaft gefährdet, sie begriff jedoch, daß sie bei der Durchführung ihre Pläne auf Schwierigkeiten stoßen mußte. An der Hochschule waren die Hochschullehrer, die, angewiesen auf Forschungsaufträge und finanzielle Unterstützung, stets eine Stütze der Bourgeoisie gewesen waren, auch jetzt noch deren willfährigste Interessenvertreter. Doch jetzt mußte die Bourgeoisie versuchen, wieder verstärkt ihre Agenturen in der Studentenschaft einzurichten, um die studierende Intelligenz zu spalten. So unterstützte sie zunächst großzügig die reaktionären Studentengruppen, wie in Frankfurt das ADS (Aktionskomitee Demokratischer Studenten, d.Vf.), finanziell sehr großzügig. Diese konnten aber über längere Zeit keinen Einfluß auf die Studenten gewinnen. Ihr offen reaktionäres Auftreten, ihre Bestechlichkeit stießen die meisten Studenten sehr schnell wieder ab (…).
In dieser Situation traten neue Gruppen auf den Plan: SHB und Spartakus/AMS. Sie übernahmen die Sprache der 'antiautoritären Bewegung' und bezeichneten sich selber als fortschrittlich und links. Es gelang ihnen, einen großen Teil der Asten und den VDS aus den Händen der zum größten Teil chaotisierten SDS-Nachfolgeorganisationen zu übernehmen. Der SHB ging in Frankfurt zu diesem Zwecke eine Koalition mit dem offen reaktionären ADS ein.

DER MITBESTIMMUNGSBETRUG DER BOURGEOISIE!

Die studierende Intelligenz ist in der jetzigen Lage gezwungen, gegen die Dequalifizierung ihrer Ausbildung, gegen den Abbau demokratischer Rechte, gegen die Verschlechterung ihrer sozialen Lage einen gewerkschaftlichen Abwehrkampf zu führen. Für jede politische Gruppe an der Hochschule, die ihre Politik konsequent an den Interessen der Studenten ausrichtet, müßte die Führung dieses Kampfes die vornehmlichste Aufgabe sein. Die Frage ist nun, wie dieser Kampf zu führen ist. Dazu müssen wir uns zunächst die Taktik der Bourgeoisie und ihres politischen Vertreters, der SPD/FDP-Regierung, ansehen. Mit welcher Methode wird der Angriff auf die Interessen der Studenten geführt? Die Methode ist der politische Betrug."
Dies wird festgemacht am Regierungsentwurf zum HRG (vgl. Dez. 1970).
Fortgefahren wird:"
MITBESTIMMUNG: BEFRIEDUNG DER UNI!

Was tut nun der SHB? Wie kämpft er gegen den Mitbestimmungsbetrug? Man höre und staune: Seine Parole heißt - in schöner Übereinstimmung mit den rechten Gewerkschaftsführern vom Schlage Leber, Brenner, Vetter und Co. - Mitbestimmung. Dem Mitbestimmungsbetrug der Bourgeoisie setzt er also die Forderung nach Mitbestimmung entgegen. Sehen wir uns an, warum er das tut".
Nun folgt ein Auszug aus einem Text des AStA der Uni Frankfurt (vgl. 24.6.1970), in dem der SHB Mitbestimmung als Voraussetzung zur Effizienzsteigerung der Uni erklärt. Hierzu meint die MLS:"
Im Klartext heißt das: Mitbestimmung soll dazu dienen, den Hochschulbetrieb effizienter, d.h. reibungsloser zu machen. Die bestehenden Widersprüche sollen mit ihren Hilfe gemildert werden. So nimmt es auch nicht Wunder, daß der SHB besonders lautstark gegen das Quorum Stellung bezieht und sich damit völlig im Einklang mit der Westdeutschen Rektoren-Konferenz (WRK, d.Vf.) findet: 'Die Westdeutsche Rektorenkonferenz hat sich mehrheitlich gegen das im Paragraphen 16 Abs. 2 vorgesehene Quorum ausgesprochen, weil dieses Quorum der Befriedungsfunktion, die eine einmal in der Hochschulverfassung festgelegte Zusammensetzung der Selbstverwaltungsorgane hat, nicht gerecht wird.' (Stellungnahme der WRK zum HRG)

DIE STUDENTEN WERDEN GETÄUSCHT!

Halt, werden viele Studenten rufen, der SHB kämpft gegen das Quorum und vertritt unsere Interessen in allen Gremien, ihr aber greift ihn deswegen an. Sagte denn nicht schon Lenin, daß man sich an den bürgerlichen Parlamenten beteiligen sollte? Ja, aber nur mit einem Ziel: den Betrug, der dort getrieben wird, aufzudecken. Daher werden Kommunisten in jedem Kampfabschnitt von neuem entscheiden müssen, was günstiger ist, hineingehen oder boykottieren."
Der SHB oder doch zumindest seine Fraktion im Frankfurter Uni-AStA (vgl. Jan. 1971) aber wolle in den Gremien die Machtfrage stellen:"
Die Machtfrage stellte der SHB bei der Präsidentenwahl. Die Alternativen waren klar: '… Hartwich und Kantzenbach sind beide noch relativ jung, gehörten beide noch vor kurzem zum Mittelbau, sind beide aber auch gestandene Leute, sind beide Sozialdemokraten, sind beide in ihren Auffassungen nicht meilenweit voneinander entfernt.' (Frankfurter Rundschau 15.1.1971) Wer in solchen Fragen die 'Machtfrage' stellt, baut Nebenfronten auf, täuscht die Studenten.

DER MITBESTIMMUNGSBETRUG DES SHB!

Der SHB fällt also nicht nur auf die Betrugspolitik der SPD/FDP-Regierung herein, er selbst trägt zu diesem betrug noch tüchtig bei.
- Er stärkt die Illusion, die Studenten könnten ihre Interessen in Mitbestimmungsgremien durchsetzen. Tatsächlich dient die Mitbestimmung jedoch der Befriedung der Hochschule, d.h. der Zurückdrängung studentischer Interessen.
- Er versucht damit, die Studenten von einer organisierten und konsequenten Wahrnehmung ihrer Interessen, vom gewerkschaftlichen Kampf, abzulenken.
- Er macht den Studenten weis, durch die Mitbestimmung könne in vielen Fragen die 'Machtfrage' gestellt werden, man könne die Bourgeoisie also zum Hintertürchen hinausdrängen.
Mitbestimmung für die breiten Volksmassen kann es im Kapitalismus aber nicht geben, denn da bestimmt die Bourgeoisie was geschieht. Das Volk kann dem nur zustimmen oder muß offen dagegen kämpfen. Wer, wie der SHB während seiner Mitbestimmungswoche vom 25.1. - 4.2.1971, 'gewerkschaftlichen für Mitbestimmung' proklamiert, versucht davon abzulenken, versucht uns weiszumachen, daß es zwischen der Diktatur der Bourgeoisie und dem Sozialismus ein Mittelding, einen dritten Weg gibt. Der SHB kämpft nicht für, sondern gegen die Interessen der Studenten. Er erweist sich als guter Sachverwalter der Interessen der Bourgeoisie an der Hochschule. So nimmt es nicht wunder, daß die Bilanz seiner anderthalbjährigen AStA-Tätigkeit so aussieht, daß er sich sage und schreibe zweimal für studentische Belange einsetzte:
- er setzte sich für die Abschaffung der Institutsbeiträge ein;
- er startete gegen die Mensamisere eine Teppichmensa-Aktion.
Das war alles.

DER ANTIIMPERIALISTISCHE KAMPF!

Manch einer wird vielleicht einwenden, der SHB nehme immerhin am anti-imperialistischen Kampf teil. Er wird auf die anti-imperialistischen Flugblätter und die AStA-Info 3/71 (vgl. 11.2.1971, d.Vf.) hinweisen. Sie verdienen es, angeschaut zu werden.
Imperialismus bedeutet für unsere sozialdemokratischen Freunde Ereignisse im Dschungel, hervorgerufen durch eine sich auf 'zunehmend faschisierte Mittelschichten' stützende Nixon-Clique. Sehen wir uns dazu den großaufgemachten Artikel 'Hände weg von Laos' in AStA-Info 3/71 an: … Drei Sätze das ist alles! Flugblätter zu diesem Thema liegen grundsätzlich auf der gleichen Ebene. Wie stellt sich in diesen anti-imperialistischen Bekundungen des SHB die Politik der sozialdemokratischen Bundesregierung dar? 'Es wird immer deutlicher, daß die sozial-liberale Koalition in Bonn nicht bereit ist, eindeutig Front gegen reaktionäre und faschistische Kräfte auf innen- und außenpolitischem Gebiet zu machen… Konkret deutlich wird diese rechtsopportunistische Haltung der Bonner Reformregierung bei der Ausweisung von Kathleen Cleaver… Demonstriert gegen die Ausweisung, gegen das Ausländergesetz, gegen die Innen- und Außenpolitik der Nixon-Clique und gegen die rechtsopportunistische Politik der Bundesregierung.' Das heißt also, diese Bundesregierung, die mit den Mitteln des Betrugs die Lage der westdeutschen Bevölkerung ständig verschlechtert und im Moment der beste Statthalter des westdeutschen Imperialismus ist, die den Bürgerkrieg im Inneren und die Aggression nach außen vorbereiten hilft, dieses aktive Werkzeug der Bourgeoisie ist gar kein Werkzeug dieses westdeutschen Imperialismus, sondern macht lediglich einen Fehler: sie ist opportunistisch nach rechts!

DAS SCHWEDISCHE VORBILD

Merkt der SHB nicht, daß er sich da gründlich irrt? Doch, er merkt es". Es folgen nun Zitate aus der 'AStA Information' an der Uni Frankfurt Nr. 1 (vgl. Jan. 1971) zum Cabora Bassa Staudamm in Mosambik, u.a. ein Brief der Cabora Bassa Gruppe Frankfurt an den Bundeskanzler. Dazu wird gesagt:"
Was bedeutet es, wenn solche Briefe geschrieben werden? Die SPD/FDP-Regierung, unter der der westdeutsche Imperialismus nach außen und innen seinen raschesten Aufschwung nahm, die durch Betriebsverfassungsgesetz, Berufsbildungsgesetz, Hochschulrahmengesetz etc. den Werktätigen wie der studierenden Intelligenz demokratische Rechte raubt, die durch Steuervorauszahlungen, Lohnleitlinien, Einschränkungen des sozialen Wohnungsbaus und Verschlechetrung der Krankenversorgung die soziale Lage Lage weiter Teile des Volkes verschlechtert, diese imperialistische, antidemokratische und sozialreaktionäre Regierung wird zur 'demokratischen Kraft' aufgewertet. Ihr wird empfohlen, nach dem Beispiel der schwedischen Sozialdemokraten ihre imperialistische Politik besser zu tarnen und sich von den gröbsten Auswüchsen und Verbrechen des Imperialismus zu distanzieren. Rein moralische Entrüstung über imperialistische Verbrechen ohne die Zusammenhänge aufzuzeigen, kann nur dazu dienen, den Lakaien der Imperialisten zu helfen, versteckter vorzugehen, besser zu betrügen.

NICHT DER KAPITALISMUS, SONDERN DAS RECHTSKARTELL MUSS BEKÄMPFT WERDEN!

Es nimmt nicht wunder, daß der SHB im Inneren nur gegen das 'Rechtskartell' vorgeht. Nicht, daß der Kampf gegen Ultrarechte und Faschisten jetzt nicht geführt werden müte, aber das ist eben nur eine Seite. Die andere Seite ist der Kampf gegen den momentanen Hauptfeind, gegen die Betrugspolitik der Sozialdemokratie. Wie wir bereits gesehen haben, kämpfen die SHBler nicht gegen den Imperialismus, sondern nur gegen dessen offensichtlichste Verbrechen. So verwundert es auch nicht, daß unsere sozialdemokratischen Studenten auch nicht gegen das kapitalistische Ausbeutersystem kämpfen wollen, sondern halt nur gegen das 'Rechtskartell'.

SHB: AGENTUR DER SOZIALDEMOKRATIE AN DER HOCHSCHULE

Es überrascht uns jetzt nicht mehr, wenn der SHB wiederholt beteuert, er stehe auf dem Boden des Grundgesetzes, jenes Grundgesetzes, das die Notstandsgesetze enthält, gegen die unsere SHB-Freunde einst so mächtig vom Leder zogen. Aber jetzt ist ja Gras über die Sache gewachsen, die Kämpfe gegen die Notstandsgesetze sind fast vergessen, jetzt kann man sagen, wie man zu ihnen steht.

Wir können die Politik dieser pseudolinken Gruppe kurz zusammenfassen: Betrug an den Studenten, um die eigene Karriere voranzutreiben. Das geben die SHB-Mitglieder selber zu, wie folgende Aussagen beweisen: 'Die meisten von den Alten, vor allem Conny Schacht und Schindler, sind nur auf ihre Parteikarriere aus, aber wir haben jetzt viele Neue' oder 'Du wirst sehen, bald bekommen Karrieristen wie Conny Schacht und Streeck keine Posten mehr in der Studentenschaft' (Dullinger und Zimmermann, SHB).

Kampf gegen die Betrugspolitik der Sozialdemokratischen Partei heißt, Kampf gegen die Agenten der Sozialdemokratie in der Studentenschaft, heißt Kampf gegen den Sozialdemokratischen Hochschulbund."
Als letztes Zitat wird eine Zeitungsmeldung über die Erklärung des SHB-Bundeszentralrates abgedruckt (vgl. 1.4.1971).

In "Selbstkritik" heißt es:"
Im Roten Pfeil Nr. 13 (vgl. Feb. 1971, d.Vf.), Organ kommunistischer Hochschulgruppen, erschien ein Korrespondentenbericht der MLS unter der Überschrift 'Abfuhr für die Sektierer'.

Dank der Kritik von Sympathisanten und fortschrittlichen Studenten konnten wir unsere Fehler in diesem Bericht erkennen. Die Darstellung bediente sich einer schematischen Sprache, zeichnete sich durch euphorische Grundhaltung aus und versäumte es, auf unsere Schwierigkeiten hinzuweisen. Die tatsächlichen Erfolge beim Aufbau des ZAF (Zentraler Aktionsrat der Fachschaften, d.Vf.) und im ideologisch-politischen Kampf gegen die Sektierer gerieten daher in ein schiefes Licht. Durch die ideologische Auseinandersetzung in der Gruppe waren wir in der Lage, die Wurzel des Fehlers, nämlich Subjektivismus, zu bestimmen und zu bekämpfen.

Kommilitonen, Genossen! Um die korrekte marxistisch-leninistische Politik zu entfalten, sind wir ständig auf die breite Kritik unserer Arbeit angewiesen. Der Prozeß von Kritik und Selbstkritik ist unsere Waffe, politische Fehler in Erfolge zu verwandeln."

In "Marxistisch-leninistische Politik an der Hochschule - MLS" heißt es:"
Wie sieht die Arbeit der MLS an der Hochschule aus?

Die Gruppe marxistisch-leninistischer Studenten geht bei ihrer Hochschularbeit vom Prinzip der Massenlinie aus (Von den Massen lernen, das Erlernte systematisieren und wieder propagieren). Das heißt: Wir müssen die Widersprüche in unserem Bereich, der Hochschule, genau untersuchen und unsere Politik aufgrund der Untersuchungsergebnisse im Rahmen einer gesamtgesellschaftlichen kommunistischen Taktik betreiben. Wir dürfen weder Widersprüche aus anderen Bereichen hierher übertragen, wie es die Revisionisten im Spartakus (AMS Spartakus der DKP, d.Vf.) tun, noch uns irgendwelche neuen ausdenken wie einige Sektierer im KSB (KSB/ML der KPD/ML-ZK, d.Vf.). In beiden Fällen hätten diese Widersprüche nur in unserer Einbildung Bedeutung aber keinesfalls in der Wirklichkeit.

Wirklich marxistisch-leninistische Politik ist auch an der Hochschule nur unter der Anleitung einer proletarischen Organisation (langfristig unter Anleitung der proletarischen Partei) möglich.

Der Kommunistische Arbeiterbund (Marxisten-Leninisten) (KAB/ML, d.Vf.) und die Genossen in der KPD/ML um den REVOLUTIONÄREN WEG (KPD/ML-RW, d.Vf.) bauen die Kommunistische Partei in der korrekten Weise nach dem Prinzip des demokratischen Zentralismus auf. Die MLS und die anderen kommunistischen Hochschulgruppen, die sich um den ROTEN PFEIL gesammelt haben, werden von ihnen angeleitet.

Marxistisch-leninistische Hochschulpolitik dient der Vorbereitung des Bündnisses von Arbeiterklasse und fortschrittlicher Intelligenz. Wir müssen den Studenten zeigen, daß ihre Interessen nicht darin liegen, die Unterdrückungs- und Ausbeutungsmethoden der Bourgeoisie immer mehr zu verbessern, sondern darin, an der Seite des Proletariats den Kampf für Frieden, Demokratie und Sozialismus aufzunehmen.

Diese Interessenlage konnte für die Mehrzahl der Studenten erst nach der letzten und bisher schwersten Krise des westdeutschen Imperialismus (1966/67) richtig sichtbar werden.
Von diesem Zeitpunkt an ist die Bourgeoisie darangegangen, auch ihre bisherigen 'Lieblinge', die Intelligenz, in immer stärkeren Maße zu entrechten und ihre soziale Lage zu verschlechtern. Wir werden deshalb unermüdlich die Angriffe des Kapitals auf die demokratischen Rechte und sozialen Interessen der Studenten aufzeigen. Weil diese Interessen ihrem Wesen nach antikapitalistisch sind, werden wir sie verteidigen. Es ist deshalb ein wesentlicher Teil unserer Arbeit, den ZENTRALEN AKTIONSRAT DER FACHSCHAFTEN (ZAF) zu unterstützen. Die Bourgeoisie ist der Feind des werktätigen Volkes. Die Studenten haben an ihrer Seite nichts zu gewinnen. Die Interessen der Studenten und aller fortschrittlichen Intellektuellen liegen darin, als Bündnispartner an der Seite und unter der Führung des Proletariats gegen die bürgerliche Diktatur, für die proletarische Demokratie zu kämpfen.

FÜR DAS BÜNDNIS VON ARBEITERKLASSE UND FORTSCHRITTLICHER INTELLIGENZ!"

In "BAUEN WIR DEN ZAF WEITER AUF!" heißt es:"
Wie wir schon in WAS TUN Nr. 1 berichteten, wurde am 18.1.1971 von Fachschaftsvertretern und fortschrittlichen Studenten aus allen Bereichen der Zentrale Aktionsrat der Fachschaften (ZAF) an der Naturwissenschaftlichen Fakultät gegründet.

Die Zusammenfassung aller fortschrittlichen Kräfte im ZAF zu einer wirksamen Interessenvertretung der Studenten war notwendig, da die Zersplitterung der Fachschaften eine wirkungsvolle und kontinuierliche Arbeit nicht ermöglichte. Diese ist aber gegen die massierten Angriffe der Bourgeoisie heute nötiger denn je. Aus den Perspektiven, die sich aus der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung der BRD für die Studenten ergeben, entstehen die gewerkschaftlichen Forderungen:
- Kampf dem antidemokratischen Hochschulrahmengesetz!
- Gegen soziale Demontage!
- Kampf der Dequalifizierung der Ausbildung!
- Für eine starke Interessenvertretung der Studenten!

Mit diesen Forderungen stellten sich die Kandidaten des ZAF zur Wahl der Fachschaftsvertretungen. Ihr Erfolg bei den Fachschaftsvollversammlungen in Mathematik (vgl. 22.1.1971, d.Vf.), Chemie (vgl. 26.1.1971, d.Vf.), Physik (vgl. 19.1.1971, d.Vf.) und Biologie (vgl. Feb. 1971) beweist, daß die Studenten ihre berechtigten Interessen durch dieses Aktionsprogramm vertreten sehen.

Auch die MLS unterstützt den gewerkschaftlichen Kampf des ZAF, weil sie ihn als einen Teil des Kampfes gegen den Reformschwindel der sozialreaktionären SPD/FDP-Regierung versteht, der von allen Teilen der werktätigen Bevölkerung unter Anleitung des KAB(ML) und der proletarischen Linie in der KPD(ML) geführt wird.

Das ZAF-Plenum richtete Aktionsgruppen ein, die sich einerseits mit der speziellen Betrugspolitik der Bourgeoisie an der Universität beschäftigten (Gruppe HRG, HHG, HUG; Gruppe Berufssituation), andererseits den gewerkschaftlichen Kampf gegen die Verschlechterung der Studienbedingungen führen (Gruppen: Teilnahmescheine, Kapazitätenschwindel, Forschung und Lehre).

Durch Paragraph 20 des Hochschulrahmengesetzes (HRG) kann die selbstverfaßte Studentenschaft (wie Fachschaften und AStA) zerschlagen werden. Das 'Mitspracherecht' in universitären Gremien soll den Kampf zur Durchsetzung studentischer Interessen ersetzen! Wie unsere Interessen in solchen Gremien 'vertreten' werden können haben die Erfahrungen der letzten Jahre in Fakultät und Sektion gezeigt. Deshalb müssen die Fachschaften und Asten als Interessenvertretung der Studenten erhalten bleiben, sich vereinigen und gestärkt werden. Gleichzeitig müssen wir mit dem Aufbau einer unabhängigen Studentengewerkschaft beginnen.

Kontakte mit den anderen gewerkschaftlichen Organisationen im süddeutschen Raum sind aufgenommen, um auch im nationalen Rahmen ein einheitliches Vorgehen zu ermöglichen.

ARBEITET IM ZAF MIT!
NEHMT EURE INTERESSEN WAHR!"

In der Rubrik "Aus Instituten und Fachschaften" wird berichtet aus der Abteilung für Erziehungswissenschaften (AfE) und dem Fachbereich Chemie. Zur Chemie heißt es:"
In den letzten Wochen des Wintersemesters erfuhren die Studenten, die das anorganische Grundpraktikum beendet hatten, daß etwa ein Drittel von ihnen keinen Arbeitsplatz im organischen Praktikum erhalten wird. Daraufhin wurde eine Praktikantenversammlung einberufen. Die Institutsleitung - die Fachschaft und der ZAF hatten sich inzwischen eingeschaltet - schlug dort als Kompromiß vor, daß diejenigen, die jetzt ins 4. Semester kommen und keinen Arbeitsplatz im organischen Praktikum erhalten, dafür das physiko-chemische vorziehen können. Sie müssen aber in den Semesterferien einen einmonatigen, ganztägigen Kurs in Physikalischer Chemie absolvieren.

War es nun wirklich nicht möglich alle, wie es von den Praktikanten gefordert wurde, ins organische Praktikum aufzunehmen? DOCH! 1. Die Institutsleitung gab vor, nicht genau zu wissen, wieviel am anorganischen Praktikum teilgenommen hatten. Drei Tage vor Semesterschluß konnte von ihr nicht angegeben werden, wieviele Plätze im organischen Praktikum fehlen!
2. Über die Anzahl der im organischen Institut vorhandenen Praktikantenplätze und deren Verwendung wurden keine genauen Angaben gemacht.

Sehen wir uns die Fakten an:
1. Im WS 1969/70 begannen nur 28 Studenten, im SS 1970 gar nur 9 das Chemiestudium in Frankfurt, das sind die niedrigsten Zahlen der letzten 10 Jahre. (Es bewarben sich zwar viermal soviel Studenten wie Plätze vorhanden waren, aufgenommen wurden am Ende jedoch nur halbsoviel.) Für gerade den zahlenmäßig schwächsten Jahrgang reichten also nach Prof. Quinckert die Praktikumsplätze im organischen Institut nicht aus.

2. Im September 1970 wurde der Neubau der Sofortchemie in Sachsenhausen in Betrieb genommen. Die Arbeitskreise von Prof. Bock und Prof. Quinckert sowie das Institut für Biochemie und das Institut für physikalische Biochemie bezogen den Neubau. Schon früher waren dem chemischen Institut Meßräume im Neubau Mathematik-Physik zur Verfügung gestellt worden. Man müßte also annehmen, daß, nachdem ein großer Teil der Forschung ausgelagert worden ist, für die Praktika mehr Raum zur Verfügung steht. Das Gegenteil ist der Fall. Zwar wurde ein kleiner Saal (VIIIa), bisher Biochemie, für Praktikumszwecke freigegeben, doch wurde gleichzeitig in den Säle (III, IV, VIIIb) die Aufteilung der Boxen geändert. Bisher arbeiteten in einer Box 4 Praktikanten, jetzt sind es 2 Praktikanten und ein Diplomand oder Doktorand. Während sich die Forschung auf Kosten der Ausbildung ausbreitet, stehen Laborplätze leer - z.B. das Rondell mit Nebenräumen.

Im anorganischen Institut sieht es ähnlich aus: Labore im Anbau stehen leer; außerdem wird jetzt auch hier umgebaut, aus 118 Praktikantenplätzen werden 102 gemacht, d.h. der Numerus clausus wird trotz Neubauten, trotz Sofortprogramm verschärft. Was sehen wir daraus? Wir, die Studenten, werden betrogen. Wir werden diesen Betrug aufdecken, wir werden unsere Anstrengungen beim Aufbau einer gewerkschaftlichen Studentenorganisation verdoppeln."

Zur AfE heißt es:"
Der Angriff der Bourgeoisie auf die Studenten wird gerade an der AfE immer deutlicher: Die Räumlichkeiten genügen keinesfalls mehr den gestiegenen Bedürfnissen, im Deutsch-Seminar besteht sogar Einsturzgefahr. Für die Uni-Bürokratie ist die Konsequenz daraus aber nicht die beschleunigte Fertigstellung des AfE-Turmes, sondern Präsident Kantzenbach läßt verlautbaren, man müssen an der AfE wegen Einsturzgefahr der Gebäude die Einführung des Numerus Clausus in bestimmten Fächern in Erwägung ziehen. Aber nicht nur Räumlichkeiten fehlen, sondern auch Dozenten. Es ist allgemein bekannt, daß in der BRD ein Mangel an Mathematiklehrern besteht. Trotzdem müssen sich hier in Frankfurt bis zu 200 Studenten in die mathematischen Veranstaltungen drängen. Außerdem muß man sich in einigen Fächern Wochen oder gar Monate vor Beginn der Veranstaltungen anmelden, da sonst kein Studienplatz mehr zu haben ist! Hat die AfE-Fachschaft, die MEHRHEITLICH aus Mitgliedern des KSB/ML (der KPD/ML-ZK, d.Vf.) besteht, etwas gegen diese Mißstände unternommen? Mitnichten! Die KSB-Genossen waren zu sehr damit beschäftigt, sich mit der Bourgeoisie auf dem Gebiet des theoretischen Kampfes zu messen, nach dem Motto: 'Die Bourgeoisie hat Angst vor der Wahrheit' (Überschrift eines Flugblattes).

Die Fachschaft hielt es auch nicht für nötig, eine Studienberatung durchzuführen. Eine Nachfrage beim Arbeitsamt Frankfurt ergab, daß über 70% der Studienanfänger, die sich dort beraten lassen wollten, von der AfE kamne und sehr empört auf die Vernachlässigung ihrer Interessen reagierten.

Angesichts der immer frecher werdenden Angriffe der Bourgeoisie müssen wir endlich wieder eine Fachschaft haben, die konsequent die gewerkschaftlichen Interessen der Studenten vertritt, eine Fachschaft, die den Kampf gegen den Abbau demokratischer Rechte und gegen soziale Demontage aufnimmt.

Illusionisten und Pseudotheoretiker können wir uns in dieser Situation nicht mehr leisten! Unsere Parole muß deshalb heißen: Für eine starke Interessenvertretung auf breiter Basis!"
Q: Was tun Nr. 2, Frankfurt Apr. 1971

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