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Rheingau-Taunus-Kreis

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 15.3.2008

In dieser wie immer sehr unvollständigen Darstellung werden vornehmlich lokale bzw. betriebliche Materialien aus dem Rheingau-Taunus-Kreis, wie sie aus den Jahren 1978 bis 1980 vom KBW in betrieblichen Ausgaben der 'Kommunistischen Volkszeitung' (KVZ) aus Aarbergen für Passavant, wo sich hier zuvor entspannungsfreudige Pazifisten profilieren (vgl. Sept. 1970) und die Besitzenden nach Aktenlage die Kunden für die Krankheiten der KollegInnen belangen (vgl. 7.12.1970), sowie von Black und Decker Idstein vorlagen, nicht vorgestellt.

Es geht hier nicht allein um die allen aufmerksamen PassantInnen hinreichend bekannten Gullideckel von Passavant Aarbergen, sondern vielmehr um den vermutlich ersten bundesdeutschen Angriffskrieg nach der Befreiung von Auschwitz, d.h. des Überfalls auf Guinea-Conakry, was daheim in den bundesdeutschen Landen kaum einer Meldung wert scheint, nicht einmal in der betrieblichen Presse der Opposition, wie sie von uns aus den Westberliner DIAG-Betrieben Borsig, Fritz Werner und Schwartzkopff recht reichhaltig ausgewertet wurde (vgl. 29.1.1971).

In Berlin wird zwar über die Betriebe und Liegenschaften des Fritz Werner Konzerns im Rheingau-Taunus Kreis berichtet (vgl. 20.7.1971, 11.8.1971), so wie bundesweit von der IGBE (vgl. Aug. 1971), während die KPD/ML-ZK einen mutmaßlichen Massenmord zu enthüllen trachtet (vgl. Sept. 1971).

Erst im Herbst 1972 finden sich Hinweise auf Aktivitäten im Rheingau-Taunus Kreis selbst von der KPD (vgl. 18.10.1972), die auch später kurz einen Vietnamausschuss Schwalbach unterhält (vgl. 20.6.1973) sowie von der Repression bei Fritz Werner berichtet (vgl. 12.9.1973). Die KPD/ML hat ebenfalls Freunde im Kreis (vgl. 30.3.1974, 15.3.1975).

Der Schluss dieser Darstellung widmet sich allein dem Protest gegen die Stilllegung der Strumpffabrik Eles in Bleidenstadt bzw. Taunusstein von der verschiedene linke Gruppen berichten, in unserer unvollständigen Darstellung vor allem die SAG (vgl. 29.10.1975, 30.6.1976).


Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

September 1970:
Vermutlich Ende August oder Anfang September wird, laut DKP, eine Einladung für eine KSZE verfaßt und für diese um Unterschrift gebeten, was u.a. auch durch Dr.-Ing Ulli Stahl - Projektleiter bei der Firma Passavant (Aarbergen,d.Vf.) erfolgt.
=Unsere Zeit Nr.38,Essen 19.9.1970,S.5

07.12.1970:
Die KPD/ML-ZB berichtet vermutlich aus dieser Woche von Passavant Aarbergen:"
KAPITALISTEN 'RECHTFERTIGEN' PREISERHÖHUNGEN

Die Kapitalisten der Passavant-Werke haben sich einen neuen Trick zur Rechtfertigung ihrer ständigen Preistreiberei ausgedacht: Sie schickten einen Brief an ihre Kunden, in dem es heißt: 'Wir wehren uns gegen Leistungsabfall und Schlendrian, gegen Personalmangel und seine Folgen. Wir haben damit fertig zu werden, daß 30% der Belegschaft und mehr abwesend sind. Wir müssen sie deshalb bitten dies zu berücksichtigen, wenn wir ihnen erneut eine Anhebung der Preisliste mitteilen.'"
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.58,Bochum 12.12.1970,S.8

29.01.1971:
Die KPD/ML-ZB (vgl. 6.2.1971) berichtet:"
GUINEA
...
Außerdem arbeitete in Guinea die sogenannte Werner Gruppe (Fritz Werner Werke, FWW - IGM-Bereich,d.Vf.). Ihr Chef, Graf von Tiedenhausen, beging inzwischen wie Seibold Selbstmord. Die Werner GmbH Westberlin wurde gegründet, um mit Hilfe der Bundesregierung und des Westberliner Senats die Berliner Maschinenbauindustrie vor der Pleite zu retten. Sie gehört seit 1966 zusammen mit anderen Westberliner Firmen wie Borsig, Schwartzkopff und Typograph zur Deutschen Industrieanlagen GmbH (DIAG,d.Vf.). Diese Gesellschaft ist zu 90% in Bundesbesitz.

Die Werner GmbH hat in Guinea vor allem Munitions- und Waffenfabriken gebaut, außerdem militärische Anlagen, die z.T. von der Bundesregierung finanziert wurden. Das bedeutet, daß ihr Chef alle militärischen Anlagen in Guinea genau kannte und auch einen Überblick über die wichtigsten Industrieanlagen hatte."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.10,Bochum 6.2.1971,S.9f

20.07.1971:
In der Nr.14 ihres 'Schwartzkopff-Hammer' (vgl. 29.6.1971, 11.8.1971) berichtet die Berliner Betriebsgruppe Schwartzkopff der KPD/ML-ZB u.a. über das Fritz Werner Hauptwerk in Geisenheim.
=Der Schwartzkopff Hammer Nr.14,Berlin 20.7.1971

August 1971:
Die IGBE (vgl. 1.10.1971) berichtet aus dem Juli und August:"
Vermögenswirksame Leistungen in Höhe von 26 DM pro Monat wurden von der IG Bergbau und Energie für die Arbeitnehmer im Kaolin Geisenheim vereinbart."
=Einheit Nr.19,Bochum 1.10.1971,S.4

11.08.1971:
In der Nr.15 ihres 'Schwartzkopff Hammer' (vgl. 20.7.1971, 24.8.1971) berichtet die Berliner Betriebsgruppe Schwartzkopff der KPD/ML-ZB u.a. über das Schloß Reichartshausen des Fritz Werner Konzerns in Hattenheim im Rheingau.
=Der Schwartzkopff Hammer Nr.15,Berlin 11.8.1971

September 1971:
In Osthofen gibt die Rote Garde (RG) der KPD/ML-ZK, früher SAG (?) Osthofen ihre Ortszeitung 'Information' mit einem Artikel über die 'Ermordung' von 17 Alten in einem privaten Altersheim in Mittelheim im Rheingau heraus, der später im 'Roten Morgen' nachgedruckt wird.
=Roter Morgen Nr.11,Hamburg 11.10.1971

18.10.1972:
In der Nr.65 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 11.10.1972, 25.10.1972) gibt die KPD bekannt, daß sie zu den Bundestagswahlen einen Sonderdruck der 'Roten Fahne' mit dem Titel "Nur Volksfeinde stehen zur Wahl - stimmt ungültig!" in einer Auflage von 100 000 Exemplaren verbreitet hat. Neben den Regionen wo die KPD als Partei arbeite, sei dieser Sonderdruck u.a. auch verteilt worden in Geisenheim.
=Rote Fahne Nr.65,Dortmund 18.10.1972

25.02.1973:
Die bisherige IG/KOG Frankfurt/Offenbach hat ihren Namen für die Nr.3 des 'Schulkampf' (vgl. 22.1.1973, Mai 1973) nun um Wiesbaden erweitert, was aber bald wieder aufhört. Berichtet wird für 30 Pf. aus Wiesbaden u.a. von einer mehr als stadtweiten (plus Pestalozzi Gymnasium Idstein und Rheingau Gymnasium Geisenheim) Direktorenkonferenz.
=Schulkampf Nr.3,Frankfurt 25.2.1973

20.06.1973:
In der Nr.25 der 'Roten Fahne' der KPD (vgl. 13.6.1973, 27.6.1973) erscheint ein Bericht über Spenden für die Vietnamhilfe alles für den Sieg. Diese gingen u.a. ein vom Vietnamausschuss Schwalbach.
=Rote Fahne Nr.25,Dortmund 20.6.1973

12.09.1973:
Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' Nr.37 (vgl. 5.9.1973, 19.9.1973) heraus. U.a. wird eine Liste von Betrieben veröffentlicht, in denen es zur Entlassung bzw. Nichtübernahme von Jugendvertretern gekommen ist. Hierbei handelt es sich u.a. um Fritz Werner Geisenheim.
=Rote Fahne Nr.37,Dortmund 12.9.1973

30.03.1974:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' Nr.13 (vgl. 23.3.1974, Apr. 1974) heraus. Spenden für die Solidarität mit den politisch Verfolgten gingen u.a. ein aus Hattenheim.
=Roter Morgen Nr.13,Dortmund 30.3.1974

15.03.1975:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr.11 (vgl. 8.3.1975, 22.3.1975) heraus. Aus Hessen wird berichtet von Berufsverboten (BV) für Lehramtsanwärter (LAA) der KPD/ML an den Gesamtschulen (GS) Schwalbach und Hattersheim. An der GS Hattersheim unterrichtet der LAA in der 10. Realschulklasse. In Schwalbach empörten sich die Schüler. Die eigene Rote Garde (RG) rief mit einem Flugblatt vor beiden GS zu einer Veranstaltung auf, die dann auch von Lehrern von anderen Schulen besucht wurde.
=Roter Morgen Nr.11,Dortmund 15.3.1975

29.10.1975:
In der Strumpffabrik Eles Bleidenstadt treten, laut SAG, 100 der 160 Beschäftigten in den Streik gegen die Stillegung des Werkes. Von den, laut AB, 140 Beschäftigten sind 110 in der Gewerkschaft Textil und Bekleidung (GTB) organisiert.
=Klassenkampf Nr.52,Frankfurt 15.12.1975;
Sozialistische Arbeiter Zeitung Nr.1,Frankfurt 1.5.1976;
Kommunistische Arbeiterzeitung Nr.74 und 75,München 16.11.1975 bzw. 30.11.1975


11.11.1975:
Die KPD gibt erstmals ihren 'Roten Fahne Pressedienst' (RFPD - vgl. 18.11.1975) als Nachfolgeorgan der 'Roten Pressekorrespondenz' (RPK) heraus. Aus Hessen wird berichtet von Eles Taunusstein (GTB-Bereich - 160 Besch.), u.a. über die ausländischen Frauen.
=Rote Fahne Pressedienst Nr.1,Köln 11.11.1975

Dezember 1975:
Bei Eles Bleidenstadt wird, laut SAG, gegen die Schließung des Werkes gestreikt.
=Sozialistische Arbeiter Zeitung Nr.1,Frankfurt 1.5.1976

02.12.1975:
Die KPD gibt ihren 'Roten Fahne Pressedienst' (RFPD) Nr.4 (vgl. 25.11.1975, 9.12.1975) heraus. Aus Hessen wird berichtet von Eles Taunusstein (GTB-Bereich).
=Rote Fahne Pressedienst Nr.4,Köln 2.12.1975

13.12.1975:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr.50 (vgl. 6.12.1975, 20.12.1975) heraus. Aus Hessen wird u.a. berichtet vom Textilbetrieb Eles Bleidenstadt (GTB OV Frankfurt).
=Roter Morgen Nr.50,Dortmund 13.12.1975

16.12.1975:
Die KPD gibt ihren 'Roten Fahne Pressedienst' (RFPD) Nr.6 (vgl. 9.12.1975, 23.12.1975) heraus. Aus Hessen wird berichtet von Eles Taunusstein (GTB-Bereich).
=Rote Fahne Pressedienst Nr.6,Köln 16.12.1975

18.02.1976:
Die SAG gibt ihren 'Klassenkampf' mit der Nr.53 (vgl. 15.12.1975, März 1976) heraus. Berichtet wird u.a. von Eles Bleidenstadt.
=Klassenkampf Nr.53,Frankfurt 18.2.1976

März 1976:
Die SAG gibt ihren 'Klassenkampf' Nr.54 (vgl. 18.2.1976, Apr. 1976) heraus. Berichtet wird u.a. von Eles Bleidenstadt.
=Klassenkampf Nr.54,Frankfurt März 1976

April 1976:
Die SAG gibt mit der Nr.55 ihren 'Klassenkampf' (vgl. März 1976) letztmalig als Zentralorgan heraus. An diese Stelle tritt ab dem 1.5.1976 die 'Sozialistische Arbeiter Zeitung' (SAZ). Berichtet wird u.a. von Eles Bleidenstadt.
=Klassenkampf Nr.55,Frankfurt Apr. 1976

07.04.1976:
Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' (RF) Nr.14 (vgl. 31.3.1976, 14.4.1976) heraus und berichtet u.a. von den ausländischen Arbeitslosen bei Eles Taunusstein bzw. Bleidenstadt (GTB-Bereich).
=Rote Fahne Nr.14,Köln 7.4.1976

01.05.1976:
Die SAG gibt die Nr.1 ihrer 'Sozialistischen Arbeiter Zeitung' (vgl. Apr. 1976, 19.5.1976) heraus und berichtet u.a. von der Schließung des Textilbetriebes Eles Bleidenstadt (90 Besch.) zum 30.6.1976.
=Sozialistische Arbeiter Zeitung Nr.1,Frankfurt 1.5.1976

30.06.1976:
In Bleidenstadt soll, laut SAG, endgültig der Textilbetrieb Eles geschlossen werden.
=Sozialistische Arbeiter Zeitung Nr.5,Frankfurt 28.6.1976

22.09.1976:
Die SAG gibt die Nr.9 ihrer 'Sozialistischen Arbeiter Zeitung' (vgl. 8.9.1976, 6.10.1976) heraus. Berichtet wird u.a. von Eles Bleidenstadt.
=Sozialistische Arbeiter Zeitung Nr.9,Frankfurt 22.9.1976

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