Fachschaft Evangelische Theologie (Marburg): Der rote Himmel, Nr. 24, Dezember 1982

Dezember 1982:
Es erscheint die Nr. 24 von: "Der Rote Himmel".

In "Zum Geleit" heißt es u. a.: "Als wir uns überlegten, den roten Himmel wiederauferstehen zu lassen; als Forum der Diskussion über Theologie und die Probleme, die wir mit diesem Phänomen haben; war es anfangs nur eine spontane Idee, sich mit den Studienreformbestrebungen von 68 zu beschäftigen. Wieso, weshalb war uns nicht so ganz klar, nur so ein vager Gedanke, es könnte wichtig sein, wir stehen schließlich in einer Tradition und was weiß Gott (nicht theologisch!) welche anderen Ideenfetzen in unseren Köpfen spukten. Beim Schreiben des 1. Artikels dann nahmen all die schwammigen Gestalten Struktur an, ein roter Faden (um Missverständnisse zu vermeiden, hier ist nicht der RoFa gemeint) zog sich durch das Chaos an Gedanken.

Wir diskutierten oft, ob sich seit damals eigentlich irgendetwas geändert hat, oder ob wir immer noch am Anfang stehen … Wir denken, dass vielleicht der Elan, der Schwung, der 68 existierte, Mut machen könnte. Dass damals vieles hinterfragt wurde, was heute wieder selbstverständlich geworden ist, so die Frage danach, was religiöses Bewusstsein ausmacht und weshalb es überhaupt existiert. Dass wir heute meist lieber Aktionen starten, bei denen wir nicht viel hinterfragen müssen, bei denen wir Altbewährtes eben nicht durch neues ersetzen müssen, es ist einfacher, sich an schon vorhandenes zu halten … Doch wehren wir uns überhaupt noch gegen den ständigen Abbau von Erkämpften? Inwiefern haben wir die Errungenschaften von 68 eigentlich mit Inhalten gefüllt? …

Befinden wir uns in einem politische Nirwana, ist es uns mittlerweile wichtiger, uns in dem Bestehenden einfach nur wohl zu fühlen, lieb zueinander zu sein, als inhaltlich zu arbeiten? Es ist wichtig, dass die Formen des miteinander umgehens verändert werden, aber Formen können nicht losgelöst von Inhalten betrachtet werden (ebenso natürlich umgekehrt). Die Atmosphäre muss gefüllt werden. Andere Formen des Arbeitens, des Lernens, des miteinander Lebens ohne Verbindung zu konkreten Inhalten, stehen in der Gefahr zu einer Selbstbefriedigung zu verkommen …"

Artikel der Ausgabe sind:
- "Erich Kästner: Anstatt einer Widmung. Dem Revolutionär Jesus zum Geburtstag"
- "Zum Geleit"
- "Über die Metamorphose von Gesteinsarten, oder: wie aus Lava Beton wurde"
- "Permanenter Prozess"
- "Gnadengeschenk der Herrschenden"
- "Verhältnisse fingen an zu tanzen"
- "Ein Studentenaufsand"
- "Vorehelicher Beischlaf - populär"
- "Gottesglaube unbrauchbar"
- "Bericht vom Streik der Marburger Theologen am 21.1.1969"
- "Christus als verinnerlichte Repression"
- "Illusion der Bultmannschule
- "Milieuspezifische Fixierung herrschender Universitätskreise"
- "Gesamtgesellschaftliche Problemhorizonte"
- "Seelsorge als Fitnesstraining"
- "Berufsrevolutionär oder Fachidiot"
- "We dont need to Education"
- "Effektive Massenuni"
- "Demontage voll im Gange"
- "Inhaltliche Neuorientierung"
- "Brisantes aus den Ortskonventen: Aus der Trickkiste kirchlicher Menschenführung"
- "Glaubwürdiger Prediger?"
- "Sturm auf Theologenberg"
- "Nur keine Panik!"
- "Wir verspielen unsere Glaubwürdigkeit"
- "Aufbau mit den Übriggebliebenen"
- "Vom Sumpf der Freiheit"
- "Vollendete Tatsachen hinter verschlossenen Türen"
- "Freiheit, die wir meinen"
- "Nirwana, oder die schleichende Selbstauflösung des politischen Bewusstseins"
- "Mehr als Insiderstreitereien zwischen Politcracks"
- "Marionettentheater (?!)"
- "Klassisch - Dogamtisch - Undogmatisch"
- "Gefühl ist angesagt"
- "Wir sind doch alle einer Meinung - oder?"
- "Warten auf Godot"
- "Feinster Antokommunismus, gepflegt und kultiviert"
- "Zynismus"
- "Die letzte Seite"

Berichtet wird von der Kirchlichen Hochschule Berlin, die in einem Brief vom 11.12.1968 schrieb: "Genossen! Die Theologen- und Kirchenmaschinerie, die den neoliberalen Bestandteil der Erhaltungsstrategie des Spätkapitalismus bildet, muss zerschlagen werden … Die Berliner KiHo eignet sich deswegen vorzüglich zum Befreiungskampf …" Berichtet wird weiter vom "Streik der Marburger Theologen am 21.1.1969". Der Streik geht auf eine FV vom 17.1.69 zurück. Es sei der größte Streik gewesen, der von der "Basisgruppe Theologie initiiert wurde".
Quelle: Fachschaft Evangelische Theologie (Marburg): Der rote Himmel, Nr. 24, Marburg, Dezember 1982.

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