Von der Fachschaft Evangelische Theologie (Marburg) erschien "Der rote Himmel", anfangs von der "Fachschafts-AG Roter Himmel". Laut ZDB erschien die erste Nummer 1974, die vermutlich letzte (Nr. 28) 1984. Ersetzt wurde sie durch die Fachschaftszeitung "Der Hammer". Laut Nr. 24 wollte "Der rote Himmel" ein "Forum der Diskussion über Theologie" und deren "Probleme" sein. Leider können wir hier nur drei Ausgaben vorstellen. Wir bitten um Ergänzungen.
Die Originale liegen im "Archiv für alternatives Schrifttum (afas)" in Duisburg. Wir danken für die freundliche Unterstützung.
Dezember 1982:
Es erscheint die Nr. 24 von: "Der rote Himmel".
In "Zum Geleit" heißt es u. a.: "Als wir uns überlegten, den roten Himmel wiederauferstehen zu lassen; als Forum der Diskussion über Theologie und die Probleme, die wir mit diesem Phänomen haben; war es anfangs nur eine spontane Idee, sich mit den Studienreformbestrebungen von 68 zu beschäftigen. Wieso, weshalb war uns nicht so ganz klar, nur so ein vager Gedanke, es könnte wichtig sein, wir stehen schließlich in einer Tradition und was weiß Gott (nicht theologisch!) welche anderen Ideenfetzen in unseren Köpfen spukten. Beim Schreiben des 1. Artikels dann nahmen all die schwammigen Gestalten Struktur an, ein roter Faden (um Missverständnisse zu vermeiden, hier ist nicht der RoFa gemeint) zog sich durch das Chaos an Gedanken.
Wir diskutierten oft, ob sich seit damals eigentlich irgendetwas geändert hat, oder ob wir immer noch am Anfang stehen … Wir denken, dass vielleicht der Elan, der Schwung, der 68 existierte, Mut machen könnte. Dass damals vieles hinterfragt wurde, was heute wieder selbstverständlich geworden ist, so die Frage danach, was religiöses Bewusstsein ausmacht und weshalb es überhaupt existiert. Dass wir heute meist lieber Aktionen starten, bei denen wir nicht viel hinterfragen müssen, bei denen wir Altbewährtes eben nicht durch neues ersetzen müssen, es ist einfacher, sich an schon vorhandenes zu halten … Doch wehren wir uns überhaupt noch gegen den ständigen Abbau von Erkämpften? Inwiefern haben wir die Errungenschaften von 68 eigentlich mit Inhalten gefüllt? …
Befinden wir uns in einem politische Nirwana, ist es uns mittlerweile wichtiger, uns in dem Bestehenden einfach nur wohl zu fühlen, lieb zueinander zu sein, als inhaltlich zu arbeiten? Es ist wichtig, dass die Formen des miteinander umgehens verändert werden, aber Formen können nicht losgelöst von Inhalten betrachtet werden (ebenso natürlich umgekehrt). Die Atmosphäre muss gefüllt werden. Andere Formen des Arbeitens, des Lernens, des miteinander Lebens ohne Verbindung zu konkreten Inhalten, stehen in der Gefahr zu einer Selbstbefriedigung zu verkommen …"
Artikel der Ausgabe sind:
- "Erich Kästner: Anstatt einer Widmung. Dem Revolutionär Jesus zum Geburtstag"
- "Zum Geleit"
- "Über die Metamorphose von Gesteinsarten, oder: wie aus Lava Beton wurde"
- "Permanenter Prozess"
- "Gnadengeschenk der Herrschenden"
- "Verhältnisse fingen an zu tanzen"
- "Ein Studentenaufsand"
- "Vorehelicher Beischlaf - populär"
- "Gottesglaube unbrauchbar"
- "Bericht vom Streik der Marburger Theologen am 21.1.1969"
- "Christus als verinnerlichte Repression"
- "Illusion der Bultmannschule
- "Milieuspezifische Fixierung herrschender Universitätskreise"
- "Gesamtgesellschaftliche Problemhorizonte"
- "Seelsorge als Fitnesstraining"
- "Berufsrevolutionär oder Fachidiot"
- "We dont need to Education"
- "Effektive Massenuni"
- "Demontage voll im Gange"
- "Inhaltliche Neuorientierung"
- "Brisantes aus den Ortskonventen: Aus der Trickkiste kirchlicher Menschenführung"
- "Glaubwürdiger Prediger?"
- "Sturm auf Theologenberg"
- "Nur keine Panik!"
- "Wir verspielen unsere Glaubwürdigkeit"
- "Aufbau mit den Übriggebliebenen"
- "Vom Sumpf der Freiheit"
- "Vollendete Tatsachen hinter verschlossenen Türen"
- "Freiheit, die wir meinen"
- "Nirwana, oder die schleichende Selbstauflösung des politischen Bewusstseins"
- "Mehr als Insiderstreitereien zwischen Politcracks"
- "Marionettentheater (?!)"
- "Klassisch - Dogamtisch - Undogmatisch"
- "Gefühl ist angesagt"
- "Wir sind doch alle einer Meinung - oder?"
- "Warten auf Godot"
- "Feinster Antokommunismus, gepflegt und kultiviert"
- "Zynismus"
- "Die letzte Seite"
Berichtet wird von der Kirchlichen Hochschule Berlin, die in einem Brief vom 11.12.1968 schrieb: "Genossen! Die Theologen- und Kirchenmaschinerie, die den neoliberalen Bestandteil der Erhaltungsstrategie des Spätkapitalismus bildet, muss zerschlagen werden … Die Berliner KiHo eignet sich deswegen vorzüglich zum Befreiungskampf …" Berichtet wird weiter vom "Streik der Marburger Theologen am 21.1.1969". Der Streik geht auf eine FV vom 17.1.69 zurück. Es sei der größte Streik gewesen, der von der "Basisgruppe Theologie initiiert wurde".
Quelle: Fachschaft Evangelische Theologie (Marburg): Der rote Himmel, Nr. 24, Marburg, Dezember 1982.
April 1984:
Die Nr. 25 ("Jubiläumsausgabe") von "Der rote Himmel" erscheint im Frühjahr.
In "Zum Geleit" heißt es u. a.: "Das Prinzip des Roten-Himmels ist: Unser Deckblatt sollte seinem Namen keine Ehre machen, sondern schon was enthüllen … Die nackte Wirklichkeit dringt mitunter bis an die Kochtöpfe, die überfällige Revolte bleibt aber ein schöner Traum, die Verdammten dieser Erde bleiben in der Küche. Wo sollte die Action auch herkommen ohne Reflektion, ohne neue Theorie werden wir auch zu keiner neuen Praxis kommen … Damit sind nicht jene dogmatischen Entwürfe gemeint, die alles auf Gesetzmäßigkeiten reduzieren, manches unerbittlich nicht denken, weil sie einem Mythos anhängen … Auch Vergangenheit ist Wirklichkeit und Theorie bezieht sich auf Traditionen: deswegen verweist unser politischer Kalender auf Camilo Torres … und auf Zusammenhänge um den 30.1.1933 um aufzuzeigen, wie gegenwärtig Geschichte doch ist … Der Schoß ist fruchtbar noch, und wie sich nationalrevolutionäres Gedankengut bis in die linke Scene hineinzieht, wie sehr unsere Aufmerksamkeit und Reflektion in diesem Zusammenhang gefordert sind, versuchen wir … deutlich zu machen.
Nun, da lassen wir dieses klassische Jubiläum (Nr. 25) verstreichen ohne Selbstbeweihräucherung … Narziss kämen die Tränen! Kein Rückblick und erst recht keine Festansprache, obwohl wir schon auf eine 8-jährige Tradition … zurückblicken. Eines möchten wir aber nicht versäumen. Die Hebamme (oder sollen wir sie besser Wiederauferstehungsassistentin nennen?) des Roten Himmels verlässt nicht nur das Redaktionsteam, sondern auch Marburg, um in den Ruhrpott zu ziehen … Des Proletariats wegen?
Artikel der Ausgabe sind:
- "Zum Geleit"
- "Der Pseudofrau zum Abschied"
- "Wacht auf, Verdammte dieser Erde, die stets zum Kochen man noch zwingt"
- "Action …"
- "Zeitplan der Katastrophe"
- "Wer zögert erliegt"
- "Unendlicher Gleichtakt"
- "Trennungsprozess als Gewaltzusammenhänge"
- "Praxis als Betriebsamkeit"
- "Bedingungen innovatorischen Handelns"
- "Stabilisierung des Gewordenen"
- "Was einer daraus macht"
- "Mobile Unfreiheit"
- "Mythos und Denken"
- "Adam Kümmelkaisers exegetische Gesuche und Verwirrungen"
- "Kaiserliche Einführung"
- "Methodische Sitzung"
- "Fester Stuhlgang"
- "Das Unbefriedigende an solchen Sitzungen"
- "Wo bleiben die Folgen?"
- "Die Sache mit der Wahrheit"
- "Exegese und Hausbesetzer"
- "Fragen über Fragen"
- "Meine Antwort"
- "Glosse"
- "Politischer Kalender - Camilo Torres (3.2.29-15.2.66)"
- "50 Jahre Gegenwart"
- "Bürgerliche Lippenbekenntnisse"
- "Entscheidende Differenzen?"
- "Die Sympathisanten"
- "Freiheit, die wir meinen"
- "Amnesie"
- "Hinrichtung einer Demokratie!"
- "Reaktionäre Feldbestellung"
- "Links verwirrt und zuallererst deutsch"
- "Differenzierte Theorie"
- "Notizen, nicht Ideologie"
- "Sozialismus und germanische Substanz"
- "Die Linke und die nationale Frage"
- "Patriotismus von links"
- "Steiniger Boden"
- "Notwendigerweise elitär"
- "Die Welt hat Krebs"
- "Nationale Gefühle"
- "Die Nation am Biertisch"
- "Nationalrevolutionäre am Pflasterstrand"
- "Vergesellschaftung von unten"
- "Selbstvergesellschaftung und Volksbewusstsein"
- "Diktatur des Monopolkapitals"
- "Frieden durch Befreiungskampf"
- "Massenkampf oder Volkssozialismus"
- "Reaktionäre Gesäßgeographie"
- "Grünalternative Monopole"
- "Grünes Theoriedefizit"
- "Latenter Börner"
- "Nationale Identität"
- "Dann sehen wir weiter"
- "Leserbriefe?"
- "Null Bock"
- "Täuschung des Tausches"
- "Karl Müller merkts"
- "Auch Motivationsbeschaffer haben wir"
- "Reiner Zufall und die Kontingenz"
- "Reiner Zufall als gesellschaftliches Getriebeöl!"
- "Verzwickte Lage"
- "Ein paar Tips"
- "Billiger ist Sinn in unserem System zu haben!"
- "Meldungen und Gerüchte"
- "Als fünftes Rad am Wagen …"
Q: Fachschaft Evangelische Theologie (Marburg): Der rote Himmel, Nr. 25 (Jubiläumsausgabe), Marburg, Frühjahr 1984.
Juli 1984:
Die Nr. 28 von "Der rote Himmel" erscheint im Sommer.
Artikel der Ausgabe sind:
- "Ein Märchen"
- "Aufwachtemperatur"
- "Wer sich Mühe gibt, hat Glück gehabt. Zustandsbeschreibung"
- "Erneute Zustandsbeschreibung"
- "Wir kriegen die Kurve nicht"
- "Ausgeliefert an Vorfindliches"
- "Wir ziehen uns was rein"
- "Ohne Resultate läuft nichts"
- "Zerstückelung - Erschossen"
- "Arbeit: Veränderung durch uns"
- "Tu will kämpfen lernen und lernt sitzen"
- "Fragwürdige Antworten auf unverantwortliche Fragen. Von der Einsamkeit des Langstreckenläufers"
- "Die Verbindung zur Fachschaft ist abgerissen"
- "Pause - tief durchatmen"
- "Seltsame Anworten auf Fragen, die wir vorher nicht hatten"
- "Auf seltsame Fragen folgen entsprechende Antworten"
- "In der Ruhe (Pause) liegt die Kraft"
- "Die theologische Wurst als Dauerproblem"
- "Im Dschungel der Theorien und Traditionen"
- "Freiheit, die wir meinen"
- "In eigener Sache"
- "Entwaffnung des Lernens"
- "Wir wollen Alles. Auf der Suche nach einer feministischen Forschung"
- "Betroffenheit als Forschungsvoraussetzung"
- "Forschung im Frauenhaus"
- "Postulate zum Ausprobieren"
- "Probieren ist auch Studieren"
- "Ende oder Wende"
Q: Fachschaft Evangelische Theologie (Marburg): Der rote Himmel, Nr. 28, Marburg, Sommer 1984.
Letzte Änderung: 13.10.2021