Sekretariat des IK (Hrsg.): Bulletin, 2. Jg., Nr. 10, Köln, o. J. (Mai 1974)

Mai 1974:
Vermutlich im Mai erscheint, vom Sekretariat des IK ("Initiativkomitee für die Stärkung des vietnamesischen Film- und Fernsehwesens e. V.") herausgegeben, die Nr. 10 des "Bulletins".
Artikel der Ausgabe sind:
- "Delegation des Studios 'Befreiung' der Republik Südvietnam beendet Besuch in der BRD"
- "FIPRESCI-Preis der Jury der Filmjournalisten für DRV-Dokumentarfilm über den Ho-Chi-Minh-Pfad"
- "Erklärung des Sekretariats des Initiativkomitees: Vergebliche Provokationen während der Oberhausener Kurzfilmtage"
- "Der Reaktion keine Chance lassen! Die Verschärfung der innenpolitischen Widersprüche und die Entwicklung der Vietnam-Solidarität"
- "Erfolgreiche Spendensammlungen des IK in Köln (WDR, Deutsche Welle), Frankfurt/M. (Hessischer Rundfunk), Bremen (Radio Bremen) und Hamburg (Norddeutscher Rundfunk)"
- "Kameraausrüstung für Spielfilmstudio Hanoi auf dem Weg in die DRV)"
- "Initiativkomitee sammelte bereits 100.000 DM. Schwierige Transportwege"
- "Situation in Südvietnam verschärft"
- "Nachrichten: Jane Fonda kehrt aus Vietnam zurück, IK jetzt eingetragener Verein"

In der "Erklärung des Sekretariats des Initiativkomitees: Vergebliche Provokationen während der Oberhausener Kurzfilmtage" wird u. a. erklärt: "Während der Oberhausener Kurzfilmtage inszenierten verschiedene reaktionäre Kräfte eine Reihe von Provokationen, in deren Mittelpunkt die Filmbeiträge aus der Demokratischen Republik Vietnam, der Republik Südvietnam, der DDR sowie Informationsbeiträge aus der Bundesrepublik Deutschland standen. Diese Provokationen konnten durchgeführt werden, weil Auswahlkommission, Festivalleitung und verschiedene internationale Jurys in politischer Orientierungslosigkeit jedwedem Druck nachgaben, der gegen fortschrittliche Filme organisiert wurde. Bereits die Platzierung eingereichter Festivalbeiträge machte deutlich, dass die Auswahlkommission wegen politischer Rücksichten gegenüber dem Veranstalter - der Stadt Oberhausen - auf die Formulierung eines klaren Filmprogramms verzichtet hatte. Anders als im vergangenen Jahr fanden Filme über die Kämpfe der Völker auf den fünf Kontinenten für Freiheit, Unabhängigkeit, Demokratie und Sozialismus eine mindere Berücksichtigung. Dies drückte sich auch darin aus, dass anfänglich weder der Festivalbeitrag aus der Demokratischen Republik Vietnam noch der Film aus der Republik Südvietnam in das Wettbewerbsprogramm aufgenommen wurden.

Der Beitrag 'Es blüht auf verbrannter Erde' des Studios 'Befreiung' der Republik Südvietnam wurde erst in allerletzter Minute und nach verschiedenen Protesten fortschrittlicher Festivalteilnehmer im Wettbewerbsprogramm plaziert. Zusammen mit dem hervorzuhebenden norwegischen Wettbewerbsbeitrag 'Jane Fonda an Vietnam' lief der Film 'Es blüht auf verbrannter Erde' jedoch zu einem Zeitpunkt, der seine ausreichende Berücksichtigung im Rahmen der Jurydiskussionen um die Preisvergabe unmöglich machte. Bereits zu Beginn des Festivals häuften sich verschiedene, bis heute nicht aufgeklärte Zwischenfälle: der südvietnamesische Regisseur Luog Xuan Tam stellte fest, dass an seinem Film 'Es blüht auf verbrannter Erde' Schnitte und Tonmanipulationen durchgeführt worden waren, die angeblich einer besseren Synchronität dienen sollten. Während der Aufführung eines Films über den faschistischen Putsch der chilenischen Militärjunta fehlte plötzlich eine Filmrolle, in der die Politik der Bundesrepublik angeprangert wurde. (…) Ihren Höhepunkt erreichten diese Provokationen in der Nacht vom 26. zum 27.4., als die Fahne der Demokratischen Republik Vietnam, die vor dem Eingang zur Stadthalle gehißt war, heruntergerissen worden war. Zur selben Zeit beschädigten unbekannte Täter den Stand des Initiativkomitees in der Stadthalle und stahlen die Fahnen der DRV und der RSV. (…) Während der Vorführung des Films 'Es blüht auf verbrannter Erde' der Republik Südvietnam am 27.4. kam es im großen Saal der Stadthalle zu Störungen, die nach Kenntnis des Initiativkomitees von Personen, die der illegitimen Vertretung der Thieu-Verwaltung in Bonn nahestehen, organisiert wurden.

Angesichts der Massierung dieser Übergriffe sah sich die Delegation des Studios 'Giai Phong' der Republik Südvietnam gezwungen, der Festivalleitung mitzuteilen, dass sie an der Abschlußveranstaltung der Oberhausener Kurzfilmtage nicht teilnehmen werde. Das Initiativkomitee beendete ebenfalls seine Teilnahme und protestierte gegen die Unfähigkeit der Festivalleitung, die Übergriffe des Staatsapparates, seiner Polizei- und Spitzelorgane und gekauften Helfer zurückzuweisen. Das Initiativkomitee betrachtet die diesjährige Entwicklung der Oberhausener Kurzfilmtage als einen Beweis für die weitere Zuspitzung der innenpolitischen Widersprüche in der BRD, die sich auf dem Gebiet des Kulturlebens widerspiegeln. Durch ihr zögerndes, die reaktionären Kräfte teilweise favorisierendes Verhalten haben die verantwortlichen Personen der Festivalleitung tatsächlich jenen Auftrieb gegeben, die die Oberhausener Kurzfilmtage als ein Forum fortschrittlichen Filmschaffens eliminieren wollen".

Berichtet wird weiter davon, dass die Unterstützerin des Komitees, Jane Fonda, aus Vietnam zurückgekehrt sei, und dass das Kölner IK jetzt ein eingetragener Verein sei. Dabei wurde anscheinend der bisherige Name des IK geändert in "Initiativkomitee für die Stärkung des vietnamesischen Film- und Fernsehwesens e. V.".

Geworben wird für das eigene Organ, für die "Dokumentation. Film und Fernsehen in Vietnam 1920-1974".
Q: Sekretariat des IK (Hrsg.): Bulletin, Nr. 10, Köln, o. J. (Mai 1974).

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