Grosse Freiheit - Stadtzeitung für Hamburg und Umgebung, Jg. 6, Nr. 46/47, Juni 1981

Juni 1981:
In Hamburg erscheint die Nr. 46/47 (Doppelnummer) der "Grossen Freiheit - Zeitung für Hamburg und Umgebung" u. a. mit den Schlagzeilen: "Feiling-Prozess", "Knatsch beim linken Buchhandel", "Hungerstreik-Diskussion", "Häuserkampf in Hamburg".
Im Artikel "Der historische Montag" erklärt sich ein Teil der Redaktion zum Weiterbestehen der Zeitung: "Der historische Montag! Am 11.5. sollte die 'Große Freiheit' entweder endgültig begraben oder wiederbelebt werden. Ein Diskussionstreffen war auf 20 Uhr festgesetzt worden. Nach und nach spuckte der Fahrstuhl etwa 80 Leutchen aus - und als man endlich anfing, ging ein makabres Katz- und Mausspiel los zwischen den beiden vertretenen Parteien. Die "Alten", sprich die, die unter Schweiß und Wehleiden die letzten Nummern marktfertig gemacht hatten, wollten endlich mal wissen, was denn die Leserschaft an der gf interessiert und was sie hergetrieben hatte. Also: was wollt ihr für, von und mit der gf? Und die "Neuen", die entweder mal ein paar Sachen für's Blatt geschrieben hatten, oder einfach wissen wollten, warum die 'Gf' nun eingehen sollte, verlangten nach harten Facts von den Verantwortlichen, die sie immer noch in Form einer Redaktion vermuteten. Was geschah: Alle fühlten sich verarscht.

Die 'Alten', weil ihnen die so sehr ersehnte Lesermeinung nicht geboten wurde und die 'Neuen', weil sie auf derartige Winkelzüge der 'Alten' nicht vorbereitet waren. Unausgesprochener Tenor bei den Beteiligten war allerdings: die Große Freiheit muss es weitergeben, wenn auch nicht die Welt untergeht, wenn es sie nicht mehr gibt. (…) Andere hatten was gegen diese 'Lyrikzeitung' und wollen eher ein Diskussionsforum der Hamburger Autonomen schaffen. Nach einem kleinen Umweg über die Frage, was denn Autonome seien, wurde heftig über die Form eines solchen Diskussionsforums debattiert. Mehrere Ideen tauchten immer wieder bei den wackeren Redner/innen auf". (…)

Diskutabel waren folgende Fragen:
- Zu jeder Nummer ein Schwerpunktthema angeben! (Einwand: keine zweite Autonomie schaffen)
- Mehr Gruppen ansprechen, dass sie mal über ihre Projekte und Vorstellungen schreiben (Einwand: so ist es doch mit mangelhafter Resonanz immer gelaufen)
- Mehr auf geschriebene Artikel eingehen, sprich Gegenüberstellung, Kommentierung, Erweiterung des Gesagten in der gleichen oder in der nächsten Nummer zum Anleiern einer Diskussion, wie z.B. bei der Mader-Sache oder jetzt vielleicht bei Heinrich Heine.
- Auf keinen Fall Zensur, sondern mehr Kritik, mehr Auseinandersetzung, und im Zuge dessen, Bildung einer Linie für die politische Zukunft der 'Gf'.
- Die Sprache der Artikel wieder lesbar und verstehbar machen! "Eine Politik, die ich nicht verstehe, ist nicht meine Politik!"
- Mehr über den Tellerrand gucken! Nicht mit Scheuklappe der politischen Borniertheit durch die Scene laufen! Mehr Kontakte ausnutzen, mehr Leute ansprechen, dass sie die 'Gf' zu ihrem Organ machen! Und um diesen Punkt rankt sich dann die bisweilen verbissene Diskussion 'Gf' = Volksblatt oder Szeneblatt?", an deren Schluss die Beteuerungen standen, niemand wolle ein reines Volksblatt und niemand wisse, was ein Szeneblatt sei!

Fazit gestern wie heute: die 'Gf' braucht euch, verehrte Leserschaft: Schreibt Artikel über eure Kommandoaktionen, euren Alltag, eure Vorstellungen und zu allem, was euch auf den Nägeln brennt.K kommentiert Artikel, die in der gf zu lesen sind. Schreibt Leserbriefe! Macht eure Seiten selbst! Kommt zum Layout Termin. Es wird immer jemanden geben, der es euch erklärt. Kommt zum Legen und verkauft die gf in der Bekanntschaft! Und vor allem: bringt die gf wieder ins Gerede". (S. 2)

In der Debatte schälte sich dann wohl folgender Kompromiss heraus:
"Einmal sollte sie (die 'Grosse Freiheit', d. Verf.) wieder ein breites Diskussionsforum werden, d.h. es sollte grundsätzlich jede selbstbestimmte Gruppe und Einzelpersonen) die Möglichkeit haben, sich in der 'Gf' zu äußern, klar bleibt aber weiterhin, dass die 'Gf' ein Blatt der unorganisierten linken in Hamburg und Umgebung ist. Zum anderen sollte die Zeitung inhaltlich vielschichtiger und bunter werden, d.h. es sollten wieder alle Bereiche unseres Alltags angesprochen werden, z. b. WG's, Beziehungsknatsch, Arbeit, Männer/Frauen und Fruste, Gedichte und Geschichten und was euch sonst noch so einfällt, wir sehen uns nicht als Zeitungsmacher/innen. Die Zeitung lebt von all denen, die sie wollen, darum ist es dringend notwendig, dass ihr schnellstmöglich, vor der (nächsten letzten Ölung, von euch hören lasst, wie, ihr euch die Zeitung vorstellt und was ihr gerne lesen wollt, dazu gehört natürlich auch, dass ihr selbst als Gruppe oder Einzelperson zu eurem Thema schreibt, was für euch wichtig und für andere interessant ist". (ebd.)
Inhalt u. a.:
- Der historische Montag
- Zerschlagt die NATO
- Hamburg freut sich
- Walpurgisnacht
- Moorburg muss bleiben
- Prozess gegen Hermann Feiling. Friedhofsruhe!
- Knast in Italien
- Antiimperialistischer Kuhhandel

Aufgerufen wird zur überregionalen NATO-Demonstration am 13.6. Geworben wird u. a. für das "Arbeiterbuch".
Q: Grosse Freiheit, Nr. 46/47, Hamburg, Juni 1981.

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