Arbeitskreis Politische Ökologie (Hamburg): Anti-AKW-Telegramm, Nr. 12, Hamburg, 11. Mai 1978

11.05.1978:
Der "Arbeitskreis Politische Ökologie" (Hamburg) gibt die Nr. 12 des "Anti-AKW-Telegramms" heraus.
Artikel der Ausgabe sind:
- "Berichte"
- "Anti-AKW-Demo gegen das Atomkraftwerk Lemoniz an der Atlantikküste nördlich von Bilbao"
- "Anti-Nuklear blaue Nacht im Baskenland"
- "Anschlag auf Kernkraftwerk in Nordspanien. Zwei Tote"
- "AKW-Gegner blockierten Brennstab Transport!"
- "Pfingsttreffen in Gorleben"
- "Gorleben: der praktische Widerstand muss sofort beginnen"
- "Dokument des Tages: Linksextremisten rüsten sich zur Schlacht in Gorleben (Die Welt)"
- "Plakataktion Gorleben"
- "Massenhungerstreik gegen A-Werke"
- "Radioaktive Verseuchung bei Siemens"
- "Mai-Feier in Brokdorf"
- "Reaktortagung den 'Deutschen Atomforums', Hannover"
- "Holland will Minister-Konferenz über Almelo-Ausbau"
- "Lüneburger Gewerkschafter gegen AKWs"
- "Meldungen aus der Wilsterschen Zeitung"
- "Aktion: Ärzte für das Leben"
- "Arbeitskreis für politische Ökologie in der Bürgerinitiative Umweltschutz Unterelbe"
- "Einige Fakten zur Sonnenenergie"
- "Ein Königreich- pardon: Ein Bürgerschaftssitz für eine 'Hure', oder: Wahl der Bunten Liste/Wehrt Euch?", Nein, Danke!"
- "CDU als AKW-Gegner?"
- "Prozesse"
- "Ermittlungsausschuss der Hannoverschen Bürgerinitiative gegen Atomanlagen. Pressemitteilung"
- "Berufsverbotedrohung für Hamburger AKW-Gegnerin"
- "Wie auf Grohnde-Prozesse reagieren? Großdemo?"
- "Termine. Diverses"
- "Universität Bremen: Informationen zur Energie und Umwelt"
- "Neue Hamburger Stadtteilgruppenliste"
- "Grohnde-Prozesse: Urteile um 1 Jahr ohne Bewährung"
- "Bericht von Esensam-Prozess"
- "Die parlamentarische Opposition. Grüne Listen, Wehrt Euch Listen: Ausdruck von Hilflosigkeit, Resignation und Illusionen über die Möglichkeit der parlamentarischen Opposition"
- "Aufruf zum bundesweiten Aktionstag am 30. Juni"

Berichtet wird über die Anti-AKW-Demo vom 12.3.1978 in Lemoniz, über eine Anti-Nukleare-Blaue-Nacht im Baskenland am 12.3., über einen Anschlag auf ein Kernkraftwerk in Nordspanien, wobei es 2 Tote gegeben hat, über AKW-Gegner, die einen "Brennstab-Transport blockierten", über erste Gorleben-Bohrungen im Landkreis Lüchow-Danneberg, über "radioaktive Verseuchung bei Siemens". Unklar bleibt um welchen Siemens-Betrieb es sich hier handelt. Weiter über eine Mai-Feier der BI/Brokdorf, über einen Esenham/Prozess. Am 6./7.5. fand ein Internationales Treffen über Anti-AKW-Bewegungen statt, Berichtet wird weiter über den Aufruf der Aktion: "Ärzte für das Leben", die ihre Kollegen bitten, das Plakat: "Gesundheit oder Atomkraft?" in den Praxen aufzuhängen, über den Prozess gegen Jens Scheer in Hameln (15.3.), über den Ermittlungsausschuss der Hannoverschen BI gegen Atomanlagen. Dazu erscheint eine "Pressemitteilung". Vom 29.6.-3.7. soll ein Treffen von europäischen AKW-Gegnern in Kiel stattfinden. Am 28.5. soll in Gronau ein Aktionstag gegen die in Gronau geplante Urananreicherungsanlage stattfinden.

Veröffentlicht wird der Aufkleber: "Rathaus? Nein Danke. Bescheißen tun sie un alle. Helfen wir uns selbst". Dazu wird im Artikel: "Die parlamentarische Opposition. Grüne Listen, Wehrt Euch Listen: Ausdruck von Hilflosigkeit, Resignation und Illusionen über die Möglichkeit der parlamentarischen Opposition" u. a. erklärt: "Zusammenfassend können wir sagen: Es geht uns nicht darum, verbal gegen den Parlamentarismus aufzutreten, sondern einzig und allein darum, wie wir den Bau von Atomanlagen verhindern können. Da haben wir gesehen, dass das nicht durch einen Propaganda-Krieg, sondern nur durch praktischen Widerstand möglich ist, der eben mehr bedeutet als nur Aktionen zu machen: er setzt an die Stelle von Propaganda und Wahlmaschinen Formen der Organisation, die es jedem ermöglichen, sich seinen Fähigkeiten entsprechend zu beteiligen:

- autonome Strukturen, eigenständiges selbstverantwortliches Handeln; jeder kann sich so, wie er das am besten kann in die Arbeit einbringen
- wir bestimmen unsere Aktionen danach, was wir für politisch notwendig halten und nicht danach, was im herrschenden Sinne legal ist. Erst das hat die spontane Teilnahme von so vielen Menschen an den Demonstrationen, Platzbesetzungen etc. ermöglicht.

Durch Arbeitsstrukturen, die dadurch gekennzeichnet sind,
- dass Interessen 'vertreten' werden
- dass der einzelne Mensch nur als 'Stimme' von Bedeutung ist
- dass Entscheidungen nicht auf Grundlage einer bestimmten Notwendigkeit gefällt werden, sondern nach machtpolitischen Gesichtspunkten
- dass Minoritäten nicht die Möglichkeit gelassen wird, einfach auszuprobieren, was sie für richtig halten, um dann vielleicht auf Grund ihrer gemachten Erfahrungen zu einer Korrektur ihrer Vorstellungen zu kommen, weil es nämlich nur so möglich ist, einen Kampf weiterzuentwickeln, der von jedem Einzelnen persönliche, praktische Initiative erfordert hätten wir das, nie erreichen können. Dass solche Aktionen jetzt sehr viel schwieriger oder ganz unmöglich geworden sind, bedeutet für uns, dass wir andere Wege gehen müssen, aber nicht, die Angst vieler Menschen auszunutzen, sie auf den Weg zurück zu den Parlamenten, den Gerichten und des privaten Protestes in den Wahlkabinen zurückzuholen.

Zum Schluss noch einiges über die unterschiedlichen Wahlinitiativen. Wenn eine Bürgerinitiative ehrlich glaubt, über Wahlen tatsächlich auf den Bau einzelner AKW's Einfluss ausüben zu können, mit Abgeordneten realen Druck ausüben zu können, dann soll sie sich zur Wahl stellen und ihre Erfahrungen mit dem parlamentarischen System selbst machen, ähnlich wie viele andere in den bisher gelaufenen Anhörungsverfahren und Erörterungsterminen. Wir können über Gespräche und Argumente nicht alle Erfahrungen vorwegnehmen. Auch das gehört zu unserem Verständnis von Autonomie.

Eine ganz andere Sache ist die Wahlbeteiligung solcher BI's und Gruppen, die von vornherein klar sagen, 'dass über die Parlamente nichts erreicht werden kann' und die Wahlbeteiligung nur als pädagogisches und taktisches Mittel einsetzen, um auch andere von der Wirkungslosigkeit zu überzeugen und den Parlamentarismus zu entlarven, oder im Namen anderer die eigene Politik durchzusetzen. Dieser Betrug wird unseren Ideen und unserem Vorgehen, zumindest kurzfristig, großen Schaden zufügen und vielen Menschen das Vertrauen in die Ernsthaftigkeit unserer Absichten nehmen. HAMBURGER AKW-GEGNER IN DER BUU".

Aufgerufen wird noch zu einem bundesweiten Aktionstag am 30.6. in den Waldgebieten von Gorleben.
Q: Arbeitskreis Politische Ökologie (Hamburg): Anti-AKW-Telegramm, Nr. 12, Hamburg, 11. Mai 1978.

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