Materialien zu Studentenbewegung und Hochschulpolitik in Hamburg

Teil 3: Die 'Braune Universität Hamburg' im Wintersemester 1967/68

Von Jürgen Schröder, Berlin

Dieser dritte Teil der Darstellung zur Hamburger Studentenbewegung als Zeitraum zwischen zwei größeren Protesten gegen die Mordanschläge auf Benno Ohnesorg einerseits und Rudi Dutschke andererseits, umfasst Ansätze zur Politisierung der Hochschulen (vgl. 26.7.1967), aber vor allem auch zur Verbesserung der akademischen Lehre vermittels Hochschulreform (vgl. Sept. 1967, Okt. 1967), wobei sich die Kritische Universität (KU) auch in Hamburg als kostengünstiger Katalysator zur Anpassung des Fächerkanons an die aktuellen Anforderungen der Wirtschaft und Gesellschaft zu erweisen scheint, nicht von ungefähr Lob und Zuspruch von ungewohnter Seite erfahrend (vgl. 21.10.1967, 4.11.1967). Die Hamburger Bevölkerung wird nun mittels des 'Hamburger Extrablatt' angesprochen (vgl. 10.11.1967, 25.10.1967, 6.12.1967, 20.12.1967, 8.2.1968, 22.2.1968), wobei die sog. sexuelle Revolution sich in diesem in hoher Auflage verbreitetem Organ der APO nicht nur als Liberalisierung der Normen in zahlreichen Artikeln widerspiegelt, sondern auch als damals wenig skandalöse bzw. für das Genre der Boulevardblätter typischen Art der Illustration mit freizügigen Frauenbildern, die heute als sexistisch verstanden wird.

Die in Hamburg damals aktiven 'revolutionären Gruppen' (vgl. 29.9.1967) wurden vermutlich, nicht zuletzt in Gestalt des SDS (vgl. 9.10.1967, 7.11.1967), aber auch der Gruppe Roter Morgen (GRM – vgl. Jan. 1968, 7.2.1968) auch an der Universität tätig, wo gar das AStA-Organ vom Maoismus beherrscht zu sein scheint (vgl. 20.11.1967).

Dort kommt es wegen der Vorlesungsrezensionen allgemein, vor allem aber wegen der von Wenke durch Reinhold Oberlercher zu heftigen Auseinandersetzungen, die sich in Disziplinarverfahren gegen studentische 'Störer' vom SDS einerseits und Enthüllungen über die NS-Vergangenheit und immer noch aktuelle NS-Ideologie (vgl. 30.1.1968) von einzelnen Professoren andererseits niederschlagen. Zum Eklat kommt es anläßlich der Rektoratsfeier am 9. November 1967, wobei die studentischen Protestierer mit ihrer Parole "Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren" deutlich auf die NS-Vergangenheit vieler Professoren anspielen. Über die Angelegenheit wird in der Hamburger Presse breit berichtet (vgl. 10.11.1967, 11.11.1967, 12.11.1967), an der Universität selbst scheint trotz Diskussionsversuchen (vgl. 13.11.1967, 14.11.1967, 15.11.1967, 16.11.1967, 17.1.1967) keine Einigung in Sicht, da kann selbst die Debatte eines Hamburger Nachrichtenmagazins mit Rudi Dutschke nichts ändern (vgl. 24.11.1967). Sowohl Vorlesungsrezensionen als auch Vorlesungsstörungen werden fortgesetzt, die NS-Studenten vom NHB treten wie selbstverständlich als Schutzstaffel der bedrängten braunen Professoren auf, selbstverständlich mit Unterstützung der Polizei (vgl. 20.11.1967, 4.1.1968).

Der studentische Protest gegen die Notstandsgesetze (vgl. Dez. 1967) ist keineswegs abstrakt, vermögen sich doch NS-belastete Professoren gar mit öffentlichem Segen der Schützenhilfe der Bundeswehr zu versichern (vgl. 13.1.1968) und auch an der Universität selbst wird vom Rektor Ehrlicher offenbar ein Notstandsreglement (vgl. Jan. 1968), aber auch die Verbesserung der Studienbedingungen angestrebt (vgl. 26.1.1968).

Der SDS hat in diesen Auseinandersetzungen die akademische Studierstube verlassen, wird nun als zentrale Kraft der 'Störer' sichtbar, was zu Empörung führt, die sich u.a. in Leserbriefen an das 'auditorium' äußert (vgl. 29.1.1968), aber auch zu Unterstützung durch Teile der Studentenschaft und andere, antifaschistische Bevölkerungsgruppen, wobei sich auch erste Kontakte zur Arbeiterschaft zu ergeben scheinen (vgl. Feb. 1968, 17.2.1968, März 1968).

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

26.07.1967:
Der AStA der Universität Hamburg gibt seine 'Dokumente' Nr.5 (vgl. 21.6.1967, September 1967) heraus. Thomas Knoke äußert sich darin über "Das Politische Mandat der Studentenschaft".
Quelle: AStA-Dokumente Nr.5,Hamburg 26.7.1967

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September 1967:
Der AStA der Universität Hamburg gibt seine 'Dokumente' Nr. 7 (vgl. 26.7.1967, 22.4.1968) heraus und veröffentlicht darin den Artikel "Kompetenz und Autorität: Bemerkungen zu den Aporien der Wissenschaftsorganisation" von Jens G. Litten zur Hochschulreform bzw. Studienreform. Litten setzt sich für die gemeinsame Gestaltung der Lehre durch Dozenten und Studenten ein. Ein studentisches Lehrprogramm solle durch die Fachschaften angeboten werden, in dem auch Leistungsscheine zu erwerben sind.
Q: AStA-Dokumente Nr.7,Hamburg Sept. 1967

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29.09.1967:
Nach einem Bericht des 'Roten Morgen' liegt der chinesische Frachter Li Ming vom 29.9. bis 2.10.1967 im Hamburger Hafen:"
Während dieser Zeit besuchten wiederholt revolutionäre Gruppen das Schiff, um Grüße zu überbringen und mit Besatzungsmitgliedern zu diskutieren. Die Besatzung der 'Li Ming' bereitete allen Besuchern einen äußerst herzlichen Empfang."
Q: Roter Morgen,Hamburg Nov. 1967,S.8

Oktober 1967:
Der AStA der Universität Hamburg gibt sein 'Auditorium – Hamburger Studentenzeitung' Nr. 49 (vgl. Juli 1967, 20.11.1967) für Oktober in einer Auflage von 10 000 mit einem Titelbild zur 'Bildzeitung' heraus. Erwähnung findet u.a. der Bergedorfer Gesprächskreis, der sich zur Hochschulreform äußerte.

Ein "audi-Gespräch mit dem neuen AStA" wurde mit dessen Vorsitzenden B. Pätzoldt und N. Jankowski geführt, wobei auch die Erarbeitung des Programms der Kritischen Universität (KU) Hamburg erwähnt wird. Vorgestellt werden die AStA-Referenten vom Hochschulreferat (Wolfgang Krohn), für politische Bildung (Sepp Binder), für Kultur (Dieter Mayburg) und für Bildungswerbung (Hermann Ziegenbein), der die 'Aktion Bildungswerbung' und deren Arbeit an den Hamburger Schulen vorstellt.

Von Jens G. Litten erscheint der Artikel "Enteignet Springer… und was dann?", Peter Schütt äußert sich über "Kritische Universität und Universitätskritik", wobei von der KU Berlin, und ihren germanistischen Mitarbeitern, ihren Vorbildern in New York, USA, sowie an der britischen LSE, dem Hamburger Initiativausschuss für ein 'studentisches Kontrastprogramm' und den 'Wissenschaftspolitischen Clubs' in Bochum, Bonn und Münster, den Vorlesungsreihen der Asten in Mainz, Hamburg und Heidelberg, den kritischen Lehrveranstaltungskommentaren am Schwarzen Brett des Hamburger Philosophischen Seminars, der umfassenden Kollegkritik durch die AStA-Zeitungen in Bonn, Frankfurt, Freiburg und Kiel, den Verkauf von Vorlesungsskripten in Berlin, Bonn, Hamburg und München sowie den nach dem 2. Juni entstandenen Komitees in Berlin und anderen Orten berichtet wird.

Zu Vorlesungsrezensionen äußert sich Prof. Dr. J. Knob positiv, in einem Vorspann zu seiner Stellungnahme wird berichtet von Vorlesungsrezensionen in Göttingen 1964 sowie aktuell in Berlin, Freiburg, Kiel und Tübingen.

Reinhold dJ Oberlercher berichtet über "Pädagogische Kalamitäten" bzw. vom überfüllten Erziehungswissenschaftlichen Seminar und Pädagogischem Institut (PI) der Uni Hamburg. Von Peter Schneider wird der "Prolog zum sit-in" unter dem Titel "Wir haben Fehler gemacht!" veröffentlicht. Sven G. Papcke befasst sich in "Kulturpessimismus und Terrorfriede" mit Georg Picht, Professor für Religionsphilosophie an der Uni Heidelberg.

Berichtet wird vom mit Lyrik beschmierten Bauzaun am Philosophenturm und dem wegen Sachbeschädigung festgenommenen Dichter, von der nicht notwendigen Anmeldung von sit-ins, vom Hamburger Arbeitskreis Film und Fernsehen (vgl. 20.11.1967), vom SDS Hamburg (vgl. 9.10.1967) und vom "Manifest der Hochschulen zur Notstandsfrage" der Berliner und bundesdeutschen Asten, wozu sich auch der AUSS äußern wolle. Karin Huffzky berichtet aus Berlin: "Hier weht ein anderer Herbstwind als anderswo", wobei sie u.a. einen vor allem durch den SDS getragenen AStA der FU in Aussicht stellt und auch den unorganisierten aber politisch aktiven AStA der TU Berlin erwähnt. Festgestellt wird in einem Kasten zur Kritischen Universität (KU): "Die KU wird auch in HAMBURG nach Berliner Muster vorbereitet." Allerdings mangelt es in Hamburg noch an Angeboten in den Bereichen Medizin und Naturwissenschaften, abgedeckt werden lediglich Wirtschaft – Gesellschaft – Recht (u.a. mit dem Arbeitskreis Schulreform und Bildungswerbung) sowie Sprache und Literatur.

Rezensiert werden:
- Herbert Marcuse: Der eindimensionale Mensch;
- William W. Bartley, Flucht ins Engagement;
- Wolfgang Abendroth, Antagonistische Gesellschaft und politische Demokratie sowie
- Régis Debray, Revolution in der Revolution?

Von Felix Pollak erscheint das Gedicht: 'Epilog des toten Helden'.
Q: Auditorium Nr.49,Hamburg Okt. 1967

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09.10.1967:
Der AStA der Universität Hamburg (vgl. Okt. 1967) berichtet über die maoistischen Einflüsse im SDS Hamburg und deren Rezeption durch die Werktätigen an der Hochschule:"
Ort und Zeit der Handlung: Geschäftsstelle der Phil Fak., Montag, 9. Oktober 1967 – Jahr 2 der gr. Prolet. Kulturrevolution.

Ein hiesiger SDSler in bescheidener blauer Schlosserjacke betritt den Raum; die anwesende Sekretärin verweist ihn sogleich an die defekte Heizung. Der Genosse erklärt, er wolle lediglich seine Dissertation einreichen: die Dame fühlt sich hochgenommen und wird böse. Der Prolet jedoch insistiert darauf, Doktor zu werden – Verlegenheit, Peinlichkeit: schließlich geht ein Licht auf. Die Verwaltung entschuldigt sich. Das proletarische Geistesprodukt wird entgegengenommen."
Q: Auditorium Nr.49,Hamburg Okt. 1967,S.11

11.10.1967:
In Hamburg erscheint das 'Hamburger Extrablatt' Nr.2 (vgl. 25.10.1967) mit einem Leitartikel zum Werkschutz: "Privatarmee der Industrie", dem sich auch ein Artikel "'Da ist gar nichts geheim!'" über die telefonischen Interviews von Günter Wallraff widmet. Gefragt wird: "Parlamentarier wechseln die Fronten. Soll Lücke gehen?", vorgestellt werden dessen "7 nützliche Gesetze" bzw. die Notstandsgesetze (NSG), festgestellt wird: "DGB hat Angst vor Morgen".
Quelle: Hamburger Extrablatt Nr.2,Hamburg 11.10.1967

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21.10.1967:
In Horn, vermutlich Hamburg-Horn, äußert sich, laut Peter Schütt (vgl. 20.11.1967), Helmut Thielicke auf einer ESG-Tagung unter Anwesenheit von Burschenschaftlern dahingehend, dass die Universität ihrem Wesen nach aristokratisch und nicht zu demokratisieren sei. Wenige Tage später lobte er dann aber die Kritische Universität (KU).
Q: Auditorium Nr.50,Hamburg Nov. 1967,S.14

25.10.1967:
In Hamburg erscheint das 'Hamburger Extrablatt' Nr.3 (vgl. 11.10.1967, 6.12.1967) mit einem Leitartikel über Griechenland: "Buh-Mann Heimat", festgestellt wird dazu auch: "Ein Putsch hat gute Freunde", berichtet über Brieffälschungen, Einzahlungsverweigerungen und den durch den griechischen Geheimdienst beeinträchtigten Protest in Köln (vgl. 11.6.1967), um den es auch in: "Der lange Arm der Diktatoren. Spitzel im Amt" gehet. Berichtet wird zu Griechenland auch: "Gastarbeiter 'raus. Werkschutz schwärzt Kollegen an". Bekanntgegeben wird zum RC: "Jetzt auch in Hamburg: Republikanischer Club. Treffpunkt der Linken, Mittwoch 25.10.1967, Curio-Haus, Rothenbaumchaussee". Von der Kampagne für Demokratie und Abrüstung erscheinen Liedertermine
Q: Hamburger Extrablatt Nr.3,Hamburg 25.10.1967

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04.11.1967:
Im WDR wird, laut Peter Schütt (vgl. 20.11.1967), die Kritische Universität (KU) im Kommentar von Roland H. Wiegenstein als Durchbrechen der politischen Enge Westberlins gelobt.
Q: Auditorium Nr.50,Hamburg Nov. 1967,S.14

07.11.1967:
Der AStA der Universität Hamburg (vgl. 20.11.1967) berichtet von der Rektoratsfeier (vgl. 9.11.1967), dass heute im 'AStA-Info' Nr. 5 geplante studentische Diskussionsversuche bekannt gemacht werden.
Q: Auditorium Nr.50,Hamburg Nov. 1967,S.5

07.11.1967:
Der AStA der Universität Hamburg (vgl. 20.11.1967) berichtet:"
Eine Gruppe SDS-Mitglieder zog angeheitert über den Campus. Man feierte immerhin die glorreiche Revolution: 50 Jahre Roter Oktober. In der Hand schwenkte einer verstohlen einen Eimer. Wo SDS-ler sind, ist die Polizei nicht weit. Was wollen sie mit dem Eimer? Die Gruppe wird in Polizeigewahrsam genommen – aber ch: Im Eimer stecken 10 trockene Pinsel! So ein hinterlistiger SDS! Unter Entschuldigungen darf das Häuflein ins Quartier zurück. – Doch siehe, die Zäune prangen in bunter Bemalung. Wer kennt die Täter?"

Peter Schütt (vgl. März 1968) berichtet von der Rektoratsfeier am 9.11.1967 über die Polizeiübergriffe und:"
Schon zwei Tage vorher waren auf dem Universitätsgelände sieben Studenten vorläufig festgenommen worden, weil sie im Verdacht standen, 'Enteignet Springer' auf einen Bauzaun geschrieben zu haben".
Q: Auditorium Nr.50,Hamburg Nov. 1967,S.7; Peter Schütt: Entwicklung der demokratischen Bewegung an der Universität Hamburg im Wintersemester 1967/68, Blätter für deutsche und internationale Politik Jg. 13/1968, S. 386

09.11.1967:
An der Universität Hamburg kommt es auf der heutigen Rektoratsfeier zu studentischen Protesten (vgl. 7.11.1967), u.a. mit einem Spruchband "Unter den Talaren der Muff von tausend Jahren". Die Professoren ziehen aus. Professor Spuler, Direktor des orientalischen Seminars, äußert gegenüber den Protestierenden: "Ihr gehört alle ins KZ" und wird trotz kollegialer Ehrenerklärungen beurlaubt (vgl. Feb. 1968). Der Theologe Thielicke sah "postpubertäre Schübe" bei den Protestierenden sowie ein "ungezogenes Verhalten".

Von den Folgen (vgl. 10.11.1967) berichtet auch der AStA der Universität Hamburg (vgl. 20.11.1967).

Laut Peter Schütt (vgl. März 1968) waren die studentischen Slogans geprägt von den Parolen der Demonstration der Dortmunder Bergleute, u.a. von der Zeche Hansa. Das Spruchband "Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren" sei in der Springerpresse verfälscht worden zu "Unter den Talaren – Muff von hundert Jahren". Nach einem AStA-Bericht waren, laut Schütt, "mindestens zwanzig Angehörige der Hamburger Kriminalpolizei anwesend, sie fügten fünf Studenten, sämtlich SDSler, durch Fausthiebe empfindliche Verletzungen zu und sperrten einen Kommilitonen für die Dauer der Feier kurzerhand in den Keller des Audimax."

Über die studentischen Vollversammlungen (VVs) berichtet Schütt:"
Die erste spontane und unvorbereitete Studentenversammlung trat unmittelbar nach der Rektoratsfeier am 9. November 1967 zusammen und beschloß sofort, eine Urabstimmung über den Rektor durchzuführen."
Q: Peter Schütt: Entwicklung der demokratischen Bewegung an der Universität Hamburg im Wintersemester 1967/68, Blätter für deutsche und internationale Politik Jg. 13/1968, S. 380ff; Auditorium Nr.50,Hamburg Nov. 1967,S.5

10.11.1967:
Der AStA der Universität Hamburg (vgl. 20.11.1967) berichtet von den Folgen der Rektoratsfeier (vgl. 9.11.1967), dass heute im 'Hamburger Abendblatt' die Schlagzeile "Studenten schockieren Professoren" erscheint, während die Aktion in einer Wandzeitung als 'historische Stunde' der Universität Hamburg bezeichnet wurde.
Q: Auditorium Nr.50,Hamburg Nov. 1967,S.5

11.11.1967:
Der AStA der Universität Hamburg (vgl. 20.11.1967) berichtet von den Folgen der der Rektoratsfeier (vgl. 10.11.1967, 12.11.1967), dass Bürgermeister Weichmann heute in der 'Welt' zwar die Form der studentischen Proteste verurteile, die Forderungen aber als legitim ansehe.
Q: Auditorium Nr.50,Hamburg Nov. 1967,S.5

12.11.1967:
Der AStA der Universität Hamburg (vgl. 20.11.1967) berichtet von den Folgen der Rektoratsfeier (vgl. 11.11.1967, 13.11.1967), dass heute in der 'Welt' von vier Initiatoren der Proteste die studentischen Forderungen vorgestellt werden.
Q: Auditorium Nr.50,Hamburg Nov. 1967,S.5

13.11.1967:
Der AStA der Universität Hamburg (vgl. 20.11.1967) berichtet von den Folgen der Rektoratsfeier (vgl. 12.11.1967, 14.11.1967), dass der Rektor Ehrlicher, laut 'AStA-Info' Nr. 6, die Teilnahme an der für den 17.11.1967 geplanten Podiumsdiskussion absagte.
Q: Auditorium Nr.50,Hamburg Nov. 1967,S.5

14.11.1967:
Der AStA der Universität Hamburg (vgl. 20.11.1967) berichtet von den Folgen der Rektoratsfeier (vgl. 13.11.1967, 15.11.1967), dass der Rektor, laut 'AStA-Info' Nr. 8, Gesprächsbereitschaft zeigt und eine Diskussion für den 15.11.1967 vorschlage, der AStA aber auf der Einladung für den 17.11.1967 beharrte.
Q: Auditorium Nr.50,Hamburg Nov. 1967,S.5

15.11.1967:
Der AStA der Universität Hamburg (vgl. 20.11.1967) berichtet von den Folgen der Rektoratsfeier (vgl. 14.11.1967, 16.11.1967), dass der Rektor Ehrlicher eine Pressekonferenz gebe und dort drei Gruppen studentischer Störer unterscheide:"
1. Jene Studenten, die auf den Umsturz unserer Gesellschaft abzielen; 2. jene, die dem 'Initiativ-Ausschuß' angehören. Sie hätten eine Aversion gegen das Establishment und gegen jede weitere Autorität; 3. jene, die auf Grund der Studienbedingungen in ihrer latenten Bereitschaft geschickt manipuliert worden seien mitzumachen.". Prof. Spuler habe ein Disziplinarverfahren gegen sich selbst beantragt.

Am Abend findet eine öffentliche Diskussion zwischen Studenten sowie Rektor Ehrlicher und den Professoren Borck, Gäffgen und Weiss statt, die für die Studenten unbefriedigend bleibt und am nächsten Tag fortgesetzt werden soll.
Q: Auditorium Nr.50,Hamburg Nov. 1967,S.5

16.11.1967:
Der AStA der Universität Hamburg (vgl. 20.11.1967) berichtet von den Folgen der Rektoratsfeier (vgl. 15.11.1967, 17.11.1967), dass heute die 228. Sitzung des StuPa zugunsten einer Podiumsdiskussion mit dem Rektor Ehrlicher, den Dekanen Carstensen (phil.), Lohff (theol.) und Gollnick (WiSo) sowie den Professoren Borck, Gäfgen, Roemer, Schmidhäuser und Walter und den AStA-Vorsitzenden Pätzoldt und Jankowski sowie den Studenten Litten, Albers, Behlmer, Roth und Harms statt. Die Professoren ziehen nach einem Zwischenruf "Seien Sie nicht so arrogant!" geschlossen aus dem Audimax aus.
Q: Auditorium Nr.50,Hamburg Nov. 1967,S.5; Peter Schütt: Entwicklung der demokratischen Bewegung an der Universität Hamburg im Wintersemester 1967/68, In: Blätter für deutsche und internationale Politik Jg. 13/1968, S. 383

17.11.1967:
Der AStA der Universität Hamburg (vgl. 20.11.1967) berichtet von den Folgen der Rektoratsfeier (vgl. 16.11.1967), dass im Audimax eine Vollversammlung und teach-in stattfindet. Anträge zum numerus clausus (NC), zur Kritischen Universität (KU) und zur Zwischenprüfung werden nach Änderungen beschlossen und dem ASTA mit großer Mehrheit das Vertrauen ausgesprochen. Man wolle ihn auch zur nächsten Sitzung des Akademischen Senats begleiten.

Peter Schütt (vgl. März 1968) berichtet von der gestrigen Diskussion über die Professoren:"
Sie antworteten am nächsten Tag, als sich AStA und Diskussionsleiter nicht bereitfanden, sich für die Äußerungen zu entschuldigen, mit dem Ausschluß der erst wenige Semester vorher zugelassenen zwei Studentenvertreter aus dem Akademischen Senat. Dieser Schritt des Rektorats bewog nur noch mehr Studenten, sich mit dem AStA-Vorstand zu solidarisieren, und brachte die beiden stärksten politischen Studentenverbände, SHB und SDS, zum Bündnis. Die erhoffte Isolierung der 'radikalen' war abermals mißlungen; stattdessen entstand eine studentische Einheitsfront aller progressiven Hochschulgruppen gegen die Übergriffe der Universitätsbürokratie. Die ersten Vollversammlungen in der Geschichte der Hamburger Universität wurden zu machtvollen Demonstrationen für die Entschlossenheit immer größerer Teile der Studentenschaft, sich gegen die repressiven Maßnahmen der akademischen und staatlichen Obrigkeiten zur Wehr zu setzen …

Die unerbittlich autoritäre Haltung von Rektor, Senat und Fakultäten zwang den AStA zunächst in die Defensive. Erst die vorwärtstreibende Kritik des SDS und die massive Unterstützung durch mehrere studentische Vollversammlungen ermöglichte dem Studentenausschuß ein härteres Auftreten.

Der Rektor gestand noch im November die Gründung von Reformgremien auf Seminar- und Institutsebene zu, die zu gleichen Teilen aus Studenten, Assistenten und Dozenten bestehen sollten". Greifbare Ergebnisse seinen bei Germanisten, Historikern und in der Philosophischen Fakultät erzielt worden.
Q: Peter Schütt: Entwicklung der demokratischen Bewegung an der Universität Hamburg im Wintersemester 1967/68, In: Blätter für deutsche und internationale Politik Jg. 13/1968, S. 383f; Auditorium Nr.50,Hamburg Nov. 1967,S.5

20.11.1967:
Für den AStA der Universität Hamburg (vgl. Dez. 1967) berichtet Jakob von Uexküll vom heute in Kopenhagen, Dänemark, beginnenden Vietnamtribunal, welches bis zum 1. Dezember dauert.
Q: Auditorium Nr.51,Hamburg Dez. 1967,S.4ff

20.11.1967:
Der AStA der Universität Hamburg gibt sein 'Auditorium – Hamburger Studentenzeitung' Nr. 50 (vgl. Okt. 1967, Dez. 1967) für November vermutlich in dieser Woche in einer Auflage von 10 000 und einem Titelbild "Scherereien" zum Konflikt um die Rektoratsfeier am 9. November 1967 heraus. Leserbriefe befassen sich mit dieser Feier sowie mit der von Jens Litten behandelten Enteignung Springers. Holger-Jens Riemer befasst sich im Editorial mit einer weiteren Leseräußerung, "Der Maoismus des auditorium langweilt seine Leser Nummer für Nummer." Und fragt die Leser ob diese Einschätzung berechtigt sei.

Frithjof Rendtel berichtet in "May im November" vom Brechtabend mit Gisela May im Audimax der Universität Hamburg. nn befasst sich in "Ouvertüre" mit der Rektoratsfeier, wozu es auch von ch in "Zehn Tage … … chronologisch" eine Chronik gibt (vgl. 7.11.1967, 17.11.1967).

Hilkes berichtet in "Abu Yussef oder… in Eurem Bunde der Dritte" von Geheimdienstbesuchen bei palästinensischen Studenten in Frankfurt, Hamburg, Köln und Marburg sowie von den Taten der Geheimdienste Indonesiens und Südkoreas in der Bundesrepublik. Peter Münder berichtet in "'… in hohem Maße kreditwürdig' – Über Jubel-, Trubel- und Kurzzeitperser" über die Berichterstattung des 'Spiegel' Nr. 46 über iranische Studenten in der Bundesrepublik sowie den Iran selbst und seinen Geheimdienst SAVAK. M. W. stellt in "Hamburg mathematisch" eine Dokumentation der Fachschaft Mathematik-Physik über die Missstände an ihrer Fakultät vor. Der Leser Rainer Hagen berichtet von der Fachschaft Germanistik. Reinhold dj Oberlercher befasst sich in "Wenke – oder die Unmöglichkeit einer Rezension" mit diesem Pädagogen, ordnet ihm ein NS-Zitat zu. Jens Litten verfasste den Artikel "Formierter Plural – Zu Kritik einer Kategorie spätbürgerlicher Demokratie" über den Pluralismus. Peter Schütt berichtet in "KapUttgefeiert" über die Kritische Universität (KU) in West-Berlin (vgl. 4.11.1967), Hamburg (vgl. 21.10.1967), Frankfurt, Münster und München und deren Lob durch die Springerpresse.

Vorgestellt werden die neuen AStA-Referenten für Presse (Thomas Walde), Sport (Claus Hollmann), Finanzen (Rudolf Ziesing) und Soziales (Jürgen Bruhn).

Berichtet wird u.a. aus Berlin von einer Anti-Springer und Vietnam-Demonstration in der JVA Moabit sowie von der WiSo Fak der FU, über den Boykott der 'Welt der Literatur' durch die Gruppe 47 und aus Hamburg vom SDS (vgl. 7.11.1967). Angekündigt wird das Konzert der City Preachers. Hingewiesen wird auf die Veröffentlichungen:
- Wolfgang Nitsch: Hochschule. Soziologische Materialien.
- Pressearbeitskreis des RC Berlin: Springer enteignen?
- sowie die eigenen AStA-Dokumente Nr. 6: Detlev Albers: Zur Demokratisierung der Universität und Nr. 7 (vgl. Sept. 1967).
Eine Anzeige bewirbt Kai Hermann: Die Revolte der Studenten, wozu auch eine Rezension erscheint. Weitere Rezensionen behandeln:
- Leo Kofler: Zur Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft;
- Hans Blumenberg: Die Legitimität der Neuzeit sowie
- die Bände 16 bis 16 der Neuen Wissenschaftlichen Bibliothek von Kiepenheuer und Witsch, welches sind: Parlamentarismus (hrsg. Von Kurt Kluxen), Die Entstehung des modernen souveränen Staates (hrsg. Von Hanns Hubert) und Pädagogische Psychologie (hrsg. Von Franz Weinert).
Q: Auditorium Nr.50,Hamburg Nov. 1967

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20.11.1967:
Peter Schütt (vgl. März 1968) berichtet von der Rektoratsfeier (vgl. 9.11.1967) und fährt zu Prof. Wenke (vgl. 4.1.1968), Leiter des PI, fort:"
Spuler blieb nicht der einzige Dozent der 'Braune Universität Hamburg', der während des Wintersemesters von sich reden machte. Der Leiter des Pädagogischen Instituts, Prof. Hans Wenke, der vor drei Jahren durch massive Proteste aus der Öffentlichkeit gezwungen worden war, von seinem Ehrenamt als Bochumer Gründungsrektor zurückzutreten, war in einer Vorlesungskritik in der Novemberausgabe des Hamburger 'auditoriums' als 'alternder Ideologe des pädagogischen Hitlerismus' mehr glossiert als analysiert worden; er hatte daraufhin nichts Eiligeres zu tun, als seine studentischen Kritiker von der Teilnahme an seinen Vorlesungen und Übungen auszuschließen. Eine Begründung lehnte er ab, ebenso wie eine Debatte über sein Vorgehen und eine Stellungnahme zu den Vorwürfen wegen seiner publizistischen Tätigkeit im 'Dritten Reich', die von zahlreichen Studenten und Hörern seines Kollegs verlangt wurde. Schließlich weigerte er sich, unterstützt von allen Professoren seiner Fakultät, zu lesen, solang die 'Störungen', d.h. die Bitten um Diskussion, anhielten, und ließ für sich durch seine Assistenten und ergeben Studenten, darunter Mitglieder des Nationaldemokratischen Hochschulbundes (NHB der NPD,d.Vf.), eine Unterschriftensammlung durchführen. Mit Berufung auf den 'Treuebeweis' von 700 Pädagogikstudierenden drohte er allen, die ihn in seiner Vorlesung unterbrechen würden, mit dem Verweis von der Universität. Ohne Erfolg, denn immer mehr Fragesteller meldeten sich zu Wort."

Schütt berichtet auch:"
Als in der Wenke-Vorlesung zwei Beamte der Politischen Polizei entdeckt wurden und wenige Tage später ausgerechnet gegen vier anwesende SDS-Mitglieder, die im übrigen in keiner Weise besonders hervorgetreten waren, ein Disziplinarverfahren eingeleitet wurde, schien für den SDS der seit langem erhobene Verdacht bestätigt, daß Polizei und Universitätsbehörden intensiv zusammenarbeiten und ihre Unterlagen permanent austauschen. Der SDS nahm die von der Universitätsverwaltung anberaumte Vernehmung der vier 'Störer' und die Überreichung von mehreren hundert Selbstanzeigen zum Anlaß, um zu einem allgemeinen Go-in beim Rektor aufzurufen."
Q: Peter Schütt: Entwicklung der demokratischen Bewegung an der Universität Hamburg im Wintersemester 1967/68, In: Blätter für deutsche und internationale Politik Jg. 13/1968, S. 381f und 386

20.11.1967:
Der AStA der Universität Hamburg (vgl. Okt. 1967) kündigte an:"
Am 20. November 1967 startet der AKFF (Arbeitskreis Film und Fernsehen) in Zusammenarbeit mit Film Makers Coop. New York, eine Reihe 'New American Cinema'. Geplant sind 14. Veranstaltungen."
Q: Auditorium Nr.49,Hamburg Okt. 1967,S.11

24.11.1967:
Im Audimax der Universität Hamburg findet eine Diskussion zwischen Rudolf Augstein und Rudi Dutschke statt.
Q: Auditorium Nr.51,Hamburg Dez. 1967,S.12; Hamburger Extrablatt Nr.6,Hamburg 6.12.1967,S.4

Dezember 1967:
Peter Schütt (vgl. März 1968) berichtet von der Universität Hamburg über die NSG:"
Die progressiven Gruppen, HSU, LSD, SHB und SDS, haben im letzten Semester ihre Aufklärungsarbeit über die Gefahren der Notstandsgesetze koordiniert und sich im Dezember an einer Gewerkschaftsveranstaltung mit Otto Brenner gegen die Militarisierung des Arbeitsplatzes beteiligt."
Q: Peter Schütt: Entwicklung der demokratischen Bewegung an der Universität Hamburg im Wintersemester 1967/68, Blätter für deutsche und internationale Politik Jg. 13/1968, S. 389

Dezember 1967:
Der AStA der Universität Hamburg gibt sein 'Auditorium – Hamburger Studentenzeitung' Nr. 51 (vgl. 20.11.1967, 29.1.1968) für Dezember in einer Auflage von 10 000 mit einem Titelbild "Stille Nacht..? 24 Stunden Waffenruhe" zu Nahost, Vietnam, Griechenland und Cypern heraus. Zwei Leserbriefe von Hans-Uwe Scharnweber befassen sich mit der Wenke-Renzension von Reinhold dJ Oberlercher im letzten 'auditorium'. Darum geht es auch im Editorial. ch führte ein "audi-gespräch mit der Kommune II" an dem allerdings nur Eike Hemmer teilnahm. Jakob von Uexküll berichtet vom Vietnamtribunal (vgl. 20.11.1967). Geworben wird für vietnamesische Literatur bzw. die Publikationen der DRV und der FNL, die in der Schweiz bei Peuple et Culture in Genf oder in Hamburg bei der Versandbuchhandlung Erna Mayer in der Langenhorner Chaussee 107 beziehbar seien. Vom wegen der Vietnamdemonstration am 17.2.1967 ausgewiesenen Obi Ifeobu aus Nigeria wird berichtet, dass seine Freunde sich nun um sein Leben sorgen. Juan Gutierrez äußert sich zum Thema Vorlesungskritik mit "Wi(e)der die halbierte Kritik" über die Rezeption des Artikels von Prof. Knob in einem KU-Seminar. Von Prof. Tausch stammt der Artikel "Sogenannte Vorlesungs- und Seminarrezensionen". Statt Prof. Wenke äußert sich Reinhold dJ Oberlercher erneut zu dessen Vorlesung. Von Wenke wird berichtet, dass er an der RUB eine Honorarprofessur erhielt. In München sammelten Studenten versuchsweise Spenden für Johnsons Vietnamkrieg. Die 'Bild'-Zeitung warb mit Fritz Teufel. Eine ganzseitige Anzeige wirbt Führungskräfte für Procter & Gamble an.

Stephan Leibfried von der FU Berlin verfasste "Notizen zur Elfenbeinfabrik" bzw. zum Dahrendorf-Plan. Holger-Jens Riehmer berichtet von der Diskussion zwischen Augstein und Dutschke am 24.11.1967. Joachim Radkai befasst sich in "Ploetzblitz – ist das Geschichte?" mit dem Standardgeschichtswerk von Ploetz. Der Berliner Dramatiker und ex-DDR-Bürger Hartmut Lange fragt "Brauchen wir eine Kulturrevolution? – Vom Einfluß der Politik auf die Kunst". Holger Oehrens fragt "'Was ist dem Staat der Nachwuchs wert?' – Plädoyer für ein allgemeines Studienhonorar", wobei u.a. eingegangen wird auf den VIII. deutschen Studententag (vgl. 25.4.1965) und das Honnefer Modell. Dirk Hoerder berichtet aus Minneapolis, USA über "sit-in auf amerikanisch", Peter Schütt teilt mit: "Die Kohlenkrise hat in der Gruppe 61 nicht stattgefunden. bericht von der Herbsttagung der Dortmunder Arbeiterschriftsteller", wobei er Bezug nimmt auf die Demonstration der Bergleute u.a. von der Zeche Hansa Dortmund.

Hingewiesen wird auf die Veröffentlichungen:
- J. Agnoli / P. Brückner: Transformation der Demokratie;
- 'Alternative' – Zeitschrift für Literatur und Diskussion Nr. 56/57 über Walter Benjamin;
- Arnold Hauser: Deutsche Studenten auf dem Weg ins Dritte Reich und
- 'Spartacus – Zeitschrift für lesbare Literatur' Nr. 1.

Rezensiert werden:
- Wider die Untertanenfabrik. Handbuch zur Demokratisierung der Hochschule (hrsg. v. Stefan Leibfried);
- Lucien Sebag: Marxismus und Strukturalismus;
- Episches Theater (hrg. v. Reinhold grimm); und
Der CDU-Staat. Studien zur Verfassungswirklichkeit der Bundesrepublik (hrg. v. Gert Schäfer und Carl Nedelmann).

Verglichen werden die Äußerungen von Georg Herwegh zum großen Hamburger Brand und der Kommune I zum Brüsseler Kaufhausbrand, wobei die Wiederaufnahme des Prozesses gegen die Kommune I angekündigt wird.
Q: Auditorium Nr.51,Hamburg Dez. 1967

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06.12.1967:
Der AStA der Universität Hamburg (vgl. 20.11.1967) kündigte für heute sein Konzert mit den City Preachers im Audimax an.
Q: Auditorium Nr.50,Hamburg Nov. 1967,S.10

06.12.1967:
In Hamburg erscheint das 'Hamburger Extrablatt' Nr.6 (vgl. 25.10.1967, 20.12.1967) mit einem Leitartikel zum Verteidigungsminister: "Pfui! Mönche schießen auf Schröder". Aus Griechenland wird berichtet: "Putsch exklusiv – 'Spiegel'-Geschäft mit Athener Staatspresse". Zu den Heimatblättern äußert sich der Artikel "Käseblatt", zum Springerverlag wird festgestellt: "'Wir sind am Ende'". Kommentiert wird in "Die linke Monopolpresse – Bayrisches Schattenboxen" eine Äußerung von Franz-Josef Strauß (FJS). Zum Teenager-Magazin 'Bravo' äußert sich der Artikel "Nichts für Liebes-Muffel". Berichtet wird in "Gesucht: 1 Augstein" von der Diskussion zwischen Rudolf Augstein und Rudi Dutschke (vgl. 24.11.1967) sowie in "Zum Kotzen treu" über den Innenminister Lücke bzw. die Vietnamberichterstattung der Presse.

Geworben wird für die 'konkret'.
Q: Hamburger Extrablatt Nr.6,Hamburg 6.12.1967

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20.12.1967:
In Hamburg erscheint das 'Hamburger Extrablatt' Nr.7 (vgl. 6.12.1967, 8.2.1968) mit einem Leitartikel "Kommiß für weiße Engel" zur Organisierung der Notstandseinsätze in den Hamburger Krankenhäusern (ÖTV-Bereich). Von der Uni Gießen wird berichtet über die Anwerbung von Spitzeln durch den Verfassungsschutz, worüber auch aus Marburg der wissenschaftliche Assistent am Chemischen Institut der Universität, Klaus Horn aus seinem Bekanntenkreis berichtet sowie aus Mannheim der Manager des dortigen SDS, Uwe Greiner. Von der Universität Hamburg wird berichtet über den Professor Spuler, der die Studenten gern im KZ sähe, über die NPD wird berichtet aus Eimsbüttel von ihrer Versammlung am 4.12.1967 in "EXTRA-Reporter im Royal-Club – Pappruinen". Über den Griechischen Klub wird berichtet in "Im Missionshaus sind alle willkommen – Für Demokraten ist der Zutritt von der Kirche verboten".
Q: Hamburger Extrablatt Nr.7,Hamburg 20.12.1967

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29.12.1967:
An der Universität Hamburg erscheint eine Bekanntmachung des Rektors Ehrlicher, dass er Vorlesungsstörungen nun als Hausfriedensbruch verfolgen lassen werde.

Peter Schütt (vgl. März 1968) berichtet von den Folgen u.a. (vgl. 4.1.1968):"
Ein Germanist gab seinen in der Vorlesung anwesenden Assistenten Anweisung, einen Fragesteller gewaltsam aus dem Hörsaal hinauszubefördern, und ein Kollege beanspruchte sogar in einer Veranstaltung der Kritischen Universität (KU,d.Vf.) für sich das Hausrecht, um diskussionsfreudige SDS-Mitglieder vor die Tür zu setzen; er mußte daraufhin allerdings selbst die Veranstaltung verlassen."
Q: Auditorium Nr.52,Hamburg Jan./Feb. 1968,S.16; Peter Schütt: Entwicklung der demokratischen Bewegung an der Universität Hamburg im Wintersemester 1967/68, In: Blätter für deutsche und internationale Politik Jg. 13/1968, S. 384f

Januar 1968:
Laut MLPD (2) kommt Anfang 1968 in Hamburg erstmals ein Roter-Morgen Leserkreis (RMLK) zusammen. Laut Knut Mellenthin werden keine konkreten Ergebnisse erzielt. In den folgenden Monaten sollten weitere Versammlungen folgen.
Q: MLPD-ZK:Geschichte der MLPD,I.Teil,Stuttgart 1985,S.33; Mellenthin,Knut:Einige Bemerkungen zur Vorgeschichte der KPD/ML,o.O. o.J.,S.1

Januar 1968:
Von Hans Kolbe aus Hamburg wird ein 'Offener Brief' verbreitet, der sich mit der Rolle der KPD und der KPdSU auseinandersetzt. U.a. heißt es:"
Jedes Abweichen vom Marxismus-Leninismus muß und führt dazu, das Vertrauen zu der alles verändernden Kraft der Arbeiterklasse und des Volkes mehr und mehr zu verlieren und sich in gleichem Maße schrittweise den Kapitalisten anzupassen. … Es ist höchste Zeit, daß sich alle Marxisten-Leninisten auf die hervorragende historisch bedeutsame Rolle der deutschen Linken besinnen. Aus diesen Gründen stelle ich mich voll hinter die Genossen der Zeitschrift ROTER MORGEN und hoffe, daß sie mir Gelegenheit geben werde, zu all den vielen noch offengebliebenen Fragen Stellung zu nehmen. Ich rufe alle Kommunisten auf, in offener Diskussion die Plattform des Marxismus-Leninismus für die Bundesrepublik zu erarbeiten und sich in Unterordnung unter die Interessen der Arbeiterklasse und des Volkes auf dieser Plattform zu vereinigen und zu sammeln, zu einer neuen wirklich marxistisch-leninistischen Partei der Arbeiterklasse."
Q: Hans Kolbe:Offener Brief,Hamburg Jan. 1968

Januar 1968:
Peter Schütt (vgl. März 1968) berichtet von der Universität Hamburg über Ehrlicher:"
Im Januar drohte der Rektor mehrfach mit der Schließung der Universität oder wenigstens der Philosophischen Fakultät und unterstützte einen Plan, dessen unvermutete Enthüllung zu Semesterende noch einmal viel Staub aufwirbelte. … die provisorische Einsetzung eines 'Not-AStA', die Durchführung unpolitischer Neuwahlen für das Studentenparlament und das Verbot des SDS". Damit habe sich Ehrlicher als Gesprächspartner der Studenten endgültig diskreditiert:"
Als statt seiner im Januar neun als liberal geltende Professoren der Öffentlichkeit 81 'Leitsätze zur Hochschulreform' vorlegten, die zwischen den Vorstellungen des Wissenschaftsrates, der Rektorenkonferenz (WRK,d.Vf.) und des Deutschen Bundestages zu vermitteln suchten, ohne dabei die studentischen Forderungen im Grundsätzlichen zu berücksichtigen, gelang es auch diesem von seiten der Professoren nicht mehr, die klaren Fronten wesentlich zu verschieben."

Schütt berichtet auch:"
SHB und SDS legten im Verlauf des Semesters detaillierte Konzepte zur Universitätsreform vor, die vor allem in der Frage der studentischen Beteiligung erheblich differierten." Wobei der "SDS die Forderung nach einer vollen Parität zwischen Dozenten und Studenten stellte. …
Der Hamburger SDS, der zunächst in Gefahr stand, in seiner katalysierenden Phase stecken zu bleiben, konnte in der zweiten Semesterhälfte sein Programm inhaltlich verdeutlichen und gewann auch über die Solidarisierung mit einzelnen gemaßregelten und verfolgten Mitgliedern hinaus zum ersten Mal eine breite Massenbasis innerhalb der Studentenschaft."

Von der Urabstimmung über Rektor Ehrlicher, die vermutlich im Januar stattfand, tut Schütt kund, dass bei der Wahlbeteiligung von rund fünfzig Prozent deutliche 62 Prozent der Studenten auf die Frage 'Können Sie Rektor Ehrlicher akzeptieren?' mit Nein antworteten.

Der Präses der Hamburger Schul- und Hochschulbehörde, Drexelius (SPD), sei im Januar auf einer Vollversammlung gegen vier Stimmen zum Rücktritt aufgefordert worden.
Q: Peter Schütt: Entwicklung der demokratischen Bewegung an der Universität Hamburg im Wintersemester 1967/68, In: Blätter für deutsche und internationale Politik Jg. 13/1968, S. 385ff

04.01.1968:
Peter Schütt (vgl. März 1968) berichtete von Prof. Wenke (vgl. Nov. 1967, 13.1.1968), Leiter des PI:"
Er erschien Anfang Januar ein letztes Mal, in Begleitung von Kriminalbeamten in Zivil und mehreren Vertretern der Universitätsbürokratie, bevor ihn selbst der Rektor fallen ließ und der Kritischen Universität (KU,d.Vf.) erlaubte, statt der Vorlesung eine Kolloquium zum Thema 'Hans Wenke und die reaktionäre Pädagogik der Bundesrepublik' durchzuführen. Unter der Mitarbeit mehrerer Universitätsasssistenten erarbeitete es in der zweiten Semesterhälfte aufschlußreiche Materialien zum Stand der politischen Bildung an den Schulen Hamburgs, für deren antikommunistische und faschistoide Ausrichtung Wenke als ehemaliger Hamburger Schulsenator mitverantwortlich zeichnet."

Schütt berichtet vom Störererlass des Rektors (vgl. 29.12.1967) und, "daß zur nächsten Wenke-Vorlesung am 4. Januar eine Schutztruppe aus Hamburger NPD-Mitgliedern anrückte, die den Rektor in letzter Minute zwang, das Auditorium Maximum zu schließen. Die empörten Studenten zogen daraufhin demonstrativ zum Rektorat und nötigten den Rektor immerhin, die 'falsche Auslegung' seiner Erklärung durch den 'Nationaldemokratischen Hochschulbund' (NHB,d.Vf.) zu bedauern."
Q: Peter Schütt: Entwicklung der demokratischen Bewegung an der Universität Hamburg im Wintersemester 1967/68, In: Blätter für deutsche und internationale Politik Jg. 13/1968, S. 382 und 385

13.01.1968:
Peter Schütt (vgl. März 1968) berichtete von Prof. Wenke (vgl. 4.1.1968), Leiter des PI, und fährt fort:"
Auf dem Höhepunkt der Kontroverse um Wenke griff Hamburgs Startheologe, Prof. Helmut Thielicke, mit einer sofort in der Springerpresse im vollen wortlaut abgedruckten Solidaritätsadresse für sein en 'zu Unrecht verleumdeten Kollegen' ein … Im Stil des Springerkommentators William s. Schlamm hatte er die Aktionen des SDS mit 'faschistischen Terrormethoden' gleichgesetzt und damit nur die Aufmerksamkeit seiner Kritiker auf seine eigene braune Vergangenheit als SA-Mitglied und theologischer Rechtfertiger der nazistischen Kriegspolitik gelenkt. Thielicke unterbrach aus Protest gegen die 'gossenhaften Frechheiten' der Studenten seine Hauptvorlesung, verzichtete aber nicht auf seine regelmäßigen 'akademischen Predigten' in der Hamburger St. Michaeliskirche. Am 13. Januar wurde er nach dem Gottesdienst, …, zu einer öffentlichen Aussprache aufgefordert; r antwortet von der Kanzel herab, mit einem neuen Zornesausbruch und befahl darauf dem Organisten, alle Ansätze zu einer Diskussion in der Kirche mit Bachorälen zu übertönen. Erfühlte sich offenbar sicher, hatte er doch in einem eigenmächtigen Vorgriff auf die Notsandsgesetze (NSG,d.Vf.) siebzig Bundeswehrsoldaten als 'beruhigend Elemente' zu seinem Schutz bestellt; eine Maßnahme, gegen die zahlreichen Studentenverbände, kirchliche Kreise und sogar einige Bundeswehrangehörige vergeblich protestiert haben, die aber von der Bundesregierung und dem 'Verteidigungsministerium' trotz einer Anfrage der FDP in keiner Weise mißbilligt wurde!"
Q: Peter Schütt: Entwicklung der demokratischen Bewegung an der Universität Hamburg im Wintersemester 1967/68, In: Blätter für deutsche und internationale Politik Jg. 13/1968, S. 382

26.01.1968:
An der Universität Hamburg stellt Rektor Ehrlicher, laut AStA (vgl. 29.1.1968), sein 'Sonderprogramm 1968 vor, welches mit Hilfe von 102 neuen Planstellen die Lehrverhältnisse merkbar verbessern solle.
Q: Auditorium Nr.52,Hamburg Jan./Feb. 1968,S.7

29.01.1968:
Der AStA der Universität Hamburg gibt sein 'Auditorium – Hamburger Studentenzeitung' Nr. 52 (vgl. Dez. 1967, 22.4.1968) für Januar / Februar vermutlich in dieser Woche in einer Auflage von 10 000 heraus. Leserbriefe wenden sich gegen die vielen Fremdwörter (Hiltrud Quicht) sowie gegen die Störer und den sie unterstützenden AStA (Klaus Schedukat): "Diesen Störern – professionellen Störern wie der Roth – aktivierten, um Oberstörer Oberlercher gescharten SDS-Clique – unter stellt der AStA, daß sie 'mit der Hochschulreform Ernst machen und ihrer Kritik an der Lehrveranstaltung in Vorlesungen in Diskussionen vorbringen wollen'."

Berichtet wird von den Studentenparlamentswahlen (StPW), dem studentischen Rechtshilfefonds (vgl. Juli 1967), dem Rektor Ehrlicher (vgl. 26.1.1968), der nur von dreien der fünf wegen Stören der Wenke-Vorlesung mit Disziplinarverfahren bedachten Studenten die Mitgliedschaft im SDS zu kennen schien und vom Verbot des Buches 'Verdammte Zeit' von Peter Ekberg. Auszüge werden veröffentlicht aus der Flensburger Zeitschrift 'Zwischen den Zeilen', die von jungen engagierten Theologen herausgegeben werde und sich im Heft 7 mit einem Offenen Brief an Prof. D. Thielicke wandte. Will Teichert und Peter Martin berichten vom "Warten auf Honnef". Vorlesungsrezensionen behandeln Prof. Karl Ludwig Schneiders Vorlesung 'Das expressionistische Drama' sowie die 'Einführung in Didaktik und Methodik des Volksschulunterrichts auf Hospitationsbasis' von Prof. Walter Jeziorsky. Von ch stammt der Artikel: "Student '58 – Der Immatrikulationsjahrgang 1958 in der Statistik", der sich stützt auf Josef Hitpass: Das Studienschicksal des Immatrikulationsjahrgangs 1958. Peter Münder behandelt "Die stinkenden Rosen des Hans Habe" bzw. dessen offenen Brief für Axel Springer (vgl. 27.12.1967). Klaus-Michael verfaßte den Artikel "Bildungswerbung in der Krise. Kritik der reinen Bildungswerbung", der u.a. von den Rückschlägen mit den Freiburger Volksschülern berichtet sowie aus Berlin und aus Hamburg von den über 50 Schularbeitskreisen mit Förderunterricht.
In der Rubrik "Zur Diskussion: KU im Kreuzfeuer" äußern sich Gabriele Seydaack, D. Monko und Reinholdf dJ Oberlercher. Zum Konflikt um Oberlerchers Wenke-Rezension erscheint eine "Blütenlese" aus Leserbriefen, aber auch eine "Richtigstellung" von Petra Sellenschloh zu den Fälschungsvorwürfen gegen Oberlercher.

Hingewiesen wird auf die Veröffentlichungen:
- Hans Heiner Holz: Der Irrtum der 'Großen Weigerung' (über Herbert Marcuse);
- Demokratischer und autoritärer Staat – Studien zur politischen Theorie (hrg. v. Herbert Marcuse);
- die Schriftenreihe Wissenshaftstheorie, Wissenschaftspolitik, Wissenschaftsgeschichte des Bertelsmann-Verlages; und
- ein eigenes Paper über Vorlesungsrezensionen.

Rezensionen erscheinen zu:
- Max Horkheimer: Zur Kritik der instrumentellen Vernunft;
- Ernst Topitsch: Sozialphilosophie zwischen Ideologie und Wissenschaft, sowie Ernst Topitsch: Die Sozialphilosophie Hegels als Heilslehre und Herrschaftsideologie.
- Mitscherlich / Brocher / von Mehring / Horn: Der Kranke in der modernen Gesellschaft;
- Jean Paul Sartre: Kritik der dialektischen Vernunft; und
- Sozialer Wandel. Zivilisation und Fortschritt als Kategorien der soziologischen Theorie (hrg. v. Hans-Peter Dreitzel).

Auf der Rückseite wird eine Bekanntmachung des Rektors dokumentiert (vgl. 29.12.1967).
Q: Auditorium Nr.52,Hamburg Jan./Feb. 1968

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30.01.1968:
Peter Schütt (vgl. März 1968) berichtet von der Universität Hamburg, dass heute Mitglieder des SDS die Psychologievorlesung von Prof. Hofstätter in ein teach-in über die 'Braune Universität Hamburg' umfunktionieren wollen, was sich nicht zuletzt gegen Hofstätter selbst richtet, denn:"
1963 hatte er in Vorträgen, in einem 'Zeit'-Artikel und einem 'Spiegel'-Interview seine Ansicht bekräftigt, daß Hitler den Juden den krieg erklärt habe und daß die Judenmorde darum eigentlich Kriegshandlungen gewesen seien und mit dieser Begründung nach dem Eichmann-Prozeß eine Generalamnestie für alle NS-Verbrecher gefordert."
Q: Peter Schütt: Entwicklung der demokratischen Bewegung an der Universität Hamburg im Wintersemester 1967/68, In: Blätter für deutsche und internationale Politik Jg. 13/1968, S. 382f

Februar 1968:
Laut Peter Schütt (vgl. März 1968) darf Prof. Spuler seine Lehrtätigkeit wieder aufnehmen, da "sich, einer Erklärung der Hamburger Schulbehörde zufolge, 'zahlreiche Schüler' für seine Rückkehr ausgesprochen hatten. Wie sich später herausstellte, hatten sich ganze vierzehn Unterschriften für einen entsprechenden Antrag gefunden.

Die Bewegung gegen die 'Braune Universität Hamburg' hatte immer wieder zahlreiche Studenten zur Aktion bewegt. Schütt fährt fort:"
Wesentlich geringeren Mobilisierungseffekt besaß dagegen die Hamburger 'Kritische Universität', die in ihrem ersten Semester mehr um kritische Aufklärung als um direkte Aktion bemüht war. Die KU blieb in Hamburg Randerscheinung, ihr fehlte von vornherein der Rückhalt innerhalb der Studentenschaft. Sie war nicht, wie in Berlin, das Ergebnis einer gesamtstudentischen Reflexion auf die Stellung der Hochschule in der Gesellschaft, sondern verdankte ihre Gründung der Information und Initiative einzelner, von der Masse der Studenten isolierter Aktivisten. Wie der aus ähnlichen Gründen in Hamburg in Anfängen steckengebliebene 'Republikanische Club' (RC,d.Vf.) füllte die Kritische Universität allenfalls Lücken und Leerstellen aus, ohne auf die etablierten Hochschulverhältnisse einzuwirken." Allerdings gab es auch Ausnahmen: "Die Hamburger Germanisten, die seit einigen Semestern zusammen mit ihren Berliner Kollegen eine studenteneigene kritische Zeitschrift 'Germanistikstudium' herausgeben, verstärkten ihre überregionalen Kontakte, sie leiteten zusammen mit Berliner und Bonner Kommilitonen eine kritische Auseinandersetzung mit den Monopoltendenzen des 'Germanistenpapstes' Benno von Wiese ein und unterstützen die Vorbereitungen zu einem studentischen 'Gegen-Germanistentag', mit dem während der nächsten Tagung des deutschen Germanistenverbandes in Westberlin gegen die Unterdrückung jeglicher Kritik durch die autoritäre Verbandsleitung protestiert werden soll."

Zur internationalen Solidarität im WS 1967/68 heißt es u.a.:"
Zwei Demonstrationen richteten sich gegen die Militärdiktatur in Griechenland und gegen ihre moralische, ökonomische und militärische Unterstützung durch die Bundesrepublik".
Q: Peter Schütt: Entwicklung der demokratischen Bewegung an der Universität Hamburg im Wintersemester 1967/68, In: Blätter für deutsche und internationale Politik Jg. 13/1968, S. 381 und 388f

07.02.1968:
In Hamburg wird für heute in der Zeitschrift 'Roter Morgen' von Ernst Aust zur Gründung der Gruppe Roter Morgen (GRM) aufgerufen.
Q: Roter Morgen,Hamburg Jan. 1968,S.10

08.02.1968:
In Hamburg erscheint das 'Hamburger Extrablatt' Nr.2 (vgl. 20.12.1967, 22.2.1968) mit einem Leitartikel zu unverheirateten Müttern "Diese unverschämte Frage richtet der Staat täglich an 150 Frauen und Mädchen: 'Haben Sie wirklich nur mit einem Mann verkehrt?'". Dazu wird dokumentiert: "Ledige Mütter sind praktisch entmündigt". Der Artikel "Herzlich Ihr Amtsbruder – Aus diesen Gründen wurde der junge Reform-Pastor abgeschossen wirklich:" äußert sich zum Schulpastor der evangelischen Kirche, Reimer Piening. Gefragt wird "Mehrwertsteuern brachte neue Preise – wann meckern?". Von der Deutschen Bundesbahn bzw. über Sexurlauber wird in "Schlüpfer und schöne Hefte" berichtet über den Abteilfeger des aus Dänemark bzw. Kopenhagen kommenden Hamburg-Expreß D 344. Vom Verfassungsschutz und dem KPD-Verbot wird berichtet in "Unauffällige Herren wandern von Chef zu Chef: Entlassen Sie mal den!". Zu Südkorea wird in "Kleiner Unfall gefällig?" berichtet über den Protest von Rechtsanwalt Heinrich Hannover gegen die Todesurteile und Verschleppungen. Aus dem Hafen (ÖTV-Bereich) wird berichtet in "Ein Hamburger Präzedenzfall signalisiert: Bald Rente mit 60 für alle!", dokumentiert wird von der Pressestelle des Senats ein "Brief an Extra".
Q: Hamburger Extrablatt Nr.2,Hamburg 8.2.1968

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17.02.1968:
Der AStA der Universität Hamburg (vgl. 25.4.1968) berichtet vom Prozeß wegen der heutigen Demonstration am Hauptbahnhof.

Peter Schütt (vgl. März 1968) berichtet, "am Semesterende fand zur Vorbereitung des Berliner Vietnamkongresses eine eindrucksvolle Solidaritätskundgebung für die vietnamesische Revolution statt, an der über 3000 Studenten, Schüler und Arbeiter teilnahmen. Eine Woche lang hatten SDSler jeden Morgen Flugblätter vor Hamburger Firmen und Fabriken verteilt, in denen die Vietnamberichterstattung der 'Bild'-Zeitung vom selben Tag richtiggestellt wurde, eine 'Anweisung zum richtigen Zeitunglesen', die vor allem bei den Hafenarbeitern Zustimmung fand."
Q: Zur Sache,Hamburg 25.4.1968,S.3; Peter Schütt: Entwicklung der demokratischen Bewegung an der Universität Hamburg im Wintersemester 1967/68, In: Blätter für deutsche und internationale Politik Jg. 13/1968, S. 389

22.02.1968:
In Hamburg erscheint das 'Hamburger Extrablatt' Nr.3 (vgl. 8.2.1968) mit einem Leitartikel "Politische Polizei holt Schüler aus den Klassenzimmern – Die rebellierenden Studenten sind nicht mehr allein - PoPos in der Schule". Berichtet wird auch in "Fanny's Knödel sind verboten" vom katholischen Volkswartbund bzw. der durch diesen bewirkten Indizierung von Kurt Deschs "Fanny Hill". Zur Schutzgemeinschaft (SG) heißt es: "NPD-Kolonnen schließen ihre Reihen – SG marschiert". Dokumentiert wird das "Kalkül der NPD: Parteiprogramm für Provinzler". Aus dem Justizbereich wird berichtet über die repressive "Amtshilfe für die KPD" am 8.2.1968 in Frankfurt aber auch von der Liberalisierung des Sexualstrafrechts kundgetan: "'1967 nur 123 Ehebrüche' – Justizminister Heinemann spottet über bestehende Gesetze". In "Für ein paar Dollar mehr" wird berichtet aus Vietnam.

Berichtet auch aus Hamburg vom RC in "Republikanischer Club Hamburg – Nach kurzer schwerer Krankheit" sowie in "150 Betten, notfalls Reifen beim Li-La-Le: Die Polizei verbietet nichts" zum Fest in der Hochschule der bildenden Künste (HBK) am Lerchenfeld, für das auf der Titelseite geworben wurde: "Künstlerfasching Li-la-Le: Mädchen dürfen gekniffen werden" und wo offenbar hinreichend Lagerstätten für freien Sexualverkehr bereitgestellt werden.
Q: Hamburger Extrablatt Nr.3,Hamburg 22.2.1968

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26.02.1968:
Peter Schütt (vgl. März 1968) berichtet vermutlich aus dieser Woche:"
Als Ende Februar die Schließung der Kampnagel-Werke drohte, halfen Studenten bei der Herstellung und Verbreitung von Flugblättern und trugen den Protest der Belegschaftsmitglieder in die Öffentlichkeit. Die gemeinsamen Aktionen von Arbeitern und Studenten haben gezeigt, daß die Verständigungsschwierigkeiten zwar groß sind, aber keineswegs unüberwindlich. Ein Anfang ist gemacht."
Q: Peter Schütt: Entwicklung der demokratischen Bewegung an der Universität Hamburg im Wintersemester 1967/68, In: Blätter für deutsche und internationale Politik Jg. 13/1968, S. 389

März 1968:
Peter Schütt verfaßt vermutlich im März seinen Artikel "Entwicklung der demokratischen Bewegung an der Universität Hamburg im Wintersemester 1967/68", der sich mit der Rektoratsfeier (vgl. 9.11.1967), den vorherigen (vgl. 7.11.1967) und den folgenden Entwicklungen (vgl. Dez. 1967, Jan. 1968, 4.1.1968, 13.1.1968, 30.1.1968, Feb. 1968, 26.2.1968) in den Bemühungen zur Säuberung der 'Braunen Universität Hamburg'"
Die Hamburger Kritische Universität, die für das Sommersemester weitere Aufklärungskampagnen zur 'NS-Vergangenheit und –Gegenwart Hamburger Dozenten angekündigt hat, wird vorerst an Belegen keinen Mangel haben. Ein vorbereitetes 'Weißbuch zur Professorenmoral' verspricht Bände."

U.a. über die Kritische Universität (KU) berichtet Schütt:"
Die Kontakte zu den Gewerkschaften, besonders zur IG-Metall-Jugend, sollen im Sommersemester intensiviert werden. Zum regelmäßigen Sprachrohr der Hamburger Studentenschaft gegenüber der Öffentlichkeit ist das 'Hamburger Extrablatt' geworden, das gegenwärtig alle vierzehn Tage in der Innenstadt, vor den Schulen und den Betrieben in einer Auflage von 12 000 Stück zum Preis von zehn Pfennigen verkauft wird. Zusammen mit der von der Hamburger SDS-Gruppe in unregelmäßiger Folge herausgegebenen 'Gegen-BILD-zeitung' soll es dazu beitragen, die von der Springerpresse geschürten Vorurteile breiter Bevölkerungskreise gegenüber den Studenten und Intellektuellen abzubauen.

Der SDS nutzte die Schaufensterscheiben eines leerstehenden Kaufhauses, um die Bevölkerung mit Dokumenten, Wandzeitungen und Transparenten über seine Stellungnahme zum Vietnamkrieg, zu den Notstandsgesetzen (NSG) und zum Springerkonzern zu informieren."
Q: Peter Schütt: Entwicklung der demokratischen Bewegung an der Universität Hamburg im Wintersemester 1967/68, Blätter für deutsche und internationale Politik Jg. 13/1968, S. 380-389

Letzte Änderungen: 19.11.2009

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