Kommunistische Volkszeitung - Ortsbeilage für Hamburg und Umgebung, Jg. 2, Nr. 7, 3. Apr. 1974

03.04.1974:
Die Ortsgruppe Hamburg des KBW gibt eine Ortsbeilage für Hamburg und Umgebung zur 'Kommunistischen Volkszeitung' (KVZ) Nr. 7 (vgl. 20.3.1974, 17.4.1974) heraus. Festgestellt wird: "Am 1. Mai müssen die Arbeiter ihre Forderungen zur Geltung bringen und der SPD-Politik eine Absage erteilen".

Berichtet wird auch von Valvo (vgl. 1.4.1974).

Festgestellt wird zum GEW-Bereich:"
Der Kampf der Lehrer ist gerecht!

Wie schon in der Ortsbeilage der letzten KVZ berichtet, wollen die Hamburger Lehrer streiken. Anlaß ist der Entwurf zu einem bundeseinheitlichen Besoldungsgesetz, das einem großen teil der Lehrer schlechtere Bezahlung bringt.

Von der Presse und auch von Seiten der Bundesregierung wird versucht, den Lehrern mit der Reaktion der Bevölkerung zu drohen, die einen Lehrerstreik nur für eigene Interessen nicht gutheißen würde.

Das ist natürlich nur ein Trick. Noch niemals hat der Staat sich von der Bevölkerung in Schulfragen dreinreden lassen. Immer handelt er unabhängig oder sogar gegen den Willen der Bevölkerung. Lehrer werden rausgeschmissen, die die Eltern behalten wollen, und Hamburgs Senator Apel sagt sogar, die Eltern ginge das nichts an.

Auch mit diesem geplanten Besoldungsgesetz will der Staat hinterrücks seine Vorstellungen über das Schulwesen durchsetzen. Es legt nämlich fest, daß Grundschullehrer schlechter bezahlt und ausgebildet werden als Realschullehrer und Gymnasiallehrer. Damit wird die Dreigliedrigkeit des Schulwesens zementiert. Für die Grundschule bedeutet das, daß noch weniger Lehrer sich für sie entscheiden, daß der Lehrermangel noch größer wird. Daraufhin zielt die Planung anscheinend auch ab, denn nicht umsonst wird in den letzten Tagen immer verlautbart, ab 1978 gäbe es genügend Volksschullehrer, höchstens Gymnasiallehrer würden noch gebraucht. Mit solchen dunklen Sprüchen sollen Abiturienten, die sich jetzt für einen Beruf entscheiden müssen, davon abgehalten werden, Volksschullehrer zu werden. Zusammen mit der schlechteren finanziellen Ausstattung führt das zu einer gezielten Austrocknung des Volksschulbereichs, in dem die Kinder der Arbeiterklasse und des Volkes ausgebildet werden. Das Gymnasium, das auf leitende Funktionen vorbereiten soll, soll weiterhin bevorzugt dastehen.

Abhelfen kann dieser Misere nur die Einheitsschule, in der alle Kinder eine gleiche Ausbildung erhalten. Deshalb ist der Kampf der Lehrer gerecht., wenn er sich für die Vereinheitlichung einsetzt und sich wehrt, bereits erzielte Erfolge rückgängig zu machen.

Die Hamburger Bevölkerung muß ihn unterstützen. Sie muß sich tatsächlich einmischen in Schulfragen und die Herren an der Spitze des Staates nicht einfach schalten und walten lassen. Alle Eltern müssen sich in ihrem Schulkreis um die Schule kümmern und nicht nur ihre Kinder hinschicken."
Q: Kommunistische Volkszeitung Ortsbeilage für Hamburg und Umgebung Nr. 7, Hamburg 3.4.1974

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