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Die Sympathisanten des Sozialistischen Arbeiter- und Lehrlingszentrums (SALZ) an den Hamburger Hochschulen (SdS), die in dieser wie immer unvollständigen Darstellung anhand einiger Veröffentlichungen und auch Interna vorgestellt werden, bestanden nur eine kurze Zeit als Übergangsorganisation zwischen dem Kommunistischen Hochschulbund/ML (KHB/ML), der sich Ende Juli noch an den Protesten gegen die Erschießung von Petra Schelm beteiligte, und den Sympathisanten des KB an den Hamburger Hochschulen, die noch im November 1971 auftreten.
Die wichtigsten Politikbereiche der Gruppe werden anhand verschiedener Flugblätter deutlich, die einerseits herausgeben werden zur internationalen Solidarität mit Iran (vgl. 4.10.1971, 7.10.1971, 8.10.1971), Palästina (vgl. 14.10.1971) und Vietnam (vgl. 22.10.1971) sowie andererseits zum antifaschistischen Kampf (vgl. Nov. 1971), unter dem nicht nur der Protest gegen die NPD (vgl. 19.10.1971) verstanden wird, sondern auch der Widerstand gegen die staatlichen Verfolgungsmaßnahmen gegenüber angeblichen oder tatsächlichen Mitgliedern der Rote Armee Fraktion (RAF – vgl. 26.10.1971, 27.10.1971).
Obwohl der Name der Gruppe auf eine Zuordnung zum SALZ hindeutet, was der KHB/ML zum Ende seiner Existenz nicht mehr als Ganzes zu gewährleisten vermochte, bestehen doch weiterhin deutliche Differenzen zwischen zumindest größeren Gruppen innerhalb der SdS und den Vertretern der Hamburger Kommunisten, d.h. KAB und SALZ (vgl. 29.10.1971, 1.11.1971, 3.11.1971, 6.11.1971) bzw. dann dem Kommunistischen Bund (KB – vgl. 7.11.1971). Auch die Umbenennung der Gruppe in SdKB wird diese Widersprüche nicht überbrücken können.
04.10.1971:
In Hamburg erscheint vermutlich zu Beginn dieser Woche ein Flugblatt des Kommunistischen Oberschulbundes und der Sympathisanten des SALZ (SdS) an den Hamburger Hochschulen mit einem Aufruf zur Iran- bzw. Persien-Podiumsdiskussion am 7.10.1971.
=KOB, SdS: Anstelle eines ASTA INFO,Hamburg o. J. (1971)
07.10.1971:
In Hamburg erscheint vermutlich auf der heutigen Iran- bzw. Persien-Podiumsdiskussion ein Flugblatt des SALZ, der Sympathisanten des SALZ (SdS) an den Hamburger Hochschulen und des Kommunistischen Oberschulbundes.
=SALZ, SdS, KOB: Das persische Volk kämpft – Unterstützen wir es!,Hamburg o. J. (1971)
08.10.1971:
In Hamburg geben die Sympathisanten des SALZ (SdS) an den Hamburger Hochschulen ein Flugblatt zur gestrigen Iran-Podiumsdiskussion heraus.
=SdS:Die Versuche, die Solidarisierung mit dem Kampf des persischen Volkes zu verhindern, werden scheitern!,Hamburg 8.10.1971
14.10.1971:
Das Palästina-Komitee Hamburg will um 19 Uhr im Audimax II ein Teach-in nebst Filmvorführung über den Gazastreifen durchführen, wozu auch die Sympathisanten des SALZ an den Hamburger Hochschulen (SdS) aufriefen.
=SdS:Teach In über den Gaza-Streifen,Hamburg o. J. (1971).
19.10.1971:
Gegen die heutige Versammlung der NPD im Kaisersaal an der Eimsbütteler Chaussee rufen gemeinsam zum Protest auf die Aktionsgemeinschaft Kritischer Christen (AKC), die Deutschen Jungdemokraten (DJD) Landesverband Hamburg, der Kommunistische Arbeiterbund (KAB) Hamburg, der Kommunistische Oberschulbund (KOB) Hamburg, der Politische Club im CVJM, der Ring Bündischer Jugend (RBJ), das Sozialistische Arbeiter- und Lehrlingszentrum (SALZ) sowie die Sympathisanten des SALZ (SdS) an den Hamburger Hochschulen.
=AKC, DJD u.a.: An alle Hamburger, o. O., o. J. (1971)
22.10.1971:
In Hamburg geben die Sympathisanten des SALZ (SdS) an den Hamburger Hochschulen ein Flugblatt "Vietnam – nur der bedingungslose Kampf zwingt den Imperialismus in die Knie!" heraus.
=SdS: Vietnam – nur der bedingungslose Kampf zwingt den Imperialismus in die Knie!,Hamburg 22.10.1971
26.10.1971:
In Hamburg geben die Sympathisanten des SALZ (SdS) an den Hamburger Hochschulen ein Flugblatt zur Verhaftung von Margrit Schiller (RAF) heraus.
=SdS:'Margrit Schiller'. Neuer Schritt in Richtung Polizeistaat,Hamburg 26.10.1971
27.10.1971:
In Hamburg geben die Sympathisanten des SALZ (SdS) an den Hamburger Hochschulen ein Flugblatt zur Jagd auf Baader-Meinhof (RAF) bzw. zur Bildung eines antifaschistischen Aktionsbündnis heraus.
=SdS: Ein breites Aktionsbündnis im antifaschistischen Kampf bilden!,Hamburg 27.10.1971
29.10.1971:
Das Koordinationsgremium der Sympathisanten des SALZ an den Hamburger Hochschulen (SdS) verlangt von KAB und SALZ eine Diskussion von deren Stellungnahme zur Situation im KHB vor deren Veröffentlichung, um eine Einheit zu ermöglichen.
=Resolution des KG (Koordinationsgremium) der Sympathisanten des SALZ an den HH Hochschulen vom 29.10.1971,Hamburg 1971
November 1971:
Innerhalb der Sympathisanten des SALZ an den Hamburger Hochschulen (SdS) wird vermutlich im November ein Papier zur Antifa mit 13 Seiten DIN A4 verfaßt. Darin heißt es u.a. zur Chemietarifrunde (CTR) 1971, "bei den Chemie-Kämpfen in Hamburg läßt sich an vielfältigen Beispielen die Funktion der Gewerkschaft als besserer Polizei aufzeigen:
- als ein Streik bei Colgate begann, genügte EIN Anruf des Gewerkschaftssekretärs, um die Straße bis zum Gewerkschaftshaus abgesperrt zu bekommen;
- als über die Vorfälle bei Kalle geredet wurde (dort wurden Streikposten von politischer Polizei verprügelt) sagte ein Sekretär, daß das in Hamburg nicht passieren würde, weil er den GEN. Ruhnau gut kenne.
Dennoch stand während der Streiks und der Demo ständige massierte Polizei verdeckt in Bereitschaft, um notfalls eingreifen zu können! Bei dieser Funktion der Hamburger IG Chemie konnten sich die Kapitalisten zurückhaltend der Gerichte und Polizei bedienen. Lediglich der Kollege Grassi wurde als 'warnendes Beispiel' als Brandstifter bei Reichhold diffamiert – und ist jetzt schließlich mit dem miesen Trick des Diebstahls rausgeschmissen worden. Mit solchen infamen Methoden versuchen die Kapitalisten den Kampf der Arbeiterklasse abzuwürgen und zu entpolitisieren."
=SdS:Antifa,Hamburg o. J. (1971)
01.11.1971:
Innerhalb der Sympathisanten des SALZ an den Hamburger Hochschulen (SdS) verfassen die Bereichsgruppen PI, Historiker, Germanisten, Romanisten, SPI – Gruppe 1 und Chemiker eine fünfseitige Stellungnahme "An das ZKK des SALZ und den KAB" zur Politik des SALZ und des KAB anläßlich des 'Vietnam-Hearing' (vgl. 29.10.1971, 3.11.1971), in der es u.a. heißt:"
Auf der letzten Sitzung des Koordinationsgremiums (KG) der Sympathisanten des SALZ an den Hamburger Hochschulen wurde eine in allen Bereichsgruppen diskutierte Resolution zur Politik von SALZ/KAB anläßlich des Vietnam-Hearings verabschiedet. Darüberhinaus wurde das Vorgehen von SALZ/KAB auf der Vollversammlung der Sympathisantengruppen diskutiert. An diesen beiden konkreten Punkten, die zu Widersprüchen zwischen SALZ/KAB und uns geführt haben, wurden einige grundlegende Problem deutlich, die zwischen uns und SALZ/KAB bestehen; vor allen Dingen wurde die Frage behandelt, welche Aufgaben SALZ/KAB an der Hochschule haben?"
Eingegangen wird auf das Vietnamhearing und fortgefahren:"
Subjektivismus und Sektierertum in der politischen Auseinandersetzung mit dem SdS sind leider kein Einzelfall. Auch die Initiative von SALZ/KAB auf der letzten VV war von Subjektivismus gekennzeichnet."
=SdS:An das ZKK des SALZ und den KAB,Hamburg 1.11.1971
03.11.1971:
Die Sympathisanten des SALZ an den Hamburger Hochschulen (SdS) verfassen eine dreiseitige Stellungnahme zur Politik des SALZ und des KAB anläßlich des 'Vietnam-Hearing' (vgl. 1.11.1971). Abgelehnt wird der Text von der Gruppe HWP, Abendschulen und Jura enthalten sich. Ausgeführt wird u.a.:"
Für die Massen war dieses Hearing eine antiimperialistische Veranstaltung, keine Propagandaveranstaltung der DKP; dabei hat die angekündigte Anwesenheit vietnamesischer Genossen eine nicht geringe Rolle gespielt!" (S. 1). Zu Kontroversen kommt es um ein Flugblatt "Ein Gespenst geht um – Aktionseinheit" von SALZ und KAB, wozu es heißt, darin sei der Hauptstoß gegen den Revisionismus geführt worden, gegen die Parole 'macht die DKP stark' seien die 'Hamburger Kommunisten' herausgestrichen worden, aber: "Im 'Sektenstreit' kann man den Revisionismus nicht entlarven." (S. 2).
Weiter heißt es auf Seite 3 u.a.:"
Das Flugblatt stieß in der gesamten Organisation auf heftigste Ablehnung. Ein eigenes von allen Bereichsgruppen gebilligtes Flugblatt wurde für die Vietnam-Veranstaltung erstellt.
Diese Tatsachen waren SALZ und KAB bekannt. Dennoch verteiltet ihr auf dem Hearing – entgegen der ausdrücklichen Abmachung – mit eigener Unterschrift das alte Flugblatt. Daß gleichzeitig von SdS und SALZ-KAB verschiedene Flugblätter verteilt wurden, spiegelt die Situation in ihrer Schärfe wider, das angestrebte einheitliche Vorgehen kam nicht zustande. SALZ und KAB müssen sich den Vorwurf tendenziell spalterisch vorgegangen zu sein gefallen lassen. Der lachende Dritte waren die Revisionisten:
'Von welcher Fraktion stammt ihr denn?' (Beate Landefeld zu einem Verteiler)
...
Wir sehen in eurem Vorstoß einen politischen Fehler, den Fehler des Sektierertums.
Wir meinen aber, daß dieser Fehler in grundsätzlichem Widerspruch steht zu den Positionen, die ihr sonst vertretet!"
=Sympathisanten des SALZ an den Hamburger Hochschulen:Stellungnahme zur Politik des SALZ und des KAB anläßlich des 'Vietnam-Hearing',Hamburg 3.11.1971
06.11.1971:
An diesem Wochenende findet eine Konferenz der Sympathisanten des SALZ Hamburg statt, auf der die Auseinandersetzung zwischen diesen und den Hamburger Kommunisten, d.h. SALZ und KAB, weiter geführt wird (vgl. 1.11.1971).
Zu dieser VV lag uns ein Bericht vor, der zunächst die Sitzung der 'Hamburger Kommunisten' mit der PI-Gruppe am Donnerstag schildert, auf der sich PI-Leute gegen das Papier der 'Hamburger Kommunisten' und dessen Verlesung auf der VV aussprechen:"
Die Eingriffe des SALZ seien bisher 'subjektivistisch' gewesen, Unkenntnis der Lage. Papier sei außerdem 'zu abstrakt', auf dieser Ebene würden die Widersprüche im KHB verschleiert. Problem sei derzeit die Rotzök u.a., die 'Theoretiker', die die Grundfragen erst einmal klären wollten und Entfaltung der Massenlinie behinderten. Helmut T. müsse rausgeschmissen werden. Hauptstoß müsse gegen solche Leute, nicht gegen PI-Bereich. ...
PI-Leute schlagen Aufbau einer Zeitung vor mit Hauptaufgabe politisch-ideologischer Auseinandersetzung und Klärung bzw. ideologischer Festigung der Organisation. Massenzeitung erst in einigen Monaten möglich."
Über die VV heißt es, dass dort zunächst PI gegen Rotzök, Jura, Phil fak. und Medizin diskutiert hätten. "Diese Gruppierung von Bereichsgruppen war der Meinung, eine politökonomische Analyse erarbeiten zu müssen, bevor man zur Entfaltung einer Hochschulpolitik überginge."
Zum Ende der VV heißt es u.a.:"
Diskussion um Zeitung:
PI: Zeitung Instrument zur Entfaltung einer Massenlinie, es gäbe allerdings Leute, die ein innerorganisatorisches Mitteilungsblatt im Auge hätten. Das sei 'aufs Entschiedenste' zu kritisieren blah...
Man 'vereinheitlicht' sich auf 'Instrument zur Entfaltung von Massenpolitik an der Hochschule'. (Die Vertreter von KAB + SALZ wittern Unrat). (aus allen Ecken pfeift es sowie munteres Klavierspiel).
Bei der konkreten Diskussion um Inhalte der Zeitung berechen die Widersprüche wieder aus. ...
Die meisten anwesenden Gen. sprechen sich für die Zeitung aus.
...
Bei der Wahl der Redaktion treten im Feilschen um die einzelnen Besetzungen die Widersprüche zwischen den Fraktionen voll hervor. Brutz (Bruno und Lutz,d.Vf.) werden mit großer Mehrheit (fast einstimmig) gewählt. Tine (PI) wird abgelehnt. Redaktion wird aus verschiedenen Bereichsgruppen aufgeteilt."
=SdS: Sitzung der PI-Genossen...,O. O. O. J.
07.11.1971:
Vermutlich in dieser Woche erarbeiten nicht mehr die 'Hamburger Kommunisten', d.h. KAB und SALZ, sondern nunmehr der neue Kommunistische Bund Hamburg (KB) die Stellungnahme zur Resolution des Koordinationsgremiums der Sympathisanten des SALZ vom 29.10.1971.
=Stellungnahme des Kommunistischen Bundes Hamburg zur Resolution des KG/SdS vom 29.10.1971
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