Die Presse, Extrablatt, Durchhalten!, Bochum (28.September 1970)

28.09.1970:
Bei Opel Bochum gibt die KPD/ML-ZB ein Extrablatt ihrer "Presse" mit zwei Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Werner Fremd, Bochum, heraus:
"DURCHHALTEN!
Das neueste Angebot der Kapitalisten: NICHT MEHR 40 SONDERN 46 MIO. DM, d. h. ca.70% für jeden. Allerdings für uns in Bochum nur, wenn wir wieder an die Arbeit gehen, wie es unsere Rüsselsheimer Kollegen angeblich schon gemacht haben. Kollegen, auch in den Septemberstreiks haben die Kapitalisten uns vorgelogen, dass die Kollegen in den anderen Betrieben schon wieder arbeiten. So wollten sie die EINHEITLICHE KAMPFFRONT SPALTEN und unsere Kampfbereitschaft schwächen. Lassen wir uns darauf nicht ein. Jetzt haben wir schon 20% erkämpft und die vollen 100% (56 Mio. DM) werden wir auch noch erreichen. Unsere amerikanischen Kollegen streiken schon seit zwei Wochen und das Antwerpener Werk kann nicht mehr produzieren, weil es kein Material mehr von uns bekommt. Den GM Bossen steht die geschlossene Front der Arbeiterklasse in der ganzen Welt gegenüber, entschlossen zum Kampf FÜR DIE VOLLE DURCHSETZUNG IHRER FORDERUNGEN. Deshalb: DURCHHALTEN!

Kollegen, Rudi Hahne sagte noch Mittwoch: Wir fordern 15% mehr Lohn, den 13. Monatslohn und die Bezahlung der Streikschichten. Und jetzt haben wir gehört, dass die V-LEUTE NACH DEM 46 MIO.-ANGEBOT AM SONNTAG ANGEWIESEN WURDEN, ZU VERSUCHEN, UNS WIEDER AN DIE ARBEIT ZU SCHICKEN. Wenn die V-Leute damit kommen, müssen wir ihnen gleich die richtige Antwort geben. Beim Preßwerkstreik im Mai haben wir uns auf Verhandlungen verlassen; hätten wir damals im Kampf durchgehalten, hätten wir den 13. Monatslohn schon. Wenn wir uns jetzt wieder abspeisen lassen, können wir auch gleich von den 15% Abstriche machen. Ob 15% oder 13. Monatslohn, beides setzen wir NUR IM KAMPF durch. Wenn die V-Leute und Betriebsräte uns jetzt mit 70% ans Band schicken wollen, dann werden die IGM Bonzen uns im Tarifkampf auch 10% als Sieg vorgaukeln. So haben sie für die Metaller in Hessen, also auch für unsere Kollegen in Rüsselsheim, einer 10% LOHNERHÖHUNG und einer ERHÖHUNG DES ECKLOHNS AUF 4, 36 DM zugestimmt. Kollegen, die SPD-Regierung raubt uns mit ihrer arbeiterfeindlichen Politik das Geld aus der Tasche und die Gewerkschaftsbonzen versuchen uns im Kampf für unsere berechtigten Forderungen abzuwiegeln.

DESHALB KOMMT ES NUR AUF UNS SELBER AN. Wir dürfen uns auf niemanden verlassen, keinen Verhandlungen trauen. Nur im entschlossenen Kampf setzen wir unsere Forderungen durch:

- 100% 13.MONATSLOHN
- BEZAHLUNG DER STREIKSCHICHTEN
- 15% LOHNERHÖHUNG

Kollegen, wir brauchen ein STREIKKOMITEE zur besseren Organisierung des Kampfes. In der B-Schicht übernahmen bereits am Freitag 25 Kollegen die Führung, sorgten für stündliche Information, für Kontrollmärsche durch die Abteilungen, für die Verhinderung der Auslieferung am Bahnhof usw. Sie haben es am Freitag auch geschafft, sinnlose Sauferei und Randalierung zu verhindern. Ab heute brauchen wir noch straffere Organisation, um den Opel-Bossen einheitlich entgegen zu treten.

Die Kollegen, die bisher voranmarschiert sind bei unseren Kontrollgängen durchs Werk, diejenigen V-Leute, die unser Vertrauen wirklich verdienen, die Kollegen, die den Streik resolut fortsetzen, sollen als einheitliche Gruppe dafür sorgen, dass durch alle Abteilungen Gruppen geschickt werden, die wirklich alle Kollegen zur Solidarität zwingen, damit keine Wagen mehr das Werk verlassen! Das Streikkomitee muß die Verbindung zu den anderen Werken aufrecht erhalten, es muß uns regelmäßig über den Verhandlungsgegenstand informieren! Lasst euch nicht auf den faulen Trick der Geschäftsleitung ein, am Arbeitsplatz sitzen zu bleiben, damit ihr die Streikschichten bezahlt bekommt! Wir wollen ALLE die Streikschichten bezahlt haben, deshalb kommt mit raus, helft uns die Forderungen durchzusetzen, laßt euch nicht abspalten! Lasst die Meister, die euch beschwätzen oder bedrohen wollen, alleine am Pult sitzen! Nur vereint setzen wir unsere Forderungen durch!"

Daneben werden auch Aufrufe in italienischer und spanischer Sprache veröffentlicht.
Q: Die Presse, Extrablatt, Durchhalten!, Bochum (28.September 1970).

Bochum_ZB_19700928_Presse_Durch_01

Bochum_ZB_19700928_Presse_Durch_02