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Von der Zeche Hannover-Hannibal lagen uns fast allein von der DKP betriebliche Publikationen vor. Da es sich hier um eine Zeche handelt, die letzte damals in Bochum noch fördernde, wird natürlich deren Stilllegung dargestellt, welche wie immer mit der Eingliederung in die Ruhrkohle AG (RAG – vgl. 18.7.1969) beginnt.
Die DKP macht sich für die Bergbautarifrunde (BETR) 1970, in der ersten uns bekannt gewordenen Ausgabe ihres 'Hammer' für die Zeche Hannover-Hannibal, noch Hoffnungen auf Lohnzuwachs, da sie die Löhne offenbar abhängig von den Gewinnen zu kalkulieren trachtet (vgl. 27.4.1970).
Die Lohnhöhe allerdings ist für die zahlreichen, hier erwähnten, Kumpel nicht mehr wirklich entscheidend, die auf der Zeche Hannover-Hannibal bei tödlichen Arbeitsunfällen ihr Leben verlieren, wovon zunächst die DKP berichtet (vgl. Nov. 1970), dann auch die IGBE (vgl. 29.11.1970) und die KPD/ML-ZB.
Gegen die drohenden Stilllegung wird auf Hannover-Hannibal gestreikt (vgl. 28.6.1971), wovon die KPD/ML-ZB nicht nur berichtet, sondern dies auch auf anderen Zechen des Ruhrgebiets, wie u.a. bei Prosper Bottrop (vgl. 29.6.1971), aber auch auf Minister Stein Dortmund (vgl. 2.8.1971) als vorbildlich propagiert.
Der Stilllegungsbeschluss aber vermag dadurch nicht mehr verhindert zu werden (vgl. 30.6.1971), wurde die Information darüber doch offenbar wohlweislich lange genug sowohl von Geschäftsführung als auch Gewerkschaften und Politikern zurückgehalten.
Die DKP informiert dafür nun umgehend die Belegschaft (vgl. 1.7.1971), ebenso wie später die IGBE (vgl. 1.7.1971).
Die DKP gibt sich bei Hannover-Hannibal gar kritisch gegenüber dem Vorsitzenden der IGBE (vgl. 30.9.1971), berichtet in ihrem 'Hammer' (vgl. 1.11.1971) nicht nur vom Giftmüllskandal in Bochum-Gerthe, sondern u.a. auch von der bereits früher drohenden Stilllegung von Hannover-Hannibal, wobei die KPD/ML-ZB nun auch noch die Kokerei erwähnt (vgl. 6.11.1971).
Die Dortmunder KPD/ML-ZK schildert u.a. die Rekrutierungsmethoden der Zechenbesitzer unter griechischen Arbeitern und deren Unterdrückung im Verein mit den Dolmetschern (vgl. Dez. 1971).
Auch die konkurrierende KPD/ML-ZB berichtet schon einmal von Hannover-Hannibal (vgl. 9.2.1972), wo die DKP immer noch aktiv ist (vgl. Apr. 1972), richtig Wirbel aber veranstaltet die KPD/ML-ZB bei Hannover-Hannibal nun anlässlich der Bergbautarifrunde (BETR) 1972, ist hier doch eine der wenigen zechen, wo sie ihre eigene Urabstimmung durchführt (vgl. 19.6.1972, 20.6.1972, 21.6.1972), immerhin mit dem zweitbesten Ergebnis von allen teilnehmenden Zechen, obwohl von einer längeren Propaganda der KPD/ML-ZB auf der Zeche nichts dokumentiert werden kann. Trotzdem zeigen sich auch die bolschewistisch-leninistischen Spartacisten (BL) beeindruckt und zum Bündnis bereit (vgl. 20.6.1972), überlassen dabei Bochum als Aktionsfeld der KPD/ML-ZB, die nicht nur zentral (vgl. 28.6.1972), sondern wiederholt auch bei Hoesch Dortmund (vgl. 4.7.1972, 10.7.1972) von Hannover-Hannibal bzw. deren Stilllegung berichtet. Als diese schließlich vollzogen wird (vgl. 31.3.1973), sind die Spuren des Bergbaus in Bochum noch nicht völlig ausgetilgt, nur Kohleförderung gibt es keine mehr.
18.07.1969:
Laut IGBE (vgl. 1.8.1969) wird in Essen die Ruhrkohle AG (RAG - vgl. 6.3.1969, 11.8.1969) als Einheitsgesellschaft gegründet:"
Jetzt steht die Ruhrkohle-AG endgültig. Am 18.Juli wurde der Grundvertrag von 20 Zechengesellschaften in Essen unterschrieben. 47 Schachtanlagen, 28 Kokereien und 6 Brikettfabriken mit rd. 175 000 Beschäftigten gehören jetzt zur Ruhrkohle-AG. Die neue Gesellschaft ist in der Lage, rd. 77 Millionen Tonnen Kohle zu fördern und etwa 22 Millionen Tonnen Koks zu produzieren. Außerdem werden fast 2 Millionen Tonnen Briketts hergestellt. Die Leistungen je Mann und Schicht liegen in der Ruhrkohle bei 3,8 Tonnen."
Die IGBE berichtet auch:"
SIE GEHÖREN ZUR RUHRKOHLE AG
...
Noch außerhalb der Einheitsgesellschaft befinden sich die Rheinstahl Bergbau AG, Krupp-Bergbau, Steinkohlenbergwerk Westfalen AG und die Bochumer Bergbaubetriebe. Der Beitritt dieser Gesellschaften zur Ruhrkohle AG ist nur noch bis zum 15. August 1969 möglich."
=Einheit Nr.15,Bochum 1.8.1969,S.1f
27.04.1970:
Auf der Zeche Hannibal in Bochum gibt die DKP vermutlich in dieser Woche eine Ausgabe ihres 'Hammer' (vgl. Nov. 1970) mit 6 Seiten und folgendem Leitartikel zur Bergbautarifrunde (BETR) heraus:"
LOHNRUNDE 70 - NICHT UNTER 8,5%
Löhne und Gehälter im Bergbau sind gekündigt. Ab 1. Mai 1970 besteht ein tarifloser Zustand. Die IGBE 8,5% mehr Lohn und Gehalt gefordert. Das Urlaubsgeld soll erhöht und das Weihnachtsgeld zum einem 13. Monatsgehalt entwickelt werden. Die erste Stufe dazu soll nach dem Willen der IGBE in diesem Jahr erfolgen.
Der Verlauf des Duisburger Gewerkschaftstages (vgl. 10.4.1970,d.Vf.) brachte eindeutig zum Ausdruck:
DIE LOHN- UND GEHALTSFORDERUNG VON 8,5 PROZENT MUSS VOLL ERFÜLLT WERDEN, WEIL SIE SEHR, SEHR BESCHEIDEN IST.
DENN:
Die Bergbaubeschäftigten hinken seit Jahren hinter der Lohn- und Gehaltsentwicklung her. Es besteht ein echter Nachholbedarf, trotz der im vergangenen September unter dem Druck der Berg- und Stahlarbeiter erfolgten Lohnerhöhung.
Nach den Richtlinien des Europäischen Bergarbeiterstatuts (von der IGBE vor 12 Jahren angenommen) könnte 3,5 mal so viel gefordert werden als die jetzt gestellte Forderung. Das Statut besagt, daß der Lohn des Bergmanns über Tage dem Lohn des Stahlarbeiters gleichkommen müsse.
Der Lohn des Bergmanns unter Tage soll dann im Durchschnitt 25 Prozent darüber liegen.
Der DGB fordert für 1970 MEHR und ist bestrebt, die hohe Spanne zwischen Löhnen und Gewinnen zu reduzieren.
Es kommt dringend darauf an, die jetzt im Bergbau gezahlten Löhne tariflich abzusichern.
Das sind nur einige Beispiele, die untermauern sollen, daß die von der IGBE geforderten 8,5 Prozent mehr als berechtigt sind und voll erfüllt werden müssen.
IGBE-Vorsitzender Adolf Schmidt in Duisburg: 'Denn für uns sind die Tarifverhandlungen kein orientalischer Teppichhandel.' - 'Wir - Hauptvorstand und Geschäftsführender Vorstand - sind entschlossen, diese Tarifrunde erfolgreich zu Ende zu führen und wir sind in der Lage, sie erfolgreich unter Dach und Fach zu bringen!'
...
Aus Betrieben liegen bereits Proteste der Gewerkschaftsausschüsse vor, die die Unternehmer eindringlich warnen, ihre Verzögerungstaktik (vgl. 21.4.1970,d.Vf.) fortzusetzen.
'Wir warten gespannt auf das Verhalten der Ruhrkohle-AG in der bevorstehenden Tarifrunde' hatte der IGBE-Vorsitzende in Duisburg gesagt. Die Praxis zeigt erneut: Zwischen Unternehmern und Arbeitern bestehen unüberwindliche Gegensätze. Profit ist die Triebfeder der Kohlen- und Stahlbosse. Das ist EINE Firma, denn die Stahlbosse besitzen die Aktienmehrheit bei der Ruhrkohle AG. Sie machen ein gutes Geschäft; vertraglich können zum Beispiel die Stahlindustriellen billigen Koks beziehen. Eine Gewinnexplosion nach der anderen erfolgt bei diesen Herrschaften, während ständiger Preisanstieg die Bevölkerung unseres Landes arg rupft.
Was des Volkes Hände schaffen, wurde in der Bundesrepublik und damit auch in NRW noch nicht des Volkes eigen. Der Artikel unserer Landesverfassung nach Überführung des Kohlenbergbaus in Gemeineigentum wurde nicht verwirklicht. Auch jetzt vor den Landtagswahlen (LTW - vgl. 14.6.1970,d.Vf.) stellt nur die DKP als kandidierende Partei diese Forderung. Sie unterstützt damit auch das Satzungsziel der IGBE.
Der Lohnkampf der Bergbaubeschäftigten muß vor der Landtagswahl erfolgreich beendet werden. Die Sprache der Arbeiter im vergangenen September vor der Bundestagswahl (BTW - vgl. 28.9.1969,d.Vf.) - als Berg- und Stahlarbeiter spontan die Arbeit niederlegten - verstanden die Unternehmer sehr schnell. Jetzt steht die geschlossene Organisation der Bergarbeiter für die erhobene Forderung. Provozieren die Kohlen- und Stahlbosse weiter, wird es einen heißen Mai-Kampf geben. Die Kumpel sollten nicht darauf verzichten, am 1. Mai, dem Kampftag der Arbeiterklasse, sichtbar in Erscheinung zu treten.
Die DKP erklärt sich solidarisch mit dem Kampf der Bergarbeiter!"
Ein wenig ängstlich zeigt man sich in einem zweiten Artikel zur Lohnrunde:"
13. MONATSEINKOMMEN
Neben der Forderung von 8,5% mehr Lohn wird über eine 'tarifvertragliche Sicherung des Weihnachtsgeldes mit dem Endziel 13. Monatseinkommen und höheres Urlaubsgeld' verhandelt (Einheit-Telegramm Nr.1/16.4.1970).
Außer den Unternehmerbossen bestreitet niemand die Notwendigkeit einer kräftigen Lohnaufbesserung. Ob es allerdings gut ist, mit einem ganzen Paket von Forderungen in die Verhandlungen zu gehen, steht auf einem anderen Blatt. Hierbei besteht die Gefahr, daß Abstriche in der Lohnhöhe zugunsten der anderen Forderungen vorgenommen werden, oder umgekehrt. Auf Hannover-Hannibal gibt es zur Zeit mit Recht lebhafte Diskussionen über den Erhalt des sozialen Besitzstandes. Bevor unsere Schachtanlage in die Ruhrkohlen AG überführt wurde, bekamen wir z.B. 75% Weihnachtsgeld. Wir fragen mit Recht:
BLEIBEN UNSERE 75 PROZENT ERHALTEN?
Wir meinen, in den Verhandlungen muß festgelegt werden, daß betriebliche Leistungen, die über tarifliche Festlegungen hinausgehen, unter allen Umständen erhalten bleiben. Wenn, wie der Gewerkschaftstag beschlossen hat, über die Einführung des 13. Monatseinkommens in Stufen verhandelt wird, so sollte in der ersten Stufe für 1970 ein Weihnachtsgeld in der Höhe von 75% vereinbart werden. Das wäre eine vernünftige Harmonisierung innerhalb der Ruhrkohle AG. Daß dies möglich ist, zeigt uns das Beispiel der eisenschaffenden Industrie. Dort gibt es ein tariflich festgesetztes Weihnachtsgeld von 75%. Die Bosse der Ruhrkohle AG sind praktisch die gleichen wie die Aktionäre in der Eisen- und Stahlindustrie.
Sie können und müssen zahlen!
Wir müssen bereit sein, notfalls mit allen gewerkschaftlichen Kampfmitteln für unsere Forderungen einzustehen.
Der Landtagskandidat der DKP, Klaus Kunold, berichtet aus den Kruppschen Siedlungen in Bochum-Hordel (vgl. Apr. 1970). Die DKP verspricht in diesem Zusammenhang:"
Eine DKP-Fraktion würde im Landtag über die Einhaltung der Landesverfassung wachen und auf ihr Verwirklichung drängen."
=Der Hammer Lohnrunde 70 - nicht unter 8,5%,Bochum o.J. (Apr. 1970)
November 1970:
Auf der Zeche Hannover-Hannibal in Bochum gibt die DKP vermutlich im November eine Ausgabe ihres 'Hammer' (vgl. 27.4.1970, 1.7.1971) mit 4 Seiten und folgendem Leitartikel heraus:"
TÖDLICHE BILANZ
Es scheint, als wollte die Schachtanlage Hannover-Hannibal Spitzenreiter des Ruhrbergbaues werden. Sollte sie in der Förderung noch nicht die absolute Spitze erreicht haben, in der Unfallbilanz läßt sie sich kaum noch schlagen. In 5 Monaten neun tote Kameraden, ohne die Leicht- und Schwerverletzten, ist eine erschreckende Bilanz. Die Ursachen für diese Unfallflut werden offiziell immer so schön mit 'höhere Gewalt, menschliches Versagen usw.' umschrieben. Mit diesen Begriffen läßt sich alles und nichts entschuldigen und erklären. Wir meinen, daß die Jagd nach Kohle, das Streben von den sogenannten ominösen roten Zahlen wegzukommen, eine wesentliche Ursache für die Unfallbilanz ist. Unserem vernehmen nach ist die Mehrzahl der Gedinge so gesetzt, daß der Kumpel große Mühe hat, sein Geld zu verdienen. Erfahrungsgemäß leidet darunter die Sicherheit.
Würden die Gedinge der Förderung angepaßt, schaffte man manches Unfallrisiko aus der Welt. Aber die Zahl der tödlichen Unfälle auf unserer Schachtanlage gibt noch kein genaues Bild der echten Unfallsituation. Sie sind nur besonders sichtbar wie die Spitze eines Eisberges. Erst unterhalb der Spitze lauert die eigentliche Gefahr. Wir meinem in unserem Fall die Zahlen der meldepflichtigen Unfälle. Hier herrscht äußerste Finsternis.
Verlangt deshalb von der Betriebsleitung Rechenschaft auch über diese Seite der Unfallverhältnisse auf Hannover-Hannibal. Es geht um Eure Knochen und Gesundheit."
Im September gab es bei uns zwei tödliche Unfälle. Die parlamentarische Grubensicherheitskommission des Landtages von NRW fuhr aus diesem Anlaß in unseren Pütt ein. Soweit so gut. Die Erkenntnisse dieser Kommission sind der Belegschaft bis heute nicht bekannt. Sollten sie nur für ein exklusives Expertengremium bestimmt sein?
Hier wäre eine ideale Gelegenheit für unsere Volksvertreter, ihre so oft zitierte Volksnähe unter Beweis zu stellen. Wie? Ganz einfach! Ein Vertreter dieser Kommission berichtet über ihre Ermittlungen und Erfahrungen auf der nächsten Belegschaftsversammlung. Für beide Seiten wäre das sehr fruchtbar. An unseren Betriebsrat möchten wir die Frage richten, ob er auch heute noch, ebenso wie in der Vergangenheit, jeden Unfallbericht zur Bestätigung und Unterschrift vorgelegt bekommt. Wir meinen, das wäre wichtig. Anhand der Unfallmeldungen kommt man oft zu überraschenden Erkenntnissen. Manche Unfallquelle ließe sich rechtzeitig beseitigen. Heute stellten wir nur einige Fragen. In der Zukunft werden wir uns näher mit der Unfallbilanz von Hannover-Hannibal beschäftigen. Zum Abschluß sei gesagt:
VOR JEDER TONNE KOHLE KOMMT ERST DER MENSCH!
Kohle kann auch später noch gefördert werden. Tote Kameraden werden nicht mehr lebendig, auch nicht am jüngsten Tag. Deshalb:
ERST SICHERHEIT - DANN KOHLE!"
Zu den Lehrlingen heißt es:"
DAS GOLD DER ZUKUNFT
So bezeichnet man gerne den Nachwuchs für den Bergbau.
Wenn man den Werbebroschüren der Ruhrkohle AG glauben darf, so bildet sie für die Zukunft 'junge Menschen aus, die mit modernsten Methoden und technischem Wissen die gestellten Aufgaben meistern werden'. Oder 'ein aktives Ausbildungs- und Fortbildungsprogramm wird jedem Einzelnen die notwendige Unterstützung geben'.
Auch Hannover-Hannibal nimmt für sich in Anspruch, daß die dortige Ausbildung vorbildlich, ja eine der besten des Bergbaues ist. Für Übertage wollen wir das, wenn auch mit Einschränkungen, noch gelten lassen. Jedenfalls geben sich die zuständigen Ausbilder die größte Mühe. Aber wie seiht es für den zukünftigen Handwerker aus, wenn er laut Lehrvertrag in drei Monaten Untertagearbeit bergmännische Kenntnisse erwerben soll? Seine Haupttätigkeit besteht in dieser Zeit im Reinigen der Bahnen, senken, Holz fördern usw. Fehlt ein Kumpel in der Produktion, so ist das auch nicht besonders tragisch. Wozu gibt es schließlich ein Lehrrevier, dort bekommt man schon eine billige Arbeitskraft. Jede anfallende Nebenarbeit ist gut genug, um 'bergmännische Kenntnisse zu erwerben'. Der Auszubildende wird wie ein Springer am Fließband behandelt. Ob diese Art der Ausbildung im Berufbild vorgeschrieben ist? Wir haben erhebliche Zweifel. Wenn das kein Gold, sprich Geld, einbringt. Aktive Kumpels werden so für die Produktion frei oder ersetzt.
Kohle, Kohle und nochmals Kohle geht eben über alles. Nur bleibt bei dieser Methode offen, was der Lehrling dabei lernen soll.
Es wird höchste Zeit, diesen Mißstand zu beseitigen. Oder sollte das alte Motto:
'Nicht denken - Pfanne schwenken' auf Hannover-Hannibal zu neuer Blüte kommen?"
Abgedruckt wird "Ein Wort an unsere sozialdemokratischen Kollegen" vom eigenen Parteivorstand (PV - vgl. 18.10.1970) und auf der letzten Seite ausgeführt:"
ES WEIHNACHTET SEHR - CHRISTLICHE NÄCHSTENLIEBE BEI DER RUHRKOHLE AG
Stolz wird in der 'Einheit' vom 1. November 1970 über einen ausgehandelten Tarifvertrag zur Zahlung des Weihnachtsgeldes berichtet. Wer diesen Vertrag jedoch etwas näher unter die Lupe nimmt, stellt fest, daß er einige recht giftige Zähne besitzt. So darf beispielsweise kein Kumpel tödlich verunglücken oder sterben, ehe er nicht mindestens drei Monate im laufenden Kalenderjahr bei der Ruhrkohle AG gearbeitet hat. Ist er trotzdem so 'dumm', Strafe muß sein, bekommen die trauernden Hinterbliebenen nur die Hälfte des Weihnachtsgeldes. Vielleicht mindert das ihren Schmerz. Oder ist das die neueste Masche zur Unfallverhütung? Aber für Hannover-Hannibal als Musterschachtanlage in der Unfallverhütung hat das ja kaum Bedeutung. Sollte es trotzdem doch einmal passieren, so ist der Tote selbst Schuld. Warum hat er auch, als er seine Kohlen losmachte, oder im Querschlag und vor Ort arbeitete, nicht immer daran gedacht: Mindestens drei Monate im laufenden Kalenderjahr 'mußt Du überleben'! Wirklich ein Musterbeispiel der christlichen Nächstenliebe, praktiziert bei der Ruhrkohle AG.
BETRIEBSTREUE MUSS SEIN!
Das setzen auch die Bosse der Ruhrkohle AG voraus. Sollte es einer mit der 'Betriebstreue' nicht so ernst nehmen, gibt es ein wirksames Mittel, um ihm zu zeigen, wer der Herr im Hause ist. Punkt 6 des Weihnachtsgeldabkommens legt klipp und klar fest, daß ein jeder nach Erhalt des Weihnachtsgeldes bis zum 31. März des nächsten Jahres im Bergbau auszuhalten hat. Sollte trotzdem einer auf den dummen Gedanken kommen, das Weihnachtsgeld einzustreichen und anschließend oder später zu kündigen, dann muß er bis auf 100 DM das Weihnachtsgeld zurückzahlen oder es wird ihm von seinem Arbeitsentgelt einbehalten! Wie kann auch nur einer auf so einen falschen und schäbigen Gedanken kommen: Weihnachtsgeld ist vorenthaltener Lohn, der mir zusteht. Wir sehen, auch Weihnachtsgeld ist ein sehr probates Mittel, eine goldene Fessel, um für mindestens ein viertel Jahr noch Arbeitskräfte zu halten.
In der Stahlindustrie gibt es auch ein Sonderabkommen über die Zahlung eines Weihnachtsgeldes. Dort ist festgelegt, daß der Stahlarbeiter, erstmals in diesem Jahr, ein volles 13. Monatseinkommen erhält (vorher 75%). Nicht festgelegt ist aber, daß er nach Erhalt des Geldes noch bis zum 31.3. des folgenden Jahres aushalten muß.
Wir meinen, was dem einen recht ist, ist dem anderen billig, zumal die Herren der Stahlkonzerne gleichzeitig die Hauptaktionäre der Ruhrkohle AG sind. Aber Kumpel, so darfst DU nicht denken (oder bis DU Kommunist?). Betriebstreue muß eben über allem stehen. Wer soll denn auch sonst die goldenen Eier für die Aktionäre der Ruhrkohle AG legen?!"
=Der Hammer Tödliche Bilanz,Bochum o.J. (1970)
29.11.1970:
Laut IGBE (vgl. 15.12.1970) fordert ein Grubenunglück auf der Schachtanlage Hannibal in Bochum heute vier Tote und einen Schwerverletzten.
Die KPD/ML-ZB berichtet von gestern:"
Am 28. November sind auf der Zeche Hannibal in Bochum 4 Bergarbeiter von einem herabstürzenden ... (Vorlage unleserlich,d.V*.) 00 Tonnen schweren Strebförderer getötet worden. Am Tod der Bergleute sind allein die RAG-Bosse schuld, die vor lauter Profitgier keine Zeit und kein geld haben, sich um die Sicherheitsbestimmungen zu kümmern: Der Strebförderer war nicht wie vorgeschrieben mit einer Sicherheitskette ausgerüstet und es fehlte eine hydraulische Abspannvorrichtung."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.57,Bochum 9.12.1970,S.6f;
Einheit Nr.24,Bochum 15.12.1970,S.1
28.06.1971:
Die KPD/ML-ZB berichtet (vgl. 30.6.1971):"
Bei Hannover-Hannibal in Bochum sind die Kumpels am Montag (28.6.) gegen die Krisenangriffe von Zechenherren, SPD- und IGBE-Führern in Streik getreten. Die Frühschicht weigerte sich geschlossen, anzufahren; die Arbeiter forderten Auskunft von Werksleitung und Betriebsrat über die Zukunft der Zeche. Die rechten Gewerkschaftsführer unternahmen alles, um die Kumpels zu täuschen; IGBE-Bezirksleiter Alker zu den streikenden Kollegen: die Entscheidung über Hannover-Hannibal wird erst auf der Aufsichtsratssitzung der BAG Essen im Oktober gefällt, und: 'Ehe im Rahmen des Anpassungsprogramms Teilentscheidungen getroffen werden, wird mit den Betroffenen erst gesprochen und ein Sozialplan ausgearbeitet. Wir wollen keine Illusionen nähren, doch vorerst gibt es nur Empfehlungen der Führungsgesellschaften an die Bergbau AG's.'"
Laut DKP-Betriebsgruppe "flogen bei uns die Klamotten, weil wir über die Zukunft unseres Betriebes Bescheid wissen wollten."
=Rote Fahne Nr.13,Bochum 5.7.1971;
Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.50,Bochum 3.7.1971,S.6f;
Der Hammer Extrablatt Staatsbegräbnis für Hannover-Hannibal!,Bochum o.J. (Juli 1971),S.1
29.06.1971:
Die KPD/ML-ZB berichtet vermutlich von heute über den morgigen Gesamtstillegungsplan der Ruhrkohle AG (RAG):"
Im Kampf gegen diesen arbeiterfeindlichen Angriff, gegen das Komplott von Zechenherren, SPD-Regierung und IGBE-Führern weist die KPD/ML den Bergarbeitern den richtigen Weg. Alle RAG-Betriebsgruppen der KPD/ML haben schon vor der offiziellen Verkündigung des sogenannten 'Anpassungsprogramms' auf die drohenden Krisenangriffe hingewiesen. 'Der Hobel' (vgl. 10.5.1971, **.*.1971,d.Vf.), die Betriebszeitung der KPD/ML bei Prosper in Bottrop, schreibt in einem Extrablatt:
'Die Zechenherren und IGBE-Führer haben Angst vor unserer wachsenden Opposition, sie haben Angst, daß wir die Brocken hinwerfen. ...
Kumpels, der Weg des Abwartens ist falsch. Richtig ist nur der Weg, wie ihn die Kumpels von Hannover-Hannibal (vgl. Bochum 28.6.1971,d.Vf.) beschritten haben. Hier stehen sie nicht allein. Überall beginnen die Arbeiter gegen Lohndiktat und Lohnraub den Kampf aufzunehmen... In den letzten vier Wochen allein gab es Streiks in der Stahl- und Metallindustrie, bei Chemie und Textil, im öffentlichen Dienst (IGM-, CPK-, GTB- bzw. ÖTV-Bereich,d.Vf.) und jetzt auch im Bergbau. Überall muß unsere Parole sein:
KAMPF DEM LOHNDIKTAT!
KAMPF DEM LOHNRAUB!
GEGEN DIE VERRÄTEREIEN DER SPD-REGIERUNG DIE GESCHLOSSENE FRONT DER ARBEITERKLASSE!'"
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.50,Bochum 3.7.1971,S.7
30.06.1971:
Laut DKP findet heute eine Sitzung des Aufsichtsrats (AR) Ruhrkohle AG (RAG) statt, auf der beschlossen wird bis 1975 weitere 10 Zechen zu schließen.
Die KPD/ML-ZB (vgl. 3.7.1971) berichtet:"
NEUES ZECHENSTERBEN BEI DER RAG
Der seit der Gründung der Ruhrkohle AG angekündigte Stillegungsplan, genannt 'Gesamtstillegungsplan' ist raus:
25 000 BERGARBEITER werden in den nächsten vier Jahren ihren Arbeitsplatz verlieren! Acht Zechen werden stillgelegt, neun Anlagen werden zu Verbundwerken zusammengeschlossen, sieben Anlagen sollen 'voll ausgelastet' werden.
Die Stillegungen sollen Anfang nächsten Jahres beginnen: Anfang 1972 werden die Zechen Katharina in Essen und Emscher-Lippe in Datteln geschlossen; Ende 1972 Mathias Stinnes in Essen; zwischen 1973 und 1975 schließen dann Emil Fritz (Essen), Alstaden (Oberhausen), Brassert (Marl), Vereinigte Pörtingsiepen/Carl Funke (Essen) und Hannover-Hannibal/Constantin (Bochum).
Die Arbeiter der stillgelegten Zechen sollen auf andere Anlagen verlegt werden. Für die Kumpel bedeutet das Verlängerung der Arbeitszeit durch lange Anfahrtszeiten zum Arbeitsplatz. In Essen z.B. wird nach der Schließung von fünf Zechen nur noch die Schachtanlage Zollverein fördern. Da Zollverein natürlich nur einen kleinen Teil dieser Kumpel aufnehmen kann (insgesamt ca. 10 000 - 12 000), und es auch in der näheren Umgebung kaum eine Zeche gibt, die das könnte, werden tausende von Essener Bergarbeitern direkt an den Niederrhein und in die Gegend von Hamm verlegt werden. Das sind Anfahrtszeiten von mindestens zwei Stunden pro Weg - bei der Bildung der RAG legte Schiller fest, daß Fahrtzeiten von zwei Stunden für einen Weg 'zumutbar' sind; bis dahin war die Grenze bei einer Stunde!
...
Obwohl die Pläne für all diese Rationalisierungsmaßnahmen schon längst ausgearbeitet waren, haben die Zechenherren dies bis zuletzt geleugnet. Noch in der letzten Woche bestritten die Herren der Bergbau AG Essen, daß die Anlagen Mont Cenis und Friedrich der Große zu einem Verbundbergwerk zusammengefaßt werden sollen. Jetzt wurde diese Maßnahme als Vorbedingung für die Stillegung von Hannover-Hannibal/Constantin angekündigt.
Der gesamte Plan wird die Stillegung von 13 - 14 Mio. t Jahresförderung zur Folge haben. Die bei der Gründung der Ruhrkohle angekündigte Stillegung von 20 Mio. t ist damit noch nicht erreicht. Es ist deshalb wahrscheinlich, daß noch weitere ausgearbeitete Pläne fürs Zechensterben bestehen. ...
Auch bei den jetzt veröffentlichten Stillegungsplänen handelt es sich um ein Komplott von Zechenherren, SPD-Regierung und IGBE-Führern:
- In Geheimverhandlungen während der letzten Monate wurden diese Pläne geschmiedet: Zechenherren und IGBE-Führer trafen sich bei SPD-Kühn, sprachen mit Brandt und verhandelten mit Schiller.
- Die Landesregierung NRW hat zugesagt 1/3 der Kosten der 'Sozialmaßnahmen' zu übernehmen. Unter Vorsitz von SPD-Ministerpräsident Kühn wurde ein 'Kohlekabinett' gebildet (ihm gehören u.a. auch Riemer, Wertz und Figgen an), das in Zukunft 'alle Probleme, Programme und Maßnahmen zur Konsolidierung der Ruhrkohle für die Kabinettsentscheidung vorbereitet'.
- Brandt erklärte in einem Brief an IGBE-Schmidt (vgl. S6.*.1971,d.Vf.), die Bundesregierung werde alles tun, um Härten für die Bergarbeiter zu vermeiden.
- SPD- und Gewerkschaftsführer planen jetzt die Übernahme der Kosten für die Herabsetzung des Rentenalters auf 50 Jahre durch die SPD-Regierung. Ihr Ziel ist dabei die Durchsetzung der flexiblen Altersgrenze. Wie wir schon ... ausführlich beschrieben haben, geht es bei dieser 'Reform' u.a. darum, eine Senkung der Renten zu erreichen. Der Bergbau bietet sich für die Durchsetzung der flexiblen Altersgrenze aus zwei Gründen an: 1) sind die Renten hier im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen relativ höher, 2) stehen vor allem die von Stillegungen betroffenen Bergarbeiter mit dem Rücken an der Wand; sie haben mit 50 Jahren die 'Alternative': entweder Verlegung auf eine andere Zeche mit einer möglichen Verlängerung des Arbeitstages um vier Stunden oder mit weniger Rente in den Ruhestand gehen.
Diesen Plan von SPD-Regierung und IGBE-Führern müssen die Gewerkschaftsbonzen natürlich vor den Kumpels geheim halten; IGBE-Chef Schmidt sagte, es sei jetzt möglich, ältere Bergleute früher in einen sozial und wirtschaftlich gesicherten Ruhestand zu entlassen. Damit könne der Grundsatz vom gesicherten Arbeitsplatz bei der Ruhrkohle AG garantiert werden. Lügen wie 'sicherer Arbeitsplatz bei der RAG' aber verfangen bei vielen Bergarbeitern nicht mehr."
Die KPD (vgl. 13.8.1971) berichtet:"
RUHRKOHLE AG
VERSTAATLICHUNG DER VERLUSTE - REPRIVATISIERUNG DER PROFITE - RATIONALISIERUNG DURCH MASSENENTLASSUNGEN:
Am 30.Juni beschloß der Aufsichtsrat der Ruhrkohle-AG mit den Stimmen der 'Arbeitervertreter' einstimmig ein großangelegtes Stillegungs- und Rationalisierungsprogramm für die nächsten fünf Jahre.
20 000 Bergleute werden allein durch die Stillegungen betroffen, über die von den Rationalisierungsmaßnahmen bedrohten Arbeiter und Angestellten schweigen sich Konzernleitung und IGB-Spitze einträchtig aus. Kuhnke, RAG-Vorsitzender, erklärte dazu: 'Eine große Mobilität setzt ein.'
Diesem Rationalisierungsplan ging die am 1.6. tarifvertraglich festgelegte Neuordnung der Löhne voraus, die mit der Einführung von Arbeitsplatzbewertung und Ausbau des Leistungslohnsystems zu einem faktischen Lohnstop und teilweise zu Lohnrückstufungen bis zu 10 DM pro Schicht führte.
Die Gründung der Ruhrkohle-AG und die jetzt eingeleiteten Maßnahmen sind ein Lehrbeispiel dafür, wie die Kapitalisten sinkende Profitraten rücksichtslos auf Kosten der Arbeiterklasse wieder zu steigern versuchen. Sie sind ein Lehrbeispiel für die Rolle der SPD-Regierung, die durch den Ausbau der staatsinterventionistischen Maßnahmen den Monopolkapitalisten das Risiko der Kapitalverwertung abnimmt und ihnen gleichzeitig durchschnittliche Profite garantiert. Sie sind ein Lehrbeispiel für den vollständigen Verrat der Gewerkschaftsspitze an den Interessen der Arbeiterklasse. Mit sozialer Demagogie der IGBE-Führung - nur die Einheitsgesellschaft könne die Arbeitsplätze und den 'klassenneutralen' staatlichen Einfluß sichern - war sie die treibende Kraft der RAG-Gründung und täuschte die Bergleute über deren Ziel: planmäßige Wiederanhebung der Profite auf das bundesrepublikanische Durchschnittsniveau zugunsten der Montankonzerne.
Der Rationalisierungsplan der RAG sieht vor:
- Stillegung von 10 Schachtanlagen,
- noch in diesem Jahr: Germania (Dortmund) mit 2 700 Beschäftigten und Graf Moltke (Gladbeck),
- bis Ende 1972: Mathias Stinnes (Essen) mit 3 500 und Emscher-Lippe (Kreis Recklinghausen (Datteln,d.Vf.)) mit 2 630 Beschäftigten.
- Katharina (Essen) mit 1 800,
- bis 1975: Emil Fritz (Essen) mit 4 000, Vereinigte Poertingsiepen/Carl Funke (Essen) mit 2 700, Brassert (Kreis Recklinghausen) mit 1 200 Beschäftigten, Alstaden (Oberhausen), Bergwerke Bochum.
- Aufbau von vier Verbundzechen aus neun Schachtanlagen,
- Vollauslastung von sieben und Kapazitätserweiterung von sechs Zechen vornehmlich im östlichen und westlichen Ruhrgebiet.
...
Alle diejenigen, die diese für den Kampf der Arbeiterklasse grundlegende Erkenntnis verleugnen, arbeiten den sozialen Betrugsmanövern und der Spaltungspolitik der Arbeiterverräter in die Hände."
=Rote Fahne Nr.23,Berlin 13.8.1971,S.1ff;
Kumpel-Post Die 'goldenen siebziger' Jahre für den Bergmann??,Dortmund Aug. 1971,S.1;
Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.50,Bochum 3.7.1971,S.5ff
30.06.1971:
Die KPD/ML-ZB berichtete von der Zeche Hannover-Hannibal Bochum (vgl. 28.6.1971) über die Versicherungen des IGBE-Bezirksleiters Alker und fährt fort:"
Zwei Tage später war die Schließung von Hannover-Hannibal beschlossene Sache. Die Gewerkschaftsbonzen im Aufsichtsrat haben für die Durchführung der Krisenangriffe gestimmt; 'der Sanierungsplan traf auf bemerkenswert einhellige Zustimmung des ganzen Aufsichtsrats' (WR 1.7.)."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.50,Bochum 3.7.1971,S.7
01.07.1971:
Auf der Zeche Hannover-Hannibal Bochum gibt die DKP vermutlich heute ein zweiseitiges Extrablatt des 'Hammer' (vgl. Nov. 1970, 1.11.1971) heraus, in dem auf den Streik vom letzten Montag (vgl. 28.6.1971) eingegangen wird:"
STAATSBEGRÄBNIS FÜR HANNOVER-HANNIBAL!
...
Jetzt wissen wir es genau. Die Zeche macht dicht. Man will uns wegrationalisieren und uns die Kosten für die Extraprofite der Ruhrkohlenbosse aufhalsen. Als der Mammutkonzern RAG von der Regierung und den Stahlbossen aus der Taufe gehoben wurde - die Spitzen der Gewerkschaft leisteten wertvolle Hebammenarbeit - war eines der Hauptargumente, die man erzählte: Konzentration sichert den Arbeitsplatz! Und was ist daraus geworden? Die RAG-Bosse haben alles getan, um ihre eigentlichen Ziele zu verschleiern. Kohle wird nicht mehr gebraucht, sagten sie. Aber so nebenbei setzten sie die 24 Mio. Tonnen, die auf Halden lagen, ab und die 7 Mio. Tonnen USA-Kohle wurden auch zu Geld gemacht, obwohl im Ruhrrevier mit Volldampf und Überschichten gefördert wurde. Rote Zahlen wurden ständig vorgelegt, aber die Bücher durfte niemand einsehen. Wäre ja auch peinlich gewesen, in aller Öffentlichkeit mit fingierten Bilanzen dazustehen. Das gesamte Energieprogramm dient nicht der Absicherung der vorhandenen Energien für unsere Volkswirtschaft, sondern wird ausgerichtet auf den momentanen Absatzmarkt und das heißt, es deint allein der Gewinnsteigerung der Konzerne. Dabei wird Energie in jeder Form, ob Öl, Gas oder Kohle mehr denn je gebraucht.
Und das ist sicher:
1. Die Ruhrkohle ist eine der besten der Welt.
2. Kokskohle ist auf dem Weltmarkt sehr gefragt.
3. Im Ruhrrevier sind die besten Abbaumöglichkeiten des westeuropäischen Raumes. der schlechteste Pütt der hier geschlossen wird, ist immer noch besser als der beste in den Nachbarländern.
Aber das wollen Regierung und Großkapital nicht sehen. Die machen alle auf Sozialplan. Sehr sozial! Die Kumpels mit 50, die die Bedingungen erfüllt haben - d.h. wer seine 20 Jahre unter Tage voll hat - können Rentner werden. Dafür kriegen sie weniger Rente. Das Durchschnittsalter auf Hannover-Hannibal ist Mitte 40. Die älteren Kumpels, die noch nicht die Bedingungen erfüllt haben, laufen als soziale Härtefälle rum. 'Abgang ist überall bei', sagte der Kapitalist. Die Jüngeren sind noch interessant. Die kann man noch ausbeuten und verlagern. Die werden gebraucht, um 1980 die 8 Tonnen pro Mann und Schicht rauszuholen und man spart die Einfuhrkosten für Gastarbeitermaterial. Der Mensch als Ware! Beschiß auf der ganzen Linie! Und das kommt auf uns alle zu:
Mehr Maloche! Mehr Risiko am Arbeitsplatz und die neue Lohnabrechnung! Denn Auslaufplanung heißt nichts anderes als Raubbau. Nur noch die dickste Kohle abbauen, ohne richtig abzusichern. Hauptsache, die Kohlen stimmen. Bei Moltke (Graf Moltke in Gladbeck - vgl. 5.7.1970,d.Vf.), die auch dicht gemacht haben, stieg die Förderung sprunghaft auf 6 Tonnen pro Mann und Schicht. Das bedeutet, noch mehr Unfälle, noch mehr Tote. So sollen wir die Reichen noch reicher machen. Der ganze Ruhrkohlenkonzern wurde nur geschaffen, um den Ausbeutungsgrad der Kohle, des Materials, vor allem aber des Menschen zu erhöhen. Dafür arbeiten Staat und Konzerne Hand in Hand und die Gewerkschaftsspitze unterstützt diese Strategie weil sie meinen, dann mehr Soziales rauszuholen. Die neue Lohnordnung mit der ganzen Leistungspeitscherei zeigt deutlich, wo man bis 1980 hin will. Deswegen: Jede Stillegung ist ein Verbrechen. Die Erhaltung des Arbeitsplatzes wäre der beste Sozialplan."
=Der Hammer Extrablatt Staatsbegräbnis für Hannover-Hannibal!,Bochum o.J. (Juli 1971)
01.07.1971:
Laut IGBE (vgl. 1.7.1971) findet eine Sitzung des Aufsichtsrats (AR) der RAG statt, auf der auch Fragen "des sogenannten Anpassungsprogramms beraten werden" sollen.
Am 15.7.1971 berichtet die IGBE:"
ANPASSUNG STÄRKT DIE KOHLE
Der Aufsichtsrat der Ruhrkohle AG (RAG) hat einen Gesamtanpassungsplan beschlossen. Diesem Beschluß sind langwierige Beratungen vorausgegangen. Eine entscheidende Vorbedigung für die Zustimmung der IG Bergbau und Energie zu diesem Anpassungsprogramm war insbesondere die soziale Absicherung der von Anpassungsmaßnahmen betroffenen älteren Arbeitnehmer.
Bundeskanzler Willy Brandt hat sich diese unsere Aufassung zu eigen gemacht und entsprechende Schritte auf der Regierungsebene eingeleitet, damit - wie uns der Kanzler in einem Brief (vgl. S1.*.1971,d.Vf.) mitgeteilt hat - 'vor allem der ältere im Bergbau tätige Arbeitnehmer vor unvertretbaren Folgen des Anpassungsvorgangs geschützt' wird.
Da sich die nordrhein-westfälische Landesregierung ebenfalls in diesem Sinne konkret geäußert hat (vgl. S1.*.1971,d.Vf.), konnte die IG Bergbau und Energie mit der Gewißheit, daß der soziale Flankenschutz für die Arbeitnehmer gesichert ist, in eine konstruktive Diskussion über Anpassung und Gesundung des Steinkohlenbergbaus eintreten.
Es war damals immerhin der tiefere Sinn der gewerkschaftlichen Forderung nach Bildung einer Einheitsgesellschaft an der Ruhr, daß endlich Schluß gemacht wird mit den nach konzernbezogenen Interessen ausgerichteten Zechenstillegungen. Wie sehr recht die IG Bergbau und Energie damit hatte, zeigt sich heute z.B. an der Tatsache, daß günstige Feldesteile der 1966 stillgelegten 'Bismarck'-Zechen in Gelsenkirchen (vgl. 30.9.1966,d.Vf.) im jetzigen Anpassungsprogramm zum Abbau von der Schachtanlage 'Nordstern' vorgesehen sind. Um das jedoch in der vorgesehenen Weise tun zu können müssen die bereits verfüllten 'Bismarck'-Schächte wieder aufgewältigt werden, um sie für die Wetterführung nutzbar zu machen. Kostenpunkt 15 Millionen DM.
Die RAG als Einheitsgesellschaft bietet im Gegensatz zu dem 'Bismarck'- Beispiel das beliebig ergänzt werden könnte - die Gewähr dafür, daß die nach einheitlichen Kriterien bewerteten RAG-Betriebe einen leistungsfähigen und ertragsstarken Kern im Rahmen der Anpassung herausbilden.
Das genau war auch unser Ziel, als wir die Bildung der Einheitsgesellschaften forderten, denn je gesunder der Bergbau in seiner Ertragsstrukturen wird, um so sicherer werden die dann noch verbleibenden Arbeitsplätze.
Mit dem jetzt vorliegenden Gesamtanopassungsplan ist der Rahmen für eine solche Entwicklung geschaffen.
Die Konzentration und Verlagerung der Förderung auf die ertragsstärksten Schachtanlagen kann nun erfolgen. Die Aufsichtsräte und Vorstände der sieben Betriebsführungsgesellschaften werden jetzt die sozialen, technischen und ökonomischen Detailmaßnahmen unter Berücksichtigung der jeweiligen örtlichen Erfordernisse zu bedenken haben.
Es wird die selbstverständliche Aufgabe der IG Bergbau und Energie sein, genau wie in der Vergangenheit sicherzustellen, daß der nun anlaufende Anpassungsprozeß frei bleibt von sozialen Spannungen. Auf diesem Gebiet haben haben die IG Bergbau und Energie und ihre Funktionäre nicht nur ausreichende Erfahrungen in der Vergangenheit gesammelt, sondern sie haben auch durch zahlreiche politische Aktivitäten in der Gegenwart dafür gesorgt, daß es in Zukunft keine soziale Finsternis für unsere Mitglieder geben wird."
Die IGBE berichtet auch:"
RUHRKOHLE AG LEGT SIEBEN ZECHEN STILL
2 MILLIARDEN FÜR INVESTITIONEN NOTWENDIG
Die vom Aufsichtsrat der Ruhrkohle AG beschlossenen Konzentrations- und Anpassungsmaßnahmen sehen vor:
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3. Stillegung von nachhaltig unrentablen und auslaufenden Schachtanlagen, beginnend 1972 mit Emscher-Lippe (Datteln,d.Vf.), Katharina und Mathias Stinnes (Essen,d.Vf.). In den Jahren bis 1975 wird die Förderung auslaufen auf den Zechen Emil Fritz (Essen, d.Vf.), Alstaden (Oberhausen,d.Vf.), Brassert (Marl,d.Vf.), Pörtingsiepen/Carl Funke (Essen,d.Vf.). Nach Verbundanschluß des Baufeldes Mont-Cenis an Friedrich der Große (Herne,d.Vf.) ist die Fördereinstellung der Bergwerke Bochum vorgesehen."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.52,Bochum 10.7.1971,S.6;
Einheit Nr.13 und 14,Bochum 1.7.1971 bzw. 15.7.1971,S.1 bzw. S.1ff
02.08.1971:
In Dortmund gibt die Betriebsgruppe Minister Stein der KPD/ML und des KJVD vermutlich in dieser Woche ihre 'Rutsche' (vgl. Juli 1971, 13.9.1971) heraus. Der letzte Artikel kündigt an:"
DAS KRAFTWERK WIRD STILLGELEGT
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Kollegen, lassen wir uns nicht spalten: Bilden wir eine geschlossene Kampffront gegen das Komplott von Zechenherren, SPD- und IGBE-Führern! Folgen wir dem Beispiel der Kumpels von Hannover-Hannibal, die den Stillegungsplänen ihren Streik entgegensetzten (vgl. Bochum - 28.6.1971,d.Vf.)!"
=Die Rutsche Das Lohndiktat der SPD-Regierung,Dortmund o.J. (1971)
30.09.1971:
In Oberhausen beginnt ein zweitägiger außerordentlicher Kongreß der IGBE (vgl. Apr. 1970, 24.9.1972).
Die DKP berichtet auf der Zeche Hannover-Hannibal Bochum (vgl. 1.11.1971):"
IG BERGBAU UND ENERGIE GAB SICH NEUE SATZUNG
Auf einem außerordentlichen Kongreß, der am 30.September und 1.Oktober 1971 in Oberhausen stattfand, gab sich die IG Bergbau und Energie eine neue Satzung. darüber hinaus stand auch die wirtschaftliche Lage des Ruhrbergbaus und der darin Beschäftigten zur Debatte. Obgleich weitere Zechen stillgelegt und die Steuerzahler mit Milliardenbeträgen für die Profitsicherung der Zechenherren zur Kasse gebeten werden, verteidigt der Vorsitzende der IG Bergbau, Adolf Schmidt, den kapitalistischen Superkonzern 'Ruhrkohle AG'. Die Stillegungskonzeption der Ruhrkohle AG, die vom Ausmaß der investierten Steuergelder her schon längst Gemeineigentum sein müßte, rechtfertigte Schmidt mit zum Teil ausgesprochen dummen Formulierungen wie 'Der Anpassungsprozeß im Steinkohlenbergbau muß von allen Gruppen gemeinsam getragen werden, vom Lehrling bis hinauf zum Manager.'"
=Der Hammer Nr.3,Bochum Nov. 1971,S.2;
Einheit Nr.12, 16 und 20,Bochum 15.6.1971, 15.8.1971 bzw. 15.10.1971,S.1, S.1 und S.8ff bzw. S.1
01.11.1971:
Auf der Zeche Hannover-Hannibal in Bochum gibt die DKP die Nr.3 des 2. Jahrganges ihres 'Hammer' (vgl. 2.7.1971, Apr. 1972) vermutlich in dieser Woche mit 4 Seiten heraus.
Im Leitartikel "Vom Bundestag kein besseres BVG zu erwarten!" wird berichtet vom DGB Bochum (vgl. Okt. 1971) und dem BDA (vgl. 12.10.1971) und fortgefahren:"
Den Angriffen der Wirtschaftsbosse auf Grundforderungen der arbeitenden Menschen müssen jetzt, vor der dritten und entscheidenden Lesung im November, verstärkte außerparlamentarische Aktivitäten der Arbeiter und ihrer Gewerkschaften entgegengestellt weren. Aktivitäten für ein fortschrittliches Betriebsverfassungsgesetz im Sinne des DGB-Entwurfs."
Berichtet wird u.a vom Kongreß der IGBE (vgl. 30.9.1971) und vom Giftmüll in Bochum-Gerthe (vgl. 4.8.1971).
Über die eigene Zeche heißt es:"
SCHLIESST HANNOVER-HANNIBAL SCHON IM NÄCHSTEN JAHR?
Bei der RAG wird zum Sparen geblasen, die Rationalisierung soll stärker als bisher vorangetrieben werden.
Die WR vom 19.10.1971 schreibt 'die Schrumpfung im Bergbau soll schneller vonstatten gehen'. Was bedeutet Rationalisierung und Schrumpfung im Bergbau? Werden die Profite der Unternehmer wegrationalisiert oder schrumpfen deren Gewinne? Oder haben die Kumpel Vorteile von der 'Gesundschrumpfung im Bergbau?' Wer hat den Nutzen von dem neuen Plan, die RAG auf 3 Bereiche zu verringern? Fragen über Fragen! Die Gesundschrumpfung und Straffung der RAG bringt nur Vorteile für die Bosse der Stahlkonzerne, die 61% des Aktienkapitals der Ruhrkohle AG besitzen. Mit Millionen Steuerbeträgen sollen nun diese Großkonzerne für ihre miserable Wirtschaftspolitik belohnt werden, während die Kumpel durch die Stillegungsgerüchte zu höheren Leistungen (Traumgrenze 8 Tonnen pro Mann und Schicht) angetrieben werden. Auch Hannover-Hannibal wird wegrationalisiert. Schon im nächsten Jahr? Wir fordern eine klare Antwort! Wir wollen uns nicht mit leeren Versprechungen abspeisen lassen."
Gewarnt wird:"
RENTEN IN GEFAHR!
Die Bundesknappschaft hat neue Richtlinien (vgl. **.**.1971,d.Vf.) für den Bezug der Bergmannsrente und der BU-Rente (Berufsunfähigkeitsrente,d.Vf.) herausgegeben. Das wurde wegen der neuen Lohnordnung erforderlich. Es gibt einige Gefahrenpunkte, die einem Rentenbezug entgegenstehen können. AUCH DROHT RENTENENTZUG, wenn Versicherte - die bereits eine Rente beziehen - Tätigkeiten weiter verrichten, die jetzt infolge der tariflichen Neubewertung vom 1. Juni 1971 an als 'wirtschaftlich gleichwertig' gelten. Fragen werden sicher von den Kollegen Betriebsräten und Knappschaftsältesten in der nächsten Zeit beantwortet werden können. Interessierte Kumpel sollten sich jetzt entsprechend beraten lassen. Erheblichen Schaden haben die Kumpel zu erwarten, die vom Hauer in niedrigere Tarifschichtlohngruppen abgestuft wurden. BEISPIEL:
Statt in die Lohngruppen 9 bis 11 erfolgte Abstufung nach Lohngruppe 06 (Transportarbeiter).
Tarifschichtlohn - 43.67 DM
Um die 08-Rente zu erhalten, ist weitere Abstufung nach Lohngruppe 03 notwendig.
Tarifschichtlohn - 38,68 DM
Wäre die Rentenantragstellung von der Lohngruppe 10 ausgegangen, so würde die Abstufung nach Lohngruppe 7
Tarifschichtlohn - 45,33 DM
Der nach Lohngruppe 06 abgestufte Kumpel muß demnach 6,65 DM PRO SCHICHT VERLUST hinnehmen. Im ungünstigsten Fall kann dieser Verlust bei unserem Beispiel sogar mindestens 10,46 DM PRO SCHICHT ausmachen, falls unter bestimmten Bedingungen eine Abstufung von der Lohngruppe 11 hätte ausgehen können. Im betrieblichen und gewerkschaftlichen Raum wird es sicher heiße Diskussionen geben. Es ist das Recht der Kumpel, sich gegen soziale Schlechterstellung zu wehren."
=Der Hammer Nr.3,Bochum Nov. 1971
06.11.1971:
Die KPD/ML-ZB gibt ihren 'KND' Nr.85 (vgl. 3.11.1971, 10.11.1971) heraus.
Eingegangen wird auch auf die Kokerei von Hannover-Hannibal Bochum.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.85,Bochum, 6.11.1971
Dezember 1971:
Vermutlich im Dezember wird vermutlich innerhalb der KPD/ML-ZK in Dortmund oder bereits in der Bolschewistische Linie (BL) der ehemaligen KPD/ML RM das folgende Papier verfaßt, wobei wir handschriftliche Korrekturen und Ergänzungen soweit lesbar in den Text eingearbeitet haben:"
KRISENZEICHEN: ENTLASSUNGEN UND BANKROTTE
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RESERVEARMEE DER 'GAST'ARBEITER: BESONDERS MOBIL
Besonders hart betroffen sind die ausländischen Arbeiter. Zu Zeiten der Hochkonjunktur, als die Konzerne nicht genug Arbeitskräfte bekommen konnten und zugleich bestrebt waren, den Preis der Ware Arbeitskraft, den Lohn, niedrig zu halten, hatten sie ihre Werber nach Spanien, Portugal, Marokko, Griechenland, Jugoslawien und in die Türkei ausgeschickt. Da diese Länder unter dem Druck der Imperialisten in chronischer Arbeitslosigkeit gehalten werden, um die dortige Arbeitskraft billig zu erhalten, gelang es den Werbern, mit dem Versprechen goldener Berge über zwei Millionen ausländischer Arbeiter in die BRD und nach Westberlin zu locken. (Gleichzeitig errichteten z.B. Hoechst und Bayer in diesen Ländern sowie in Lateinamerika, Asien und Afrika Zweigwerke, um dort Extraprofite zu ergattern.
Von den Häschern der Bochumer Zechen AG wurden z.B. griechischen Arbeitern, falls sie in die BRD kämen, noch im Sommer 1969 ein Schichtlohn bis zu 60 DM sowie eigene Werkswohnungen versprochen. Wer sich darauf einließ, durfte bei der Zeche Hannibal/Hannover in Bochum unter Tage im Gedinge schuften und sich abrackern und erhielt im Durchschnitt 26 DM pro Schicht sowie ein elendes Wohnloch, das er sich mit anderen Kollegen zu erheblich überhöhter Miete teilen durfte. Um die Arbeiter zu beschwichtigen, erhielt mal dieser, mal jener mehr, weil er angeblich besonders fleißig war, es ging aber darum, den Lohn insgesamt zu drücken. Wenn ein Grieche es wagte, an die Versprechungen zu erinnern, konnte ihm mit der reibungslosen Zusammenarbeit zwischen deutschen Arbeitsämtern und griechischen Faschisten gedroht werden. Waren sich alle Kollegen einer Schicht einig, so wurde der Dolmetscher bestochen. Als der Arbeitseifer der griechischen Arbeiter, nachdem sie die Zusammenhänge begriffen hatten, allgemein erlahmte, wurden sie kurzerhand entlassen und durch marokkanische ersetzt, mit denen man das gleiche Spiel trieb. Während z.B. im Bergbau streikbereite Italiener, die nicht widerstandslos in jedes Drecksloch kriechen, als besonders faul verschrien werden, stellt die Ruhrkohle AG (RAG,d.Vf.) Südkoreaner und Japaner als große Vorbilder heraus, weil sie sich widerspruchslos in die gefährlichsten Löcher schicken lassen. Ihr andressiertes selbstmörderisches Kamikaze-Bewußtsein kommt den Profitmachern eben besonders gelegen und so nehmen die Arbeitsverhältnisse im Pütt immer mehr militärischen Charakter an.
Die Sicherheit am Arbeitsplatz ist seit Jahren besonders 'garantiert', da die Herren für die Gruben, die sie im Laufe der Zeit dichtmachen wollen, nichts mehr investieren wollen. So kann es vorkommen, daß man beim Abhauen plötzlich auf einen stillgelegten und unter Wasser stehenden Schacht stößt und ersäuft! So kamen bei einem Einbruch eines Stollens von Hannover/Hannibal Anfang September sieben Türken zu Tode. Selbstverständlich verliefen die Untersuchungen der Berufsgenossenschaft in solchen Fällen im Sande, hier insbesondere, denn es handelte sich ja nur um Türken. Ausländer werden zwar wie ihre deutschen Klassenbrüder zu Versicherungszwangsabgaben herangezogen, doch da sie später, in ihr Herkunftsland entlassen, ihre Ansprüche kaum anmelden können, sind ihre Beiträge faktisch Reingewinne der Versicherungsanstalt (jährlich rund 2 Milliarden DM).
Mittlerweile ist Hannover/Hannibal nicht mehr lukrativ genug und gehört mit zu den über 30 Zechen, die die Ruhrkohle AG schließt. Auf solche und ähnliche Weise wurde in Zeiten der Hochkonjunktur der Preis der Ware Arbeitskraft generell unter ihren tatsächlichen Tauschwert gedrückt. Natürlich unternahmen die kapitalistischen Gewerkschaften nichts, um diese Machenschaften wirksam zu durchkreuzen, denn schließlich sitzen die Herren Adolf Schmidt, Otto Brenner und Co. ja in den Aufsichtsräten und kassieren Dividendenprämien.
So beschränken sie ihre Tätigkeit darauf, einige besonders krasse Fälle, die selbst unter Kapitalisten ungewöhnlich sind, anzuprangern, um so den Arbeitern vorzugaukeln, sie seien noch Arbeiterorganisationen. Wie zufrieden der Arbeiter mit 'seiner' IG Metall und 'seiner' IG Bergbau (IGBE,d.Vf.) ist, offenbaren die Septemberstreiks von 1969 und 1970, die in der offiziellen Statistik der Gewerkschaften als nicht stattgefunden gewertet werden. BILD stilisierte dann sogar das von der IGM in Nordwürttemberg/Nordbaden (NB/NW,d.Vf.) durchgeführte Streiktheater 1971 zu den größten Arbeitskämpfen seit Bestehen der BRD hoch."
=N.N.:Ohne Titel(Krisenzeichen: Entlassungen und Bankrotte...,o.O. o.J. (1971)
09.02.1972:
Die KPD/ML-ZB gibt ihren 'KND' Nr.11 (vgl. 5.2.1972, 12.2.1972) heraus und berichtet u.a. von der Zeche Hannover-Hannibal Bochum.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.11,Bochum 9.2.1972
April 1972:
Auf der Zeche Hannover-Hannibal in Bochum gibt die DKP vermutlich im April die Nr.1 des 3. Jahrganges ihres 'Hammer' (vgl. Nov. 1971) für April/Mai heraus.
=Der Hammer Nr.1,Bochum Apr./Mai 1972
19.06.1972:
Laut KPD/ML-ZB haben ihre Ruhrbergbaubetriebsgruppen vor allen Zechen im Ruhrgebiet ein 'Extrablatt der RAG-Betriebsgruppen der KPD/ML' mit zwei Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Norbert Osswald, Bochum, verteilt, welches den Aufruf des Landessekretariat (LSEK) der KPD/ML-ZB enthält:"
JETZT REICHTS!
URABSTIMMUNG UND STREIK!
WIR LASSEN UNS NICHTS VERBIETEN!
Kumpels!
KEINE KOHLE AUS DEM SCHACHT, KEINE KOHLE VON DER HALDE Das war und ist unsere Parole im Kampf zur Durchsetzung unserer Forderungen. Auch der IGBE-Vorsitzende Schmidt führte diese Parole im Mund. Bis gestern mittag!
Und jetzt?
IGBE-HAUPTVORSTAND SETZT URABSTIMMUNG AB!
Stattdessen sitzen sie mit den Herren der Regierung und der RAG hinter verschlossenen Türen und schlichten unsere Forderungen herunter. Das sind die Taten der IGBE-Führer. Sie wollen unter allen Umständen einen Streik auf den Zechen verhindern.
Zur gleichen Zeit werden in Bonn in fieberhafter Eile Gesetze durchgepeitscht (vgl. 22.6.1972,d.Vf.), die wie z.B. das Bundesgrenzschutz den bewaffneten Einsatz dieser Truppe gegen Streiks möglich machen (Lest dazu das ROTE FAHNE Extrablatt (vgl. 19.6.1972,d.Vf.) und unsere Dokumentation (vgl. Bergbau NRW - 24.5.1972,d.Vf.)!)
Verbot der Urabstimmung - Streikverbot - politische Schlichtung - Gesetze zur bewaffneten Niederschlagung von Streiks, diese Kette müssen wir durchbrechen! Wir machen diesen Herren einen Strich durch die Rechnung! Wir sind stark genug! Wir führen die Urabstimmung selber durch!
MORGEN URABSTIMMUNG TROTZ ALLEDEM!
So sieht der Stimmzettel aus:
Ich bin für Streik ja nein
SO WERDEN WIR MORGEN DIE URABSTIMMUNG DURCHFÜHREN.
DIE ANTWORT IST: JA ZUM STREIK
Kumpels!
Diese Urabstimmung muß noch einmal den Beweis liefern: Wir sind bereit zum Streik!
Diese Urabstimmung ist der erste Schritt. Ist sie erfolgreich, so werden wir noch morgen mittag einen Sternmarsch nach Düsseldorf organisieren. Dort werden wir den IGBE-Führern bei ihrer politischen Schlichtung mit der Regierung und den Zechenherren das Ergebnis auf den Tisch knallen. Schluß mit der politischen Schlichtung! Wir wollen Geld und keine Almosen - keine Pfennige, sondern 7 DM pro Schicht!
Kumpels!
Jetzt kommt es auf jeden an! Gemeinsam werden wir siegen!
DIE SOLIDARITÄT DER BERGARBEITER IST STÄRKER ALS DER VERRAT DER IGBE-FÜHRER!
Die KPD/ML wird die Urabstimmung an folgenden Schachtanlagen durchführen: Minister Stein, Hansa, Hannover-Hannibal, General Blumenthal, Ewald, Westerholt, Holland und Prosper."
Ob das Flugblatt wirklich vor allen Zechen verteilt wurde ist zweifelhaft, zumindest dürfte dies aber geschehen sein bei den Zechen Prosper Bottrop, Hannover/Hannibal Bochum, Ewald Herten, Minister Stein/Hardenberg und Hansa Dortmund, General Blumenthal Recklinghausen, Westerholt Polsum und Holland Wattenscheid (heute Bochum).
Auf der Schachtanlage Minister Stein/Hardenberg Dortmund erscheint dieses Extrablatt unter dem Kopf der 'Rutsche'.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.42,Bochum 21.6.1972;
Extrablatt der RAG-Betriebsgruppe der KPD/ML Jetzt reicht's - Urabstimmung und Streik!,Bochum o.J. (19.6.1972)
20.06.1972:
Auf der Zeche Hannover/Hannibal Bochum stimmen bei der von der KPD/ML-ZB durchgeführten Urabstimmung über Streik in der Bergbautarifrunde (BETR), nach eigenen Angaben, in der Frühschicht 260 für Streik und 2 dagegen.
=KPD/ML-ZB, KJVD:Weiter so!,o.O. o.J. (20.6.1972),S.1
20.06.1972:
Vermutlich in Bochum geben die KPD/ML-ZB und der KJVD zur Mittagsschicht ein Flugblatt mit einer Seite Din A 4 unter Verantwortung von Norbert Osswald, Bochum, heraus:"
WEITER SO!
Die von der KPD/ML organisierte Urabstimmung entwickelt sich zu einer machtvollen Protestaktion gegen das Urabstimmungsverbot der IGBE-Führer! Hier die ersten Zwischenergebnisse von der Frühschicht:
ja nein
Prosper (in Bottrop,d.Vf. 328 19
Hannover/Hannibal (in Bochum,d.Vf.) 260 2
Ewald (in Herten,d.Vf.) 167 12
Minister Stein (in Dortmund,d.Vf.) 105 -
Blumenthal (in Recklinghausen,d.Vf.) 46 1
Westerholt Polsum 32 2
Holland (in Wattenscheid, heute Bochum,d.Vf.) 3 -
Kumpels! Weiter so!
Schon diese ersten Ergebnisse sind ein harter Schlag gegen die Pläne der Gewerkschaftsbonzen. Die Verhandlungen hinter verschlossenen Türen zu Ende bringen - das geht nicht mehr! Schon heute morgen haben fast 1 000 Kumpels von den 7 Schachtanlagen gezeigt: Wir sind bereit dagegen zu kämpfen, daß es uns immer dreckiger geht! Wir sind bereit gegen Lohnabbau und Gedingediktat eine echte Lohnerhöhung im Kampf durchzusetzen!
WIR SIND BEREIT ZUM STREIK!
Kollegen! Richtig so! Jetzt kommt es darauf an, daß auch die übrigen zeigen: wir machen mit! Urabstimmung ist der erste Schritt. Je mehr mitmachen, je größer unsere Einheit ist, desto besser können wir die nächsten Schritte organisieren. Der Hauptvorstand der IGBE hat die Urabstimmung abgesetzt und geht heute mit der Regierung und den Zechenherren in die politische Schlichtung. Diesen Herren müssen wir das Heft aus der Hand nehmen! Denn mit diesen Herren setzen wir unsere Forderungen nicht durch. Ihre Handlanger in den Betriebsräten zogen heute morgen entweder wie geprügelte Hunde an den Urnen vorbei (wenn die Kumpels dabei waren) oder versuchten teilweise mit Gewalt, die Urabstimmung zu verhindern (wenn die Kumpels nicht dabei waren).
Wie geht es weiter?
JETZT ALLE WÄHLEN!!!
JETZT DEN STREIK VORBEREITEN!!!
Wir werden das Ergebnis dem Hauptvorstand auf den Tisch knallen. Dazu schlagen wir vor, daß morgen Delegationen von den verschiedenen Schachtanlagen nach Bochum fahren. Kumpels! Über diese und weitere Maßnahmen müssen wir heute Abend noch gemeinsam beraten. DESHALB WIRD DIE KPD/ML HEUTE ABEND VERSAMMLUNGEN DURCHFÜHREN! Weiter: die KPD/ML wird die Bevölkerung über diesen Kampf informieren und zur Solidarität aufrufen. Dazu werden wir noch heute ein Spendenkonto einrichten. Auch dazu näheres auf den Versammlungen.
JETZT LIEGT ES AN UNS! VORWÄRTS KOLLEGEN!
Kollegen, nehmt Euch die Kumpels von Hardenberg (in Dortmund,d.Vf.) zum Vorbild!
Sie führen heute mittag um 12 Uhr eine Belegschaftsversammlung durch.
HEUTE ABEND, 21 UHR: Öffentliche Auszählung der Urabstimmung
Bericht über die Lage an den anderen Ruhrzechen!
Treff: Vor dem Vereinshaus St. Barbara"
=KPD/ML-ZB, KJVD:Weiter so!,o.O. o.J. (20.6.1972)
20.06.1972:
Die KPD/ML-ZB beginnt heute ihre Urabstimmungsaktion für einen Streik im Ruhrbergbau. Diese findet u.a. statt an den Zechen Minister Stein / Hardenberg Dortmund, Prosper 2, 3 und 4 in Bottrop, Ewald 3/4 in Herten, General Blumenthal in Recklinghausen und Hannover/Hannibal in Bochum. Die Aktion soll den "Schlichtungsverrat in der Bergbautarifrunde" (u.a. 7% mehr Lohn) ablehnen. Innerhalb von Spartacus BL wird anonym von der eigenen Intervention in die Bergbautarifrunde (BETR) im Ruhrbergbau (vgl. 19.6.1972) über die Urabstimmung der KPD/ML-ZB berichtet:"
Weit über 2 000 Kumpels nahmen an dieser Urabstimmung teil. Besonders starke Resonanz fand die KPD/ML in den Betrieben Prosper, Hannover/Hannibal, Ewald und Minister Stein. Als wir davon erfuhren, staunten wir nicht schlecht. Sicherlich war es falsch, ihre Aktion als Urabstimmung auszugeben. Eine Abstimmung um der IGBE-Führung Feuer unterm Arsch zu machen, wäre auf eine vielleicht größere Resonanz gestoßen. Doch zeigte sich, daß diese Aktivitäten der ML ihnen große Sympathien unter den Kumpels eingebracht haben. Hier zeigte sich, wie jämmerlich wir den Maos gegenüberstanden. Selbst wenn wir auch auf diese Idee gekommen wären, so wären wir auf Grund von technischen Mitteln und der individuellen Einsatzbereitschaft niemals in der Lage gewesen, etwas ähnliches auf die Beine zu bringen. Auf Grund der genannten Vorkommnisse setzten wir uns dann mit den Maos in Verbindung und trafen eine kleine Aktionsabsprache mit ihnen.
Beide Organisationen waren der Meinung, daß es am wichtigsten sei, vor möglichst vielen Betrieben zu intervenieren, um einen Streik zu erzeugen. Darum einigte man sich auch auf gemeinsame Parolen:
1. Sofortige Kauenversammlung
2. betriebliche Gremien, die den Streik vorbereiten und sich mit anderen Schachtanlagen in Verbindung setzen.
Aufgrund der bei uns nur gering zur Verfügung stehenden Genossen einigte man sich darauf, dass BL in Duisburg und Essen Flugblätter verteilt und die ML in Bottrop, Westerholt, Bochum, Wanne-Eickel und Dortmund."
=Spartacus BL-Internes Bulletin Nr.4,o.O. 23.1.1973;
Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.42,Bochum 21.6.1972;
Rote Fahne Nr.13,Bochum 28.6.1972,S.1ff
21.06.1972:
Die KPD/ML-ZB verteilt vermutlich heute an verschiedenen Zechen des Ruhrbergbaus ein Flugblatt "Urabstimmung - Keine Schlichtung!". Dies geschieht vermutlich u.a. auf den Zechen Prosper Bottrop, Hannover/Hannibal Bochum, Ewald Herten, Minister Stein Dortmund, General Blumenthal Recklinghausen, Westerholt Polsum und Holland Wattenscheid (heute Bochum). Ungefähr zur selben Zeit werden auch noch die Flugblätter "Weiter so!" und "Wir sind bereit!" verteilt, die wir nicht genau zu datieren vermochten.
=KPD/ML-ZB:Urabstimmung - Keine Schlichtung!,Bochum o.J. (1972);
KPD/ML-ZB:Weiter so!,Bochum o.J. (1972);
KPD/ML-ZB:Wir sind bereit!,Bochum o.J. (1972)
28.06.1972:
Die Nr.43 des 'KND' der KPD/ML-ZB und des KJVD (vgl. 21.6.1972, 5.7.1972) erscheint und berichtet über die Zeche Hannover-Hannibal in Bochum.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.43,Bochum 28.6.1972
04.07.1972:
Bei Hoesch Westfalenhütte Dortmund gibt die KPD/ML-ZB und KJVD Betriebsgruppe vermutlich heute oder morgen eine Ausgabe ihrer 'Roten Westfalenwalze' (vgl. 22.6.1972, 6.7.1972) heraus:"
NIEDER MIT DEM KOMPLOTT HARDERS-PFEIFFER!
...
Was sagte doch die SPD-Regierung im Januar 1972? Willy Brandt tönte lauthals: es wird in diesem Jahr keine Krisen geben. Dabei muß er wohl so einiges übersehen haben: z.B. Hannover-Hannibal (IGBE-Bereich in Bochum,d.Vf.), HOAG (IGM-Bereich in Oberhausen,d.Vf.) und Hanomag (IGM-Bereich), überall wird dichtgemacht."
=Die Rote Westfalenwalze Nieder mit dem Komplott Harders-Pfeiffer!,Dortmund o.J. (Juli 1972)
10.07.1972:
Bei Hoesch Dortmund geben die KPD/ML-ZB und KJVD Betriebsgruppen vermutlich heute eine Ausgabe der 'Roten Westfalenwalze' (vgl. 6.7.1972, 11.7.1972) für die Westfalenhütte und bei Phoenix ein 'Rotes Schwungrad' (vgl. 6.7.1972, 27.7.1972) mit nahezu identischem Text heraus. U.a. heißt es:"
RATIONALISIERUNG - ENTLASSUNGEN - DAMIT DIE PROFITE STIMMEN!
...
Gerade der Sozialismus der Volksrepublik China gibt uns ein gutes Beispiel wie Investitionen und Rationalisierung dem Volk dienen können.
Dort wird investiert, um die Lage der arbeitenden Bevölkerung zu verbessern, nicht der Profite willen.
Ein gutes Beispiel sind die Zechen, die im Kapitalismus als unrentabel geschlossen wurden. Genau wie heute bei uns flogen die Kollegen auf die Straße. Heute im Sozialismus hat man die Zechen wieder eröffnet. Es zeigte sich, daß dort noch Kohle für den jahrelangen Abbau vorhanden war. Bei uns geplante Schließung der modernsten Schachtanlage Europas - Hannover-Hannibal (in Bochum,d.Vf.) im Herbst, obwohl noch genügend Kohle vorhanden ist. Gleichzeitig importieren die Kapitalisten billige Kohle aus den USA. Hoesch hat 1958 noch 6,6 Mio. Tonnen Steinkohle bezogen."
=Die Rote Westfalenwalze Harders Pläne durchkreuzen sofort Betriebsversammlung fordern,Dortmund o.J. (Juli 1972);
Das Rote Schwungrad Aufruf,Dortmund o.J. (Juli 1972)
31.03.1973:
Die Schachtanlage Hannover/Hannibal, die letzte Bochumer Zeche, wird stillgelegt.
Die IGBE (vgl. 15.4.1973) berichtet:"
In dieser Stadt, wo Ende der 20er Jahre rund 51 000 Beschäftigte auf 32 Schachtanlagen mehr als zehn Prozent aller deutschen Kohlen förderten, bleibt jedoch die Erinnerung an den Bergbau wach. Die IGBE-Hauptverwaltung, die Bundesknappschaft, die Bergbau-Berufsgenossenschaft und nicht zuletzt das Bergbau-Museum haben dort ihren Sitz."
=Einheit Nr.8,Bochum 15.4.1973,S.1;
Erwin Bawulski:Die Septemberstreiks 1969 und ihre Folgen unter besonderer Berücksichtigung der Adam Opel AG in Bochum,Dortmund 1974
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