Kommunistische Arbeiterpresse - Ausgabe Hoesch. Betriebszeitung der Kommunistischen Partei Deutschlands, Jg. 2, Nr. 8, Jan. 1972

03.01.1972:
Bei Hoesch Dortmund gibt die KPD vermutlich Anfang dieser Woche die Nr. 8 ihrer 'Kommunistischen Arbeiterpresse' (KAP - vgl. 17.12.1971, 10.1.1972) mit sechs Seiten DIN A4 unter Verantwortung von Maria Bergmann, Berlin 12, Schillerstr.35 heraus. Eine Kontaktmöglichkeit besteht mittwochs von 17 bis 19 Uhr in den 'Borsigstuben' in der Borsigstr.51.

Berichtet wird aus Vietnam (vgl. 26.12.1971) und von der DKP-BG Hoesch Union (vgl. 16.12.1971).

Zu einem Bild vom RF-Verkauf auf Seite 1 heißt es: "
Propagandatrupp der KPD in Dortmund am Westenhellweg - wir verkaufen die ROTE FAHNE jeden Samstag von 10 Uhr bis 13 Uhr am Borsigplatz und am Hermannplatz in Hörde."

Im Leitartikel wird gefordert: "
GEGEN LOHNABBAU UND STAATLICHE PREISTREIBEREI: KAMPF DER VERSCHLECHTERUNG DER LEBENSBEDINGUNGEN DER WERKTÄTIGEN!

Die Kapitalisten geraten in täglich wachsende Schwierigkeiten mit ihrer Profitwirtschaft und geben uns wieder einmal ein anschauliches Beispiel dafür, wie das aussieht, wenn wie und ihre SPD-Regierung 'Verantwortung und Risiko für das Wohl von Wirtschaft und Allgemeinheit' tragen:

Im letzten Jahr stiegen die Preise um 6, 9%; neue Preissteigerungen für die wichtigsten Grundnahrungsmittel, weiterhin für Benzin, Schnaps und Zigaretten sind angekündigt. Auf der anderen Seite sieht sich die Arbeiterklasse in der jetzt laufenden Metall- und Stahltarifrunde (MTR bzw. STR, d.VF.) - genau wie in der Chemietarifrunde (CTR der CPK - vgl. 3.7.1971, d.Vf.) im Frühjahr - brutalen Angriffen seitens Kapitalisten und Staatsapparat gegenüber, die von den Gewerkschaftsführern unterstützt werden:

- Aussperrungen, und zwar auch in nichtbestreikten Betrieben

- zeitweilige Verweigerung der Arbeitslosenunterstützung zwecks Einschüchterung der nicht gewerkschaftlich organisierten Kollegen

- Polizeigeleit für Streikbrecher

- Verhinderung von Urabstimmung und Streiks in allen Tarifgebieten außer Nordwürttemberg/Nordbaden durch die IG Metall-Führung

- schließlich die bundesweite Durchsetzung des 7, 5% Abschlusses

So sieht das also aus, wenn die Kapitalisten und ihre arbeiterfeindliche SPD-Regierung 'Verantwortung und Risiko' tragen: Die Lasten jeder kapitalistischen Wirtschaftskrise werden voll auf die werktätige Bevölkerung abgewälzt.

Ein wichtiger Punkt, an dem die Kapitalisten ihre Krisenpolitik in den nächsten Wochen durchzusetzen versuchen werden, sind die Gas-, Strom- und Nahverkehrstarife.

In Essen und Düsseldorf wurden bereits die Fahrpreise um 30%, in Düsseldorf die Stromgebühren um 20% und in Dortmund die Gastarife zwischen 8, 9% und 14, 3% erhöht. Weitere Maßnahmen sind geplant. Hinzu kommen noch die Gebührenerhöhung bei der Bundespost und die Fahrpreiserhöhungen bei der Bundesbahn. In Dortmund scheuten sich die SPD-Ratsherren nicht, den Kapitalisten 150 Mio. DM als Wirtschaftsförderung in den Rachen zu werfen, gleichzeitig 76 Schulprojekte aus dem Haushaltsplan für 1972 zu streichen, um das 52 Mio. Defizit im 1972er Haushaltplan über die Erhöhung der Nahverkehrstarife auf die werktätige Bevölkerung abzuwälzen.

An der Lohnfront bekommen die Arbeiter die kapitalistische Krisenpolitik ebenso zu spüren. Der 7, 5%-Abschluß in der Metallindustrie bedeutet Lohnabbau, bedeutet die absolute Verschlechterung der Arbeiterklasse. Für die Eisen- und Stahlindustrie haben die Kapitalisten angekündigt, daß sie noch brutaler vorgehen werden, um ein noch niedrigeres Ergebnis durchzusetzen.

Gegen die Krisenpolitik der Kapitalisten können wir nur dann erfolgreich kämpfen, wenn wir an beiden Fronten, im Kampf um höhere Löhne und im Kampf gegen die Preistreiberei, entschieden die unverschämten Angriffe der Kapitalisten zurückweisen.

DEN KAMPF GEGEN DIE PREISTREIBEREI MIT DEM KAMPF UM HÖHERE LÖHNE VERBINDEN!

Die KPD führt den Kampf gegen die Fahrpreiserhöhungen nicht unter der illusionären Forderung nach dem Nulltarif, wie die DKP-Revisionisten es tun. Denn im Kapitalismus ist es nicht möglich, einen Sektor der Wirtschaft - die Nahverkehrsgesellschaften - von den Gesetzen der Profitmacherei auszunehmen, einen Sektor zu schaffen, in dem diese nicht gelten. Erst im Sozialismus, wenn das Profitprinzip nicht mehr gilt, und die Produktionsmittel, also auch die Nahverkehrsanlagen, sich in der Hand des ganzen Volkes befinden, wird es möglich sein, diese kostenlos für alle zugänglich zu machen. Heute fordern wir solche Nahverkehrstarife, die der wirtschaftlichen Lage der werktätigen Massen entsprechen, die ohne Verzicht auf andere lebensnotwendige Dinge von der werktätigen Bevölkerung aufgebracht werden können.

Abgesehen von der Tarifrunde, wo noch einige entscheidende Schlachten zu schlagen sind, muß die Hauptstoßrichtung unseres Kampfes in den nächsten Wochen und Monaten zunächst einmal gegen die geplante Tariferhöhungen bei Gas, Strom und Nahverkehr gehen. Deshalb:

KAMPF DEN TARIFERHÖHUNGEN BEI GAS, STROM UND NAHVERKEHR!

KAMPF DER STATLICHEN PREISTREIBEREI!

Für die Tarifrunde gilt nachwievor:
120 DM MEHR FÜR ALLE!"

Eine Arbeiterkorrespondenz fordert: "
KAMPF DEM LOHNRAUB UND PREISTREIBEREI

Nach der hohen Inflationsrate 1971 wird auf uns eine weitere Geldentwertung zukommen. Die Preise werden weiter steigen. So haben wir eine Preissteigerung von ca. 6% zu erwarten. Der Lohnraub wird immer mehr verschärft, was der verräterische Tarifabschluß in der Metallindustrie zeigt, lumpige 7, 5% hat die Gewerkschaftsführung anerkannt, das deckt nicht einmal die gestiegenen Lebenshaltungskosten. Auch bei uns in der Stahlindustrie und eisenschaffenden Industrie wird es nicht anders aussehen, die Gewerkschaftsführung wird auch bei uns versuchen, ihren Verrat durchzusetzen.

Es ist kaum vorstellbar, daß es die Gewerkschaftsführung jemals mit der von ihr anfänglich aufgestellten Forderung von 10% und den 9% bis 11% für die Metaller ernst gemeint hat. Ganz im Gegenteil, täuschen wollte sie uns Arbeiter; denn wann hat sie es versucht, an der von ihr aufgestellten Forderung festzuhalten? Von Anfang an schwenkte die Gewerkschaftsspitze auf die Lohnleitlinien der SPD-Führung ein. Es ist geradezu eine Frechheit: auf der einen Seite haben wir mit steigenden Preisen im Nahverkehr zu rechnen, die Lebensmittel werden 1972 auch wieder um ca. 6% teurer werden, Gas- und Strompreise steigen, die Mieten sollen um 12% bis 14% erhöht werden, die Telefongebühren und das Porto im Inland. Was die Kapitalisten uns auf der einen Seite geben, nehmen sie uns auf der andern vielemale weg.

Bei dem ständig steigenden Lohnraub, der schleichenden Inflation und der Preistreiberei ist es umso notwendiger, daß wir Stahlarbeiter an der von uns aufgestellten Forderung von 75 Pfg. mehr pro Stunde für alle Arbeiter festhalten und uns nicht mit den schäbigen 7, 5% abspeisen lassen. Die Kapitalisten geben uns gerade immer soviel, daß wir uns am Leben erhalten können, d.h. für den Kapitalisten, daß wir zur Arbeit kommen und diese auch körperlich durchstehen; daß wir abends kaputt nach Hause kommen und uns nicht mehr groß um die Familie kümmern können interessiert die Kapitalisten nicht. Nicht nur, daß ihnen die Ausbeutung im Betrieb reicht, kaum sind wir zu Hause, reißen sie einem noch den geringen Lohn aus den Händen.

Ich bin verheiratet und habe zwei Kinder, eines geht noch zur Hauptschule und die andere ist in der Lehre. Vom Wohnungsamt bekam ich eine Sozialwohnung von 80 qm zugewiesen. Erst zahlten wir 254 DM Kaltmiete und 312 DM Warmmiete. Über unseren Hauseigentümer bekamen wir mitgeteilt, daß ab sofort die Miete um 50 DM steigt und rückwirkend 50 DM für zehn Monate gezahlt werden müssen. Das bedeutet für uns ab Oktober 1971 362 DM Miete monatlich und 50 DM sofort zahlen. Wo soll das eigentlich bei einem so geringen Lohn herkommen. Jeder von uns Kollegen weiß doch, wie die Lohnabrechnungen im letzten halben Jahr aussah, wir mußten Einbußen bis zu 400 DM hinnehmen um die Krise der Kapitalisten auszubaden. Im September betrug mein Lohn netto noch 1 012 DM, im Oktober nur noch 950 DM und im November noch ganze 909 DM. Mein Lohn sank von Monat zu Monat durch die Streichung von Schichten. Ein Drittel meines Lohnes muß ich allein an den Hausbesitzer geben. Hinzu kommen monatlich noch 8, 50 DM Rundfunk- und Fernsehgebühren, 6 DM Zeitung, für die Haftpflichtversicherung zahle ich 52 DM, Sterbekasse und Lebensversicherung kostet mich 29, 40 DM und Benzinkosten allein für den An- und Abfahrtsweg zum Betrieb betragen monatlich 25, 52 DM. Meine Wohnung liegt nämlich 12 km vom Arbeitsplatz entfernt. Für die Ausbildung meiner Kinder muß ich monatlich 26 DM aufbringen. Allein die festen Kosten betragen monatlich rund 530 DM. Zur Ernährung meiner Familie bleiben uns gerade noch 380 DM. Davon müssen wir essen, Kleider, Schuhe und Putzmittel kaufen.

Mein Fall ist kein Einzelfall, so geht es tausenden von Hoescharbeitern. Der Herr Harders, Rosentreter, Pfeiffer und wie sie alle heißen, sollen uns das einmal vormachen, wie sie von 380 DM eine vierköpfige Familie ernähren. Wie sieht es denn bei uns Stahlarbeitern aus, wir müssen fast alle schwarz arbeiten oder uns eine zweite Steuerkarte zulegen. Das heißt für uns, daß wir nicht einen acht Stundentag haben, sondern einen 12 bis 14 Stundentag. Selbst an den Wochenenden sind wir gezwungen, soviel wie möglich Überstunden zu machen.

Um eine Verbesserung unserer Lebensbedingungen zu schaffen, und um noch ein menschenwürdiges Dasein zu haben, muß ich allen Gewerkschaftsführern sagen, daß ihre elenden Versuche auf den Betriebsversammlungen vollkommen sinnlos sind, uns die 75 Pfg. Forderung auszutreiben, indem sie noch frech behaupten, unsere Forderung sei spalterisch. Unsere Forderung würde eine tatsächliche Verbesserung unserer Lebenslage bedeuten, und was das wichtigste ist, die unteren Lohngruppen würden nicht benachteiligt werden, diese Forderung vereinigt uns Arbeiter und davor haben die Arbeiterverräter und die Kapitalisten Angst. Seit wann muß ein Kollege, der in einer niedrigen Lohngruppe ist, weniger Miete, Gas, Strom zahlen? Brot, Milch, alles ist für ihn ebenso teuer."

Diese Korrespondenz veröffentlicht die KPD, gekürzt um die ersten beiden Absätze, auch zentral (vgl. 14.1.1972).

Zur Stahltarifrunde (STR) heißt es: "
LASSEN WIR UNS NICHT VON DER HAUPTFORDERUNG ABLENKEN: 120 DM!

Die Taktik der Gewerkschaftsführung in der Metalltarifrunde war von Anfang an, die Kampffront der Arbeiter zu zerschlagen, um die verräterischen 7, 5% durchzusetzen. Es galt, die Lohnleitlinien, die in gemeinsamer Arbeit von SPD- und Gewerkschaftsspitze hinter dem Rücken der Arbeiter ausgehandelt worden waren, durchzupeitschen. Insbesondere mußte die SPD- und Gewerkschaftsspitze der Monopolbourgeoisie beweisen, daß sie gut zusammenarbeiten und in der Lage sind, die Interessen der Kapitalisten mit allen Methoden den Arbeitern aufzuzwängen. Die Bundestagswahlen 1973 (BTW, d.Vf.) stehen vor der Tür, sodaß die SPD-Führung alles daran setzen mußte, um ihre wichtige Rolle für die Monopolbourgeoisie zu erfüllen, nämlich über soziale Demagogie Teile der Arbeiterklasse irrezuleiten und die Kampffront zu spalten.

Geschickt ist es der Gewerkschaftsführung gelungen, die Tarifverhandlungen der Stahl- und Eisenarbeiter aus den Metalltarifverhandlungen herauszunehmen. Sie erklärten ganz einfach die ersten Verhandlungen mit den Unternehmern nicht etwa für gescheitert, sondern vertagten sie bis Januar 1972. Ihr lag daran, in keinem Fall eine Urabstimmung zustande kommen zu lassen, weil das eine Stärkung und Verschärfung der Tarifkämpfe bedeutet hätte. Seit drei Monaten warten die Arbeiter auf eine angemessene Lohnerhöhung. Nun wo die Kampffront der Metall-, Stahl- und Eisenarbeiter gespalten ist und der Verrat an der Arbeiterklasse in fast allen Tarifbezirken durchgeführt worden ist, können es sich die verräterischen Gewerkschaftsfunktionäre leisten, wortradikal aufzutreten. Als die Stahlarbeiter die Urabstimmung forderten, wurde sie abgelehnt, weil die einheitliche Kampffront gespalten werden mußte, damit in aller Ruhe der Verrat mit lumpigen 7, 5% durchgeführt werden konnte. Heute auf einmal spucken sie wieder große Töne von wegen Urabstimmung und Ausgleichsforderungen wie die Anhebung des Ecklohns der Stahlarbeiter auf den der Metallarbeiter. Jetzt, wo die Kampffront gespalten ist, tun sie als ob es ihnen um die Einheit der Arbeiterklasse ginge. Die Taktik der Gewerkschaftsführer ist klar, jetzt, wo die Stahlarbeiter von den Metallarbeitern isoliert sind, können sie eine solche Forderung aufstellen, weil der von ihnen gefürchtete 'Flächenbrand' erst einmal gebannt ist.

Was versteht die Gewerkschaftsführung eigentlich unter 'Vereinheitlichung' der Arbeiterklasse, was sind ihre Ziele?

Während der Metalltarifrunde stand die Angleichungsforderung im Hintergrund. Auf einmal wird sie propagandistisch in den Vordergrund gespielt, um von der eigentlichen Hauptforderung, nämlich der nach einer angemessenen Lohnerhöhung, abzulenken. Ihr Ziel ist, auf diese Weise auch die verräterischen 7, 5% durchzusetzen. Taktisch geht die Gewerkschaftsführung skrupellos vor, sie weiß genau, daß die Angleichungsforderung von den Arbeitern massiv unterstützt wird, weil die Arbeiter für ihre Einheit kämpfen.

UNSERE FORDERUNG BLEIBT: 120 DM MEHR FÜR ALLE!

Wir halten an dieser Forderung fest, denn gerade die absolute Forderung hat die Vereinheitlichung der Arbeiterklasse und die Verbesserung ihrer Lebenslage zum Ziel. Deswegen gilt es: nicht, wie die Gewerkschaftsführer eine vereinheitlichende Forderung dann aufzustellen, wenn die gemeinsame Kampfbasis der Metall- und Stahlarbeiter zur Durchsetzung der Forderung zuvor von ihr gespalten worden ist.

Gerade bei den Stahlarbeitern, die eine lange Kampftradition haben, werden es die Gewerkschaftsführer in enger Zusammenarbeit mit der SPD-Regierung versuchen, die 7, 5% zum Tarifabschluß zu bringen. Sie werden keine Scheu haben, sich der Unterdrückungsinstrumente des bürgerlichen Staatsapparates wie Polizei gegen kämpfende Arbeiter zu bedienen.

Die Stahlkapitalisten werden ein besonderes Interesse daran haben, daß es zu einem niedrigen Lohnabschluß kommt, da die Stahlindustrie mit am stärksten von der Krise betroffen ist. Es wird den Kapitalisten nicht gelingen, ihren Verrat ohne Kampfmaßnahmen der Arbeiter durchzusetzen.

WIR FORDERN: SOFORTIGE ZUSAMMENKÜNFTE DER VERTRAUENSLEUTE ZUR BERATUNG ÜBER EINZULEITENDE KAMPFMAßNAHMEN!"

Im letzten Artikel wird u.a. berichtet von Parteitag (vgl. 25.11.1971) bzw. 'Thesen' (vgl. 30.7.1971) der DKP: "
SOZIALISTISCHE REPORTAGE

VORBEMERKUNG

Die auf dem DKP-Parteitag Anfang Dezember verabschiedeten Thesen, das Hinterherlaufen der DKP-Führung hinter der IGM-Spitze in der Tarifrunde, haben aufs Neue bewiesen: Das Ergebnis der Politik der DKP-Führung ist, die Arbeiterklasse an die Politik der Sozialdemokratie, der Dienerin der Monopole, zu binden und dadurch vom konsequenten Kampf gegen das Monopolkapital und für den Sozialismus abzubringen.

Gerade heute, wo das Monopolkapital seinen Angriff auf die Lebenslage der Massen und die demokratischen Rechte mit Hilfe der SPD-Regierung durchzusetzen versucht, behauptet die DKP-Führung, der Hauptfeind der Arbeiterklasse sei das sogenannte Rechtskartell, 'die gefährliche Sammlung der neonazistischen und ultrarechten Kräfte'. Die demokratischen und sozialistischen Kräfte heute ausschließlich auf den Kampf gegen die äußerste Reaktion zu konzentrieren, bedeutet nichts anderes, als die Arbeiterklasse über die wirklichen Taktiken und die wirklichen Absichten der Monopolbourgeoisie zu täuschen. Denn diese baut heute darauf, daß die arbeiterfeindlichen Maßnahmen in Wirtschaft und Politik am besten von der SPD-Regierung durchgesetzt werden können, da diese noch bei Teilen der Werktätigen gewisses Vertrauen genießt und durch ihr Gerede von inneren Reformen sozialistische und einheitsstaatliche Illusionen verbreitet. Unter diesem Deckmantel setzt sie die Lohnleitlinien, die Preissteigerungen durch und baut den staatlichen Unterdrückungsapparat, Polizei, Militär, Klassenjustiz aus, um der Monopolbourgeoisie die Mittel zur terroristischen Niederhaltung der Arbeiterklasse bereit zu legen. Wer das wie die DKP-Führung verschleiert, der spaltet den Kampf der Arbeiterklasse gegen das Monopolkapital.

Die KPD hat klargestellt, daß sie den Faschismus vom ersten Tag an entschieden bekämpft und hat das in ihren antifaschistischen Kundgebungen und Demonstrationen bewiesen.

Sie weiß aber sehr wohl, daß den politischen Kampf gegen das Monopolkapital führen heute heißt, den Hauptstoß gegen den von der SPD geführten Staatsapparat zur richten.

Wie ernst es den Revisionisten in ihrem Kampf gegen die reaktionären Kräfte ist, zeigt, daß sie bisher alle Angebote der antifaschistischen Aktionseinheit von Seiten der marxistisch-leninistischen Kräfte abgelehnt haben.

Gleichzeitig schürt die DKP alle sozialdemokratischen und reformistischen Illusionen, die die deutsche Arbeiterklasse schon mehrfach um die Früchte ihrer Kämpfe brachte und dem Monopolkapital auslieferte. Wie die SPD in der Weimarer Zeit propagierte sie die Illusion, die Arbeiterklasse könne noch im Kapitalismus ihre Interessen durchsetzen und das Monopolkapital 'zurückdrängen' - durch Mitbestimmung, Parlament, bürgerliche Gesetze. Sie konstruieren die Phase einer 'antimonopolistischen Demokratie', in der die Arbeiterklasse und die anderen 'demokratischen Kräfte' an der 'Zurückdrängung und schließlichen Überwindung der Macht des Monopolkapitals' arbeiten. Hinter diesen Sätzen lugt doch ganz klar die Illusion von der Sozialpartnerschaft hervor. Als würden die Monopole scheibchenweise sich ihre Alleinherrschaft nehmen lassen und die politische und wirtschaftliche Macht mit der Arbeiterklasse teilen, als würde sie sich die wirtschaftlichen und politischen Machtmittel aus der Hand nehmen und die Gesetze der kapitalistischen Profitmacherei außer Kraft setzen lassen.

Was heißt das anderes, als daß die DKP-Führung die Arbeiterklasse vom Kampf abhält?

Der Kampf um die demokratischen Rechte und gegen die Verschlechterung der Lebens- und Arbeitsbedingungen kann immer nur Abwehr der Angriffe der Monopolbourgeoisie bedeuten. Sicherheit, steigender Lebensstandard und umfassende Demokratie für die Werktätigen sind nur im Sozialismus möglich, wenn die Macht der Kapitalistenklasse gestürzt ist.

Die Kämpfe um die demokratischen Rechte sind die Schule des entscheidenden Kampfes, in ihnen muß der Arbeiterklasse die Beschränktheit der bürgerlichen Demokratie und die Notwendigkeit des Sozialismus erklärt werden. Wer jedoch - wie die DKP - sie anstelle des Kampfes für den Sozialismus setzt, der hält die Werktätigen in den Armen des Monopolkapitals.

Die DKP-Führung hat große Angst, daß immer weitere Teile der Arbeiterklasse das erkennt. Deswegen ihre Hetze und ihre Verleumdungen gegen alle wahrhaften Kommunisten, ihre Weigerung, mit den marxistisch-leninistischen Kräften Aktionsbündnisse einzugehen. Konsequenterweise bringt ihr Haß gegen die Kommunisten sie dazu, offen die Geschäfte des Klassenfeindes zu tätigen: DKP-Mitglieder unterstützen auf Anweisung des Parteivorstandes Verbotsanträge gegen die marxistisch-leninistischen Organisationen.

Daß diese Leute, die das sozialistische Ziel aufgegeben haben, auch in den Abwehrkämpfen der Arbeiterklasse gegen die Übergriffe der Kapitalisten letztlich Verrat üben, die Arbeiter aus den Scheinmanövern von SPD- und Gewerkschaftsspitze auszuliefern, das zeigt die Tarifrunde bei Metall und Stahl. Sie machten der Arbeiterklasse vor, als wolle die IGM-Führung ernsthaft gegen die Lohnleitlinien kämpfen, beschworen die Gewerkschaftseinheit, die für sie nichts anderes heißt als die Unterordnung unter die verräterische Führung, und machten jendes Manöver der IGM-Spitze mit.

Die Politik des DKP-Betriebsrats und Mitglied der Tarifkommission Vernholz ist sattsam bekannt. Die Kollegen in der DKP, die mit dieser Politik unzufrieden sind, die aber vor der Auseinandersetzung kneifen und nur privat den Mund aufmachen, die wie der Kollege Wetzel im wahrsten Sinne des Wortes hinter Vernholz herrennen, um die empörten Kollegen zu besänftigen, und den 'schlechten Eindruck' zu verwischen, dann aber, wenn die entscheidenden Kämpfe in der Tarifrunde auf der Tagesordnung sind, kneifen und sich auf Bildungsurlaub schicken lassen, denen müssen wir sagen: Eure Unzufriedenheit hat keine positiven Konsequenzen für die Kollegen. Solange ihr die Verrätereien der IGM-Spitze nicht anprangert und den Widerstand dagegen unterstützt, übernehmt ihr die Funktion der linken Demagogen, die mit großen Worten vom Klassenkampf die Verräter am Klassenkampf decken."
Q: Kommunistische Arbeiterpresse Hoesch Nr. 8, Dortmund Jan. 1972; Rote Fahne Nr. 34, Berlin 14.1.1972, S. 7

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