Die Rote Westfalenwalze - KPD/ML Betriebsgruppe Hoesch Westfalenhütte, Jg. 2, Wehrt Euch gegen das Lohndiktat der SPD-Regierung. Stärkt die KPD/ML, o. J. (1971)

07.07.1971:
Die Betriebsgruppe Hoesch Westfalenhütte Dortmund der KPD/ML-ZB gibt laut einer handschriftlichen Datierung heute eine 'Rote Westfalenwalze' (vgl. 16.6.1971, 12.7.1971) zur Betriebsversammlung am 8.7.1971 mit 6 Seiten DIN A 4 heraus:"
WEHRT EUCH GEGEN DAS LOHNDIKTAT DER SPD-REGIERUNG
STÄRKT DIE KPD/ML

Wir Arbeiter lassen uns den Lohn nicht diktieren. Wir lassen uns nicht vorschreiben, womit wir leben sollen. WIR MÜSSEN FORDERN, WAS WIR BRAUCHEN:
15%!

Und diese Forderung muß auf der Belegschaftsversammlung auf den Tisch. Das ist die letzte Gelegenheit vor Ende August. Bei MFD steht die Forderung schon seit einem Monat!

Auch auf der WH könnte sie schon stehen; denn der Antrag nach 15% ist gestellt worden!

Allerdings gelang es einer Gruppe, die sich als Durchsetzungstrupp des SPD-Lohndiktats im Betrieb versteht, diese Forderung abzuwürgen.

Das ist die SPD-Betriebsgruppe mit ihrem Häuptling Fritz Becker und seiner getreuen Mannschaft, deren ganzes Denken und Tun in den letzten Wochen darauf ausgerichtet war, den Kollegen selbst das gewerkschaftliche Recht zu nehmen, rechtzeitig Lohnforderungen aufzustellen. … (vgl. 11.6.1971, 15.6.1971, d.Vf.) Die DKP kann sich im 'Heißen Eisen' (vgl. 15.6.1971, 1.7.1971) nur wundern, was in die 'fortschrittlichen' SPD-Mannen gefahren ist. 'Da muß doch jemand dran gedreht haben' sagt die DKP und: 'Meinungsfabriken nehmen also Einfluß auf das politische Denken in einem solchen Maße, daß Arbeiter und Angestellte gegen ihre eigenen Interessen handeln.'

Kollegen, schaden denn diese 'SPD-Genossen' sich selbst, wenn sie die 15%-Forderung abwürgen, wie die DKP behauptet? Im Gegenteil, sie handeln im Interesse ihres Postens, sie werden dafür bezahlt, daß sie uns verraten.

Und für ihren Posten und ihre verräterischen SPD-Herren tun sie noch mehr. Plötzlich geben sie eine SPD-Betriebszeitung (vgl. 28.6.1971, d.Vf.) heraus, die von Anfang bis Ende nichts ist als eine Hetzkampagne gegen die KPD/ML. Klar, wo die KPD/ML ständig auf die faulen Stellen dieser 'Kollegen' zeigt, müssen sie, um ihr Ansehen besorgt, die KPD/ML verteufeln. Schließlich geht es ihnen um die Betriebsratsposten im Frühjahr!!!

Schließlich geht es ihnen darum, 'ihre' SPD-Regierung zu decken, die mit dem Lohndiktat den schärfsten Angriff seit Kriegsende auf die Arbeiterklasse gestartet hat.

LOHNDIKTAT heißt Knebelung des wirtschaftlichen Kampfes. LOHNDIKTAT heißt ein entscheidender Schritt zur Verstaatlichung der Gewerkschaften. Das gab es schon einmal unter Hitler, als in der Deutschen Arbeitsfront (DAF, d.Vf.) Arbeiter und Kapitalisten zwangsvereinigt und die Löhne staatlich festgelegt wurden. LOHNDIKTAT heißt 'Maß halten' für die Arbeiter, Gelder für das Finanzkapital, Gelder für die Aufrüstung. LOHNDIKTAT heißt für die Eroberungspläne der BRD-Kapitalisten, was Arndt gefordert hat: 'Ruhe an der Heimatfront'.

UNSER FEIND STEHT IM LAGER DER SPD-REGIERUNG!
UNSERE WAFFE GEGEN IHN IST DIE KOMMUNISTISCHE PARTEI!

Also, wenn die SPD-Mannen Werski und Co. unseren Lohnkampf um die 15% getreu der Parole: RUHE AN DER HEIMATFRONT abwürgen wollen, dann ist das ein politischer Angriff auf uns. Auf diesen POLITISCHEN Angriff muß unsere Antwort der POLITISCHE Kampf gegen die SPD-Regierung und ihre Werskianer im Betrieb sein.

ARBEITER, IN DIESEM KAMPF IST EURE WAFFE DIE KOMMUNISTISCHE PARTEI, DIE KPD/ML. Sie nimmt den Kampf gegen die Verrätereien der SPD-Regierung auf, die dabei ist, die aggressiven Pläne der bundesdeutschen Monopole auf unserem Rücken in die Tat umzusetzen.

DIE KPD/ML FÜHRT DIESEN KAMPF MIT DEM ZIEL, EINEN STAAT ZU SCHAFFEN, DER DEN ARBEITERN DIENT, DEN ARBEITER- UND BAUERNSTAAT!
Die Aufgabe der Kommunistischen Partei ist es, den Arbeitern ihren Feind zu zeigen und nicht von ihm abzulenken, wie es die DKP im 'Heißen Eisen' macht. Dort wird geredet von der 6, 1% - Grenze, die die Arbeitgeber-Verbände verkündigten und daß man dagegen jetzt mit der 'Organisierung des Lohnkampfes' beginnen müsse.

Kollegen, das genügt eben nicht! Wir müssen mit der Organisierung des politischen Kampfes beginnen!

Das tut die DKP nicht, ja SIE DECKT SOGAR DIE SPD-REGIERUNG. Denn wer hat das Lohndiktat erlassen? - Das war doch die SPD-Regierung. Wer hat denn während der Chemiestreiks (CPK-Bereich, d.Vf.) Streikposten durch Polizei krankenhausreif schlagen lassen? - Das waren doch die SPD-Regierten Köln, Wiesbaden (in Hessen, d.Vf.) usw. Wer hat denn von drohendem Streikverbot geredet? - Das war doch IG-Druck-Vorsitzender Mahlein (DruPa - vgl. **.*.1971, d.Vf.).

Kollegen, der Feind steht im Lager der SPD-Regierung. Auf diesen Feind werden wir auf der Belegschaftsversammlung stoßen! Es sind diejenigen, die die KPD/ML verteufeln müssen, weil sie die Partei ist, die den Kampf der Arbeiterklasse führen kann und führen wird.

KOLLEGEN, NEHMT DEN POLITISCHEN KAMPF AUF, INDEM IHR DIE KPD/ML STÄRKT

Die Kommunistische Partei ist die stärkste Waffe in eurer Hand.

ORGANISIERT EUCH IN DER BETRIEBSGRUPPE WESTFALENHÜTTE DER KPD/ML!"

Aufgerufen wird zum Lesen der 'Roten Fahne' (RF). Die restlichen 3 Seiten werden verfaßt vom KJVD:"
JUNGARBEITER! LEHRLING!

Belegschaftsversammlung der Westfalenhütte am Donnerstag. Albert Pfeiffer, TH. Steins, Leo Werski, die anderen Spitzen der SPD und IGM im Betrieb marschieren auf. Geben sie das Startzeichen zur Metalltarifrunde (MTR, d.Vf.), vertreten sie die Forderungen der Arbeiter, werden sie in ihren Reden den Weg weisen, wie der Kampf zu führen ist? Was hat die Arbeiterjugend, was haben die Jungarbeiter und Lehrlinge von ihnen zu erwarten? Auf der letzten V-Leute-Vollversammlung (vgl. 15.6.1971, d.Vf.) haben sie die Katze aus dem Sack gelassen - allen voran Leo Werski.

Sie haben das Aufstellen der 15%-Forderung verhindert. Natürlich werden sie auch auf der Belegschaftsversammlung alles tun, um von der Metalltarifrunde, vom Aufstellen der Forderungen abzulenken.

Aber - brauchen wir die 15% etwa nicht, brauchen nicht gerade die Jungarbeiter die 15%, die noch schlechter dran sind als die älteren Kollegen? Natürlich brauchen wir die 15%.

Aber Albert Pfeiffer, Leo Werski und Co haben andere Interessen. Sie haben dieselben Interessen wie die Brandt, Schiller, die Brenner, Loderer, dieselben Interessen, wie die SPD-Regierung und die Gewerkschaftsführer. Ihr Vorgehen ist von langer Hand geplant.

Was wollen sie? Ihr Ziel ist es, die Löhne der Arbeiter auf eine Erhöhung von 4, 5 - 6% zu beschränken. Diese Lohnerhöhung haben Schiller, Brenner und die Kapitalisten in der Sitzung der 'Konzertierten Aktion' am 4.6. festgelegt.

Die 'Konzertierte Aktion' das ist ein Instrument der SPD-Regierung, um die Löhne der Arbeiter von Staats wegen im Interesse der Abs, Harders und Co festzulegen. Schon am Anfang des Jahres verhängte Schiller das Lohndiktat. Seine Kumpane, die Gewerkschaftsführer, haben es durchgesetzt: Im Bergbau 7, 3%, in der Chemie 6, 6%. Die 'Konzertierte Aktion', das Lohndiktat, was bedeutet das? Das Lohndiktat ist die Antwort der SPD-Regierung auf die Kampfbereitschaft, die Streikbereitschaft der Arbeiterklasse. Mit dem Lohndiktat wollen sie diese Kampfbereitschaft abblocken, wollsen sie dem Lohnkampf Fesseln anlegen.

Mit dem Lohndiktat haben sie einen Schritt getan, die Löhne der Arbeiter staatlich festzulegen. Das ist ein Schritt dazu, die Gewerkschaften zu einer Organisation des kapitalistischen Staates zu machen. Die Gewerkschaft als Befehlsempfänger des Staates - das ist ein schwerer politischer Angriff auf die Rechte der Arbeiter.

Das ist ein Schritt hin zu solchen Staatsgewerkschaften wie z.B. der Deutschen Arbeitsfront (DAF, d.Vf.), in der unter Hitler die Arbeiter mit den Kapitalisten in einer 'Gewerkschaft' zwangsvereinigt wurden.

Die Gewerkschaftsführer sind sich bei diesem Angriff mit der SPD-Regierung völlig einig: Sie wollen nur den ANSCHEIN einer Zustimmung zum Lohndiktat vermeiden, wie Brenner offen zugab (vgl. **.*.1971, d.Vf.).

Sie sind es, die damit beauftragt sind, das Lohndiktat durchzusetzen. Sie nutzen dabei unbedenklich das Vertrauen, das sie bei uns haben, aus. Und im Betrieb, da sind es A. Pfeiffer, Leo Werski etc, die dies Geschäft übernommen haben. Warum sollten sie sonst alles daran setzen, das Aufstellen der 15%-Forderung zu verhindern? Zeigt das nicht, auf welcher Seite sie stehen?

Kollegen, die SPD-Regierung hat mit dem Lohndiktat einen politischen Angriff gegen die Arbeiterklasse gestartet. Sie hat schon weitere angedroht, sollten die jetzigen Mittel nicht ausreichen: IG-Druck-Führer Mahlein (DruPa - vgl. **.*.1971, d.Vf.) sprach bereits von Streikverbot und Zwangsschlichtung - und: erinnern wir uns an die Polizeieinsätze in den Chemiestreiks.

Was ist die richtige Antwort auf die Verrätereien und Angriffe der SPD-Regierung und Gewerkschaftsführer?

Die DKP meint im 'Heißen Eisen': 'Darum gilt es, sofort mit der Organisierung des Lohnkampfes zu beginnen.'

Aber wer ist es denn, der uns im Lohnkampf Fesseln anlegt?

Auf wen treffen wir, wenn wir wirklich den Lohnkampf organisieren?

Wir treffen auf die SPD-Regierung, treffen auf ihre staatlichen Zwangsmaßnahmen wie Lohndiktat, Zwangsschlichtung, ja, sogar auf die Polizei. Also: Führen wir wirklich den Lohnkampf - tritt uns der kapitalistische Staat entgegen, tritt uns die SPD-Regierung entgegen, die die Mittel dieses Staates gegen uns einsetzt.

Wer das verschweigt, wer nur von den Unternehmern spricht, vom Lohndiktat der Unternehmer, der lenkt gerade von dieser Tatsache ab, der verhindert, das der Kampf wirklich gegen unseren ärgsten Feind geführt wird.

Unser Kampf muß sich gegen die SPD-Regierung, gegen die Gewerkschaftsführer, gegen die Spalter im Betrieb, die Pfeiffer und Werski richten. Und diesen Kampf zu führen, das ist das Ziel der KPD/ML und des KJVD. Wir haben diesen Kampf schon begonnen, aber wir sind noch ein junger Verband. Darum rufen wir jedem Jungarbeiter, jedem Lehrling zu:

Führe diesen Kampf mit uns, denn es ist dein Kampf!

So geführt bietet uns dieser Kampf einen Ausweg aus unserer Lage, führt er zur Errichtung eines Staates, in dem wir, die Arbeiter und Bauern die Macht innehaben.

WEHRT EUCH GEGEN LOHNDIKTAT UND LOHNRAUB!

GEGEN DIE VERRÄTEREIEN DER SPD-REGIERUNG, ARBEITER, JUNGARBEITER, LEHRLINGE IN EINER KAMPFFRONT!

HINEIN IN DEN KJVD!

Darum:
Diesen Kampf wollen die Spalter und Verräter mit aller Kraft verhindern, darum ihre Ablenkungsmanöver, darum auch ihre Spaltungsmanöver. Die Belegschaftsversammlung wird ein solches Spaltungsmanöver für die Lehrlinge bringen, ein Manöver, was sich noch auf den Lohnkampf beschränkt.

Wir meinen die Forderung der Jugendvertretung nach 100 DM mehr für jeden Lehrling.

100 DM MEHR FÜR ALLE LEHRLINGE?

Wozu führt diese Forderung?

Diese Forderung führt zur Abtrennung der Lehrlinge von den älteren Kollegen. 100 DM mehr, das heißt, die Verbindung zu den älteren Kollegen im Lohnkampf ist nicht da. Diese Verbindung aber stärkt den Kampf der Lehrlinge, stärkt den Kampf aller Arbeiter für ihre Forderungen. Diese Verbindung wird dadurch erreicht, daß die Lehrlingslöhne an die Arbeiterlöhne gebunden werden.

60% des Ecklohns für alle Lehrlinge, das ist die richtige Forderung. Das ist außerdem eine Forderung, die eine wirkliche Lohnerhöhung bringt, rechnet selbst!

Von getrennten Forderungen zur Abspaltung der Verhandlungen ist es nur ein kleiner Schritt, von getrennten Verhandlungen zur Abspaltung des Kampfes der Lehrlinge überhaupt zur Ablenkung ihres Kampfes auf solche Gebiete wie Bildung, Mitbestimmung, staatliche Lehrwerkstätten, ist es nur ein kleiner Schritt.

Deshalb auch im Lohnkampf die richtigen Forderungen, deshalb auch im Lohnkampf Forderungen, die die Einheit stärken.

deshalb:
15% TATSÄCHLICHE LOHNERHÖHUNG FÜR ALLE ARBEITER UND JUNGARBEITER!
60% DES ECKLOHNS FÜR ALLE LEHRLINGE!
WEGFALL DER ALTERSABSCHLÄGE UND UNTEREN LOHNGRUPPEN IM TARIFVERTRAG!
FÜR ARBEIT IN DER PRODUKTION 100% DES EFFEKTIVLOHNS!
GLEICHER LOHN FÜR GLEICHE ARBEIT!

Das sind die Forderungen, die der KJVD für richtig hält. Den Kampf für diese Forderungen werden wir nach Kräften unterstützen."

Aufgerufen wird zum Lesen des 'Kampf der Arbeiterjugend' (KDAJ).
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 54, Bochum 17.7.1971, S. 4f; Die Rote Westfalenwalze Wehrt Euch gegen das Lohndiktat der SPD-Regierung. Stärkt die KPD/ML, Dortmund o.J. (1971)

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