Die Rote Westfalenwalze - der KPD/ML und KJVD Betriebsgruppe Hoesch-Westfalenhütte Dortmund, Jg. 2, Stillhalten bis 1973? - Nein!, o. J. (1971)

13.12.1971:
Die KPD/ML-ZB Betriebsgruppe Hoesch Westfalenhütte Dortmund gibt laut einer handschriftlichen Datierung heute ihre 'Rote Westfalenwalze' (vgl. Dez. 1971, 20.12.1971) mit 2 Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Norbert Osswald, Bochum, zur Metalltarifrunde (MTR) in Nordbaden-Nordwürttemberg (NB/NW - vgl. 10.12.1971) heraus:"
STILLHALTEN BIS 1973? - NEIN!

Arbeiter,
7, 5% bis zum 1.1.1973 - und die ersten Monate nur jeweils 60 DM: das ist der Schlichtungsverrat der sozialdemokratischen IGM-Führer! 7, 5% das ist Lohnraub, denn damit können wir für unser Geld noch weniger kaufen als vor einem Jahr! 7, 5% - das ist das Lohndiktat der SPD-Regierung!

UND WIR SOLLEN STILLHALTEN BIS 1973

Noch länger sollen wir beim Weihnachtsgeld gefesselt werden: erst 1976 soll ein neues Abkommen ausgehandelt werden! Vom nächsten Jahr an sollen wir ja nach Dauer der Betriebszugehörigkeit 10, 20 oder 30% eines 13. Monatslohns erhalten, für einige soll es ab 1974 dann 40% geben. Das ist eine unverschämte Spaltung und für viele die Androhung von Lohnraub! Die Kapitalisten und IGM-Führer haben eine große Angst vor der Kampfkraft der Arbeiter, so daß sie uns umfassend spalten und knebeln wollen. Drei Wochen stand die Streikfront in Nordbaden/Nordwürttemberg fest. Über hunderttausend Metaller hatten den Kampf aufgenommen und waren bereit, bis zum Sieg durchzuhalten. Selbst die Aussperrung von über 300 000 Metallern in Baden-Württemberg und von 100 000 Automobilarbeitern in der ganzen Bundesrepublik, die mit ein bißchen Kurzarbeitergeld nach Hause geschickt wurden, konnte die Streikfront nicht brechen! Im Gegenteil: die Kampfbereitschaft der Arbeiterklasse wuchs rasch. In verschiedenen Metallbetrieben in Westberlin streikten die Kollegen aus Solidarität mit den ausgesperrten Daimler-Benz Kollegen in Westberlin (vgl. 25.11.1971, d.Vf.). Geldsammlungen für die ausgesperrten Metaller wurden in einigen Betrieben durchgeführt. In Bremen, Kassel und an anderen Orten führten die Arbeiter Streiks durch gegen Lohnraub, Kurzarbeit und Massenentlassungen. Die Führer der IGM hatten es immer schwerer, die Kollegen vom Kampf abzuhalten. So mußte z.B. der IGM-Bevollmächtigte Mokrus in Rüsselsheim zugeben: 'Die Arbeiter wollen kämpfen, ohne daß wir sie dazu gedrängt haben.'

BRANDT-SCHLICHTUNG SOLL KAPITALISTENHERRSCHAFT STÜTZEN

Gegen die wachsende Kampfkraft der Arbeiterklasse können die Kapitalisten Lohnraub und Lohndiktat nicht mehr alleine durchsetzen. Die Staatsmacht muß deswegen direkt eingesetzt werden, um der Arbeiterklasse den Lohn zu diktieren. Deswegen haben am Dienstag (vgl. 7.12.1971, d.Vf.) Brandt, Schiller (SPD, d.Vf.) und Polizeiminister Genscher (FDP, d.Vf.) die Kapitalisten und den IGM-Vorstand zu sich befohlen. Dort wurde das Lohndiktat, das Stillhalten bis 1973 festgelegt. Wenn Brandt und Schiller behaupten, am Dienstag hätte nur eine 'persönliche Beratung' stattgefunden, dann ist das eine offensichtliche Lüge. denn seit wann werden denn Gewerkschaftsführer zu 'persönlichen Gesprächen' mit einer Bundeswehrmaschine eilig nach Bonn geflogen? Nein - hier war der IGM-Vorstand zum Befehlsempfang bei Brandt angetreten. Schon am 23. August hatte Schillers Staatssekretär Hermsdorf offen gedroht:

BONN DENKT AN 7, 5% MEHR LOHN!

Jetzt ist dieser Befehl befolgt worden. Die SPD-Regierung hat zur Durchsetzung der Lohndiktats nicht nur LUG und TRUG benutzt, sondern auch Gewalt angedroht und eingesetzt: bei Benz in Mannheim (vgl. 22.11.1971, d.Vf.) wurden während des Streiks 250 Polizisten neben dem Werk stationiert, an einigen Orten wurde Polizei gegen 'Rote Fahne' Verkäufer eingesetzt. Das ist der Kapitalisten-Staat, ein Garant der Ausbeutung der Arbeiterklasse, die mit Lügen und Gewalt durchgesetzt werden soll.

Arbeiter, es gibt nur einen Ausweg: Dieser Kapitalistenstaat muß gestürzt werden! Nur in einem Staat, in dem die Arbeiterklasse und die werktätigen Massen allein die Macht haben, kann es für die Arbeiterklasse steigende Löhne, stabile Preise und sichere Arbeitsplätze geben. In der VR China und der VR Albanien hat die Arbeiterklasse die Macht: Dort ist die Lohnsteuer abgeschafft, dort organisiert die Arbeiterklasse die Produktion und kann so die Löhne erhöhen bei stabilen Preisen.

GEGEN DEN KAPITALISMUS - FÜR DEN SOZIALISTISCHEN ARBEITER- UND BAUERNSTAAT

Wenn wir uns zum Kampf für den Sozialismus zusammenschließen wollen, dann müssen wir zuerst die Verrätereien der Sozialdemokratie bekämpfen. Denn die Sozialdemokratie war es, die den Kampf gespalten hat in den verschiedenen Tarifbezirken und die schließlich das Lohndiktat durchgepeitscht hat. Schiller, der diesen Verrat befohlen hat, hat sofort am Freitag (vgl. 10.12.1971, S2.Vf.) ein neues und noch schärferes Lohndiktat für das nächste Jahr angekündigt. Die Sozialdemokratie ist es, die die Arbeiterklasse täuschen will, wie der Kapitalistenstaat die Arbeiterklasse unterdrückt. Während die Metaller auf Brandts Befehl verraten wurden, nahm Brandt in Oslo scheinheilig den 'Friedens'nobelpreis entgegen (vgl. 20.10.1971, d.Vf.). Er läßt sich als Friedensengel feiern, während der Metallerstreik abgewürgt wird, während sein Kriegsminister Schmidt 15% mehr Geld für die Rüstung bekommt, während sein Handlanger Schütz Westberlin mit Hilfe der verräterischen SPD-Führer dem Bonner Machtbereich einverleibt. So soll die westdeutsche Arbeiterklasse getäuscht werden, damit sie den Verrat der SPD-Regierung nicht erkennt, damit sie nicht in den Kampf tritt. Nach dem Lohndiktat sollen die Metaller stillhalten. Bis dann wollen die SPD-Führer ungestört - durch Schmidts Mobilisierungsübungen offen die Kriegsvorbereitungen verstärken,
- in der Wirtschaftskrise Massenentlassungen und Lohnraub durchsetzen,
- bei den Betriebsrätewahlen (BRW, d.Vf.) die Posten der alten Verräter halten.
Darum sollen wir bis 1973 stillhalten! Diese Rechnung muß durchkreuzt werden!

STILLHALTEN BIS 1973? - NEIN!

Darum muß schon jetzt der Kampf aufgenommen werden. Darum müssen wir jetzt gegen das Lohndiktat der SPD-Regierung kämpfen. Die IGM-Führer werden jetzt groß von einem 'vertretbaren Kompromiß' und von 'Abwarten' reden. Das kann für uns nicht gelten! Sollen wir denn jetzt warten bis das Lohndiktat in allen Bezirken durchgepeitscht ist? In Bonn wurde beschlossen, wie der Stuttgarter Verrat in allen Bezirken schnell durchgesetzt wird - und schon wird am nächsten Tag für Südbaden, Bayern, Unterweser und das Saarland der Verrat beschlossen! Darum dürfen wir jetzt nicht auf die IGM-Führer warten, sondern müssen selbständig kämpfen! Das Bonner Komplott von Brandt, Bleicher, Schleyer zeigt: die Arbeiterklasse wird ihre Kraft gegen die Verrätereien der SPD-Regierung richten und dem Bonner Staat den Kampf ansagen.

KEIN STILLHALTEN BIS 1973!
KAMPF DEM LOHNDIKTAT DER SPD-REGIERUNG!
VERTRAUEN AUF DIE EIGENE KRAFT - STÄRKT DIE KPD/ML"

Als Kontaktadresse wird das eigene Büro in der Brunnenstr. 51 genannt.
Q: Die Rote Westfalenwalze Stillhalten bis 1973? - Nein!, Dortmund o.J. (Dez. 1971)

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