Die Rote Westfalenwalze - der KPD/ML und KJVD Betriebsgruppe Hoesch-Westfalenhütte Dortmund, Jg. 3, Überlegungen zur Betriebsratswahl, o. J. (1972)

17.04.1972:
Eine Ausgabe der 'Roten Westfalenwalze' (vgl. 3.4.1972, 18.4.1972) der KPD/ML-ZB und des KJVD Betriebsgruppe Hoesch Westfalenhütte Dortmund erscheint mit 4 Seiten DIN A 4 zu den BRW:"
ÜBERLEGUNGEN ZUR BETRIEBSRATSWAHL: WAHLBOYKOTT!

Kollegen, es ist soweit. Morgen sind Betriebsratswahlen. Erinnert Euch noch einmal an das, was die 'guten' Betriebsräte für Euch geleistet haben.

Wenn wir uns nicht im richtigen Moment auf unsere eigene Kraft besonnen hätten, dann hätten wir gar nichts erreicht.

Denkt an September 1969, als Albert Pfeiffer uns mit 15 Pfg. anstatt der geforderten 30 Pfg. wieder an die Arbeit schicken wollte.

Denkt auch an unsere Protestmärsche in der Lohnrunde 1970, 1971, die diese Betriebsräte mit faulen Argumenten aufhalten wollten.

Weitere 'Erfolge' dieser Herren Räte: Zwangsurlaub, Verkauf an Holland (die Niederlande, d.Vf.) durch die Fusion mit Hoogovens. Dadurch ergeben sich schwere Sorgen um unsere Arbeitsplätze, die langfristig trotz Versprechungen von Troche, Pfeiffer und Co hier nicht mehr gehalten werden können. Die übereilige und für die Handwerker ungerechte Lohnharmonisierung. Die späten Lohnzahlungstermine und schließlich die großartige Lohnerhöhung von 6%.

Es muß sich jeder Kollege anläßlich dieser 'erfolgreichen' Arbeit der Herren Räte fragen: Kann ich einem von denen noch meine Stimme geben? Darauf gibt es nur ein Antwort: NEIN!

- Weg mit Pfeiffer und seinem Adlatus Jendhoff, in dessen Bereich immer alles in Ordnung ist. Für diese Art von Salon- und Wohnungsverteilungsbetriebsräten ist kein Platz!
- Weg mit den treuen Paladinen der SPD, die die Interessen der SPD über die der Kollegen stellen!
- Weg mit denen, die sich nach jeder Seite absichern und nie eine klare Stellung beziehen!

Kollegen, überlegt Euch, wem ihr die Stimme gebt.
Zur Zeit gibt es keine Alternative, denn auch die sogenannten progressiven Vertrauensleute wie Schrade, Werski und Wäscher sind nur soweit fortschrittlich wie es die Partei, die SPD-Führung zuläßt.

Beispiele gibt es genug:
Es ist seit langem kein Geheimnis mehr, daß der flotte Leo Werski der Gewährsmann der SPD im V-Leute-Vorstand ist. Kurt Schrade hat auf einmal wieder sein Herz für die SPD entdeckt, nachdem man ihn vor einigen Jahren rausgeschmissen hatte (vgl. **.**.19**, d.Vf.). Soetwas ist Opportunismus reinster Prägung. Von Frotz Wäscher sagt man, er würde für einen Posten bis nach Wladiwostok und zurück laufen.

Auch diese Art von Kollegen müssen eine Abfuhr erhalten. Die Vorschlagsliste bietet keine Alternative. Deshalb geht nicht zur Wahl! Deshalb besinnt Euch in der entscheidenden Situation auf Eure eigene Kraft! Wenn der Zeitpunkt kommt, müssen wir wie in der Vergangenheit unsere Sache selbst in die Hand nehmen!"

In einem Kasten heißt es (vgl. **.*.1972):"
DIE GROSSE ALTERNATIVE

Pfeiffer, Albert
Vernholz, Karl-Heinz
Wolf, Helmut
Kaiser, Hans
Hellmann, Friedhelm
Wetzel, Erich
Borghardt, Heinrich
Kleine-Horst, Klaus-Dieter
Weber, Emil

Diese Kandidaten empfiehlt die DKP den Kollegen zur Betriebsratswahl: An der Spitze der altgediente Verräter Pfeiffer, darunter auch nicht gerade unbeschriebene Blätter wie Vernholz, Wetzel und Kaiser und schließlich einige neue Kandidaten. Deutlicher kann die DKP-Führung nicht mehr zeigen unter welcher Flagge sie segelt: So wie Vernholz im alten Betriebsrat aufs Engste mit Pfeiffer zusammengearbeitet hat ('der Albert und ich haben beschlossen…', konnte man ständig aus seinem Munde hören), so wollen die DKP-Führer durch diese Wahlvorschläge den sozialdemokratischen Regierungsknechten den Rücken stärken und deren Positionen im Betriebsrat sichern. Durch einige Neuvorschläge soll dem ganzen der Anstrich der großartigen Alternative gegeben werden, doch wenn man sich auch diese Kollegen mal genau beguckt, dann weiß man Bescheid. Es gibt diese 'Alternative' nicht und die Masche mit Pfeiffer an der Spitze ist zu plump und durchsichtig. Es gibt nur eins: Wahlboykott!"

Berichtet wird auch über:"
TERROR GEGEN 2. LISTE

Viele Kollegen fragten uns in der letzten Woche, was nun mit der 2. Liste wäre, für die wir im letzten Monat geworben haben. Es gibt zu diesem Betriebsratswahlen keine 2. Liste, keine Liste mit klassenbewußten Kollegen, es gibt nur die Einheitsliste der Verräter von Schrade bis Pfeiffer. Wie konnte es dazu kommen? Die SPD-Handlanger in Betriebsrat und V-Leute-Vorstand schafften es auf der V-Leute-Vollversammlung (vgl. 29.2.1972, d.Vf.) durch allseitige Einschränkung der Kandidatenliste eine SPD-hörige Vorschlagsliste aufzustellen. Einigen Kollegen wurde die Kandidatur von vornherein ausgeredet. IGM-Ortsvorstand Dieterich drohte auf der V-Leute-Vollversammlung allen Kollegen, die auf einer Gegenliste kandidieren wollten, mit Gewerkschaftsausschluß. Die DKP drohte für denselben Fall ihren Mitgliedern Parteiausschluß an. Das alles zeigt die panische Angst der IGM-Führung, des alten Betriebsrats und der DKP-Führung. Ihre panische Angst davor, daß es klassenbewußten Arbeitern gelingen könnte, den Betriebsrat zu erobern und dort mal hinter die Kulissen zu schauen: Nur durch Wahlvorschriftsmanöver und offene Drohungen gegen fortschrittliche Kollegen gelang es den alten Verrätern ihre Positionen zu sichern und eine Gegenliste zu verhindern.

Manche Kollegen sagen, dagegen kann man nichts machen, die sind stärker. Alle diese Maßnahmen, sind die ein Zeichen ihrer Stärke? Nein. Sie sind nicht stark, sondern sie stehen mit dem Rücken an der Wand. Wahlmanöver und Drohungen waren ihr letztes Mittel ihre Posten im Betriebsrat zu sichern. Und jetzt wagt sich keiner der Kandidaten mehr in die Betriebe um den Kollegen Rede und Antwort zu stehen. In Albert Pfeiffers Bude wimmelts wie im Bienenhaus, ängstlich wartet man dort bis die Wahl gelaufen ist. Das alles zeigt sehr deutlich die Schwäche der sozialdemokratischen Verräter, sie haben abgewirtschaftet bei den Kollegen. Und das muß ihnen durch einen Wahlboykott von unserer Seite auch ganz klar demonstriert werden. Wir müssen klare Fronten ziehen zwischen der Arbeiterklasse und den Regierungsknechten, den Verrätern der Arbeiterklasse, indem wir keinem der Kandidaten unsere Stimme geben und damit auch zum Ausdruck bringen, wer die Kämpfe im Betrieb in den nächsten 3 Jahren führen wird und wie die Kämpfe geführt werden: Ohne und gegen die rechten und linken Handlanger der SPD im Betriebsrat müssen wir wie bisher unsere Sache selbst in die Hand nehmen.

KEINE STIMME DEN VERRÄTERN PFEIFFER, SCHRADE, WERSKI, VERNHOLZ UND CO! BOYKOTTIERT DIE WAHL!

Doch müssen wir auch sehen, daß der neue Betriebsrat genau wie der alte versuchen wird, unsere Kämpfe zurückzuzerren und abzuwürgen, es wird sehr schwer werden eine einheitliche Führung in den Kämpfen herzustellen, weil der Betriebsrat, der eigentlich diese Aufgabe hätte, in Händen der Verräter ist.

Wir hätten bessere Voraussetzungen im Kampf um unsere Interessen, wenn wir wenigstens einige fortschrittliche Kollegen im Betriebsrat hätten, die diese Kämpfe in die Hand nehmen würden.

Dazu wäre es notwendig gewesen, damals als die SPD-Führer um Pfeiffer mit allen Mitteln gegen eine 2. Liste vorgingen, eine breite Einheitsfront aller klassenbewußten, oppositionellen Kollegen gegen diese Maßnahmen und für die 2. Liste herzustellen.

Die KPD/ML hat diese Einheitsfront zwar propagiert, doch hat sie keine praktischen Schritte unternommen, alle oppositionellen Kollegen zu einer Einheitsfront zusammenzuschließen. Wir müssen an dieser Stelle Selbstkritik üben, daß wir diese Aufgabe nicht angegangen sind, denn mit Recht kritisieren viele Kollegen, daß wir immer nur vor dem Tor stehen, daß wir aber nicht direkt etwas unternehmen.

Einheitsfront, das heißt, daß dort nicht nur Kommunisten arbeiten, sondern alle wirklich ehrlichen sozialdemokratischen, christlichen parteilosen und kommunistischen Arbeiter für das gemeinsame Ziel zusammenarbeiten. Diese Einheitsfront wurde gerade dadurch, daß wir Kommunisten nicht entschieden genug an den Aufbau der Einheitsfront gegangen sind, nicht erstellt.

Aber aus Fehlern müssen wir lernen, Jetzt geht es darum zum 1. Mai eine breite Front im Betrieb gegen die Politik der SPD-Führer zum 1. Mai herzustellen.

Diese Einheitsfront muß zur Grundlage haben den Kampf gegen Notstand, Aufrüstung und Revanchepolitik.

Kollegen, um dieses Maikomitee zu erstellen, rufen wir für Freitag zu einer Kampfveranstaltung auf, dort soll auch ein Kampfprogramm für die Westfalenhütte erstellt werden.

Kollegen, diskutiert darüber mit unseren Verteilern vorm Betrieb und den Verkäufern der ROTEN FAHNE" Nr. 8 vom 17.4.1972, zu der es ein wenig widersprüchlich heißt:"
ROTE FAHNE

Am Mittwoch und Freitag wird vor den Toren der Westfalenhütte die neue ROTE FAHNE verkauft.
Die Nummer 8 der Roten Fahne hat folgenden Inhalt:
- Über den Siegeszug des vietnamesischen Volkes
- Über die Revanchepolitik des Bonner Staates
- Die Rote Fahne entlarvt Brandts Lügen, da es keine Krise mehr gibt - In der Beilage zum 1. Mai wird die gemeinsame Erklärung der KPD/ML (ROTE FAHNE) und der KPD/ML (ROTER MORGEN) (KPD/ML-ZK, d.Vf.) abgedruckt. Diese Einheit zum 1. Mai ist ein weiterer Schritt zur Einheit der Marxisten-Leninisten in Westdeutschland.

KOLLEGEN, LEST UND ABONNIERT DIE ROTE FAHNE
BRINGT AM DONNERSTAG UND FREITAG 30 PFENNIG MIT!"

Als letzter Beitrag erscheint ein:"
LESERBRIEF

Ich weiß nicht, wie ich Euch anreden soll, Ihr seid weder meine politischen Freunde, noch habe ich viel Ahnung von Eurer Politik. Mir geht es um etwas anderes. Ihr seid doch dabei, in die Betriebsratswahlen einzugreifen. Ich wundere mich als Hoescharbeiter, daß Ihr denen nicht mal was auf die Schnauze haut, die es schon lange verdienen.

Da sind zum Beispiel am Hof des 'Pfeifferzaren' die Paladine Stein und Pawlowski, RICHTIGE SCHMIERER, das sind die SPD-Bosse, die wirklichen. Oder der SPD-Stadtrat Heinz Becker, Betriebsrat am Walzwerk I, 2 Tage in der Woche auf der Hütte, aber nur um richtig auszuschlafen. Die andere Zeit spielt er Stadtrat und sorgt für höhere Fahrpreise. Oder dieser Superlügner Jendhoff, das größte Schwein und ein wirklicher Arbeiterverräter der da rumsitzt.

Die scheißen sich doch im Moment die Hosen voll vor Angst, es könnten ein paar Neue in den Betriebsrat kommen. Mit denen müßt Ihr aufräumen. Die sprechen ja schon die Kumpels mit Sie an.

Oder im Werk Union dieser Arschkriecher Rosentreter und Duhme, oder bei Phoenix Rösen mit seinem Busenfreund Dieckerhoff und dem Phrasendrescher, dem Quasselkopf Bruns.

Ich kenne sie nicht alle, aber die anderen sind auch nicht viel besser. Jedenfalls da ist der Wäscher mit seinen 'linken' Konsorten noch Gold dagegen, diese Halunken, die gehören aufgehängt.

Ihr hättet mal die letzte Vertreterversammlung (vgl. 1.3.1972) erleben müssen, da muß was los gewesen sein, hört Euch mal um. Im Moment scheinen sich alle gegenseitig mit Dreck zu bewerfen, die SPD-Scheißer. Einer will den anderen erledigen. Sie alle brauchen ihre Betriebsratsposten, um ihre Position in der Partei zu erhalten und auf Hoesch für diese SPD-Parteiarbeit die Zeit zu bekommen. Und es hört sich ja gut an, wenn man sagt: Der Parteigenosse Heincke, mit dem SPD-Schiller günstig verwandt, ist Betriebsrat auf Hoesch.

Ich bin mal gespannt, ob Ihr das bringt und endlich mal die wahren Feinde der Arbeiter beim Namen nennt.

EIN HOESCHARBEITER"
Q: Die Rote Westfalenwalze Überlegungen zur Betriebsratswahl, Dortmund o.J. (17.4.1972)

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