Dortmund - Hoesch Hüttenwerke AG:
'Kommunistische Jugendpresse' / 'Triebkraft' des Kommunistischen Jugendverband Deutschlands (1973-1977)

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 3.1.2021

Die 'Kommunistische Jugendpresse' bzw. danach die 'Triebkraft' des KJV bzw. dann des KJVD der KPD für die Hoesch Hüttenwerke in Dortmund kann hier nur bruchstückhaft vorgestellt werden. Wir bitten um Ergänzungen.

Liste der als Scans vorhandenen Zeitungen

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

11.05.1973:
Bei Hoesch Westfalenhütte Dortmund geben der KJV der KPD und die KPD vermutlich heute einen Sonderdruck ihrer 'Kommunistischen Jugendpresse' (KJP - vgl. 18.6.1973) bzw. 'Kommunistischen Arbeiterpresse' (KAP - vgl. 11.5.1973, 25.5.1973) mit einer Seite DIN A 4 Brennmatrizendruck ohne presserechtlich Verantwortlichen heraus:"
Der Hoesch-Vorstand setzt seine Tradition politischer Entlassungen fort:

Gestern wurde der Starkstromelektriker-Lehrling und Jugendvertrauensmann Rolf Strojec fristlos entlassen:
BEGRÜNDUNG: Er habe in einer Teilbelegschaftsversammlung (vgl. 26.4.1973, d.Vf.) den tödlichen Unfall des Kollegen Holtkamp 'als Ermordung' dargestellt.

'Auf Grund ihrer Äußerungen sind wir nicht bereit das Berufsausbildungsverhältnis mit ihnen fortzusetzen.'

In der fraglichen Sitzung hatte der Kollege gesagt, 'letzten Endes hat der Hoesch-Vorstand diesen Kollegen ermordet' und dies mit Argumenten belegt. Die Gründe, die unausgesprochen hinter dieser Entlassung stehen:
- auf den bisherigen Jugendversammlungen ist der Kollege konsequent gegen die Stufenausbildung aufgetreten, gegen den reaktionären politischen Unterricht
und
- der Ausbildungsleitung war bekannt geworden, daß der Kollege auf der letzten VL-Vollversammlung (vgl. 25.4.1973, d.Vf.) die Resolution zur vorzeitigen Kündigung der Tarifverträge eingebracht hatte - als Jugendvertrauensmann hat er sich durch konsequente Interessenvertretung den Rückhalt aller Kollegen erworben.

Darum zog man diese Entlassung auch klammheimlich durch: Die einzelne Zustimmung des erzreaktionären BR Roggenbach hatte man sofort, eine Unterschrift des geschäftsführenden Ausschusses ebenfalls; nicht einmal dem gesamten BR und JV wurde der Entlassungsantrag vorgelegt. Durch die Solidarität aller muß jetzt verhindert werden, daß wieder ein Kollege entlassen wird, der für die Kollegen eingetreten ist.

SAMMELT UNTERSCHRIFTEN!

SOFORTIGE WIEDEREINSTELLUNG DES KOLLEGEN ROLF STROJEC!"
Quelle: Kommunistische Jugendpresse - Hoesch / Kommunistische Arbeiterpresse - Hoesch Dortmund Sonderdruck Der Hoesch-Vorstand setzt seine Tradition politischer Entlassungen fort, Dortmund o. J. (1973)

18.06.1973:
Bei Hoesch Westfalenhütte Dortmund gibt die Jugendzelle des KJV der KPD in dieser Woche die Nr.4 ihrer 'Kommunistischen Jugendpresse' (KJP - vgl. 11.5.1973, 22.9.1975) für Juni mit 8 Seiten DIN A 4 in mehrfarbigem Spiritcarbondruck heraus. Der Leitartikel "Weg mit Kiel und Konsorten" bereitet auf den Arbeitsgerichtsprozeß (vgl. 27.6.1973) von Rolf Strojec, gegen dessen Entlassung (vgl. 8.5.1973, 25.5.1973) vor:"
Seit diesem Tag konnten weder reaktionäre Ausbildungsleiter noch Kiel und Konsorten verhindern, daß die Lehrlinge dagegen den Kampf aufnehmen.

Daß von dieser Jugendvertretung nur die offene Unterstützung des Hoesch-Vorstandes zu erwarten war, zeigten schon die ersten Tage. Von der Sabotage der Unterschriftensammlung bis zum Ausspruch: 'Politisch bin ich mit der Entlassung einverstanden', 'ich unterstütze Dich nicht, weil ich nicht daran denke Dich als Märtyrer hochzustilisieren' machten Kiel und seine Kumpanen Front gegen die Kollegen. Die Jugendversammlung haben sie dann so spät wie nur irgend möglich angesetzt. Zu einem Zeitpunkt, als schon viele Kollegen nach all den Verrätereien und Abwiegelungsmanövern nicht mehr richtig sahen, wie die Forderung 'Sofortige Wiedereinstellung von Rolf Strojec' noch durchgesetzt werden kann. Daß auf der letzten Jugendversammlung kein Wort mehr zu den Praktiken der Hoesch-Kapitalisten fiel, die jene Kollegen mundtot machen wollen und feuern, die sich für die Interessen der Kollegen einsetzen, das war dem Plan der Jugendvertretung zu danken. Sie spaltete die Lehrlinge und schüchterte sie ein, wo es nur ging. So hatten sie dann auch ein leichtes Spiel den 'Fall Strojec' erst gar nicht auf die Tagesordnung zu setzen. Mit den spalterischen Jugendversammlungen muß daher Schluß sein - Für einheitliche Jugendversammlungen.

Die Zeit bis zum 27.Juni müssen wir nutzen, um die Solidaritätsfront mit Rolf Strojec weiter zu stärken. Im Gerichtssaal muß klargestellt werden, wer auf die Anklagebank gehört: die Hoesch-Kapitalisten, die die Kollegen zur mörderischen Arbeitshetze antreiben, um das Letzte aus ihnen herauszuholen. Der Mord am Praktikanten Holtkamp (vgl. **.**.197*,d.Vf.) war kein Zufall. Kiel, Klages und Co. müssen wir aber auch das Handwerk legen. Denn der politischen Entlassung wollen sie jetzt den Gewerkschaftsausschluß von Rolf folgen lassen. Den Unvereinbarkeitsbeschluß (UVB, d.Vf.) des Beirats des IGM-Vorstandes im Rücken soll Rolf ausgeschlossen werden, weil er auch an diesem 1.Mai nichts anderes tat, als für die Forderungen der Lehrlinge zu kämpfen" (vgl. 1.5.1973).

Berichtet wird auch von Rudi Wischnewski bei Opel Bochum (IGM-Bereich - vgl. 22.5.1973), abgedruckt die Mairesolution der Jugendvertrauensleute und Jugendvertreter der Westfalenhütte (vgl. 12.4.1973).

In "Hände weg von der KPD!" wird berichtet von Protesten gegen Demonstrationsverbote und Razzien in den KPD-Büros an ungenanntem Ort (vgl. 15.5.1973), in Hamburg (vgl. 17.5.1973), in NRW in Köln (vgl. 13.6.1973), bundesweit (vgl. 4.6.1973) und in Hessen in Marburg (vgl. 11.6.1973) sowie von dem Widerhall in der 'Westfälischen Rundschau' (vgl. 2.6.1973). Ein Komitee 'Hände weg von der KPD' gibt es mittlerweile auch in Dortmund, ebenso wie in den Niederlanden und in Paris in Frankreich. Aufgerufen wird zur bundesweiten Demonstration (vgl. 23.6.1973).
In diesem Zusammenhang wird ausgeführt:"
Das zeigt: es gelingt den Kapitalisten und ihrer SPD/FDP-Regierung nicht, uns mundtot zu machen und uns von den Volksmassen zu isolieren. Die Solidarität mit der KPD, ihren Massenorganisationen und der Liga gegen den Imperialismus (LgdI, d.Vf.) wächst täglich an, denn die Bevölkerung sieht: Wir sind keine kriminellen Terroristen, denn wir prangern immer wieder und in aller Öffentlichkeit die Ausbeutung in den Betrieben und im Wohnviertel, die politischen Entlassungen, die Korruption im Staatsapparat an. Deshalb will man die KPD und den KJV verbieten, verbietet man unsere Demonstrationen, damit der Kampf gegen die Verschlechterung der Lebenslage, gegen die Arbeitshetze im Betrieb und politische Unterdrückung und gegen dieses ganze kapitalistische System zum Schweigen gebracht wird. Doch: Solidarität ist die beste Waffe!

Noch sitzen Christian Semler und Uli Kranzusch widerrechtlich in Haft. Jürgen Horlemann mußte der Untersuchungsrichter wieder freilassen, nachdem der Haftgrund 'Fluchtgefahr' immer haltloser wurde. Doch die Anklage der 'Zugehörigkeit zu einer kriminellen Vereinigung' bleibt weiterhin bestehen. Nachdem die Staatsanwaltschaft dies der KPD nicht nachweisen konnte - sie ist und bleibt nun mal eine Partei -, verfiel die Staatsanwaltschaft auf einen neuen Trick: Jürgen Horlemann ist im Zentralvorstand der Liga (LgdI, d.Vf.) und die Liga sei eine kriminelle Organisation. Man stelle sich dies vor: Eine Organisation mit über 5 000 Mitgliedern ist kriminell. Als die Staatsanwaltschaft diesen Widerspruch bemerkte, sagten sie einfach, 'dann ist eben der Zentralvorstand der LIGA kriminell'. Als die Arbeit der LIGA ausführlich dargestellt wurde und gezeigt wurde, daß der demokratisch gewählte Zentralvorstand nichts von den Mitgliedermassen getrenntes ist, brach das Lügengebäude zusammen."

Zum Komitee 'Hände weg von der KPD' heißt es, es "hat sich zum Ziel gesetzt, in der nächsten Zeit über 100 000 Unterschriften unter seine Erklärung zu sammeln.

Die Betriebszelle des KJV bei Hoesch wird die Aktivitäten des Komitees unterstützen, Unterschriften sammeln und die Kollegen zu den Veranstaltungen einladen."

In einer Lehrlingskorrespondenz heißt es:"
Es gibt augenblicklich folgende Anträge der Jugendvertretung Hoesch / Westfalenhütte:
1) ARBEITSKLEIDUNG
Dieser Antrag fordert für Auszubildende im 1. Jahr kostenlos zwei Arbeitsanzüge und in den darauf folgenden Jahren je einen Arbeitsanzug. - Es wird noch verhandelt.

2) FAHRGELDRÜCKERSTATTUNG
Dieser Antrag fordert für Auszubildende, die mit dem Auto zur Arbeit kommen, einen monatlichen Pauschalbetrag von 30 DM. Für Auszubildende, die mit einem Moped oder Mofa kommen, 15 DM. Und für Ausbildende, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommen, eine 100%ige Fahrgeldrückerstattung. - Es wird noch verhandelt.

3) ARBEITSZEITVERÄNDERUNG
Es wurde die Forderung aufgestellt, daß die Arbeitszeit von 7 Uhr bis 15 Uhr 15 auf 6 Uhr 30 bis 14 Uhr 45 verlegt wird, da Kollegen aus Lünen und Selm morgens eine LEERLAUFZEIT von ca. einer Stunde haben. Diese Regelung kann nur zusammen mit Phönix gemacht werden - das wurde von der Betriebsleitung gesagt. Deshalb wurde auf der letzten Jugendversammlung von Phönix darüber abgestimmt. Die Mehrheit war für eine Vorverlegung.
Alle erforderlichen Schritte sind eingeleitet!

4) PRÄMIENERHÖHUNG
Ein anderer Antrag fordert den Ausgleich der Ausbildungsvergütung zwischen Eisenverarbeitender und Eisenschaffender Industrie. Das heißt: Betriebliche Lohnerhöhung von 10 DM. Dieser Antrag wird höchstwahrscheinlich bis zum August durchkommen, genauso wie die Forderung nach der Erhöhung der 'Festprämie', die augenblicklich 20 DM beträgt. Wenn die 'Festprämie' erhöht wird, wird sich höchstwahrscheinlich die Prämie, die sich nach den Werkschulnoten und sonstigen Leistungen richtet, senken. Dies ist aber nicht weiter schlimm, da höchstens 50% der Lehrwerkstatt diese Prämie bekommt und sie liegt zwischen 2 und 25 bis 30 DM.

Mehr ist mir im Augenblick nicht bekannt, da ich noch nicht sehr lange in der Lehrwerkstatt bin."

Im Kommentar des KJV dazu heißt es:"
Den folgenden Bericht gab uns ein Kollege. Er zeigt anschaulich, welche Probleme in der Jugendvertretung besprochen und gefordert werden. Doch jeder muß sich fragen, was denn zur Durchsetzung der Forderungen getan wird. Was hat Kiel als Vorsitzender getan, um die Forderungen durchzusetzen? Fest steht, daß viel geredet wurde! Und daß die meisten Forderungen alt sind! Kiel berichtet davon bei jeder Gelegenheit, um den Eindruck zu erwecken, es würde etwas getan. Wenn man sich das Programm ansieht, das vor der Jugendvertreterwahl (JVW,d.Vf.) aufgestellt wurde, zeigt sich, daß bis jetzt nichts passiert ist.

Die Ursache ist klar. Kiel und seine Getreuen reden zwar viel, tun aber nichts, um die Lehrlinge zusammenzuschließen und zur Durchsetzung der Forderungen zu mobilisieren. Denn von selbst verwirklichen sich diese Forderungen natürlich nicht. Kiel und Klages gingen ja so weit, daß sie die Forderung der Lehrlinge nach Wiedereinstellung von Rolf Strojec und den Kampf dafür offen sabotierten. Sie haben sich über die vielen Unterschriften der Lehrlinge hinweggesetzt, das heißt die Meinung derjenigen mißachtet, deren Interessen sie vertreten sollen. Eine solche Jugendvertretung brauchen wir nicht, sie schadet uns. Wir brauchen entschlossene Jugendvertreter!
Deshalb:
WEG MIT KIEL!
Neuwahl der Jugendvertretung!

Die Forderungen, von denen der Kollege berichtet, sind wichtige Forderungen für uns Lehrlinge. Wenn der Kollege schreibt: 'Es wird noch verhandelt', so heißt das genauer, daß seit Monaten verhandelt wird.

Zu der Forderung mit der Erhöhung der 'Festprämie' ist zu sagen, daß natürlich jeder Kollege es begrüßen wird, wenn die Ausbildungsvergütung aufgestockt wird. Auch daß die 'Leistungsprämie' damit gesenkt wird, wird jeder Kollege insofern begrüßen, als damit ein Spaltungs- und Disziplinierungsinstrument der Hoesch-Kapitalisten etwas an Wirksamkeit verliert. Aber machen wir uns keine Illusionen, nach wie vor besteht das Prämiensystem. Und der Gesamtbetrag, den wir ausbezahlt bekommen, ist und bleibt ein Hohn. Die richtige Forderung ist die nach 600 DM Existenzlohn!

Den Kampf dafür zu organisieren, ist die Aufgabe einer fortschrittlichen Jugendvertretung. Das ganze Prämiensystem als Almosen und als Spaltungssystem sollen sich die Hoesch-Kapitalisten dann an den Hut stecken.!!!!!!"

Diese Forderung wird auch noch in einem Artikel über Preiserhöhungen aufgestellt, wo es u.a., unter Bezug auch auf die Vertrauensleute Vollkonferenz (vgl. 25.4.1973) heißt:"
DIE LEHRLINGE SIND GENAUSO BETROFFEN!

Unsere Ausbildungsvergütung ist ein Hohn. Das einer im dritten Lehrjahr mehr als im ersten Lehrjahr bekommt, ist Blödsinn! Denn ob die Kartoffeln von einem im ersten oder einem im dritten Lehrjahr gegessen werden - sie sind in beiden Fällen zu teuer.

Das Prämiensystem ist letztlich ein doppelter Beschiß. Es macht den Bock auch nicht fett. Und die Ausbildungsleitung will uns, da sie darauf angewiesen ist, gegeneinander ausspielen. An allen Ecken und Ende wird die Kontrolle verschärft, sollen auch die Lehrlinge mehr ausgebeutet werden. So werden z.B. die HÜFAS (Hüttenfacharbeiter, d.Vf.), die auf Rundgang durch die Außenbetriebe sind, zukünftig extra immer kontrolliert werden.

DIE ANTWORT !!

Die Antwort auf verschärfte Antreiberei, auf den Beschiß durch das Prämiensystem und darauf, daß man mit der Ausbildungsvergütung nicht mehr existieren kann, heißt:
600 DM EXISTENZLOHN FÜR LEHRLINGE!

Wollen wir unseren Eltern nicht ewig auf der Tasche liegen, müssen wir für diese Forderung kämpfen. Auch wenn man uns Lehrlingen droht, wir dürften nicht streiken, müssen wir, wenn nötig, das Streikrecht gleich mit erkämpfen. Jedenfalls geht es nicht an, wie die Jugendvertreter Kiel und Konsorten nur von Forderungen zu reden und die Hände in den Schoß zu legen."
Q: Kommunistische Jugendpresse - Hoesch Nr. 4, Dortmund Juni 1973

22.09.1975:
Die Zelle Hoesch Dortmund des KJVD der KPD gibt ihre 'Kommunistische Jugendpresse' (KJP - vgl. 18.6.1973, 10.11.1975) vermutlich in dieser Woche heraus mit der Schlagzeile "Dürrbeck ist kein Einzelfall!" zur Verhaftung eines Vorstandsmitglieds der IG Metall als DDR-Spion.

Aufgerufen wird: "Diskutiert mit uns über das Vorgehen der DKP / SDAJ in betrieb und Gewerkschaft!" am Freitag in der Gaststätte Concordia am Borsigplatz.
Q: Kommunistische Jugendpresse - Hoesch Dürrbeck ist kein Einzelfall!, Dortmund o. J. (1975)

10.11.1975:
Die Zelle Hoesch Dortmund des KJVD der KPD gibt ihre 'Kommunistische Jugendpresse' (KJP - vgl. 22.9.1975, 4.3.1976) mit zwei Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Stefan Siebenkäs, Dortmund, Münsterstr.95, heraus und befaßt sich u.a. mit der STR der IGM und der letzten Betriebsversammlung (vgl. 6.11.1975):"
TARIFRUNDE: NICHT SOZIALPARTNERSCHAFT - UNVERSÖHNLICHER KLASSENKAMPF GEGEN DAS KAPITAL UND SEINE LAKAIEN!

Am Donnerstag auf der Belegschaftsversammlung in der Westfalenhalle klagte Schmithals über einen Auftragsrückgang von 14% im März. Man hätte sich auch kaum vorstellen können, daß die Kapitalisten mal nichts zu jammern hätten. Da sie bekanntlich nicht das Salz auf dem Brot haben, da ihre ganze unternehmerische Tätigkeit nur 'zum Wohle der Nation' erfolgt, muß ja irgendjemand an der Wirtschaftskrise schuld sein. Wer wohl? - Kein Zweifel: Wir, die Arbeiter!

Deshalb soll jetzt auch die Tarifrunde im Geiste der Sozialpartnerschaft verlaufen.

So sagte ein SPD-Wirtschaftsfachmann in der Welt vom 14.9.: 'Zumindest vorübergehend muß man das Geld aus den Taschen der Millionen Verbraucher herauspumpen - und nicht aus den Kassen der Unternehmer.'

Es immer wieder dieselbe Leier:
- In der Hochkonjunktur sollen die Arbeiter stillhalten - weil sie angeblich die Inflation anheizen und den Aufschwung der Kapitalisten gefährden.
- In der Krise sollen die Arbeiter stillhalten, damit die Kapitalisten genügend Profite scheffeln, um den nächsten Aufschwung auf Kosten der Arbeiter herbeizuführen!

Aber an seiner elenden Lage im Kapitalismus ist nicht der Arbeiter schuld, der mit seinen 1 100 DM gerade genug hat, um im Monat über die Runden zu kommen! Es ist das Kapital, das sich über die Millionen Arbeiter hinwegsetzt, weil es die Produktionsmittel in der Hand hat - das die Preise ständig erhöht (trotz Krise!), das rationalisiert, Kollegen entläßt und bald darauf wieder Sonderschichten fahren läßt.

So hat uns Schmithals auch erzählt, daß trotz Kurzarbeit im Dezember die Jahresproduktion auf dem gleichen Niveau bliebe (es müssen halt nur die Arbeiter schneller arbeiten), daß sich der Jahresgewinn mit 235 Millionen noch immer ganz beachtlich hält, nach dem Rekordjahr 1974 mit 320 Millionen. Und deshalb dürfen uns die 'gesamtwirtschaftlichen Schwierigkeiten' nicht beeindrucken - schauen wir uns an, was ein Lehrling heute zum Leben braucht:
Wohnung (mit Strom, Gas, Wasser) 175, -
Kleidung, Schuhe 60, -
Essen 250, -
Fahrgeld 30, -
Bücher, Zeitungen, Schreibmaterial 25, -
Taschengeld 160, -
_______
700, -

Wir sehen - eigentlich reicht unser Lehrlingslohn vorn und hinten nicht (z.B. die 340 DM im ersten Lehrjahr), wenn wir alleine leben würden oder wenn unsere Eltern nicht draufzahlen. Jetzt, wo das Geld unserer Eltern vorn und hinten nicht reicht, jetzt müssen wir mit Nachdruck für die vom KJVD schon lange geforderten 700 DM Existenzlohn für alle Lehrlinge eintreten. Wir müssen zusammen mit den älteren Kollegen einen Mindestlohn für jeden Arbeiter von 1 200 DM netto kämpfen (so verdienen laut Betriebsrat Wolf 2 008 Kollegen bei Hoesch unter 900 DM (!!)).

Am Donnerstag auf der Belegschaftsversammlung für die Westfalenhütte maßte sich Wolf an, im Namen des Vertrauensleutekörpers zu fordern, daß die 8% durchgesetzt werden müssen. 'Die Kaufkraft müsse erhalten bleiben.' Als glaube jemand die Zahlen, die das Fernsehen nennt - ob 6, 7 oder 8% - der Weg zum Lohnraub ist vorgezeichnet. (Für uns Lehrlinge fordern diese Herren ganze 50 DM!!!)

So hat IGM-Vorsitzender Loderer vor fünf Wochen (vgl. S2.1*.1975, d.Vf.) klar gesagt, daß der Streik, unser einzigstes Kampfmittel, von der Gewerkschaftsführung unterdrückt wird. Und Schmidt und Schleyer hat er gleich dazu einen Wink gegeben, daß es keinen wirklichen Lohnkampf geben wird: 'Wir werden für das Wahljahr (!!) eine Lohnpolitik betreiben, die der Rezession und der Arbeitslosigkeit Rechnung trägt.'

Ihm und seinen Freunden im Betriebsrat geht es nur darum, der Schmidt-Regierung den Rücken zu stärken. Denn Schmidt weiß: Halten sich die traditionell kampfstarken Stahlarbeiter an seine Lohnleitlinien, haben er und die Kapitalisten leichtere Hand bei den folgenden Tarifrunden, so kann er grünes Licht für seine weiteren Sparpläne geben, die für die Kapitalisten Millionengeschenke bringen. Er will das als Zeichen für einen 'realistisch denkenden Arbeiter' weretn!

WAS MÜSSEN WIR DAGEGEN TUN?

EIGENE FORDERUNGEN AUFSTELLEN, DEN SELBSTÄNDIGEN KAMPF ORGANISIEREN!

Auf der letzten Jugendversammlung (vgl. S2…1975, d.Vf.) hat Kiel kein enziges Wort zur Tarifrunde gesagt - viele haben das erste Mal auf der Belegschaftsversammlung was davon gehört oder aus der Zeitung - obwohl die Tarifrunde seit zwei Monaten läuft.

Kein Wunder, denn Kiel, Jugendbetriebsräte Roggenbach und Kleinhorst wollen die Funktionäre an Stelle der Arbeiter beschließen lassen!

Wir sagen: Wir müssen in Jugendversammlungen, in Sprechstunden mit den klassenkämpferischen Vertrauensleuten unsere Forderungen diskutieren und demokratisch verabschieden!

Und wir sagen: Nicht zu Kiel, Wolf, Wetzel gehen, in der Hoffnung, sie würden das schon für uns machen - im Gegenteil, ihr Gerede, ihre Einmischungen zurückweisen, selbständig müssen wir uns organisieren - ohne und gegen die Gewerkschaftsführer.

Alle hämmern uns die alte sozialdemokratische Theorie ein: Arbeiter, in der Krise kannst du nicht kämpfen, du machst alles nur schlimmer, du gefährdest sogar deinen Arbeitsplatz. Umgekehrt, wenn wir uns nicht zusammenschließen, dann wird das Kapital und seine Regierung in seinen Angriffen nur noch bestärkt!

Nehmen wir uns ein Beispiel an den Kranfahrern von Phoenix in der Weiterverarbeitung. Sie haben vor zwei Wochen (vgl. 27.10.1975, d.Vf.) eine bezahlte Pause durchgekämpft, obwohl sich der BR gegen diesen Kampf stellte. Daß die Hoescharbeiter kampfbereit sind, zeigen auch Arbeitsniederlegungen im FK 1 nach dem letzten großen Streik 1973 gegen Samstagsarbeit und für mehr Lohn (vgl. S2.**.1973, d.Vf.)!

Es gibt also keinen Grund zu resignieren und zu sagen: 'Da kann man doch nichts machen, die sind eben stärker als wir.' Umgekehrt: Die Arbeiter sind millionenstark, ihre Geschlossenheit und Solidarität im Kampf gegen das Ausbeutersystem ist stärker als alle Waffen der Unternehmer und ihrer Handlanger.

ARBEITER UND LEHRLINGE EINE KAMPFFRONT!
1 DM MEHR FÜR ALLE!
1 200 DM MINDESTLOHN OHNE ÜBERSTUNDEN!
700 DM EXISTENZLOHN FÜR LEHRLINGE!
FÜR DEN SIEBENSTUNDENTAG BEI VOLLEM LOHNAUSGLEICH!"
Q: Kommunistische Jugendpresse - Hoesch, Dortmund 10.11.1975

04.03.1976:
Die Zelle Hoesch Dortmund des KJVD der KPD gibt ihre 'Kommunistische Jugendpresse' (KJP - vgl. 10.11.1975, 26.1.1977) heraus mit dem Leitartikel "Heraus zum Arbeiterjugendkongreß!" der landesweit am 6.3.1976 in Duisburg stattfindet. Aufgerufen wird auch zu der Demonstration von KPD, KJVD und Arbeitslosenkomitees am 6.3.1976 in Duisburg.

Weitere Artikel sind:
- "SDAJ-Rummel: Lieder vom Frieden; Breschnews Panzer rollen für den Krieg!" zum Jugendfestival von SDAJ und MSB Spartakus in Dortmund (vgl. 24.4.1976);
- "Der Schalke-Skandal: Nur ein Beispiel kapitalistischen Sports!" aus Gelsenkirchen;
- "Die Einheit Afrikas, die Einheit Angolas wird siegen!" mit dem Aufruf zur Angolaveranstaltung in Bochum am 11.3.1976.
Q: Kommunistische Jugendpresse - Hoesch Heraus zum Arbeiterjugendkongreß!, Dortmund 4.3.1976

26.01.1977:
Die Zelle Hoesch Dortmund des KJVD der KPD gibt ihre 'Kommunistische Jugendpresse' (KJP - vgl. 4.3.1976, 27.4.1977) heraus mit dem Leitartikel "Die Zerschlagung der 'Viererbande' - ein Sieg von grosser historischer Bedeutung!" mit dem Aufruf zur China-Veranstaltung mit Werner Heuler am 27.1.1977 im Parkhaus Barop.

Weitere Artikel sind:
- "Stahltarifrunde: Gewerkschaftsbonzen und Kapitalisten gemeinsam gegen die Arbeiterklasse!" zur STR,
- "Kurzarbeit!" auf allen 3 Hütten vom 24.1. bis 6.2.1977;
- "Die Breschnew-Clique in den Fußstapfen Hitlers" zur UdSSR.

Eingeladen wird zur Marxistischen Arbeiterschulung (MASCH) zum Thema "Über den Widerspruch" von Mao Tsetung.
Q: Kommunistische Jugendpresse - Hoesch Die Zerschlagung der 'Viererbande', Dortmund 26.1.1977

27.04.1977:
Die Zelle Hoesch Dortmund des KJVD der KPD gibt ihre 'Kommunistische Jugendpresse' (KJP - vgl. 26.11.1977, 25.5.1977) heraus mit dem Leitartikel "Am 1. Mai unter roten Fahnen!" mit dem Aufruf zur Maiveranstaltung am 28.4.1977 im Haus Göbeln und zur Demonstration in Köln.

Weitere Artikel sind:
- "Arbeiterfeinde!" zu Helmut Schmidt und H. O. Vetter;
- "Azania: Das Volk ist sein eigener Befreier!";
- "Recht auf Arbeit? Acht Bewerber für jeden Hoesch-Ausbildungsplatz";
- "Versperren wir Breschnew den Weg!!" zur UdSSR.
Q: Kommunistische Jugendpresse - Hoesch Am 1. Mai unter roten Fahnen!, Dortmund 27.4.1977

25.05.1977:
Die Zelle Hoesch Dortmund des KJVD der KPD gibt ihre 'Kommunistische Jugendpresse' (KJP - vgl. 27.4.1977, 2.6.1977) als Sonderdruck "Ab 1. Juni soll die Essensausgabe in der Lehrwerkstatt dichtgemacht werden" heraus sowie zum Umbau der Lehrwerkstatt, wozu die Kapitalisten geschwiegen hätten und auch die Jugendvertretung noch keine Stellung genommen habe. Dazu müsse sie gezwungen werden.
Q: Kommunistische Jugendpresse - Hoesch Sonderdruck Ab 1. Juni soll die Essensausgabe in der Lehrwerkstatt dichtgemacht werden, Dortmund 25.5.1977

02.06.1977:
Die Zelle Hoesch Dortmund des KJVD der KPD gibt ihre 'Kommunistische Jugendpresse' (KJP - vgl. 25.5.1977, 5.7.1977) heraus mit dem Leitartikel "Nein zu Pausenklau und Rationalisierung!" mit dem Aufruf zur Diskussionsrunde am 2.6.1977 im Roberteck in der Robertstr. Ecke Flurstraße.

Weitere Artikel sind:
- "Polizei-Aktion im Jugendzentrum ohne Hausdurchsuchungsbefehl" am 18.5.1977 im Klever Hof in Odenthal;
- "1. Mai - Ein Tag des Klassenkampfes und der internationalen Solidarität";
- "Versperren wir Breschnew den weg! Die Sowjetunion Lenins und Stalins war sozialistisch!";
- "Kripochef: DDR-Agent!" zu Grunert, Vorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK).
Q: Kommunistische Jugendpresse - Hoesch Nein zu Pausenklau und Rationalisierung!, Dortmund 2.6.1977

05.07.1977:
Die Zelle Hoesch Dortmund des KJVD der KPD gibt ihre 'Triebkraft' (KJP - vgl. 2.6.1977, 17.8.1977) heraus mit dem Leitartikel "5 Jahre KJVD!" mit dem Aufruf zur Festveranstaltung am 9.7.1977 in Köln.

Weitere Artikel sind:
- "Was bedeutet das Konzept vom 'aktiven Jugendvertreter?";
- "Und wieder rotiert der Werksschutz…" u. a. gegen Verteiler des KJVD und der KPD;
- "Jugendversammlung 10.6.: 'Ich glaub, mich tritt ein Kiel!'";
- "Beschlagnahmt!" wurden am 8.6.1977 Bücher in Helmstedt;
- "Versperren wir Breschnew den Weg! Eine neue Bourgeoisie übernimmt die Macht!" zur UdSSR.
Q: Triebkraft 5 Jahre KJVD!, Dortmund 5.7.1977

17.08.1977:
Die Zelle Hoesch Dortmund des KJVD der KPD gibt ihre 'Triebkraft' (KJP - vgl. 5.7.1977, 6.9.1977) heraus mit dem Leitartikel "Karl Hoesch bittet zur Lehrlingsausbeutung: Hoeschlehrling, 1. Lehrjahr".

Weitere Artikel sind:
- "Sparen, rationalisieren, Verschlechterung der Ausbildung";
- "Die Polizei - Dein Mörder!" mit einer Chronik von Todesschüssen;
- "Witze aus Osteuropa zeigen den Hass der Völker auf die neuen Zaren" zur SU;
- "'Jeder kann sich einen Urlaub leisten…'" mit einem "Rote Fahne Gespräch";
- "Versperren wir Breschnew den Weg! Kapitalismus unter Chruschtschow" zur UdSSR.

Aufgerufen wird zur CSSR-Veranstaltung der KPD am 20.8.1977 im Parkhaus Barop.
Q: Triebkraft Hoeschlehrling, 1. Lehrjahr, Dortmund 17.8.1977

06.09.1977:
Die Zelle Hoesch Dortmund des KJVD der KPD gibt ihre 'Triebkraft' (KJP - vgl. 17.8.1977, 5.12.1977) heraus mit dem Aufruf "Kommt zur Abschlußveranstaltung des 2. Parteitages der KPD" in Offenbach und dem Inhalt:
- "Lehrlingskorrespondenz: 'Und darum will ich mit der KPD kämpfen!'";
- "Das Honeckerregime hat mit Sozialismus nichts gemein!" zur DDR;
- "Weg mit dem Gefängnisurteil gegen Luczak!", ein Flugblatt des RK NRW der KPD und dem Aufruf zum Prozeß am 7.9.1977;
- "Genosse Christian Semler zum Vorsitzenden des Zentralkomitees und der Partei gewählt";
- "Warum zur Parteitagsveranstaltung?".
Q: Triebkraft Kommt zur Abschlußveranstaltung, Dortmund 6.9.1977

05.12.1977:
Die Zelle Hoesch Dortmund des KJVD der KPD gibt ihre 'Triebkraft' (KJP - vgl. 6.9.1977) vermutlich in dieser Woche als Sonderdruck "Wehrt Euch gegen Jugendarbeitslosigkeit!" heraus mit dem Aufruf zur Demonstration am 10.12.1977 in Essen.
Q: Triebkraft Sonderdruck Wehrt Euch gegen Jugendarbeitslosigkeit!, Dortmund o. J. (1977)

Letzte Änderung: 03.01.2021