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Dortmund-Derne:
Zeche Gneisenau

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 13.12.2007

Hier werden nur wenige Materialien direkt von der Zeche Gneisenau vorgestellt, da uns allein von der DKP-Betriebsgruppe Gneisenau einige Exemplare ihrer Betriebszeitung vorlagen. Zu Beginn dieser wie immer unvollständigen Darstellung wird auch die Schachtanlage Gneisenau in die Ruhrkohle AG eingegliedert (vgl. 30.4.1969), was aber für Gneisenau nicht wie für viele andere Zechen die langsame Stilllegung heißt, - diese erfolgt erst 1985. 1969 wird dort noch modernisiert (vgl. 31.7.1969) und auch mehr Lohn gefordert, ohne dass sich die Gneisenaukumpel aber den Septemberstreiks anschließen (vgl. 11.9.1969).

Während die DKP die soziale Lage der Bergarbeiterkinder enthüllt (vgl. 3.8.1970), werden andere Zechen, wie Germania geschlossen, auch Gneisenau wird zum neuen Arbeitsplatz der dortigen Kumpel (vgl. 30.9.1970, 19.10.1970), was nicht zum ersten Mal geschieht (vgl. 19.10.1970).

Die DKP Betriebsgruppe Gneisenau beginnt nun mit der Herausgabe ihrer 'Signal' (vgl. 1.3.1971, 8.3.1971, 30.7.1971), während andere Dortmunder DKP-Gruppen sich um die durch die Kokerei Gneisenau verursachte Umweltverschmutzung kümmern (vgl. 5.7.1971). Die KPD/ML-ZB kann umgehend von der Stilllegung zumindest des Kraftwerks künden (vgl. 2.8.1971). Die DKP befasst sich dafür mit den von der Harpener Bergbau AG verwalteten Wohnungen (vgl. 30.8.1971).

Von dem Grubenunglück auf Gneisenau, dessen Datum hier unklar bleibt, und welches offenbar keineswegs allein steht – sofern die dort genannten Zahlen stimmen -, berichtet hier allein die IGBE (vgl. Nov. 1971), die neu auftretende KPD prophezeit die Stilllegung (vgl. 21.1.1972), während auch die DKP ähnliche Befürchtungen hegt (vgl. Feb. 1972). Die KPD/ML-ZB bei Hoesch schildert wiederholt die Vorbereitungen auf kommende Streiks (vgl. 3.4.1972, 12.6.1972, 20.6.1972), ihre Betriebsgruppe bei Minister Stein berichtet von Gneisenau als Verbannungsort für aufmüpfige Lehrlinge (vgl. 17.7.1972, 26.7.1972), wobei sich offenbar Gneisenaukumpel mit den Jugendlichen auf Minister Stein solidarisieren (vgl. 5.9.1972).

Die KPD/ML-ZK auf der Zeche Hansa befasst sich ebenfalls mit den Stilllegungen, nicht ohne den Gneisenau-Betriebsratsvorsitzenden des Verrats zu bezichtigen (vgl. Dez. 1972), Gneisenau ist allerdings wiederum aufnehmende und nicht stillgelegte Zeche (vgl. Jan. 1973), der KBW erinnert an das Grubenunglück auf Gneisenau (vgl. 29.9.1973) und schildert die Subvention der Zechenbesitzer durch Stilllegungsprämien (vgl. 14.1.1974). Sowohl die Kokerei (vgl. 15.7.1974) als auch die Schachtanlage selbst bieten offenbar äußerst gefährliche Arbeitsplätze (vgl. Okt. 1974), beeinträchtigen aber auch die Lebensqualität der Anwohner (vgl. 28.10.1974).



Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

30.04.1969:
Laut IGBE (vgl. 30.4.1969), gehören nach der Neugliederung des Ruhrbergbaus durch die RAG folgende Schachtanlagen zum Verwaltungssitz Dortmund:
- Gneisenau Dortmund.
=Einheit Nr.9,Bochum 30.4.1969,S.3

31.07.1969:
Die DKP gibt die Nr.18 des Regionalteils NRW ihrer 'Unsere Zeit' (UZ) heraus (vgl. 24.7.1969, 7.8.1969).
Berichtet wird u.a.:"
SUPER-BAND

Die größte Förderbandanlage Europas, die 935 Meter lang ist, wurde kürzlich auf der Schachtanlage 'Gneisenau' der Harpener Bergbau AG in Betrieb genommen."
=Unsere Zeit NRW Nr.18,Essen 31.7.1969

11.09.1969:
Die DKP gibt die Nr.24 des Regionalteils NRW ihrer 'Unsere Zeit' (UZ) heraus (vgl. 4.9.1969, 18.9.1969). Auf Seite 11 heißt es:"
KUMPEL WOLLEN MEHR LOHN

Höhere Löhne fordern die Kumpel der Schachtanlage Gneisenau in Dortmund-Derne. Auf einer Belegschaftsversammlung (vgl. **.9.1969) empörten sich die Bergleute: 'Wir können nur dadurch existieren, daß wir Überstunden machen!' Es bestehe ein normaler Nachholbedarf, insbesondere für Tagesarbeiter und Schichtlöhner. Die schlechte Bezahlung spiegelt sich in der Belegschaftsentwicklung wider: Seit Jahresbeginn verließen 241 Kumpel die Zeche, aber nur 164 ließen sich neu einstellen. Die Schichtleistung je Beschäftigten aber ist weiter gestiegen."
=Unsere Zeit NRW Nr.24,Essen 11.9.1969

01.12.1969:
Die IGBE gibt am 15.12.1969 die Betriebsdirektoren für Personal- und Sozialfragen (PS) der RAG bekannt, u.a.:
GRUPPE IV: Bergbau AG Dortmund: Gneisenau: Joachim Robock.
=Einheit Nr.24,Bochum 15.12.1969

03.08.1970:
Die DKP berichtet:"
GUTE IDEE IN DORTMUND

Dortmunds Stadtväter hatten eine gute Idee: Die Westfalenhalle soll während der großen Ferien vom 3. bis 21. August zu einem Kinderparadies für jene vielen Arbeiterkinder werden, die auf eine Ferienreise verzichten müssen. Lehrer und Helfer betreuen die Kinder beim Spielen."

In einer der Bildunterschriften heißt es:"
Klaus Krudorski, 10 Jahre, Sohn eines Bergmannes, der auf 'Gneisenau' (IGBE-Bereich,d.Vf.) arbeitet. Auf meine Frage, ob er schon mal in Urlaub war, schüttelt er verständnislos den Kopf: 'Nie!'"
=Unsere Zeit - Ausgabe NRW Nr.30, 31 und 36,Essen 25.7.1970, 1.8.1970 bzw. 5.9.1970,S.20, S.17 bzw. S.17

30.09.1970:
Aus Dortmund-Marten wird durch die KPD/ML-ZB von der Zeche Germania berichtet, daß diese Woche offiziell deren Schließung bekanntgegeben worden sei, nachdem letzte Woche noch behauptet worden war, daß dies nicht geschehen sollte. Die 3 083 Arbeiter und Angestellten sollen auf die vier Schachtanlagen Minister Stein und Gneisenau in Dortmund, Victor Ickern in Castrop-Rauxel und Minister Achenbach in Lünen verteilt werden.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.38,Bochum 3.10.1970

19.10.1970:
Die DKP berichtet vermutlich aus dieser Woche aus dem IGBE-Bereich:"
BEZAHLUNG DER ANFAHRTZEITEN FÜR BOCHUMER KUMPEL

In der neuesten Ausgabe der DKP-Stadtteilzeitung von Langendreer-Werne 'Bochum links' wird für die ehemaligen Bergarbeiter der Zeche Robert Müser, die heute in Dortmund arbeiten müssen, die Bezahlung der Anfahrtzeiten verlangt.

'Vor zweieinhalb Jahren (vgl. **.*.1968,d.Vf.) wurde die Zeche 'Robert Müser' stillgelegt. Die Aktien der Harpener Bergbau AG sind in der Zwischenzeit um 300 Prozent gestiegen. Doch was ist aus den ehemaligen 'Robert-Müser' Kumpels geworden?

Die meisten von ihnen haben in anderen Industriezweigen neue Arbeitsplätze gefunden - viele haben dabei beträchtliche Lohneinbußen erlitten. Und etwa 300 Kumpels aus dem Bochumer Osten arbeiten jetzt auf den Dortmunder Schachtanlagen 'Gneisenau' und 'Grimberg' (in Bergkamen-Oberaden,d.Vf.).

Rechnet man ihrer täglichen Arbeitszeit von acht Stunden die langen und umständlichen Anfahrtwege hinzu, so sind diese Kollegen elf bis zwölf Stunden unterwegs. Aber es werden nur acht Stunden bezahlt, drei bis vier Stunden müssen die Kumpels gratis hinzulegen.

Während es bei anderen Arbeitsplatzverlegungen innerhalb des Ruhrgebietes Sozialpläne gab, in denen die Zahlung eines zusätzlichen Wegegeldes geregelt wurde, hat die Harpener Bergbau AG nichts dergleichen getan.

Was für die Kumpels in Essen oder Oberhausen möglich war, das muß auch unseren Kollegen aus dem Bochumer Osten ermöglicht werden! Die Zahlen beweisen es: Die HBAG kann zahlen! Deshalb unterstützen wir auch die Forderungen der Werner Bergleute: Sofortige Bezahlung der Anfahrtszeit zu den Dortmunder Schachtanlagen!'"
=Unsere Zeit - Ausgabe NRW Nr.44,Düsseldorf 31.10.1970,S.18

19.10.1970:
Für die DKP berichtet J. M. vermutlich aus dieser Woche:"
FEHLRECHNUNG DER ADREMA?
3 100 BERGARBEITER VON STILLEGUNG BEDROHT
...
In dem Schreiben des Vorstands wird auch angekündigt, auf welche Schachtanlagen die Germania-Kumpel verlegt werden sollen. Es sind die Zechen Gneisenau in Dortmund-Derne, Minister Achenbach in Brambauer (Lünen,d.Vf.), Minister Stein in Dortmund-Eving und Victor Ickern in Castrop-Rauxel.

Nur die vom Vorstand ausgearbeitete Zahl der von den einzelnen aufzunehmenden Germania-Kumpel stimmt bei weitem nicht mit der tatsächlichen Belegschaftsstärke überein. Während die Zahl der auf Germania beschäftigten Arbeiter und Angestellten etwa 3 100 beträgt, sind vom Vorstand nur 1 700 Kumpel zur Verlegung auf die vier Anlagen vorgesehen.

Wie die UZ erfahren konnte, sollen nur 700 Kumpel auf die Zeche Victor Ickern, 300 nach Gneisenau, 400 nach Minister Achenbach und 300 nach Minister Stein verlegt werden. Der Rest der 'lieben Mitarbeiter' soll nach Vorstellungen des Vorstands dann wohl dem 'freien Arbeitsmarkt' zur Verfügung gestellt werden."
=Unsere Zeit - Ausgabe NRW Nr.44,Düsseldorf 31.10.1970,S.17

01.03.1971:
Auf dem Verbundwerk Gneisenau Dortmund gibt die DKP Betriebsgruppe vermutlich in dieser Woche erstmals ihr 'Signal' (vgl. 8.3.1971) mit 6 Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Wilhelm Sprenger heraus.

Zur Herausgabe heißt es auf der ersten Seite:"
LIEBE KOLLEGEN!

Diese Betriebszeitung ist ehrlich, sie hat nicht - wie die Unternehmerpresse - in ihrem Titel 'überparteilich' oder 'unabhängig' stehen.

Wir sagen offen: Diese Betriebszeitung ist parteilich. Sie ergreift Partei für die Arbeiter und ihre Interessen, gegen die Kohlenbosse und ihre Profitsucht. Wir denken, das ist notwendig.

Wir sind auch nicht unabhängig. Im Gegenteil, wir sind abhängig von Eurer Mitarbeit, von Eurer Kritik, von Euren Vorschlägen.

Unsere Bitte: Arbeitet mit, sagt uns, wo es Mißstände und ungerechte Behandlung im Betrieb gibt, wo etwas faul ist. Wir werden kein Blatt vor den Mund nehmen. Und sagt uns Eure Meinung zu unserer Zeitung, kritisiert. Nur so kann sie immer besser werden. Sprecht mit den Euch bekannten Kommunisten auf der Zeche oder schreibt an den Verantwortlichen dieser Zeitung ...

Wir hoffen auf gute Zusammenarbeit.
Glück Auf!"

Auf der Titelseite findet sich auch der Artikel:"
KAMPFWÜTIGE UNTERNEHMER

Der Lohntarif wird zum 31. Mai gekündigt. Jetzt ist es an der Zeit, Forderungen anzumelden. Die Unternehmer möchten es heiß. Nach Aussage des Präsidenten der Arbeitgeberverbände soll es den Herren 'auf einen Streik nicht ankommen'. Der Ruhrkohle-Chef Kuhnke posaunte, daß den Bergarbeitern 'jede Lohnführerrolle hinsichtlich der laufenden Lohnsteigerungsraten' abzusprechen sei.

Wir kennen das Gezeter vor jeder fälligen Lohnerhöhung. Wir bekamen nie etwas geschenkt. Das Geschwätz von der 'Harmonie' verstummt jetzt wieder. In der Tat gab und gibt es die Harmonie von Kapital und Arbeit nicht. Der hohe Organisationsgrad der Bergarbeiter in der Gewerkschaft ist ja nicht von Pappe, wenn er richtig genutzt wird, werden die Herren zahlen. Ohne Arbeiter können sie keine Kohlen und keinen Gewinn einstreichen, aber auf beides sind sie angewiesen.

DIE RUHRKOHLE AG (RAG,d.Vf.) MACHTE IHREN GEWINN

Angeblich hatte sie im Jahre 1969 einen Verlust von 200 Mio. DM zu verzeichnen. Tatsache ist, daß den Konzernen im Jahre 1969 schon 200 Mio. DM an Altschulden gezahlt wurden. Dazu kamen weitere 185 Mio. für die Verzinsung und Rückzahlung der sogenannten 'Einbringungsforderung' von bekanntlich 2,1 Mrd. DM. Außerdem wurden 120 Mio. DM an weiteren Zinszahlungen aufgebracht. Zusammen sind das 505 Mio. DM.

Selbst wenn man die angeblichen Verluste in Abzug bringt, verbleiben immer noch 305 Mio. DM und das auf ein Aktienkapital von nur 535 Mio. DM. Natürlich kosten Bankkredite Zinsen, doch ALLE DIESE BETRÄGE KOMMEN NIRGENDWO ANDERS HER ALS AUS DER PRODUKTION, AUS DEN ERTRÄGEN DER KOHLEFÖRDERUNG. Und das trotz des Geschäftes, das die Stahlkonzerne mit dem Koks und der Kohle machten, weil sie weit unter Preis zahlten. Fragt man sich, wie das möglich ist, muß man wissen, daß die Stahlkonzerne die Ruhrkohle AG zu über 60% besitzen und den Preis diktieren. Das möchten sie bei den Löhnen auch können. Gerade deshalb ist die Lohnrunde besser denn je vorzubereiten.

ZIELPROJEKTION DES DGB - Orientierung für die Bergarbeiter

1970 forderte der DGB eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um 14,3% brutto. Im Schnitt wurden in der Industrie 12% von den Arbeitern durchgesetzt.

Im Bergbau gab es ganze 7,75%.

Davon gingen durch Preiswucher und Steuererhöhungen 6,4% wieder verlustig. Real blieben ganze 1,35% für den Bergmann. Für 1971 fordert der DGB: 10,5% brutto. Zugleich wird betont, daß alle jene Zweige einen Nachholbedarf anzumelden haben, die unter 10% abschlossen. Für den Bergmann bleibt die Überlegung, zu den 10,5% den Verlust der 6,4% zu setzen. Allein aus dieser Überlegung ist eine Forderung unter 15% völlig abwegig, wenn man nur die Kaufkraft des letzten Jahres erhalten will und nicht mehr.

TALFAHRT DER LÖHNE IM BERGBAU STOPPEN!

In der offiziellen Statistik des Landes NRW werden 32 Industriegruppen aufgeführt. Dabei liegen die Bergarbeiter an 20. Stelle! Ohne die Prämien hinzurechnen, lägen sie sogar auf Platz 26! Das ist das Bild der prophezeiten 'goldenen siebziger Jahre' für den Bergmann.

DER LOHNVERGLEICH:

Der HAUERRICHTLOHN beträgt 44,18 DM. Die anderen Lohngruppen wollen wir erst gar nicht aufführen.
Aus der LOHNSKALA BEI HOESCH - Westfalenhütte (IGM-Bereich,d.Vf.):
Die Putzfrau verdient je Stunde 5,41 DM in 8 Stunden gleich 43,28 DM
Der Gartenarbeiter je Stunde 6,21 DM in 8 Stunden gleich 49,68 DM
Der Pförtner je Stunde 6,11 DM in 8 Stunden gleich 48,88 DM
Der Schmelzer je Stunde 7,42 DM in 8 Stunden gleich 59,36 DM

Im Baugewerbe (BSE-Bereich,d.Vf.) verdient der Maurer im Tariflohn 49,44 DM. Im Akkord natürlich mehr.

Vergleiche sollten zu Forderungen führen. Schöne Reden bringen nichts ein.

FORDERUNGEN IN ANDEREN BEREICHEN

Chemiearbeiter (CPK-Bereich - vgl. **.*.1971,d.Vf.) fordern 15%
Bankangestellte (HBV-Bereich - vgl. **.*.1971,d.Vf.) fordern 13%
Die Schiffer (ÖTV-Bereich - vgl. **.*.1971,d.Vf.) fordern 15%
Die Lufthansa (ÖTV-Bereich - vgl. **.2.1971,d.Vf.) bekam 15%

Die Schiffer (Seeleute?**) in der ÖTV erklären:
'Man kann uns weder Angst mit dem Klabautermann, noch mit dem Herrn Leber, noch mit der Rezession machen'.

Der Tarifexperte der IG Metall, Mayr: Die Leitlinie der Regierung können wir uns in keinem Fall zu eigen machen. Die IG Bau: Wir wollen auf keinen Fall zurückfallen."

Aufgefordert wird, "Werde Mitglied der IGBE!", aufgerufen wird zur zentralen Rosa Luxemburg / Angela Davis Demonstration in Dortmund (vgl. 5.3.1971).

Gefordert wird:"
AMIS RAUS AUS VIETNAM!

US-Präsident Nixon erweist sich immer mehr als der schießwütigste Politiker der Gegenwart. Jetzt hat er bekanntgegeben, daß seine Luftwaffe in ganz Indochina unbeschränkt bombardieren kann (vgl. **.*.1971,d.Vf.). Nur Atomwaffen dürfen sie - noch! - nicht einsetzen. Den Befehl dazu behält sich Nixon noch vor.

Kein Mensch kann mehr an die Friedensheuchelei dieses Politikers glauben. Aber die Bundesregierung läßt sich von ihm in Sachen 'Berlin-Frage' beraten. Was soll da für eine 'Friedens- und Entspannungspolitik' herauskommen?

Auch diese Bundesregierung hat sich noch nicht von dem verbrecherischen Krieg der USA in Indochina distanziert. Mehr noch: Ebenso wie ihre Vorgängerinnen ist sie bereit, Nixons Kriegsabenteuer mitzufinanzieren.

Mit rund 30 Milliarden DM 'Devisenhilfe' von der Bundesrepublik konnten die USA bisher mindestens 110 Tage ihres Vernichtungskrieges finanzieren. Jetzt verlangen sie wieder 3 Milliarden DM von uns, und Bonn will zahlen! Das Geld reicht aus für weitere 10 Tage Völkermord!

Uns erzählt man bei jeder Gelegenheit, es sei kein Geld vorhanden: Nicht für Lohn- und Gehaltserhöhungen, nicht für Schulen und Krankenhäuser, nicht für die versprochenen 'inneren Reformen'. Aber wir müssen sehen: Für die Mitfinanzierung von Nixons Völkermord-Politik ist Geld da.

Wir Arbeiter sollten endlich laut und deutlich fordern: SCHLUSS MIT DER 'DEVISENHILFE' AN DIE USA!

AMIS RAUS AUS VIETNAM!"

Vom eigenen Werk wird berichtet:"
'VERLUST' BEI GNEISENAU?

KLAGELIED MIT FALSCHEN TÖNEN

So wie in der großen Ruhrkohle AG wird es auch in der kleineren Einheit gemacht. Auch im Verbundwerk Gneisenau spricht man jetzt von Verlusten im letzten Jahr. Um 40 Millionen DM soll es sich dabei handeln. Aber auch hier sollte man sich diese angeblichen Verluste genauer betrachten. Die Altgesellschaften haben vor ihrem Eintritt in die Ruhrkohle AG nur noch sehr wenig für die Neubeschaffung von Material und für Vorrichtung getan - sie haben das Geld einfach eingespart. - dafür mußte jetzt viel Kapital eingesetzt werden, und prompt sprechen die Bosse von 'Verlusten'.

Aber auch die Bauarbeiten im Verwaltungsgebäude Gneisenau sowie viele Privatarbeiten durch den Betrieb bei gehobenen Angestellten lassen nicht gerade auf einen Verlust schließen.

Solange der deutsche Bergbau besteht, hört man das Klagelied der Kohlenbosse über den 'unrentablen Bergbau' und über 'erlittene Verluste'. Und eine Strophe wird immer angehängt: Größere Anstrengungen seien nötig und es müsse gespart werden.

Wer soll sich mehr anstrengen, wer soll sparen? Gemeint war damit immer: Leistungssteigerung bei den Belegschaften und Lohndruck. Von den profitorientierten Unternehmern ist da nichts anderes zu erwarten. Sie wollen auf Kosten der Lohnsumme ihre Gewinne weiter erhöhen.

Wir Kumpel sollten den Unternehmern mal ein anderes Lied singen: Leistungssteigerung bei den Bossen, sparen bei den Gewinnen. Lohnerhöhungen auf Kosten der Gewinnen ohne Preissteigerungen - das sollte unsere Parole sein."

Geworben wird für die 'UZ' der DKP und dargestellt wird auch:"
SO WIRD DIE SCHICHTZEIT VERLÄNGERT

Bisher fuhren die Belegschaftsmitglieder, die auf der Zeche Scharnhorst geführt werden und ihren Arbeitsplatz auf dem Schacht Kurl III haben, bei Schichtbeginn mit Schwarzbussen zum Schacht und kehrten mit Schichtende zur Zeche zurück.

Jetzt wird auf dem Schacht Kurl III eine neue Waschkaue in Betrieb genommen. Das hätte Vorteile wird gesagt. Fragt sich nur: Vorteile für wen?

Jetzt sollen die Kumpel bei Schichtbeginn auf Kurl III sein und anfahren. Das bedeutet eine Verlängerung der bisherigen Produktionszeit um ein Fünftel bis ein Sechstel und damit selbstverständlich eine Erhöhung der Förderleistung pro Schicht. Alles aber auf Kosten des Kumpel. Er muß nämlich die Belastung des längeren Anfahrtweges auf sich nehmen, obwohl er ursprünglich auf der Zeche Scharnhorst angelegt wurde.

Der Betriebsrat sollte sich möglichst schnell der Sache annehmen, damit nicht nur die Aktionäre, sondern auch die Kumpel von der Rationalisierung durch die neue Waschkaue Vorteile haben."
=Signal Nr.1,Dortmund o.J. (1971)

08.03.1971:
Auf dem Verbundwerk Gneisenau Dortmund gibt die DKP vermutlich in dieser Woche ein Extrablatt ihres 'Signal' (vgl. 1.3.1971, 30.7.1971) mit zwei Seiten DIN A 4 und einem für Dortmund zentralen Text zu den Fahrpreiserhöhungen heraus.
=Signal Extrablatt Kollegen - Reiht Euch ein, laßt die Jugend nicht allein!,Dortmund o.J. (März 1971)

05.07.1971:
Die DKP Stadtteilgruppe Dortmund-Derne, Lanstrop und Scharnhorst gibt vermutlich in dieser Woche erstmals ihren 'Roten Pfeffer rund um Scharnhorst' - Informationen der DKP für Scharnhorst, Derne, Lanstrop (vgl. 30.8.1971) heraus. Im Leitartikel von Hermann Sittner heißt es u.a.:"
UMWELTVERGIFTER AM WERK

Unsere Umwelt wird zerstört. Die Luft wird verpestet, das Wasser vergiftet. Bundesinnenminister Genscher (FDP,d.Vf.) faßt die Situation in dem Satz zusammen: Es könne so kommen, daß unsere Enkel nur noch mit Gasmasken ausgerüstet im Freien spielen könnten.
Erst unsere Enkel? Heute schon macht jede Hausfrau in Derne die tägliche Erfahrung: Öffnet man das Fenster zu bestimmten Zeiten, bläst Gneisenau (IGBE-Bereich,d.Vf.) Ruß und Dreck millimeterdick auf Fensterbank und Fußboden, müssen die Vorhänge gewaschen werden."
=Roter Pfeffer rund um Scharnhorst Nr.1,Dortmund Juli 1971

30.07.1971:
Die DKP Betriebsgruppe auf dem Verbundwerk Gneisenau Dortmund ruft mit einem zweiseitigen Extra ihres 'Signal' (vgl. 8.3.1971, Feb. 1972), welches einen für Dortmund zentralen Text enthält zur heutigen Veranstaltung in Dortmund über die Thesen der DKP auf.
=Signal Extrablatt DKP kontra Großkapital für Frieden demokratischen Fortschritt und Sozialismus,Dortmund o.J. (30.7.1971)

02.08.1971:
In Dortmund gibt die Betriebsgruppe Minister Stein der KPD/ML und des KJVD vermutlich in dieser Woche ihre 'Rutsche' (vgl. Juli 1971, 13.9.1971) heraus. Der letzte Artikel kündigt an:"
DAS KRAFTWERK WIRD STILLGELEGT

Still und heimlich, möglichst ohne großes Aufsehen, haben jetzt auch auf Minister Stein Zechenbosse, IGBE-Vertreter und Betriebsrat eine Stillegungsmaßnahme beschlossen und gebilligt:
Bis Ende März 1972 wird das Kraftwerk der Kokerei geschlossen. Die 130 dort beschäftigten Kollegen fliegen raus und werden auf verschiedene Dortmunder Zechen umgesetzt. Bis Ende des Jahres 46 Kollegen, der Rest bis März. ...
Jeder Kumpel weiß, was Stillegung bedeutet: ältere Kollegen müssen in Rente gehen, und alle anderen werden entlassen oder auf andere Zechen verteilt. Für fast alle bedeutet das: längere Anfahrtzeiten, schlechtere Arbeitsplätze, weniger Lohn und Abstufung in eine niedrigere Lohngruppe. Mehrere Kollegen des Kraftwerkes, die jetzt nach Hansa und Gneisenau kommen, erwartet z.B. eine Abstufung von Lohngruppe 9 auf 8 oder sogar auf 7."
=Die Rutsche Das Lohndiktat der SPD-Regierung,Dortmund o.J. (1971)

30.08.1971:
Die DKP Stadtteilgruppe Dortmund-Derne, Lanstrop und Scharnhorst gibt vermutlich in dieser Woche ihren 'Roten Pfeffer rund um Scharnhorst' Nr.2 (vgl. 5.7.1971, 25.10.1971) für Aug./Sept. heraus. Im Leitartikel von Ewald Bielawski heißt es u.a.:"
SCHARNHORSTER ASCHENPUTTEL: WAMBELER HEIDE

Die Straßendecke der Wambeler Heide ist teilweise so schlecht, daß man sie mit dem Auto nur mit Angst um die Achsen befahren kann.
Von Straßenbeleuchtung kann wohl kaum die Rede sein. Die wenigen Laternen, die noch brennen, bringen nicht mehr Licht als ein Glühwürmchen in einer Sommernacht; sie sind derart zugewachsen, daß man das Tageslicht braucht, um die Masten zu sehen.
Die Wambeler Heide endet in Höhe der Zeche Scharnhorst in einem wilden Schuttplatz. Lastwagen unbekannter Herkunft entleeren hier Müll verschiedenster Art. Wie lange wird es wohl noch dauern, bis auch hier giftige Abfälle gefunden werden? Am Holzgraben, parallel zur Wambeler Heide gelegen, trifft man auf einen stinkenden Abwässergraben, der ein Seuchenherd und eine Gefahr für die Gesundheit der Anwohner ist. Sogar Ratten meiden das Wasser des Grabens. Über Mangel an Mißständen braucht man sich also nicht zu beklagen.
Schon vor einem Jahr wurden Klagen von Anwohnern der Wambeler Heide und des Holzgrabens über ihr Wohngebiet hinaus gehört. Einige Herren des Bürgerausschusses und des Verbundwerkes Gneisenau (IGBE-Bereich,d.Vf.), da die hiesigen Wohnungen unter der Verwaltung der Ruhrkohle AG stehen, besichtigten das Gebiet, um sich von den Mißständen zu überzeugen und Abhilfe zu versprechen.
Einige Tage später las man in der Westfälischen Rundschau, hier werde sofort etwas geschehen, der Eigentümer, die RAG-Tochter Harpener-Bergbau-AG, sei angesprochen und es werde Abhilfe geschaffen.
Außer einer Wagenladung Teersplit, die die schlimmsten Löcher der Straßendecke der Wambeler Heide ausfüllte, tat sich aber nichts. So große Konzerne, wie die Harpener-Bergbau-AG, lassen sich eben nicht durch bloßes Anreden zu Verbesserungen für die Bewohner dieses Gebietes bewegen. Sie wollen nur Mieten aus dem Gebiet kassieren.

Man soll jetzt nicht zur Ausrede greifen, man müsse erst den Bau der Schnellstraße, welche die Wambeler Heide kreuzen soll, abwarten. Denn bis zum Bau der Autostraße und nachher wohnen hier Menschen, die ein Recht auf eine menschenwürdige Umgebung haben.
Darum fordern wir mit den Bewohnern der Wambeler Heide und des Holzgrabens:
- Ausreichende Beleuchtung und weiterer Ausbau der Straßen,
- Beseitigung der wilden Schuttkippe und Errichtung eines Spiel- und Bolzplatzes auf diesem Gelände,
- Verrohrung und Klärung des Abwässergrabens am Holzgraben, damit spielende Kinder nicht von Seuchen bedroht werden."
=Roter Pfeffer rund um Scharnhorst Nr.2,Dortmund Aug./Sept. 1971

November 1971:
Laut IGBE (vgl. 1.12.1971) findet vermutlich im November ein Grubenunglück auf der Schachtanlage Gneisenau in Dortmund statt, bei dem es zwei Tote und drei Schwerverletzte gibt. Dazu schreibt die IGBE:"
Von 1963 bis 1970 sind im Steinkohlenbergbau unter Tage des Oberamtsbezirks Dortmunds 1 275 Bergleute tödlich verunglückt."
=Einheit Nr.23,Bochum 1.12.1971,S.1

21.01.1972:
Die KPD (vgl. 28.1.1972) berichtet:"
KURZARBEIT FÜR 130000 RUHRKUMPEL
...
Die Agitation und Propaganda der KPD hat in den vergangenen Wochen die Zechen Minister Stein, Gneisenau (beide Dortmund,d.Vf.), Polsum (Marl, d.Vf.), Westerholt (Herten,d.Vf.) und Katharina (Essen,d.Vf.), die stillgelegt werden, erfaßt."
=Rote Fahne Nr.35,Berlin 28.1.1972,S.9

Februar 1972:
Auf der Zeche Gneisenau Dortmund gibt die DKP Betriebsgruppe ihr 'Signal' (vgl. 30.7.1971, 26.4.1972) mit 4 Seiten DIN A 4 und folgendem Leitartikel heraus:"
WACHSAM SEIN BEIM ANPASSUNGSGESETZ (vgl. **.**.197*,d.Vf.)

Wenn das Kohleanpassungsgesetz angewandt wird, dann werden in den nächsten Jahren viele Kumpels ihren Arbeitsplatz durch erneute Zechenstillegungen verlieren; die Zahlenangaben schwanken: 50 000, 60 000 wurden genannt, wieder halb dementiert, 'genaue Zahlen' will der Wirtschaftsminister nicht nennen, 'um nicht zu erschrecken', so der Minister selbst. Es können also noch mehr sein, die auf die Straße fliegen sollen. Dies werden in erster Linie ältere Kumpels sein. Um Unruhen in der Belegschaft entgegenzuwirken, wurden Richtlinien zur Zahlung von Anpassungsgeld geschaffen, die eine vorgezogene rentenähnliche Leistung für ältere, von Entlassung betroffene Kumpels vorsieht. Diese Leistung wird gewährt, wenn die Entlassung aufgrund einer Stillegung oder Teilstillegung einer Zeche vollzogen wurde.

Schon vor Bekanntwerden dieser Richtlinien (vgl. **.**.197*,d.Vf.) wurden im VB Gneisenau Listen zusammengestellt, in denen alle älteren Kumpels aufgeführt wurden, auf die man dann zu gegebener Zeit zurückgreifen kann.

Nun ist man auf einen Trick gekommen. Es ist bekannt, daß der Bergbau einen hohen Stand an kranken Belegschaftsmitgliedern hat. Das ist die Folge der schweren Tätigkeit im Bergbau, die nicht spurlos am Kumpel vorbeigeht. Von Krankheit sind aber gerade ältere Kumpels des öfteren betroffen.

Um die Krankenziffern zu senken, will man nun ältere Kumpels, die mehrmals krank waren, über das Anpassungsgeld zum Ausscheiden bringen.

MAN WILL ALSO MIT STAATLICHEN GELDERN IN ERSTER LINIE DAS SCHICHTENBILD VERBESSERN UND DEN KRANKENSTAND SENKEN.

Natürlich: Aus jungen, gesunden Kumpels können die Kohlenbosse den höchsten Profit herausholen. Sind die Kumpels ausgelaugt, körperlich abgewirtschaftet durch die erhöhte Arbeitshetze - dann werden sie wie altes Eisen auf den Schrottplatz geworfen.

DER MOHR HAT SEINE SCHULDIGKEIT GETAN - DER MOHR KANN GEHEN.

So wollen es die Unternehmer.

Daß das nicht nach dem Willen und nach den Profitinteressen der Kohlenbosse geschieht, dazu ist jetzt die Wachsamkeit und die Solidarität aller Kumpels notwendig. Und ein wachsamer, starker Betriebsrat, der die Interessen der Kumpels kämpferisch vertritt und durchsetzt. Auch das muß bei den kommenden Betriebsratswahlen (BRW,d.Vf.) bedacht werden."

Geworben wird für die 'UZ' der DKP, berichtet über:"
DAS MILLIARDENDING DER RAG-BOSSE

Wieder einmal ist die Ruhrkohle AG pleite. Und wieder einmal sollen mit Milliarden Mark die Profite der Aktionäre gesichert und erhöht werden. AUF KOSTEN DER STEUERZAHLER, auf unsere Kosten.

Der NRW-Wirtschaftsminister Riemer (FDP - vgl. **.**.1971,d.Vf.) hat diesen Vorschlag gemacht, rund 2,5 Milliarden Mark soll das kosten. Aber Springers 'Welt' hat ausgerechnet, was diese 'Hilfsaktion' zugunsten der Aktionäre bis 1975 wirklich kostet: 5 MILIARDEN DM. Für neue Stillegungsprämien, für die Zahlung der Forderungen an die Altgesellschaften, für die Finanzierung der Halden, für die Kokskohlebeihilfe und was an Subventionen für die Kohle- und Stahlbosse in diesem Lande noch alles läuft.

Weitere Zechen sollen stillgelegt werden - Riemer selbst hat von rund 50 000 Bergleuten gesprochen, die dadurch ihre Arbeitsplätze verlieren sollen.

Minister Riemer hat gesagt, wenn auch nach diesen Maßnahmen die RAG wieder pleite gehe, müsse ihre Verstaatlichung 'in Erwägung' gezogen werden. WIR FRAGEN: Warum erst verstaatlichen, wenn noch einmal 5 Milliarden Steuergelder verpulvert und über die Stahlindustrie als Profite in die Taschen der Aktionäre geschoben worden sind?

WIR FRAGEN: Warum sollen nur die Schulden verstaatlicht werden und nicht auch die Gewinne, die Gewinne nämlich, die in der Stahlindustrie und in der Energiewirtschaft insgesamt auf Kosten der Kohle gemacht werden?

Die sozialistische Wochenzeitung 'Unsere Zeit' (UZ - vgl. **.*.1972,d.Vf.) hat die Forderungen der DKP formuliert:

'Notwendig ist die Vergesellschaftung aller Konzerne des Stein- und Braunkohlebergbaus, der Atom-, Gas- und Erdölwirtschaft, sowie der Kraftwerke und der Stahlindustrie als größte Kohleabnehmer, weil

- die unsozialen Folgen des Strukturwandels für die Beschäftigten in diesem Bereich nicht nach privatkapitalistischen Gewinnkriterien verhindert werden können;

- zur Sicherung der Energieversorgung zu günstigen Mischpreisen die einzelnen Energieträger aufeinander abgestimmt werden müssen (siehe Heizölpreiserhöhung bei der letzten Kältewelle);

- die technische Entwicklung, besonders bei den Energiearten der Zukunft (Atomstrom) (in AKWs,d.Vf.), einen immer größeren Kapitaleinsatz erfordern, der schon jetzt ohne staatliche Hilfe nicht mehr möglich ist;

- die allein am Profit orientierte privatwirtschaftliche Unternehmensform der Energieträger einer nach volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten sinnvollen Energiepolitik entgegensteht.'

Dabei geht es allerdings nicht schlechthin um 'Vergesellschaftung'. Wenn die Vergesellschaftung tatsächlich zum Nutzen der Bevölkerung, der Arbeiter und Angestellten sein soll, so ist ihre Vorbedingung die volle Mitbestimmung der Belegschaften und Gewerkschaften. Sie wissen am besten, was der Allgemeinheit, den Arbeitern und Angestellten nützt.

Erst wenn diese Mitbestimmung gesichert ist, können die 'goldenen Jahre' für die Kumpels anbrechen, die Minister Arendt bei der Gründung der Ruhrkohle AG (vgl. 1.1.1970,d.Vf.) schon für die 70iger Jahre versprochen hatte, die aber nur für die Bosse von Kohle und Stahl Wirklichkeit wurden."

Entlarvt wird die:"
CDU ALS TASCHENDIEB

Als den Arbeitern und Angestellten der berüchtigte 'Konjunkturzuschlag' (vgl. Lohnsteuervorauszahlung - 10.7.1971,d.Vf.) aus der Tasche gezogen wurde, verpflichtete sich die Regierung, ihn wieder zurückzuzahlen.

Schon das war ein Betrug, denn Zinsen für dieses Zwangssparen werden nicht gegeben, und die Summe ist durch die Preissteigerungen der letzten Zeit entwertet.

Noch frecher ist allerdings die CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Ihr Haushaltsexperte Leicht hat gefordert (vgl. **.*.1972,d.Vf.), die 5,8 Milliarden DM, deren Löwenanteil aus den Lohntüten der Arbeiter und Angestellten stammt, NICHT zurückzuzahlen, sondern damit 'öffentliche Investitionen' zu finanzieren! 'Öffentliche Investitionen' - was soll denn das sein? Rüstungsaufträge, Bauaufträge, Forschungsaufträge, an denen die Konzernbosse wieder ihre Riesenprofite machen!

Mit diesem Vorschlag zum offenen Betrug an Millionen Arbeitern und Angestellten hat die CDU/CSU wieder einmal ihr soziales Mäntelchen, das sie sich immer so gern umhängt, gelüftet.

Übrigens: Wenn irgendwelche Gangster in irgendeiner Bank mit dem Ballermann 100 000 DM klauen, dann werden sie von der Polizei gejagt - zu recht! Aber was geschieht, wenn die CDU/CSU zum Diebstahl auf 5,8 Milliarden ansetzt? NICHTS. Feine Gesellschaft!"

Zu den Betriebsratswahlen (BRW) wird auch ein zentrales Interview mit Ludwig Müller vom Präsidium des Parteivorstandes der DKP (vgl. Jan. 1972) veröffentlicht. Der letzte Artikel behandelt die:"
RATIONALISIERUNG NACH ART DER KOHLENBOSSE

Mit der Errichtung der RAG wurden viele Abteilungen zu zentralen Verwaltungen zusammengefaßt. Eine Menge Angelegenheiten, die sonst im Betrieb erledigt wurden, lassen jetzt in irgendeinem Verwaltungshaus in Dortmund auf sich warten. So zum Beispiel die VERSORGUNG DER KUMPEL UND INVALIDEN MIT HAUSBRANDKOHLE.

Während auf den Zechen Feierschichten wegen Absatzmangels gemacht werden (vgl. 21.1.1972,d.Vf.), muß der Kumpel oft sechs bis acht Wochen auf die ihm zustehenden Kohlen warten, weil das jetzige Verwaltungssystem nicht in der Lage ist, den Kumpel termingerecht zu versorgen.

Vorschläge der Kumpels, wie man dieses System der Hausbrandkohleversorgung verbessern kann, damit der bezug termingerecht verläuft, bleiben in der Hauptverwaltung Dortmund unbeachtet. Die Kohlebosse stört es nicht, wenn der Kumpel, der Kohle zu Tage bringt, in seiner mangelhaft geheizten Wohnung sitzt.

Es drängt sich der Verdacht auf, daß bei diesen Lieferverzögerungen eine gewisse Absicht verfolgt wird. Denn bei diesen Verzögerungen wird mancher Kumpel am Ende des Kohlejahres noch nicht die ihm zustehende Menge erhalten haben; UND DIE NICHT ERHALTENEN HAUSBRANDKOHLEN WERDEN DANN VERFALLEN. Das ganze läuft so auf einen üblen Taschenspielertrick hinaus, mit dem man dem Kumpel die Hausbrandkohle, die ihm laut Tarifvertrag zusteht, streitig macht.

Wir fordern vom Vorstand der Bergbau AG Dortmund, endlich den Hausbrandkohlebezug so zu regeln, daß der Kumpel seinen Hausbrand schneller erhält und nicht als Bergmann - bei wachsenden Haldenbeständen - in einer kalten Wohnung sitzen muß.

Wir fordern, daß den Kumpels, die durch die Schlamperei der Verwaltung bei Ablauf des Kohlejahres nicht die ihnen zustehende Menge erhalten haben, ihre Verlustmenge in Geld ausbezahlt wird, und zwar zu den Preisen berechnet, die sie beim Kohlehändler für Hausbrand bezahlen müssen."
=Signal,Dortmund Feb. 1972

03.04.1972:
Erstmals erscheint eine Ausgabe des 'Roten Schwungrades' - Betriebszeitung der KPD/ML-ZB bei Hoesch Phönix Dortmund (vgl. 20.3.1972, 10.4.1972), in der es u.a. heißt:"
Als im vorigen Jahr die Kollegen von Ford-Köln streikten (IGM-Bereich in NRW - vgl. **.**.1971,d.Vf.) landeten dort BGS Hubschrauber. Hier in Dortmund ist auf dem alten Zechengelände von Gneisenau ein Landeplatz für 5 Kampfhubschrauber gebaut worden. So können Bundesgrenzschutzeinheiten herangeflogen werden, um gegen Arbeiter zu kämpfen.

Diese Maßnahmen der SPD-Regierung dienen dazu die wachsende Kampfkraft, die die Arbeiter besonders in der Metalltarifrunde gezeigt haben, zu UNTERDRÜCKEN."
=Das Rote Schwungrad Schon wieder eine neue Zeitung,Dortmund o.J. (Apr. 1972)

26.04.1972:
Auf der Zeche Gneisenau Dortmund gibt die DKP Betriebsgruppe vermutlich heute ein zweiseitiges Extrablatt ihres 'Signal' (vgl. Feb. 1972, Jan. 1974) mit einem für Dortmund zentralen Text (vgl. 26.4.1972) heraus.
=Signal Extra Verhindert den Sturz der Regierung Brandt-Scheel!,Dortmund o.J. (1972)

12.06.1972:
Anfang dieser Woche erscheinen bei Hoesch Dortmund eine 'Rote Westfalenwalze' (vgl. 22.5.1972, 20.6.1972) der KPD/ML-ZB und KJVD Betriebsgruppe Westfalenhütte und ein 'Rotes Schwungrad' der KPD/ML-ZB Betriebsgruppe Phoenix (vgl. 27.4.1972, 20.6.1972) mit identischem Text:"...
Hier in Dortmund ist auf dem alten Zechengelände Gneisenau ein Landeplatz für 5 Kampfhubschrauber gebaut worden, um einmal gegen streikende Arbeiter vorzugehen. In den Betrieben werden fortschrittliche Kollegen eingeschüchtert, werden schwarze Listen geführt."
=Die Rote Westfalenwalze Freispruch für Klaus Dillmann!,Dortmund o.J. (Juni 1972);
Das Rote Schwungrad Freispruch für Klaus Dillmann!,Dortmund o.J. (Juni 1972)


20.06.1972:
Bei Hoesch Dortmund erscheinen vermutlich heute eine Ausgabe des 'Roten Schwungrades' (vgl. 12.6.1972, 22.6.1972) der KPD/ML-ZB bei Phoenix und der 'Roten Westfalenwalze' (vgl. 12.6.1972, 22.6.1972) bei der Westfalenhütte mit identischem Text. Ausgeführt wird u.a.:"
Ein Streik im Bergbau (IGBE-Bereich,d.Vf.) steht jetzt vor der Tür. Dagegen kann der Bundesgrenzschutz eingesetzt werden. Nach PARAGRAPH 88 STGB wird bestraft, wer 'Unternehmen, die der öffentlichen Versorgung mit... Wärme dienen' lahmlegt. DIE POLIZEI muß also STREIKBRECHER UNTERSTÜTZEN. Wenn sie das nicht schafft, kann also der Bundesgrenzschutz in Aktion treten.

Für diesen Fall haben die Kapitalisten schon längst Vorsorge getroffen, indem sie auf zahlreichen Fabrikgeländen LANDEPLÄTZE für Großhubschrauber gebaut haben, so bei Gneisenau, wo 5 Kampfhubschrauber mit je 100 Mann auf einmal landen können. Ihr wißt auch, daß der Bundesgrenzschutz SCHON LÄNGER ÜBUNGEN zur Zerschlagung von Streiks abhält und daß er z.B. bei der ROTE-PUNKT-DEMONSTRATION IN HANNOVER (in Niedersachsen - vgl. S1*2.1972,d.Vf.) einsatzbereit war."
=Das Rote Schwungrad Kollegen, Genossen! Weg mit dem Vorbeugehaftgesetz, Dortmund o.J. (Juni 1972);
Die Rote Westfalenwalze Kollegen, Genossen! Weg mit dem Vorbeugehaftgesetz, Dortmund o.J. (Juni 1972)


17.07.1972:
In Dortmund erscheint vermutlich in dieser Woche eine 'Jugend-Rutsche' (vgl. 10.7.1972, 14.8.1972) der Jugendbetriebsgruppe Minister Stein/Hardenberg des KJVD der KPD/ML-ZB, in der es u.a. heißt:"
Die Kommunisten werden vors Gericht geschleppt, damit die Geldsäcke in Ruhe weiter auf uns rumtrampeln können, damit wir nicht eines Tages die Kapitalisten und ihrer Schieberstaat in Bonn zum Teufel jagen.

Ähnlich bekam auch kürzlich ein Kollege in der Lehrwerkstatt die 'Demokratie' der Geldsäcke und ihrer Kofferträger zu spüren: weil er offen seine Meinung sagte, wurde er auf Gneisenau ins 'Strafbataillon' versetzt und sollte erst sogar entlassen werden!

Hinter diesem Terror steckt die pure Angst der Kapitalisten, daß uns der Kragen einmal platzt. Sie wissen genau, wie stark wir sind, wenn wir uns einig sind."
=Jugend-Rutsche Bundeswehrwerber in Betrieb und Schulen - Raus!,Dortmund o.J. (Juli 1972)

26.07.1972:
Die Betriebsgruppe Minister Stein Dortmund der KPD/ML-ZB und des KJVD gibt vermutlich heute ihre 'Rutsche' (vgl. 12.7.1972, 14.8.1971) heraus:"...
AUCH HEUTE NOCH: POLIZEIPÜTT

Erst vor wenigen Wochen wurde dem alten Namen wieder volle Ehre gemacht: ein Schlosserlehrling - bereits der dritte Lehrling innerhalb kurzer Zeit - wurde nach Gneisenau abgeschoben. Die JUGEND-RUTSCHE, Zeitung des Kommunistischen Jugendverbandes (KJVD,d.Vf.), berichtete bereits darüber: Der betreffende Lehrling gab beim Ausbilder sein Werkstück ab. Als der das nachmaß, beobachteten einige Lehrlinge, daß er den Meßschieber nicht richtig anhielt. Erbost rannten einige Lehrlinge zum Ausbilder, der aber wollte nur einen empfangen. Der Lehrling sagte dem Ausbilder, der nicht zum ersten mal falsch gemessen hatte, seine Meinung: er solle doch mal einen Meßlehrgang mitmachen, wenn er nicht mal richtig messen könne. Da Lehrlinge für viele Ausbilder keine Menschen sind, mit denen man vernünftig reden kann, sondern Untertanen, die sich grundsätzlich nicht beschweren dürfen, wurde der betreffende am nächsten Arbeitstag von Ausbildungsleiter Niggemann mit den Worten empfangen: was willst du denn hier, du bist doch entlassen! Schließlich wurde die Umversetzung beschlossen wie damals bei den beiden Elektrikerlehrlingen.

Zusammen mit Lehrlingen und Jungarbeitern hat die Jugend-Betriebsgruppe den Kampf aufgenommen gegen derartige Methoden, Kritik zu unterdrücken, gegen diese Ausbilder-Willkür, gegen Ausbilder, die Beschwerden unterdrücken. Viele der Lehrlinge und Jungarbeiter machen jetzt die Erfahrung eines jeden Arbeiters: Nur gemeinsam sind wir stark! Wo einer alleine kämpft, wird er ausgeschaltet.

Die älteren Kumpel sind aufgerufen, diesen Kampf gegen Umversetzung und Meinungsterror zu unterstützen!

GEMEINSAMER KAMPF GEGEN UMVERSETZUNG!
KAMPF DER SPALTERTAKTIK: GEGEN LOHNORDNUNG UND PRÄMIENWILLKÜR!

Kann den Älteren egal sein, was da im Lehrrevier passiert? Kann ihnen egal sein, daß jeder fliegt, der den Mund aufmacht? Warum gelingen denn den Zechenbossen und ihren Leuten in den Revieren immer wieder solche Schläge gegen einzelne? Weil sie fürchten, daß die Kumpels sich zur Wehr setzen und entschlossen für ihre Interessen eintreten, ja. Aber doch auch gerade deshalb, weil wir Kumpel nicht zusammenstehen! Gerade deshalb, weil jeder meint, der andere sei ihm Feind."
=Rutsche Wer gut schmiert - der gut fährt,Dortmund o.J. (Juli 1972)

05.09.1972:
Frühestens heute erscheint die letzte uns vorliegende 'Jugend-Rutsche' (vgl. 28.8.1972) der Jugendbetriebsgruppe Minister Stein/Hardenberg Dortmund des KJVD der KPD/ML-ZB:"
ERFOLGREICHE UNTERSCHRIFTENSAMMLUNG! - JETZT MUSS DIE JUGENDVERSAMMLUNG EINBERUFEN WERDEN!

Die Unterschriftensammlung für die Fortführung der vom Betriebsrat Buck abgebrochenen Jugendversammlung (vgl. 16.8.1972,d.Vf.) war ein wirklicher Erfolg für die Arbeiterjugend von Minister Stein und Hardenberg! 69 gültige wurden abgegeben! Insgesamt waren es 81, davon waren aber 7 doppelt und 5 waren von Gneisenau-Kollegen, die spontan die Unterschriftensammlung unterstützten, als sie von den Vorfällen bei der Jugendversammlung und den Forderungen der Jugendlichen hörten."
=Jugend-Rutsche Erfolgreiche Unterschriftensammlung!,Dortmund o.J. (Sept. 1972)

24.11.1972:
Heute findet in Dortmund eine erweiterte Kreisvorstandssitzung der DKP statt, zu der eingeladen wurde am 20.11.1972. Vermutlich von dieser Sitzung lag uns eine handschriftliche Teilnehmerliste vor. Es war u.a. vertreten die Betriebsgruppe Gneisenau.
=DKP Dortmund:Erweiterte Kreisvorstandssitzung,Dortmund o.J. (1972)

Dezember 1972:
Ein Extrablatt der 'Schlag zu' - Betriebszeitung der KPD/ML-ZK für die Zeche Hansa Dortmund (vgl. 2.5.1973) erscheint. Ein Artikel lautet:
"KAMPF DEN ZECHENKILLERN

Die Zulieferer und Reparaturwerkstatt von Victor Ickern in Castrop-Rauxel wird dichtgemacht. 140 Arbeiter und Angestellte liegen auf der Straße. Und bald kommen die nächsten dran: 1973 sollen Scharnhorst (in Dortmund,d.Vf.) und Viktoria 1/2 (in Marl,d.Vf*) stillgelegt werden. 'Wir lassen den Bergbau nicht im Stich', hat Wirtschaftsminister Schmidt (SPD,d.Vf.) gesagt. Aber lang lang ist's her - nämlich kurz vor den Wahlen (BTW - vgl. 19.11.1972,d.Vf.) wars. Und Adolf Schmidt hatte groß erzählt: 'Wir haben sein Wort'. Jetzt ist auch er plötzlich still geworden. Genau wie die Verräter in den Betriebsräten. Kein Wort zum Beispiel vom Betriebsratsvorsitzenden Schurian von Gneisenau (in Dortmund,d.Vf.) zu den Stillegungsplänen. Stattdessen der große 'Erfolg': die Berufskleidung von 200 Kumpels wird jetzt auf der Zeche gewaschen. Wenn einer bald keine Berufskleidung mehr hat, weil er geflogen ist, dann hat er halt Pech gehabt.)"
=Schlag zu Extrablatt Schluß mit den unbezahlten Überstunden!,Dortmund 1972

Januar 1973:
Die IGBE (vgl. 1.1.1973) berichtet von der Stillegung der Zeche Victor-Ickern in Castrop-Rauxel. Die aufzunehmenden Zechen für die Verlegung sollen sein: Gneisenau, Hansa, Minister Stein (alle Dortmund), Achenbach (Lünen), Waltrop und Haus Aden (Oberaden).
=Einheit Nr.1,Bochum 1.1.1973,S.5

29.09.1973:
Die Branchenzelle Bergbau der Ortsaufbaugruppe Dortmund des KBW (vgl. 15.10.1973) berichtet:"
50 ARBEITSUNFÄLLE PRO SCHICHT

Am 29. September versammelten sich im Stadtrestaurant 360 Betriebsräte, Arbeitsdirektoren, Sicherheitsbeauftragte und Vertreter der Bergbaubehörde, um gemeinsam festzustellen, daß diese Unfallbilanz erschütternd sei. Was in ihren Augen bei der Statistik so erschütternd ist, erläuterte Dr. Schrumpf (Bergbau AG): 'Eine hohe Produktion ist nicht rentabel, wenn sie auf Kosten der Sicherheit geht.' Die vielen Unfälle kratzen die Kapitalisten also nur, weil dadurch die Profite sinken, ob die Arbeiter zu Krüppeln werden, oder die Frau Witwe und die Kinder plötzlich Waisen sind, ist den Herren wohl egal.

So wurde denn auch auf der Konferenz herumdiskutiert, daß es ein ausreichendes Arbeitsschutzrecht gäbe, das würde nur nicht immer verwirklicht, und vor allem würden es ja gerade die Arbeiter oft umgehen.

Schaut man sich die Wirklichkeit an, so sieht die Sache allerdings schon ganz anders aus. Entscheidender Grund für die Zunahme der Unfallzahlen ist die steigende Arbeitshetze. Die Profitgier treibt die Kapitalisten dazu, immer kompliziertere Maschinen einzusetzen und immer höhere Schichtleistungen zu verlangen. Ob in der Förderung oder in der Reparaturkolonne, die Meister treiben zu ständig höheren Leistungen an. Und die Preistreiberei der Kapitalisten auf dem Weltmarkt zwang viele Kumpel bei Hansa im letzten Sommer bis zu 38 Schichten pro Monat zu schieben, damit sie den notwendigen Lohn erhielten.

Akkord, Nachtarbeit, Panzerschichten und Überstunden - daß sind die entscheidenden Ursachen für viele Arbeitsunfälle. Wenn der Kumpel Akkord und Überstunden schieben muß, hat er kaum noch Zeit, um die alle Unfallverhütungsvorschriften zu beachten. Dann bringt er nicht genug Profit, so wird der Kumpel abgebaut. Aber das sind nicht alle Gründe. Immer wieder passieren Unfälle, weil die Kapitalisten die Produktionsanlagen nicht genügend sichern. Der tödliche Unfall auf Minister Stein (wir berichteten im letzten 'Roten Kumpel') ist nur ein Beispiel dafür. Viele Unfälle sind in den vergangenen Jahren durch Gasbildung und Wassereinbrüche passiert.

Aber die Ergebnisse der aufwendigen Untersuchung über die Grubensicherheit werden meist viel zu spät in die Praxis umgesetzt. Ob im Saargebiet in Lengerich, auf Gneisenau oder zuletzt in Hamm - die Gründe des Unglücks wurden nie genau genannt. Denn dann wäre sicher offenkundig geworden, daß zuvor an den Sicherheitsvorkehrungen gespart wurde, um nicht den hohen Profit zu gefährden.

Diese Fragen aber sind bei der Konferenz am 29. natürlich nicht besprochen worden; deshalb traf man sich auch in 'geschlossener Gesellschaft'. Für den Unfallschutz der Arbeiter ist dabei praktisch nichts herausgekommen. Einen besseren Unfallschutz können die Arbeiter nicht von Sitzungen erwarten, auf denen sich die Vertreter der Kapitalisten aus Firmenverwaltung und Staatsapparat treffen. Auch die Anwesenheit von einigen Betriebsräten konnte am Charakter der Konferenz nichts ändern. Die Arbeiter müssen den Unfallschutz selbst erkämpfen; allein der selbständige Kampf der Kumpel wird über alles Gefasel von angeblichen Schutzbestimmungen hinweg entscheidende Änderungen erreichen. Der Kommunistische Bund Westdeutschlands hat zur Sicherung der Arbeitskraft und zum Unfallschutz folgende Forderungen in seinem Programm aufgestellt:
- Beschränkung des Arbeitstages auf 7 Stunden an 5 Wochentagen, Völliges Verbot der Überstundenarbeit,
- Verbot der Akkordarbeit und aller akkordähnlichen Lohnsysteme,
- Verbot der Nacht -und Schichtarbeit in allen Betrieben der Volkswirtschaft, mit Ausnahme jener, in denen aus technischen, von den Gewerkschaftsorganisationen gebilligten Gründen notwendig sind, jedoch unter der Bedingung, daß die Nachtarbeit 4 Stunden nicht übersteigt.
- 8 Wochen bezahlter Urlaub im Jahr.
- Übergabe der Kontrolle über die Sicherheit der Belegschaft und über das betriebliche Gesundheitswesen an den Betriebsrat.
Überbetriebliche Überwachung des Arbeitsschutzes durch die Gewerkschaften und die selbstverwalteten Sozialversicherungen.
Auswahl und Einstellung des gesamten Sicherheits- und Sanitätspersonals ausschließlich durch den Betriebsrat.
Bestreitung der Kosten durch die Kapitalisten.
Nur wenn die Kumpel diese Forderung in ihren Kämpfen gemeinsam durchsetzen, werden grundsätzliche Verbesserungen für den Unfallschutz erzielt.
WEG MIT AKKORD, NACHTARBEIT UND ÜBERSTUNDEN!
KONTROLLE DES ARBEITSSCHUTZES DURCH DEN BETRIEBSRAT!"
=Roter Kumpel: 50 Arbeitsunfälle pro Schicht, Dortmund o.J. (1973), S.1f

Januar 1974:
Auf dem Verbundwerk Gneisenau Dortmund gibt die DKP Betriebsgruppe vermutlich im Dezember ihr 'Signal' (vgl. 26.4.1972, Sept. 1975) heraus.
=Signal GRÖBAZ,Dortmund o.J. (1974)

14.01.1974:
Die Branchenzelle Bergbau der OAG Dortmund des KBW (vgl. 18.1.1974) berichtet aus dieser Woche:"
DER DREIFACHE PROFIT DER KOHLEBARONE

Hinter der 'schlechten wirtschaftlichen Lage des Bergbaus' verbirgt sich ein dreifacher Profit der Kohleherren: Erstens erzielt die RAG große Profite durch die gesteigerte Arbeitsleistung der Bergarbeiter (pro Mann und Schicht wurde die Arbeitsleistung von 1969 bis 1973 von 3, 3, auf 4, 0 t. gesteigert).

Zweitens kassierten die Kohlebarone für jede stillgelegte Zeche hohe Prämien. Für die Stillegung der Zeche Bismarck wurde beispielsweise 140 Millionen gezahlt. Drittens erhalten die Kapitalisten Unsummen durch den Verkauf von Abbaurechten der Kohlevorräte bereits stillgelegter Zechen.

Diese Profitschneiderei auf Kosten der Bergarbeiter wurde in dieser Woche am Beispiel der Zeche Viktoria 1/2 in Lünen deutlich. Viktoria 1/2 ist Anfang der 60er Jahre stillgelegt worden. Die Harpener Bergbau AG erhielt die Stillegungsgelder. Die reichen Kohlevorräte der Zeche blieben allerdings in ihrem Besitz. Sie wurden auch nicht in die neugegründete Ruhrkohle AG eingebracht. Jetzt plant die Bergbau AG Dortmund mit dem Verbundwerk Gneisenau den Abbau der Kohlevorräte von Viktoria wiederaufzunehmen. Dafür muß sie nun der Harpener Bergbau AG eine sogenannte Option zahlen. Die Harpener Bergbau AG verdient damit ein Drittes Mal an der Zeche Viktoria."
=Roter Kumpel,Dortmund 18.1.1974,S.2

15.07.1974:
In der Kokerei des Verbundwerks Gneisenau in Dortmund-Derne kommt es, laut KPD, vermutlich in dieser Woche zu einer Explosion.
=Rote Fahne Nr.30,Dortmund 24.7.1974

Oktober 1974:
Für den KBW Dortmund berichtet T. K. vermutlich aus dem Oktober:"
BERGBAU: SPARSAMKEIT FÜR AKTIONÄRE BRINGT ERHÖHTE UNFALLGEFAHR

Das Baufeld Scharnhorst, im Verbund mit dem Verbundwerk Gneisenau, soll bis Mitte 1975 ausgesetzt werden. Ursprünglich sollte Scharnhorst Ende 1974 dicht gemacht werden. Auf der vorletzten Belegschaftsversammlung (BV - vgl. **.*.1974,d.Vf.) von Gneisenau, sprach auch ein Kumpel die Strecke, die Scharnhorst mit Gneisenau verbindet, an. Der Stand der Strecke ist lebensgefährlich, die Weichen klemmen und die Schienen sind oft stark verbogen. Die Geschäftsleitung argumentierte: Scharnhorst wird bald dicht gemacht werden, was lohnen sich da noch Investitionen, sprich, für den Bergmann unter Tage lebensnotwendige Reparaturen. Jetzt, wo Scharnhorst weiter offen bleiben soll (ein halbes Jahr), wird die Strecke auch nicht repariert. Begründung: Scharnhorst wird in einem halben Jahr sowieso dicht gemacht. Für die RAG ist das eine Reparatur, die viel Geld verschlingt und an der sie kein Interesse hat, wie sollte sie auch, denn die RAG-Aktionäre müssen ja auch nicht in der Strecke arbeiten.

Für die Kumpels ist das eine lebensnotwendige Sache. Für sie bedeutet das Nichtreparieren der Strecke die ständige Gefahr von Entgleisungen unter Tage, die die Kumpels mit Knochenbrüchen und Tod bezahlen müssen. So unterschiedlich sind die Interessen der Arbeiter und der Kapitalisten an Reparaturen und Unfallschutz.

Deswegen muß es heißen:
ÜBERNAHME DES UNFALLSCHUTZES DURCH DIE BELEGSCHAFT, d.h., DURCH DEN BETRIEBSRAT"
=Kommunistische Volkszeitung - Ortsbeilage Dortmund Nr.22,Dortmund o.J. (30.10.1974),S.1

28.10.1974:
Der KBW Dortmund berichtet über sich selbst:"
ORTSAUFBAUGRUPPE DORTMUND DES KOMMUNISTISCHEN BUNDES WESTDEUTSCHLAND DISKUTIERT IHRE AUFGABEN
...
Der Angriff auf die Existenz der Arbeiterfamilien in Form von Umweltbeeinträchtigungen und Abriß von billigen Wohnungen ist sehr groß. In zahlreichen Ortsteilen haben sich die Bewohner zusammengeschlossen, um unabhängig von den bürgerlichen Parteien gegen diese Mißstände vorzugehen. ... In Grevel haben die Anwohner der Kokerei Gneisenau eine Interessengemeinschaft gebildet."
=Kommunistische Volkszeitung - Ortsbeilage Dortmund Nr.22,Dortmund o.J. (30.10.1974),S.2

September 1975:
Auf dem Verbundwerk Gneisenau Dortmund gibt die DKP Betriebsgruppe vermutlich im September ein Extrablatt ihres 'Signal' (vgl. Dez. 1973) zum 'UZ'-Pressefest (vgl. 20.9.1975) heraus.
=Signal Extrablatt,Dortmund o.J. (1975)

22.06.1977:
Die SAG gibt vermutlich heute ihre 'Sozialistische Arbeiterzeitung', vermutlich die Nr.25 (vgl. 8.6.1977, 6.7.1977) heraus. Aus NRW wird berichtet von der Zeche Gneisenau in Dortmund-Derne.
=Sozialistische Arbeiterzeitung o.Nr.(25),Frankfurt o.J. (1977)

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