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Werne

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 21.10.2006


Materiallage

Örtliches Material aus Werne lag uns nur von der DKP und ihrer SDAJ vor.


Die Organisationen

Neben der IGBE und der DKP Werne tritt vor allem die Proletarische Linke Hamm des KBW auf, am Ende gar auch noch AB und KB.


Wichtige Themen und Ereignisse

Die Zeche Werne fällt der Ruhrkohle AG anheim (vgl. 1.12.1969), die DKP ist offenbar am Ort u.a. in der Antifa-Arbeit aktiv (vgl. 22.8.1970).

Für die RAG ist die Zeche Werne 1971 noch verlockend genug (vgl. 1.7.1971), auch 1972 wird noch nichts von einer Stillegung berichtet (vgl. 12.7.1972), sondern friedlich der IGBE-Kongreß vorbereitet (vgl. 24.9.1972).

Dieses Bild ändert sich schlagwetterartig Ende 1973 (vgl. Nov. 1973). Der Zeche Werne scheint es nun der Attraktivität für die RAG zu ermangeln, der Betriebsrat kommt der Proletarischen Linken Hamm wenig kämpferisch vor, die ihr befreundeten ML Dortmund erhellen sowohl das landesweite Ausmaß der Zechenstillegungen der RAG (vgl. 7.11.1973), wobei vor allem der Kreis Unna betroffen ist, als auch die Gründe für die Schließung von Werne, die mangelnde Schichtleistung (vgl. 7.11.1973). Sowohl ML Dortmund als auch PL Hamm nehmen vermutlich an der Demonstration gegen die Stillegung, u.a. der Zeche Werne teil (vgl. 16.11.1973), die aber nur verzögert (vgl. 30.12.1974), aber nicht nachhaltig verhindert werden kann (vgl. 3.3.1976).

Die bisher offenbar örtlich nicht sonderlich aktive DKP beginnt mit einer Arbeit im Jugendbereich (vgl. Feb. 1974, März 1974), die sich bald auch der Chilesolidarität widmet (vgl. Mai 1974), wobei die Existenz weiterer Jugendorganisationen in Werne offenbar wird. Nach einer Party (vgl. 25.5.1974), setzt sich die DKP, vermutlich im trauten Verein mit den Freunden aus dem Chilekomitee Werne, offenbar erfolgreich für dauerhaftere Jugendfreuden ein (vgl. 15.1.1975, März 1975), versucht sich aber offenbar erfolglos im Dominanzgehabe gegen norddeutsche und südbayrische Maoisten (vgl. 17.9.1977).


Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

01.12.1969:  Die IGBE gibt am 15.12.1969 die Betriebsdirektoren für Personal- und Sozialfragen (PS) der RAG bekannt:
GRUPPE VII Bergbau AG Westfalen:
... Werne: Karl Tytko".
=Einheit Nr.24,Bochum 15.12.1969

22.08.1970:  Die DKP gibt die Nr.34 des Regionalteils NRW ihrer 'Unsere Zeit' (UZ - vgl. 15.8.1970, 29.8.1970) heraus.
Angekündigt werden Busabfahrten zur Antifakundgebung in Stukenbrock am 5.9.1970 u.a. in Werne.
=Unsere Zeit - Ausgabe NRW Nr.34,Essen 22.8.1970

01.07.1971:  Laut IGBE (vgl. 1.7.1971) findet eine Sitzung des Aufsichtsrats (AR) der RAG statt, auf der auch Fragen "des sogenannten Anpassungsprogramms beraten werden" sollen.
Die IGBE berichtet auch:"
RUHRKOHLE AG LEGT SIEBEN ZECHEN STILL
2 MILLIARDEN FÜR INVESTITIONEN NOTWENDIG
...
Die vom Aufsichtsrat der Ruhrkohle AG beschlossenen Konzentrations- und Anpassungsmaßnahmen sehen vor:

1. Verlagerung von 7,5 bis 9,5 Millionen t. Jahresförderung bis 1975/1976 auf die ertragsstärksten Zechen. Es sind dies die Schachtanlagen ... Werne".
=Einheit Nr.13 und 14,Bochum 1.7.1971 bzw. 15.7.1971,S.1 bzw. S.1ff

12.07.1972:  Die Nr.45 des 'KND' der KPD/ML-ZB und des KJVD (vgl. 5.7.1972, 19.7.1972) erscheint. U.a. wird eingegangen auf die Zeche Werne der Ruhrkohle AG (RAG - IGBE-Bereich).
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.45,Bochum 12.7.1972

24.09.1972:  Laut IGBE (vgl. 15.12.1971, 15.5.1972) soll heute in Hannover ihr 10. Gewerkschaftskongreß (vgl. 30.9.1971) beginnen (vgl. 3.1.1972), der am 28.9.1972 abgeschlossen sein soll. Anträge werden auch in Werne formuliert bzw. unterstützt.
=Einheit Nr.24, 10, 15 und 19,Bochum 15.12.1971, 15.5.1972, 1.8.1972 bzw. 1.10.1972,S.1, S.3, S.4 und 6ff bzw. S.1ff

November 1973:  Vermutlich und auch laut einer handschriftlichen Datierung wird im November innerhalb der Ortsaufbaugruppe (OAG) Hamm des KBW das auszugsweise wiedergegebene Papier verfasst:"
Vorüberlegungen für eine Politik der Zellen des KBW im Bergbau zu den Stillegungen
...
Zum konkreten Eingreifen der Ortsaufbaugruppe Hamm in die Kämpfe gegen die Stillegungen

I. AUSGANGSPOSITION

Zwei Zechen in unserem Umkreis sind von den Stillegungen betroffen, Monopol in Bergkamen und Zeche Werne. Sie gehören zum selben Bereich der Ruhrkohle wie Radbod.
...
b) Bei der Zeche Werne (eine Bergwerksdirektion mit Radbod) ist es dem Betriebsrat bisher gelungen, den Kampf herunterzuspielen. Genaue Untersuchungsarbeit über die Stimmung der Kollegen fehlt allerdings noch.

c) Die OAG-Hamm arbeitet nur in einer Zeche organisiert (Radbod) und ist bei Monopol (in Kamen,d.Vf.) und Werne bisher in keiner Form aufgetreten. Bei Zeche Sachsen und Heinrich Robert hat die PL zu verschiedenen Anlässen (1. Mai, Bergbautarifrunde (BETR,d.Vf.)) Flugblätter verteilt.

II. Für die OAG Hamm stellt sich nun die Aufgabe, in diese Kämpfe organisiert einzugreifen.

Grundlage dieses Eingreifens muß der Punkt sein, an dem wir selbst arbeiten, also die Kollektivarbeit bei Radbod. Denn zum einen treten wir den Kämpfenden nicht als Kommentatoren ihres Kampfes gegenüber, sondern müssen uns als der Teil erweisen, der den Kampf selbst am entschiedensten vorantreibt, zum anderen kann der Kampf nicht organisiert werden allein auf der Gewerkschaftsebene, weil wir nicht als radikale Gewerkschafter auftreten, sondern als Kommunisten, die auf der Grundlage ihrer Betriebsarbeit in den Gewerkschaften den Kampf entfalten. Hier gilt es nun zu beachten, daß der überwiegende Teil der Werne-Arbeiter nach Heinrich-Robert verlegt wird, eine Zeche also, die im direkten Arbeitsbereich unserer OAG liegt. Daher muß die Arbeit in Werne von vornherein ausgerichtet werden auf die direkte Organisierung. Das darf nun keineswegs zu übereiltem Gründungsfieber und Zersplitterung der Kräfte führen. Unsere Arbeit soll ausgerichtet sein auf die Herausschälung eines Kerns, der die Grundlage für eine spätere Betriebszelle bei Heinrich-Robert sein wird."
=N.N. (KBW-OAG Hamm):Vorüberlegungen für eine Politik der Zellen des KBW im Bergbau zu den Stillegungen,o.O. (Hamm) o.J. (1973)

07.11.1973:  Die Branchenzelle Bergbau der KBW OAG Dortmund (vgl. 16.11.1973) berichtet von Zechenstillegungen (vgl. 24.11.1973):"
WAS AUF DEN ANDEREN ZECHEN LOS IST

Außer der Zeche Hansa sollen noch weitere Zechen von der RAG dichtgemacht werden. Auf Monopol in Kamen sind davon 3 200 Kumpel betroffen, 1 900 in Werne und 2 700 auf Fr. Thyssen 2/5 in Duisburg, das sind insgesamt 11 000 Kumpel."

Berichtet wird auch durch die KPD (vgl. 14.11.1973) und durch die DKP Betriebsgruppe Hansa Dortmund (vgl. Dez. 1973).
=Roter Kumpel, Dortmund 16.11.1973,S.2;
Rote Fahne Nr.46,Dortmund 14.11.1973;
DKP Betriebsgruppe Hansa:Informationen Stillegungsbeschluß zurücknehmen!,Dortmund Dez. 1973,S.1


07.11.1973:  Die Branchenzelle Bergbau der KBW OAG Dortmund (vgl. 16.11.1973) berichtet von Zechenstillegungen:"
Thyssen und Werne sollen stillgelegt werden, weil die Schichtleistung nicht ausreichend sei (3,6 t. bzw. 3, 9 t. pro Mann und Schicht). Die Durchschnittsleistung bei der RAG liegt bei 4,2 t. Aus diesem Grund war Minister Stein schon einmal in der Stillegungsdiskussion. Beide Zechen liefern auch nicht so gute Kohle. Aber alle diese Argumente zeigen nur, daß es der RAG um ihren Profit geht. Und der bei einer Zeche nicht reicht, verlieren die Kumpels ihre Arbeitsplätze.

Die Stillegungsgründe der RAG sind einzig und allein an ihrem Profit orientiert. Die Reaktion der Kumpel von Monopol ist die einzig richtige Antwort: Mit allen Mitteln gegen die Stillegung kämpfen."

Berichtet wird auch durch die KPD (vgl. 14.11.1973).
=Roter Kumpel, Dortmund 16.11.1973,S.2;
Rote Fahne Nr.46,Dortmund 14.11.1973

16.11.1973:  Der 'Rote Kumpel' - Branchenzeitung des KBW für die Kumpel der Bergbau AG Dortmund (vgl. 29.10.1973, 28.11.1973) erscheint mit 4 Seiten DIN A4 und ruft zur Demonstration gegen die Zechenstillegung in Kamen (vgl. 7.11.1973, 18.11.1973) auf:"
...
BETROFFENE STÄDTE PROTESTIEREN

Durch die Stillegung der vier Zechen sind nicht nur die Kumpel betroffen, sondern die ganze Umgebung. So sind die drei Orte Kamen, Bergkamen und Werne ihrer wichtigsten Industrie und Einnahmequelle beraubt. Zum Beispiel ist vorauszusehen, daß ein Teil des Einzelhandels mit der Schließung pleite gehen wird.

Deswegen protestieren auch die Bürgermeister der drei Städte gegen die Stillegung; es ist aber nicht so sicher, ob es ihnen nicht mehr um die Gewerbesteuereinnahmen geht als um die Kumpel... Der Bürgermeister von Kamen meinte:
'Es ist geradezu makaber, wenn die RAG davon spricht, daß die Stillegung ohne regionalwirtschaftliche Schwierigkeiten abgewickelt werden kann.'"
=Roter Kumpel,Dortmund 16.11.1973

Der RFFK Kamen berichtet u.a. aus der näheren Umgebung von der Zeche Werne.
=Rote Fahne Nr.3,Dortmund 16.1.1974

Februar 1974:  In Werne führt die Schülerunion (SU) der CDU, laut DKP, eine Veranstaltung durch, zu der aber neben Mitgliedern der Jungen Union (JU) auch Mitglieder der DKP und des Club Courage (CC) erscheinen.
=DKP Schüler- und Lehrlingsinfo,Werne o.J. (1974)

März 1974:  In Werne erscheint vermutlich im März das 'DKP Schüler- und Lehrlingsinfo' (vgl. Mai 1974), in dem u.a. über Chile, die Schülerunion (SU) Werne der CDU (vgl. Feb. 1974) und die VDS-Demonstration (vgl. 24.1.1974) berichtet wird.
=DKP Schüler- und Lehrlingsinfo,Werne o.J. (1974)

Mai 1974:  In Werne erscheint das 'DKP Schüler- und Lehrlingsinfo' (vgl. März 1974, März 1975), in dem aufgerufen wird zur eigenen Veranstaltung (vgl. 25.5.1974) und über die Gründung des Chilekomitees Werne berichtet wird, an dem sich junge DKPler, die Jusos der SPD, die Judos der FDP, der Club Courage (CC) und die Naturfreundejugend (NFJ) Selm beteiligen.
=DKP Schüler- und Lehrlingsinfo,Werne Mai 1974

25.05.1974:  In Werne will die DKP eine Jugendfete 'Roter Rummel' durchführen.
=DKP Schüler- und Lehrlingsinfo,Werne Mai 1974

30.12.1974:  Der KBW (v gl. 9.1.1975) berichtet vermutlich aus dieser Woche, daß sich die KBW Zelle Minister Stein in Dortmund in einem Flugblatt gegen Stillegungsbeschlüsse der Zechen Werne, Thyssen in Duisburg, Hansa in Dortmund und Monopol in Kamen wendet.
=Kommunistische Volkszeitung Nr.1,Mannheim 9.1.1975,S.4

15.01.1975:  In Werne wird, laut DKP, das Jugendcafe eingeweiht, wobei es sich um ein Jugendzentrum (JZ) handelt.
=DKP Schüler- und Lehrlingsinfo,Werne o.J. (1975)

März 1975:  In Werne erscheint vermutlich im März das 'DKP Schüler- und Lehrlingsinfo' (vgl. Mai 1974) in dem u.a. auf das Jugendzentrum (JZ) bzw. Jugendcafe (vgl. 15.1.1975) sowie die Lorenzentführung (vgl. 27.2.1975) eingegangen wird.
=DKP Schüler- und Lehrlingsinfo,Werne o.J. (1975)

03.03.1976:  Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' (RF) Nr.9 (vgl. 3.3.1976, 10.3.1976) heraus und berichtet aus dem IGBE-Bereich von der Zeche Sachsen in Hamm-Heessen (vgl. 23.2.1976), wobei auch die z.T. schon länger stillgelegten Zechen u.a. in Werne erwähnt werden.
=Rote Fahne Nr.9,Köln 3.3.1976

17.09.1977:  In Werne soll, laut AB, eine Demonstration für ein Jugendzentrum (JZ) stattfinden, zu der die SDAJ der DKP und zwei Jugendclubs sowie Gruppen aus den umliegenden Orten aufriefen. Weil der AB seine 'Kommunistische Arbeiterzeitung' (KAZ) verkauft habe die SDAJ die Demonstration abgesagt. Der KB wolle nun die SDAJ aus der JZ-Initiative rausschmeißen.
=Kommunistische Arbeiterzeitung Nr.122,München 4.10.1977

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