Januar 1990:
In Bielefeld erscheint für Januar/Februar die Nr. 6 der Zeitung "Barrio" aus der autonomen Bewegung.
Mündlich und in Leserbriefen wird an "Barrio" kritisiert, dass sie weniger eine Stadtteil- denn eine Scenezeitung sei bzw. dass sie gar kein Konzept habe. Im "Vorwort" erklären die Redaktionsfrauen u. a.: "Nach Erscheinen der letzten Barrio haben wir Redaktionsfrauen beschlossen, aus der Barrio auszusteigen, was teilweise mit der genannten Kritik im Zusammenhang steht: es gab und gibt kein Konzept für die Zeitung - und erst recht kein Konzept für die Zeitung, da es eine inhaltliche Auseinandersetzung aller Barriofrauen-und Männer nie gab-und eine Frauenredaktion nicht mehr möglich ist. (…) Weiter ist es eine zweifelhafte Sache, eine Zeitung mit Männern zu machen, mit denen wir sonst kaum (noch) etwas zu tun haben. Ein letzter Punkt in der Entscheidung ist, dass wir kein gemeinsames Konzept wollen, in dem die Auseinandersetzungen zwischen uns (Männer und Frauen) zur Nebensache werden. (…) Trotzdem würden wir gerne weiter Zeitung machen".
Artikel der Ausgabe sind:
- "Stand der Dinge in der Hütte", über den Trägerverein der Hütte und einen Brief, der aussagt, dass "wir die Hütte innerhalb von 2 Wochen, d. h. bis zum 22. Januar selbst abreißen müssen, über einen Widerspruch dagegen und den Wiedereintritt in den 'Bauantrag'
- "Leserzuschrift", über Barrio und den Artikel 'Wir sind Frauen, wir sind viele, wir haben die Schnauze voll'
- "Psychiatrisierung der Gesellschaft. Psychiatrie ist Folter", über Gefühle, Gedanken, Frauen und Männer, Psychopharmaka, Entmündigungen usw.
- "Hausbesetzung", über Hausbesetzungen in Göttingen, Minden, Wiesbaden und Bielefeld
- "Hausbesetzung in Bielefeld", über die Besetzung der Kreuzstraße 34
- "Alltäglicher Sexismus? Oder wo ist die Grenze?", über einen Porno in der AJZ-Kinogruppe und die Diskussion darüber
- "Interview mit Antifaschisten aus Ostberlin", über ein Antifa-Gruppe, die seit dem April 1989 in Ost-Berlin existiert
- "Antifa Göttingen", über einen Polizeieinsatz, bei dem Conny Wissmann am 17.11.1989 zu Tode kam
- "Antifa Bielefeld", über Neofaschisten in Bielefeld
- "Kurdistan-Information", über die Kriminalisierung gegen kurdische Organisationen
- "Prozessberichte", über Prozesse gegen Kurdinnen und die Forderung nach "Einstellung des Verfahrens gegen 18 Kurdinnen und für die Änderung der Haftbedingungen
- "Keine Wahl?, über die Landtagswahlen am 13.5., den Parlamentarismus, Boykott der Wahlen, 'rot-grün',
- "Frauenglück", über das Bundesfamilienministerium und Werbung für Kinder
- "Vater werden ist nicht schwer", über einen Beitrag der Männergruppe
- "Antifa-West/Bürgerinitiative Bürgerwache e. V.", über 'Frei(e)räume für freie Gruppen, die u. a. fordern: "Sofortige Bewilligung des Raumes für die Antifa-West in der Bürgerwache"
- "Da wurde das Grammophon angekurbelt und 'Völker hört die Signale…", über den Antifa-Selbstschutz im Stadtteil Kampfhof 1932
- "Diskussion um 'Projekt Arthur", über die Gewaltfrage
- "Wir kämpfen gegen die Israelis, weil sie unser Land rauben und wir einen eigenen Staat wollen", über einen Dokumentarfilm von Gordian Troeller
- "Termine"
Berichtet wird über eine "Presseerklärung des 'Gesundheitsladens e. V.' vom Januar 1990 zur "Kamphofhütte", über die 'Bielefelder Selbsthilfe e. V.', die gegen die "Berichterstattung über die Kamphofhütte und den Ratsbeschluss zur Versiegelung der Kampfhofhütte" agitiert.
Geworben wird für J. Meynert/A. Klönne: "Verdrängte Geschichte. Verfolgung und Vernichtung in Ostwestfalen 1933-1945".
Q: Barrio, Jg. 3, Nr. 6, Bielefeld, Januar/Februar 1990.